Alles was im Fernsehen zu sehen ist, unterliegt immer einer Auswahl. Für sehenswert befundene Filme, Serien und Magazine werden in die besten Sendezeiten gelegt und beliebig oft wiederholt, oder stehen im Internet per livestream zur Verfügung. Anderes läuft nur einmal mitten in der Nacht und verschwindet dann in den Archiven. So sucht man auch fast vergeblich nach Werken des Filmregisseurs Egon Monk,dessen Fernsehproduktionen sich in den 70er und 80er Jahren großer Beliebtheit erfreuten. Bekannt wurde er vor allem durch seine Tätigkeit als Leiter der Fernsehspielabteilung des NDR in den Jahren 1960-68, sowie als Autor und Regisseur für den Hörfunk. Umso erstaunlicher scheint es, dass gerade sein filmisches OEuvre in Vergessenheit geraten ist. Das selbst gesteckte Ziel Monks war es, dass „Fernsehspiele versuchen [sollten], die Wirklichkeit, das heißt unsere Zeit, unsere Beziehungen zu anderen Menschen und unsere Ansichten darüber, wie wir leben oder leben sollten, kurz: uns selbst so zu zeigen, daß wir nachher besser über uns Bescheid wissen als vorher.“ Dass es sich hier um einen eindeutig aufklärerischen Ansatz handelt, ist offensichtlich.
Voraussetzung ist, dass die Welt, so wie sie ist, vom Einzelnen nicht verstanden werden kann und dass verborgene Kräfte wirken, die es aufzudecken gilt. Was es aufzudecken gilt und mit welchen Mitteln dies gelingen soll, bzw. wiedem Publikum ein Wissen über seine eigene aktuelle Welt vermittelt werden soll, wird hier nun durch eine nähere Untersuchung des 1970 ausgestrahlten Fernsehspiels "Industrielandschaft mit Einzelhändlern“ untersucht werden. Anhand dieses Filmes soll herausgefunden werden, mit welchen ästhetischen Mitteln Monk seinen didaktischen Ansatz umsetzt. Auch stellt sich die Frage, wie die Lebenswirklichkeit seines Publikums dargestellt wird, um die darin wirkenden Mechanismen vorzuführen, also die Frage ob und wenn ja, von welcher Art von Realismus in diesem Fernsehspiel gesprochen werden kann. Untrennbar damit verbunden ist eine Einbettung der Lebenswirklichkeit der späten 1960er Jahre in der BRD, die ja die Angriffsfläche für die Kritik des Regisseurs Egon Monk darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergründe
- Realismus
- Formaler Aufbau
- Die Zeit
- Zeit in der Montage
- Vergangenheit vs. Gegenwart
- Personifizierte Zeit - Möglichkeiten
- Der Raum
- Die Zeit
- Der V-Effekt
- Die Sprache
- Die Kamera
- Der Ton
- Die Evolution des Glaubens - die Metaphorik
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Ästhetik des Fernsehspiels „Industrielandschaft mit Einzelhändlern“ von Egon Monk, das 1970 ausgestrahlt wurde. Ziel ist es, die ästhetischen Mittel zu analysieren, mit denen Monk seinen didaktischen Ansatz in diesem Film umsetzt. Darüber hinaus soll untersucht werden, wie die Lebenswirklichkeit des Publikums dargestellt wird, um die darin wirkenden Mechanismen aufzuzeigen. Dabei soll die Frage geklärt werden, ob und wenn ja, von welcher Art von Realismus in diesem Fernsehspiel gesprochen werden kann.
- Analyse der ästhetischen Mittel in Monks Fernsehspiel
- Darstellung der Lebenswirklichkeit des Publikums
- Untersuchung der Art von Realismus im Film
- Einbettung der Lebenswirklichkeit in die späten 1960er Jahre in der BRD
- Kritik des Regisseurs Egon Monk an der Lebenswirklichkeit der späten 1960er Jahre
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Fernsehens als Massenmedium und die besondere Herausforderung, die Geschichte des Fernsehspiels zu rekonstruieren. Dabei wird die Flüchtigkeit des Films als Kunst und die oft nur einmalige Ausstrahlung im Fernsehen hervorgehoben. Egon Monks Ziel, mit seinen Fernsehspielen die Lebenswirklichkeit des Publikums aufzuzeigen und zu einem besseren Selbstverständnis beizutragen, wird vorgestellt.
Hintergründe
Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und Entwicklung des Fernsehspiels als Mischform zwischen Theater und Film. Die Suche nach den Möglichkeiten, Eigenheiten und Aufgaben des Fernsehspiels wird erläutert und ein Bezug zu Brechts Thesen über die Rolle der Technik im Theater hergestellt.
- Arbeit zitieren
- Sina Schmidt (Autor:in), 2010, „Industrielandschaft mit Einzelhändlern“ - Ein realistisches Fernsehspiel?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152493