In den letzten Jahren ist die Zahl der Psychologiestudierenden in Deutschland stark gestiegen. Trotz dieses Trends muss ich im Rahmen meines Studiums beobachten, dass die Teilnahme an Vorlesungen und Seminaren auffallend gering bleibt, was ein paradoxes Bild für ein gesellschaftlich hoch angesehenes Fach zeichnet. Dieses Essay untersucht, welche gesellschaftlichen, strukturellen Faktoren zu dieser Entwicklung beitragen.
Das Essay beleuchtet zunächst den Einfluss neoliberaler Werte wie Effizienzdenken und Individualismus auf die Motivation von Psychologiestudierenden. Es wird diskutiert, ob narzisstische Tendenzen in der Gesellschaft die Studienwahl und die geringe Teilnahme an Seminaren beeinflussen. Anschließend wird die Bedeutung der Digitalisierung für die veränderte Wahrnehmung von Bildung analysiert. Abschließend reflektiert der Text die Auswirkungen des modernen Bildungssystems und die daraus resultierende Entfremdung der Studierenden von den Studieninhalten. Der Essay endet mit einem Ausblick auf mögliche Lösungsansätze zur Förderung eines nachhaltigeren und gemeinschaftlicheren Lernens.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mögliche Erklärung 1: Narzisstische Tendenzen
- Mögliche Erklärung 2: Wertewandel in der neoliberalen Gesellschaft
- Mögliche Erklärung 3: Transformation des Bildungssystems
- Schlussfolgerung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die geringe Teilnahmebereitschaft von Psychologiestudierenden an Veranstaltungen ohne Anwesenheitspflicht. Ziel ist es, mögliche gesellschaftliche und strukturelle Gründe hierfür zu erforschen.
- Der Einfluss narzisstischer Tendenzen in der neoliberalen Gesellschaft
- Der Wandel von Werten hin zu Individualismus und Unabhängigkeit
- Die Transformation des Bildungssystems und die Ökonomisierung von Wissen
- Die Bedeutung von intrinsischer Motivation und kollektivem Lernen
- Mögliche Lösungsansätze und Forschungsbedarf
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Der Essay beschreibt die wachsende Beliebtheit des Psychologie-Studiums in Deutschland und stellt das paradoxe Phänomen der geringen Teilnahme an freiwilligen Veranstaltungen fest. Die Autorin schildert ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen und kündigt an, mögliche gesellschaftliche Faktoren zu untersuchen, die zu diesem Verhalten beitragen könnten. Die hohe Wertschätzung des Faches im gesellschaftlichen Kontext steht im Kontrast zur geringen Beteiligung der Studierenden im Studium selbst.
Mögliche Erklärung 1: Narzisstische Tendenzen: Dieser Abschnitt untersucht die Hypothese, dass zunehmende narzisstische Tendenzen in der neoliberalen Gesellschaft die geringe Teilnahme an Veranstaltungen beeinflussen. Er bezieht sich auf die Arbeiten von Maaz (2012) und Reckwitz (2017), die den Zusammenhang zwischen neoliberaler Lebensweise, Egozentrismus und Narzissmus beleuchten. Die Autorin argumentiert, dass das Psychologiestudium für einige Studierende attraktiv sein könnte, weil es die Möglichkeit bietet, sich als empathisch und kompetent darzustellen. Jedoch wird der Fokus möglicherweise mehr auf Selbstdarstellung und Prestige gelegt, anstatt auf tiefes Verständnis des Stoffes. Der Abschnitt beleuchtet auch widersprüchliche Forschungsergebnisse zum Narzissmus in neoliberalen versus östlichen Gesellschaften und betont die Notwendigkeit weiterer Forschung.
Mögliche Erklärung 2: Wertewandel in der neoliberalen Gesellschaft: Hier wird die These vertreten, dass der Wertewandel hin zu Individualismus und Unabhängigkeit in der neoliberalen Gesellschaft (Reckwitz, 2017; Summer, 2015) die geringe Teilnahme mitbeeinflusst. Die leichte Verfügbarkeit von Informationen im Internet könnte dazu führen, dass Studierende die Bedeutung von aktivem Austausch und tiefgehender Auseinandersetzung mit dem Studienstoff unterschätzen. Der Abschnitt hebt die Wichtigkeit von Seminaren für die Entwicklung von kritischem Denken und professionellen Kompetenzen hervor und kritisiert die Tendenz zur Vernachlässigung dieser Aspekte. Im Gegensatz dazu wird das anhaltende Engagement im Ehrenamt als möglicher Widerspruch zu dieser These genannt.
Mögliche Erklärung 3: Transformation des Bildungssystems: Dieser Teil untersucht den Einfluss des modernen Bildungssystems und dessen Fokus auf Leistungsnachweise (Credit Points) auf die Motivation und Teilnahme der Studierenden. Die Autorin argumentiert, dass Studieninhalte unter utilitaristischen Gesichtspunkten ökonomisiert werden und die Teilnahme an Seminaren als notwendiges Übel zum Scheinerwerb gesehen wird. Der Leistungsdruck und die ständige Selbstoptimierung führen möglicherweise zu mentaler Erschöpfung und einer Entfremdung von den Studieninhalten. Die Studierenden konzentrieren sich auf prüfungsrelevantes Wissen und vernachlässigen die Vertiefung eigener Interessen.
Schlüsselwörter
Psychologiestudium, Teilnahmebereitschaft, Neoliberalismus, Narzissmus, Wertewandel, Individualismus, Bildungssystem, Leistungsdruck, intrinsische Motivation, kollektives Lernen, Engagement, Forschungsbedarf.
Häufig gestellte Fragen
Was untersucht dieser Essay über Psychologiestudierende?
Dieser Essay untersucht die geringe Teilnahmebereitschaft von Psychologiestudierenden an Veranstaltungen ohne Anwesenheitspflicht. Er erforscht mögliche gesellschaftliche und strukturelle Gründe für dieses Phänomen.
Welche Ziele verfolgt der Essay?
Das Ziel ist es, den Einfluss narzisstischer Tendenzen, den Wandel von Werten, die Transformation des Bildungssystems und die Bedeutung von intrinsischer Motivation und kollektivem Lernen auf die Teilnahmebereitschaft von Psychologiestudierenden zu untersuchen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Zu den Themenschwerpunkten gehören:
- Der Einfluss narzisstischer Tendenzen in der neoliberalen Gesellschaft
- Der Wandel von Werten hin zu Individualismus und Unabhängigkeit
- Die Transformation des Bildungssystems und die Ökonomisierung von Wissen
- Die Bedeutung von intrinsischer Motivation und kollektivem Lernen
- Mögliche Lösungsansätze und Forschungsbedarf
Welche Erklärungen werden für die geringe Teilnahmebereitschaft untersucht?
Der Essay untersucht drei mögliche Erklärungen:
- Narzisstische Tendenzen in der neoliberalen Gesellschaft
- Wertewandel hin zu Individualismus und Unabhängigkeit
- Transformation des Bildungssystems und der Fokus auf Leistungsnachweise
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung beschreibt die wachsende Beliebtheit des Psychologie-Studiums und das paradoxe Phänomen der geringen Teilnahme an freiwilligen Veranstaltungen. Die Autorin schildert eigene Erfahrungen und Beobachtungen und kündigt die Untersuchung möglicher gesellschaftlicher Faktoren an.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Narzissmus und geringer Teilnahme untersucht?
Der Essay untersucht die Hypothese, dass zunehmende narzisstische Tendenzen in der neoliberalen Gesellschaft die geringe Teilnahme beeinflussen. Er bezieht sich auf Arbeiten, die den Zusammenhang zwischen neoliberaler Lebensweise, Egozentrismus und Narzissmus beleuchten und argumentiert, dass das Studium zur Selbstdarstellung genutzt werden könnte.
Welche Rolle spielt der Wertewandel in der neoliberalen Gesellschaft?
Der Essay argumentiert, dass der Wertewandel hin zu Individualismus und Unabhängigkeit die geringe Teilnahme mitbeeinflusst. Die leichte Verfügbarkeit von Informationen könnte dazu führen, dass Studierende die Bedeutung von aktivem Austausch und tiefgehender Auseinandersetzung unterschätzen.
Wie beeinflusst die Transformation des Bildungssystems die Teilnahme?
Der Essay untersucht den Einfluss des modernen Bildungssystems und dessen Fokus auf Leistungsnachweise auf die Motivation und Teilnahme. Studieninhalte werden unter utilitaristischen Gesichtspunkten ökonomisiert und die Teilnahme wird als notwendiges Übel zum Scheinerwerb gesehen.
Welche Schlüsselwörter sind mit dem Essay verbunden?
Zu den Schlüsselwörtern gehören: Psychologiestudium, Teilnahmebereitschaft, Neoliberalismus, Narzissmus, Wertewandel, Individualismus, Bildungssystem, Leistungsdruck, intrinsische Motivation, kollektives Lernen, Engagement, Forschungsbedarf.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2024, Warum die Plätze leer bleiben. Gesellschaftliche Einflüsse auf die Teilnahme im Psychologiestudium, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1524047