Aber wie kam es dazu, dass nach dem Arabischen Frühling 2011 in Ägypten und der Absetzung Mubaraks, in den ersten freien Wahlen Ägyptens ein Mitglied der bis dato verbotenen Muslimbruderschaft nicht nur einen Kandidaten stellte, sondern die Wahl auch gewann und so den ersten frei gewählten Präsidenten der Republik, Moḥammad Mursī, hervorbrachte? Unteranderem mit dieser aufkommenden Frage wird sich diese Hausarbeit beschäftigen. Ursprünglich als religiöse und soziale Bewegung gegründet, hat sich die Muslimbruderschaft historisch zu einer politischen Kraft mit großem Einfluss in Ägypten und anderen Ländern des Nahen Ostens entwickelt. Die Entscheidung, eine politische Partei zu werden, war ein wichtiger Schritt für die Bruderschaft, der sich nicht nur auf ihre politische Agenda, sondern auch auf ihre religiöse Identität auswirkte. In dieser Hausarbeit wird zunächst der Forschungsstand zu meinem Thema dargelegt, um meine Arbeit in den aktuellen wissenschaftlichen Kontext einzuordnen. Dann wird das Erkenntnisinteresse meiner Arbeit dargelegt und zu welcher Fragestellung ich durch die aufkommenden Forschungslücken und meinem eigenen Erkenntnisinteresse letztendlich gekommen bin. Thematisch einsteigen werde ich mit einem historischen und ideologischen Überblick über diese religiöse Bruderschaft, um den Kontext verständlich zu machen. Von den Anfängen der Muslimbrüder in Ägypten bis hin zur Präsidentschaftswahl von Mursī durchlief diese Verbindung unterschiedliche Stufen auf ihrem Weg hin zu einer Parteigründung unter den unterschiedlichen Präsidenten Ägyptens und den politischen Systemen, sowie auch den Staatsformen. Es wird sich ausschließlich auf die Entwicklung der Muslimbrüder in Ägypten konzentriert, um das Thema einzugrenzen. Folgend wird dann der theoretische Rahmen der Arbeit geschaffen, der in der Analyse als Werkzeug dienen soll. Um das Parteienphänomen der Muslimbruderschaft zu verstehen, verwendet diese Arbeit eine Kombination aus zwei Theorien.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Forschungsstand
- 3. Soziologische Relevanz des Themas in den Islamwissenschaften und Erkenntnisinteresse
- 4. Die Muslimbruderschaft: Eine historische und ideologische Einführung
- 4.1 Entstehung und Entwicklung der Muslimbruderschaft
- 4.1.1 Die Muslimbruderschaft unter Gamāl 'Abd An- Nāşir
- 4.1.2 Die Muslimbruderschaft unter As-Sādāt
- 4.1.3 Muslimbruderschaft unter Mubarak
- 4.1.4 Die Muslimbruderschaft ab 2011
- 4.2 Ideologische Grundlagen und Ziele der Bruderschaft
- 4.1 Entstehung und Entwicklung der Muslimbruderschaft
- 5. Theoretischer Rahmen
- 5.1 Identitätstheorie nach Goffmann
- 5.1.1 Selbst, Soziale Situation und Vorder- und Hinterbühne
- 5.1.2 Inszenierung und Selbstpräsentation- Zusammenfassung
- 5.2 Der Religiöse Markt nach Peter Berger
- 5.1 Identitätstheorie nach Goffmann
- 6. Analyse der Parteiwerdung anhand Goffmans Theorie
- 6.1 Hintergründe und Auslöser für die Entscheidung zur Parteigründung
- 6.2 Inszenierung der Identität: Die Rolle der Selbstpräsentation und Inszenierung in politischen Prozessen
- 6.3 Der Einsatz von symbolischen Handlungen und Ritualen für die Identitätskonstruktion
- 6.4 Die Wechselwirkung zwischen individueller Identität und kollektiver Identität der Muslimbruderschaft
- 7. Fazit
- 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
- 7.2 Kritische Reflexion und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Parteiwerdung der Muslimbruderschaft in Ägypten als sozialwissenschaftliches Phänomen. Sie analysiert den Prozess, wie eine ursprünglich religiöse Bewegung ihre Identität inszenierte, um politische Macht zu erlangen. Die Arbeit zielt darauf ab, diesen Prozess im Kontext des religiösen Marktes und unter Anwendung der Identitätstheorie Goffmans zu verstehen.
- Die historische Entwicklung der Muslimbruderschaft in Ägypten
- Die Inszenierung der Identität der Muslimbruderschaft im politischen Kontext
- Der Einfluss des "religiösen Marktes" auf die Strategien der Muslimbruderschaft
- Die Anwendung von Goffmans Identitätstheorie auf die politische Strategie der Muslimbruderschaft
- Die Wechselwirkung zwischen individueller und kollektiver Identität innerhalb der Muslimbruderschaft
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beginnt mit einem Zitat, das den Kontrast zwischen der Ära von Präsident Mursi und der darauffolgenden Situation in Ägypten hervorhebt. Sie führt in die Thematik der zunehmenden Verflechtung von Religion und politischem Aktivismus ein, insbesondere im Kontext des Arabischen Frühlings und der damit verbundenen Stärkung religiös-konservativer Kräfte in Ländern wie Ägypten und Tunesien. Die Arbeit stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Gründen für den Erfolg der Muslimbruderschaft bei den ersten freien Wahlen in Ägypten und deren Transformation von einer religiösen und sozialen Bewegung zu einer politischen Kraft. Es wird die Methodik der Arbeit skizziert, welche die Anwendung der Identitätstheorie Goffmans und des Konzepts des religiösen Marktes nach Berger beinhaltet.
2. Forschungsstand: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Parteiwerdung der Muslimbruderschaft und der Konstruktion ihrer Identität auf dem religiösen Markt. Es werden relevante Studien und Literatur zusammengefasst, wobei ein Fokus auf Arbeiten liegt, die kurz nach dem Aufstieg der Muslimbruderschaft in Ägypten entstanden sind. Besondere Erwähnung finden Artikel, die sich mit der Politisierung des Islams und der Ausdifferenzierung politisch-religiöser Kräfte befassen. Die Analyse zeigt, dass es zwar eine umfangreiche Literatur zur historischen Entwicklung und Ideologie der Muslimbruderschaft gibt, jedoch eine Forschungslücke hinsichtlich der Anwendung spezifischer soziologischer Theorien auf diesen Prozess besteht.
3. Soziologische Relevanz des Themas in den Islamwissenschaften und Erkenntnisinteresse: Das Kapitel betont die soziologische Relevanz des Themas, indem es die Bedeutung des Zusammenhangs zwischen Religion und Politik in der islamischen Welt hervorhebt. Es unterstreicht das Forschungsinteresse an den Auswirkungen dieses Zusammenhangs auf die Gesellschaft, die politische Ordnung und individuelles Verhalten. Die Arbeit möchte dazu beitragen, die Forschungslücke zu schließen, indem sie den Aufstieg der Muslimbruderschaft unter Verwendung von Goffmans Identitätstheorie und Bergers Konzept des religiösen Marktes analysiert.
4. Die Muslimbruderschaft: Eine historische und ideologische Einführung: Dieses Kapitel liefert einen historischen und ideologischen Überblick über die Muslimbruderschaft. Es beschreibt die Entstehung und Entwicklung der Bewegung, unterteilt nach den verschiedenen Phasen unter den jeweiligen ägyptischen Präsidenten und politischen Systemen. Es wird sich dabei auf die Entwicklung in Ägypten konzentriert und die ideologischen Grundlagen und Ziele der Bruderschaft erläutert, um den Kontext für die spätere Analyse zu schaffen.
5. Theoretischer Rahmen: Dieses Kapitel stellt den theoretischen Rahmen der Arbeit vor, der die Analyse der Parteiwerdung der Muslimbruderschaft unterstützt. Es erläutert die Identitätstheorie nach Erving Goffman, die soziale Interaktion als einen Leistungsbereich betrachtet, in dem Individuen ihre Identität strategisch einsetzen, um soziale Ziele zu erreichen. Weiterhin wird der Ansatz des religiösen Marktes nach Peter Berger vorgestellt, der die Konkurrenz verschiedener religiöser Gruppen um Anhänger und Ressourcen in einer pluralistischen Gesellschaft beschreibt. Die Kombination beider Theorien dient als Werkzeug zur Analyse der Strategien der Muslimbruderschaft.
6. Analyse der Parteiwerdung anhand Goffmans Theorie: In diesem Kapitel wird die Parteiwerdung der Muslimbruderschaft unter Anwendung der Goffmanschen Identitätstheorie analysiert. Es werden die Hintergründe und Auslöser für die Entscheidung zur Parteigründung untersucht, sowie die Rolle der Selbstpräsentation und Inszenierung in politischen Prozessen. Der Einsatz symbolischer Handlungen und Rituale für die Identitätskonstruktion wird ebenso betrachtet wie die Wechselwirkung zwischen individueller und kollektiver Identität innerhalb der Bruderschaft. Die Analyse untersucht, wie die Muslimbruderschaft ihre Identität strategisch angepasst hat, um politische Macht zu gewinnen und ihre Position auf dem religiösen Markt zu stärken.
Schlüsselwörter
Muslimbruderschaft, Ägypten, Parteiwerdung, religiöse Bewegung, politische Identität, Identitätstheorie (Goffman), religiöser Markt (Berger), Arabischer Frühling, politischer Aktivismus, Islam, Soziologie.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Dokument?
Dieses Dokument bietet eine umfassende Vorschau eines Textes, einschließlich Titel, Inhaltsverzeichnis, Ziele und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Es zielt darauf ab, die Parteiwerdung der Muslimbruderschaft in Ägypten als ein soziologisches Phänomen zu analysieren.
Was ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Untersuchung des Prozesses, wie eine ursprünglich religiöse Bewegung ihre Identität inszenierte, um politische Macht in Ägypten zu erlangen. Die Arbeit soll diesen Prozess im Kontext des religiösen Marktes und unter Anwendung der Identitätstheorie Goffmans zu verstehen.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Arbeit behandelt?
Die Themenschwerpunkte umfassen: die historische Entwicklung der Muslimbruderschaft in Ägypten, die Inszenierung ihrer Identität im politischen Kontext, den Einfluss des "religiösen Marktes" auf ihre Strategien, die Anwendung von Goffmans Identitätstheorie und die Wechselwirkung zwischen individueller und kollektiver Identität innerhalb der Bewegung.
Welche Theorien werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet die Identitätstheorie nach Erving Goffman und das Konzept des religiösen Marktes nach Peter Berger.
Was wird im Kapitel "Forschungsstand" behandelt?
Das Kapitel bietet einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Parteiwerdung der Muslimbruderschaft und der Konstruktion ihrer Identität auf dem religiösen Markt. Es werden relevante Studien und Literatur zusammengefasst, wobei der Fokus auf Arbeiten liegt, die kurz nach dem Aufstieg der Muslimbruderschaft in Ägypten entstanden sind.
Was ist die soziologische Relevanz des Themas?
Die soziologische Relevanz liegt in der Bedeutung des Zusammenhangs zwischen Religion und Politik in der islamischen Welt und den Auswirkungen dieses Zusammenhangs auf die Gesellschaft, die politische Ordnung und individuelles Verhalten.
Welche historischen Aspekte der Muslimbruderschaft werden behandelt?
Es wird ein historischer und ideologischer Überblick über die Muslimbruderschaft gegeben, der die Entstehung und Entwicklung der Bewegung unter verschiedenen ägyptischen Präsidenten und politischen Systemen beschreibt.
Was sind die Schlüsselwörter, die mit der Arbeit verbunden sind?
Die Schlüsselwörter umfassen: Muslimbruderschaft, Ägypten, Parteiwerdung, religiöse Bewegung, politische Identität, Identitätstheorie (Goffman), religiöser Markt (Berger), Arabischer Frühling, politischer Aktivismus, Islam, Soziologie.
Was wird im Kapitel zur Analyse der Parteiwerdung behandelt?
In diesem Kapitel wird die Parteiwerdung der Muslimbruderschaft unter Anwendung der Goffmanschen Identitätstheorie analysiert. Es werden die Hintergründe und Auslöser für die Entscheidung zur Parteigründung untersucht, sowie die Rolle der Selbstpräsentation und Inszenierung in politischen Prozessen.
Was wird unter dem Begriff "religiöser Markt" verstanden?
Der religiöse Markt, nach Peter Berger, beschreibt die Konkurrenz verschiedener religiöser Gruppen um Anhänger und Ressourcen in einer pluralistischen Gesellschaft. Dieser Ansatz wird genutzt, um die Strategien der Muslimbruderschaft zu analysieren.
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- Hannah Pitz (Author), 2023, Identitätsinzenierung im religiösen Markt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1525410