Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
2 Die Funktion des Zweifels in den Meditationen
2.1 Instrumentalität
2.2 Radikalität
2.3 Intentionalität
2.3 Das Ziel des Zweifels in den Meditationen: Gewissheit
3 Kritische Beurteilung
4 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis.
1 Einleitung
In der folgenden Arbeit soll die Frage „War Descartes ein Skeptiker?“ beantwortet werden. Aufbauend auf der Funktion des cartesianischen Zweifels und der drei Eigenschaften der Instrumentalität, Radikalität und Intentionalität des Zweifels wird zunächst in Kapitel 2 herausgearbeitet, wozu die skeptische Methode in den Meditationen dient und vor allem, ob diese Methode denen der Skeptiker der damaligen Zeit ähnelt oder sogar gleicht, oder ob Descartes´ Zweifel gänzlich anderer Natur ist. Um dies zu bewerkstelligen, muss vor allem das Gewisse, das bei Descartes die wichtigste Rolle zugeschrieben bekommt, erklärt werden. Da dies das Zentrale in den Meditationen darstellt, muss die Rolle des Zweifels zwangsläufig daran gebunden sein. Es wird also gezeigt, wie Descartes den Zweifel benutzt, was er genau bezweifelt und worauf sein methodischer Zweifel gerichtet ist. Gleichzeitig wird nach und nach erklärt, welche Haltung die Skeptiker gegenüber Descartes einnehmen und illustriert welcher Natur der Zweifel der Skeptiker ist, um so den Vergleich zur cartesianischen Zweifelsmethode zu vollziehen. In Kapitel 3 werden dann anschließend Problemstellungen, die sich aus der cartesianischen Methode ergeben diskutiert. Diese bestehen aus der Frage, inwieweit eine rein aus dem Verstand entwickelte Gewissheit für die Wissenschaften als oberstes Prinzip gelten kann. Kann nun wirklich mit „Gewissheit“ gesagt werden, dass alles aus diesem ersten unbezweifelbaren Prinzip abgeleitet werden kann? Zudem ergibt sich zwangsläufig auch die Frage, ob Descartes es tatsächlich geschafft hat, etwas Unbezweifelbares rein rational herzuleiten oder ob nicht dieses scheinbar Wahre auch Zweifel aufwirft. Des Weiteren wird noch das Körper – Seele Problem angeführt. Dieses diskutiert die Frage ob mit Descartes Argumentation wirklich bewiesen ist, dass die Seele beziehungsweise der Geist gesondert vom Körper existiert. Schließlich wird dann in Kapitel 4 das Wichtigste der gesamten Arbeit noch einmal zusammengefasst. Die nun folgenden Kapitel beziehen sich ausschließlich auf Descartes Meditationen. Diesbezüglich wird die Vorgehensweise und der Gedankengang Descartes‘ hauptsächlich aus den ersten beiden Meditationen verwendet, weil vor allem dort das Zweifeln seinen Höhepunkt erreicht und er dort sein Cogito-Argument entwickelt. So wird die ganze Wesensart des Zweifels am Besten gezeigt und deutlich, inwieweit sein Zweifel skeptische Züge beinhaltet.
2 Die Funktion des Zweifels in den Meditationen
In dem nachfolgenden Kapitel soll gezeigt werden, welche Rolle der Zweifel in den Meditationen spielt und inwieweit dieser Zweifel dem skeptischen Zweifel ähnelt. Dazu wird der Gedankengang Descartes‘ noch einmal illustriert und mittels dreier Parameter, der Instrumentalität, der Radikalität und der Intensionalität gezeigt, welcher Natur seine Art des Zweifelns ist, wie wichtig dieser für seinen Argumentationsgang ist, und schließlich, wie er aus diesen Faktoren das Ziel des Zweifels, die Gewissheit, herausarbeitet.
2.1 Instrumentalität
Descartes benutzt den Zweifel in seinen Meditationen als Werkzeug. So wie man einen Hammer benutzt, um ein Loch in eine marode Wand zu schlagen, verwendet Descartes den Zweifel, um ein ganzes Gemäuer von scheinbar Gewissem und Unbezweifelbarem einzureißen.
„ Die „Meditationen“ sind der Versuch, sicheres Wissen zu gründen und eine Gewißheit [sic] zu erreichen, die als Grundlage für die Wissenschaften (vor allem die Naturwissenschaften) dienen kann.[1]
Er ist der Meinung, dass wahre Wissenschaft nur aus Grundlagen bestehen kann, die unumstößlich, also nicht bezweifelbar sind.
„Ausgesprochen liegt der ganzen Metaphysik Descartes` zu Grunde die Idee einer Erneuerung der Wissenschaft von der Wurzel aus, indem alles überkommene Wissen zunächst in Frage gestellt und nach einem einheitlichen, absolut sicheren Ausgangspunkt der Erkenntnis gesucht wird.“[2]
So ist also der Zweifel bei Descartes eine Notwendigkeit, um zu wahrem Wissen zu gelangen.
„Nur wenn man zweifelt, um Sicherheit zu erlangen, kann man mithilfe der skeptischen Methode zu den fundamentalen und unbezweifelbaren Wahrheiten, den Grundlagen menschlichen Wissens gelangen, die Descartes im menschlichen Geist zu lokalisieren hoffte,[…]“[3]
Vor allem in der ersten Meditation fungiert der Zweifel als Werkzeug, um nicht sicher fundamentiertes Wissen umzustoßen, an dem man nur im Geringsten zweifeln kann. In der ersten Meditation zeigt er „Woran man zweifeln kann“[4] und wendet die skeptische Methode auf alles scheinbar Gewisse an, beginnend bei den Sinneswahrnehmungen.
„Nun aber bin ich dahintergekommen, daß [sic] diese uns bisweilen täuschen, und es ist ein Gebot der Klugheit, denen niemals ganz zu trauen, die uns auch nur einmal getäuscht haben.“[5]
[...]
[1] Spiertz, Ruth (2001): Eine skeptische Überwindung des Zweifels?, Würzburg: Königshausen & Neumann GmbH, Hildesheim: Gerstenberg Verlag S.36.
[2] Natorp, Paul(1978): Descartes` Erkenntnißtheorie. Hildesheim. . S.26.
[3] Spiertz, Ruth: a.a.O., S.36.
[4] Descartes, René (1993): Meditationen über die Grundlagen der Philosophie (1641) . Hamburg: Felix Meiner Verlag, S.15.
[5] Ebd., S.16.