Spätestens seitdem Google im Jahr 2005 von US-amerikanischen Autoren- und Verlegerverbänden wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt wurde – der Rechtsspruch zu einem Vergleich ist nach fünf Jahren immer noch ausstehend – wird eine weltweite Diskussion um die Vorgehensweise Googles und die Folgen für Urheberrecht, Verlagswesen und das Kulturgut Buch geführt. Während Google neben der Erschließung neuer Märkte für Autoren und Verlage vor allem gesellschaftliche Werte wie die Demokratisierung des Wissens und die Sicherung kultureller Werte als Antrieb nennt, werfen Verlage und Autoren dem Unternehmen unter anderem vor, sich ohne rechtliche Grundlage am geistigen Eigentum Dritter zu bereichern. Konkurrenten sehen den freien Wettbewerb gefährdet, staatliche Institutionen entdecken Lücken im Urheberrecht und Kritiker wollen verhindern, dass das kulturelle Erbe der Menschheit von einer Unternehmung mit wirtschaftlichen Interessen verwaltet wird. Für Andere hingegen scheint sich der alte Menschheitstraum einer universellen Bibliothek zu erfüllen: »We can provide all the works of humankind to all people of the world. It will be an achievement remembered for all time, like putting a man on the moon. And unlike the librarys of old, which were restricted to the elite, this library would be truly democratic, offering every book to every person.«
Der Streit um Google Books betrifft nicht nur Urheber, Verwerter, Buchhändler, Anwälte, Bibliotheken und Wissenschaftler, sondern jeden, der ein Interesse an der Verteilung von informationen hat – Konsumenten eingeschlossen. Google ist mit seiner Dienstleistung Google Books also in ein komplexes Spannungsfeld eingetreten, in dem es verschiedenste Akteure mit verschiedenen Interessen gibt.
Diese Arbeit hat nicht das Ziel das Vorgehen Googles zu bewerten, sondern es soll vielmehr ein Überblick über das komplexe Spannungsfeld um den Eintritt Googles in das Verlagswesen mit seinen Akteuren und deren Interessen gegeben werden, um so aktuelle Entwicklungen zu beschreiben und mögliche Konsequenzen aufzuzeigen, die durch das Aufeinandertreffen der im klassischen Verlagswesen verfestigten ›analogen‹ (u.a. Wirtschafts-) Logik und der neuen, durch Google Books vertretenen, ›digitalen‹ Logik entstehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitend: Thema und Konzept der Arbeit
- Pierre Bourdieus Feldtheorie als theoretische Basis
- Grundlegende Termini der Feldtheorie
- Terminus >Feld<
- Terminus >Kapital
- Das Feld der kulturellen Produktion
- Grundlegende Termini der Feldtheorie
- Die Logik des klassischen Verlagswesens
- Der Verlag
- Branchenüberblick
- Die Wertschöpfung im klassischen Verlagswesen
- Stationen der Wertschöpfung
- Der Wertschöpfungsprozess als Netz
- Der Verlag im Feld der kulturellen Produktion
- Das Verlagswesen im Wandel der Zeit
- >Google-Economics< oder: die Logik der digitalen Ökonomie
- Das Unternehmen Google
- Geschichte und Zahlen
- Googles Werte und Unternehmenskultur
- Die Dienstleistung Google Books
- Google Books und die digitale Ökonomie
- Google Books und das Feld der kulturellen Produktion
- Das Unternehmen Google
- Google Books und das Feld der Macht
- Das Feld der Macht
- Der Streit um Google Books
- Googles Standpunkt
- Die geschlossenen Vergleiche
- Entitäten und Akteure im Feld der Macht
- Das US-Copyright
- Die US-Kartellbehörde
- Die Open Book Alliance
- Deutsche und europäische Akteure
- Die Konsumenten
- Folgen des Aufeinandertreffens von digitaler Ökonomie u. klassischem Verlagswesen
- Folgen für Google
- Folgen für Verlage
- Folgen für das Buch
- Folgen für Autoren
- Fazit
- QUELLENVERZEICHNIS
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- ANHÄNGE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Transformation des klassischen Verlagswesens durch die Digitalisierung und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen. Im Zentrum steht die Analyse der Dienstleistung >Google Books< und deren Auswirkungen auf das Feld der kulturellen Produktion. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Logik des klassischen Verlagswesens und die Logik der digitalen Ökonomie, die durch Google Books repräsentiert wird, zu vergleichen und die Folgen des Aufeinandertreffens dieser beiden Logiken zu analysieren.
- Die Feldtheorie von Pierre Bourdieu als theoretisches Rahmenwerk
- Die Logik des klassischen Verlagswesens und seine Wertschöpfungskette
- Die digitale Ökonomie und die Logik von Google Books
- Die Auswirkungen von Google Books auf das Feld der Macht und die Akteure im Verlagswesen
- Die Folgen des Aufeinandertreffens von digitaler Ökonomie und klassischem Verlagswesen für verschiedene Akteure
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und stellt das Konzept der Arbeit vor. Es wird die These aufgestellt, dass Google Books eine tiefgreifende Transformation des klassischen Verlagswesens bewirkt. Das zweite Kapitel stellt die Feldtheorie von Pierre Bourdieu als theoretisches Rahmenwerk vor. Es werden die grundlegenden Termini der Feldtheorie erläutert und das Feld der kulturellen Produktion als relevantes Feld für die Analyse des Verlagswesens vorgestellt. Das dritte Kapitel analysiert die Logik des klassischen Verlagswesens. Es werden die verschiedenen Akteure im Verlagswesen, die Wertschöpfungskette und die Rolle des Verlags im Feld der kulturellen Produktion beleuchtet. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Logik der digitalen Ökonomie und dem Unternehmen Google. Es werden die Geschichte und die Werte von Google sowie die Dienstleistung Google Books vorgestellt. Das fünfte Kapitel untersucht die Auswirkungen von Google Books auf das Feld der Macht. Es werden die verschiedenen Akteure im Feld der Macht, die im Streit um Google Books involviert sind, analysiert. Das sechste Kapitel analysiert die Folgen des Aufeinandertreffens von digitaler Ökonomie und klassischem Verlagswesen für verschiedene Akteure. Es werden die Folgen für Google, Verlage, das Buch und Autoren beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das klassische Verlagswesen, die digitale Ökonomie, Google Books, die Feldtheorie von Pierre Bourdieu, das Feld der kulturellen Produktion, die Wertschöpfungskette, die Machtverhältnisse im Verlagswesen, die Folgen der Digitalisierung für das Buch und die verschiedenen Akteure im Verlagswesen.
- Arbeit zitieren
- Michael Wagenhäuser (Autor:in), 2010, Die Transformation des klassischen Verlagswesens durch Google Books, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152419
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