Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Strukturwandel auf Kapitalmärkten
3. Ratingverfahren
3.1. Externes Rating
3.2. Internes Rating
4. Basler Eigenkapitalvereinbarung
4.1. Basel I
4.2. Basel II
4.2.1. Das Säulenkonzept von Basel II
4.2.2. Standardansatz
4.2.3. IRB-Ansatz
5. Alternative Finanzierungsmöglichkeiten
5.1. Faktoring
5.2. Leasing
5.3. Synthetische Verbriefung als Förderinstrument der Kreditanstalt für Wiederaufbau
5.4. Private Equity
6. Kritik an Basel II
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Arbeit zeigt die mögliche Auswirkung der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung Basel II auf den Mittelstand.
Vorab wird in Kapitel 2 ein Überblick über den Strukturwandel auf Kapitalmärkten geschaffen. Es wird gezeigt, wie sich die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland im internationalen Vergleich finanzieren. Des Weiteren wird auf die strukturellen Probleme der Kreditinstitute eingegangen, wobei Themen wie Übernahmen und Filialabbau im Vordergrund stehen.
In Kapitel 3 wird die Berechnung der zukünftigen Ausfallwahrscheinlichkeit der Kreditnehmer mit Hilfe von Ratingverfahren erläutert. Das externe Rating von Ratingagenturen wird mit Hilfe von Ratingskalen durchgeführt und das interne Rating wird dagegen von Kreditinstituten selbst mit Hilfe von qualitativen und quantitativen Faktoren selbst durchgeführt.
Der Kern der Arbeit, die Baseler Eigenkapitalvereinbarung, wird in Kapitel 4 behandelt. Die Entwicklung von Basel I zu Basel II steht hier im Vordergrund. Basel I wurde 1988 von dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht verabschiedet. Kreditinstitute müssen Kredite von Unternehmen pauschal mit 8 % Eigenkapital unterlegen. Dadurch dass eine pauschale Regelung gutes Risikomanagement in Kreditinstituten nicht fördert, sondern durch eine Begrenzung der Geschäftsmöglichkeiten sogar eher benachteiligt, wurde eine neue Eigenkapitalvereinbarung geschaffen. Die neue Eigenkapitalvereinbarung mit dem Namen Basel II beurteilt die Kreditnehmer individuell und somit entsteht eine individuelle Eigenkapital Unterlegung der Kreditinstitute. Basel II beruht auf drei gegenseitig ergänzenden Säulen. Diese Säulen werden in Kapitel 4.2.1. erläutert. Die Eigenkapitalunterlegung kann mit dem Standardansatz oder mit dem IRB-Ansatz berechnet werden. Dabei wird der Standardansatz von Externen Agenturen durchgeführt und der IRB-Ansatz von den Kreditinstituten selbst.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Faktoring, Leasing, synthetische Verbriefungen als Förderinstrument der Kreditanstalt für Wiederaufbau und Privat Equity werden in Kapitel 5 thematisiert.
In Kapitel 6 wird eine Kritik, die auf Ängsten des Mittelstandes beruht, aufgegriffen. Viele kleine und mittelständische Unternehmen befürchten drastische Erhöhungen der Kreditkonditionen. Diese würden negative Folgen wie z.B. weniger Investitionen, noch höherer Arbeitslosigkeit und Hemmung des Wirtschaftswachstums nach sich ziehen. Insbesondere darf dabei nicht vergessen werden, das 99,8 % der Unternehmen zum Mittelstand gehören, 59,5 % des Umsatzes von mittelständischen Unternehmen erwirtschaftet werden, 70,2 % der Arbeitnehmer bei kleinen bis mittelständischen Unternehmen tätig sind, 81,9 % aller Ausbildungsplätze gestellt werden, 64,2 % der Bruttowertschöpfung von kleinen und mittelständischen Unternehmen ausgehen und 51,5 % der gesamtwirtschaftlichen Investitionen von kleinen bis mittelständischen Unternehmen getätigt werden.[1]
2. Strukturwandel auf Kapitalmärkten
Die Globalisierung führt zu Veränderung der Kapitalmärkte. Durch den internationalen Vergleich werden die Märkte transparenter und der Wettbewerb steigt an. Seit der Einführung des Euros entfällt das Währungsrisiko auf den verschiedenen Märkten, wodurch die Kapitalmobilität angestiegen ist. Neue Anlageformen, wie Fonds, Aktien und Anleihen werden zur Erhöhung des Eigenkapitals für Kapitalnehmer interessanter.
Die Bilanzstruktur der kleinen und mittelständischen Unternehmen basiert im internationalen Vergleich, wie Abbildung 1 verdeutlicht, immer noch hauptsächlich auf Bankkrediten.[2]
Abbildung 1: Unternehmensfinanzierungsstruktur im internationalen Vergleich
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Vgl. Tiskens, Christoph; Taista, Gregor (2002).
Die geringe Eigenkapitalquote der kleinen und mittelständischen Unternehmen führen dazu, dass keine anderen Finanzierungswege durch schwache Innovationsfähigkeit und beschränkte Investitionsfähigkeit, möglich sind.
Die aktuelle Situation der Banken wird mit hohen Kosten und fallenden Ergebnissen beschrieben. Die vielen Zweigstellen führen zu hohen Kosten, die die Kreditinstitute durch geringe Zinsspannen und geringe Provisionsergebnisse tragen müssen. Die sinkende Ertragskraft der Kreditinstitute ist ein Indiz für die strukturellen Probleme im deutschen Kreditgewerbe.[3] Das Firmenkundengeschäft macht bei drei von vier Kreditinstituten 20 % der Erträge aus, die allerdings rückläufig sind. Durch die niedrigen Margen, die hohen Risikokosten und die hohen Verwaltungskosten entsteht ein rückläufiges Ergebnis im Firmenkundengeschäft. Die negative Folge davon sind Übernahmen, Fusionen und Filialabbau. Durch die strukturellen Probleme bei Kreditinstituten sind Forderungsausfälle und die damit verbundene Wertberichtigung von den Kreditinstituten noch schwieriger zu tragen. Allein in im Jahr 2005 haben 40.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt. Der Hauptgrund dafür sind die Forderungsausfälle durch zahlungsunfähige Kunden, die die Unternehmen zu Liquiditätsengpässen führen.[4]
Diese negativen Auswirkungen sind die Basis auf der die Basler Eigenkapitalvereinbarung beruht und die Kreditinstitute auffordert ausgegebene Kredite mit Eigenkapital zu unterlegen. Eine strengere Bonitätsanforderung und höhere Risikoprämie an die Kreditnehmer ist die erste Idee in die richtige Richtung. Dabei erhalten Kreditnehmer mit schlechter Bonität eine schlechtere Kondition als Kreditnehmer mit einer guten Bonität und einem geringeren Ausfallrisiko, wodurch eine Zinsspreizung bei der Kreditvergabe entsteht.[5]
3. Ratingverfahren
Ein Rating gibt Auskunft über die zukünftige Fähigkeit eines Schuldners seine Forderungen vollständig und pünktlich zu erfüllen. Dabei wird die Ausfallwahrscheinlichkeit mit Hilfe von Unternehmensanalysen festgestellt.[6]
Die Höhe der Eigenkapitalunterlegung der Kreditinstitute ist abhängig von der Bonitätseinstufung per Rating. Beim Rating werden die zwei Varianten Externes Rating und Internes Rating unterschieden.[7]
Ratings werden auch als Regulierungsinstrument genutzt, um das Ziel der Realisierung eines EU-Finanzbinnenmarktes möglich zu machen. Die Reform der Basler Eigenkapitalvorschriften Basel II ist das Schwerpunkt Projekt dabei und dient als Instrument des internationalen Finanzierungssystems. Dieses Thema wird in Kapitel 4 näher thematisiert und zeigt den Weg der Basler Eigenkapitalvereinbarung. Durch Basel II entsteht mehr Druck auf Unternehmen sich mit dem Thema Rating zu beschäftigen.[8]
Ratingverfahren sind in Deutschland allerdings nicht in dem Umfang verbreitet, wie in anderen Ländern. Der Hauptgrund dafür ist die Finanzierung über Bankkredite, bei denen ein Rating nicht erforderlich ist.[9]
3.1. Externes Rating
Das externe Rating wird von Ratingagenturen durchgeführt, die die Bonität von Unternehmen bewerten. Die bekanntesten Ratingagenturen sind Moody's Investorservice, Standard & Poor's und Fitch, die international tätig sind. Aber auch Mittelstandsagenturen wie Euroratings, URA und R+T sind bekannt.[10] Die Ratingurteile werden in internationalen Skalen, wie Abbildung 2 zeigt, unterschieden.
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[1] Vgl. Ifm, 2006.
[2] Vgl. Siebert, Andreas, 2002, S.10.
[3] Vgl. Stroomann, Dirk, 2003, S. 13 ff.
[4] Vgl. Siebert, Andreas, 2002, S. 10.
[5] Vgl. Siebert, Andreas, 2002, S. 18 - 20.
[6] Kley, Christoph, 2003, S. 52.
[7] Kley, Christoph, 2003, S. 52.
[8] Kley, Christoph, 2003, S. 52
[9] Kley, Christoph, 2003, S. 52
[10] Vgl. Tiskens, Christoph; Taista, Gregor, 2002.