Risikoverhaltensweisen Jugendlicher

Formen, Gefährdung und Möglichkeiten der Prävention duch die Soziale Arbeit


Hausarbeit, 2010

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Formen des Risikoverhaltens Jugendlicher
1.1 Begriffsklärung und Definition
1.2 Kategorisierung des Risikoverhaltens
1.3 Gesundheitliches Risikoverhalten

2. Erklärungsmodelle und Gefährdungspotential
2.1 Substanzenkonsum
2.2 Sexualverhalten

3. Möglichkeiten der Prävention durch die Soziale Arbeit
3.1 Substanzenkonsum
3.2 Sexualverhalten

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Jugendgesundheitsforschung hat in den letzten Jahren deutlich gemacht, dass die statistische Erhebung von Daten zu Mortalitäts- und Morbiditätsverteilung kein adäquates, ausreichendes Abbild des Gesundheitszustandes von Kindern und Jugendlichen hergibt. Die gesundheitliche Lage kann sich z.B. auch in Verhaltensweisen, Lebensstilen oder Ressourcen ausdrücken, diese müssen daher ebenfalls berücksichtigt werden. Eine Untersuchung zu gesundheitsrelevantem Risikoverhalten bei Kindern und Jugendlichen (GRISK) der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld verfolgt z.B. Fragestellungen wie zeitliche Trends im Risikoverhalten Jugendlicher, zielt aber auch auf internationale Vergleiche und die Bedeutung sozialer Kontexte für das Verhalten im Kindes- und Jugendalter ab. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Studie „Health Behaviour in School-aged Children (HBSC).“1 Ziel der HBSC-Studie ist es zu einem erweiterten Verständnis gesundheitsbezogener Einstellungen und Verhaltensweisen junger Menschen beizutragen und die Bedingungen ihrer Entwicklung zu untersuchen. Diese Untersuchung ist nur ein Beispiel dafür, dass jugendliches Risikoverhalten stets ein Thema ist, dem ein hohes öffentliches und wissenschaftliches Interesse gewiss ist.

Die folgende Arbeit soll daher, ausgehend von einer Bergriffsklärung und Definition über die Kategorisierung jugendlichen Risikoverhaltens, das Gefährdungspotential anhand der Beispiele des Substanzenkonsums und Sexualverhaltens darstellen und im Anschluss Möglichkeiten der Prävention durch die soziale Arbeit aufzeigen.

1. Formen des Risikoverhaltens Jugendlicher

Was als Problemverhalten bei Jugendlichen gilt ist einem stetigem Wandel unterlegen. Definitionen, die heute noch ihre Gültigkeit besitzen, können schon morgen überholt sein und das ehemalige Problemverhalten als „normal“ gelten. Insbesondere unter soziologischen Aspekten kann dies bestimmt nachvollzogen werden, unterliegen doch gesellschaftliche Werte und Normen, anhand derer oft Problemverhaltensweisen definiert werden, selbst einem kontinuierlichem Wandel.

1.1 Begriffsklärung und Definition

Grundsätzlich können jene Verhaltensweisen als Problemverhaltensweisen bezeichnet werden, „die von der sozialen/gesellschaftlichen und/oder gesetzlichen Norm abweichen sowie von den Autoritäten einer Gesellschaft missbilligt werden und in der Regel mit sozialen Sanktionen einhergehen, wie zum Beispiel milden Formen von Tadel bis hin zu sozialer Zurückweisung oder sogar Haftstrafen in Folge strafrechtlicher Verfolgung.“2

So wurde 1994 in der bekannten New York Times unter dem Titel „The History of Hoax“ ein Artikel veröffentlicht, in dem die bedenklichsten Verhaltensweisen Jugendlicher von 1940 und 1980 gegenüber gestellt wurden. Waren es in den 1940er Jahren noch Probleme wie Kaugummikauen, Herumrennen in den Fluren von Schulen, allgemeines Lärmen oder das Tragen unangemessener Kleidung, waren es 1980 Drogenmissbrauch, Schwangerschaft, Suizid, Raub, Vergewaltigung und Körperverletzung.3 Es kann also festgestellt werden, dass im zeitlichen Verlauf die Problemverhaltensweisen immer mehr im Bereich der Gesundheit angesiedelt sind.

Daher stellt sich dann auch die Frage, ob die Entwicklung des Problemverhaltens nicht mit Entwicklungsgefährdungen verknüpft ist, die die oben aufgeworfene These des „subjektiven Norm abweichenden Verhalten“ nicht mehr zulassen, da auch aktuell bei Jugendlichen das Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, Konsum illegaler Drogen, frühzeitiges Sexualverhalten, Schulverweigerung und gewalttätige Handlungen die am meist verbreitetsten Problemverhaltensweisen sind.4

1.2 Kategorisierung des Risikoverhaltens

Die unter 1.1 aufgezählten Problemverhaltensweisen werden auch als Risikoverhaltensweisen bezeichnet, die sich nach gesundheitlichem, delinquentem und finanziellem Risikoverhalten differenzieren lassen, bei Jugendlichen soll zudem nach der risikospezifischen Konnotation bzw. der Qualität des Risikos unterschieden werden. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich folglich mit diesen beiden Unterscheidungsformen, den „subtanzmittelbezogenen Risikoverhaltensweisen“ („risk behavior“) z.B. Drogenkonsum und den „risikokonnativen Aktivitäten“ („risk-taking behavior“) z.B. Sexualverhalten oder Mutproben.5

Es darf allerdings stark bezweifelt werden, ob diese Unterscheidung in der „Qualität des Risikos“ zielführend ist, vor allem hinsichtlich der Bedeutung für die Soziale Arbeit. Fatal wäre es z.B., die Prävention in dem einen Sektor auf Kosten des anderen zu vernachlässigen, oder unterschiedliche Gefährdungspotentiale zu konstruieren, die so nicht vorhanden sind, zumal die Literatur oftmals keine genaue Differenzierung zwischen den einzelnen Risikoverhaltensweisen vornimmt.

Festhalten sollte man allerdings, dass Jugendliche unabhängig von definitorischen Gesichtspunkten in allen Kategorien von Risikoverhaltensweisen überrepräsentiert sind, d.h. Risikoverhaltensweisen treten in der Adoleszenz mit höherer Intensität auf bzw. haben in dieser bedeutenden Phase ihren Höhepunkt.6 Insofern kann die fachliche Diskussion nur interdisziplinär stattfinden, es müssen folglich z.B. auch Bereiche der Klinischen Psychologie und Psychiatrie sowie der Entwicklungspsychologie berücksichtigt werden.

1.3 Gesundheitliches Risikoverhalten

Gesundheit ist ein Wertbegriff, der sehr eng mit aktuell gültigen individuellen und kollektiven Wertvorstellungen verbunden ist.

„In dieser Perspektive seien Gesundheit und Krankheit Urteile über physische, soziale oder geistige Erscheinungen, die vom Arzt und von der Gesellschaft gefällt würden.“7

Medien und Industrie versuchen z.B. über Werbung jeder Art direkt oder indirekt zu vermitteln, dass „Schlank gleich Gesund“ sei. Dieses vermittelte „Normalbild“ ist einer der Aspekte warum insbesondere junge Mädchen immer wieder in Magersucht getrieben werden, obwohl Mediziner auch darauf verweisen, dass das ein oder andere Kilo zu viel nicht zwangsläufig gesundheitsgefährdend sein muss, sofern z.B. ausreichend Bewegung vorhanden ist und schlank auch krank machen kann.8 Der Gesundheitsbegriff ist folglich auch immer von dem gesellschaftlichen Wandel der Kultur abhängig, insbesondere von jenem Ideal, was in einer Gesellschaft als gesund gilt.

Die am häufigsten zitierte Gesundheitsdefinition ist die der Weltgesundheitsorganisation von 1948:

„Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das das Freisein von Krankheit und Gebrechen.“9

In der Ottawa-Charta von 1986 wird ferner auf die Wandlung des Zustandsbegriffs hin zum Ressourcenbegriff hingewiesen. Gesundheit wird nicht mehr als statischer Zustand verstanden, sondern es wird die Dynamik und Prozesshaftigkeit sowie die spirituelle Dimension von Gesundheit thematisiert und letztere auch zunehmend anerkannt. Gesundheit bedeutet neben der Funktionsfähigkeit der Physis und dem psychologischen und sozialen Wohlbefinden in objektiver und subjektiver Hinsicht nach Raithel aber auch Anpassungsfähigkeit und Normerfüllung, Selbstverantwortung, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung in einem lebensgeschichtlich verlaufenden Prozess.10

Unter Gesundheitsverhalten hingegen versteht man nach Raithel, der auf das Konzept von Kasl und Cobb von 196611 verweist, alle Verhaltensaspekte, die in Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheitsverhütung stehen.

„In dieser Perspektive sind unter Gesundheitsverhalten sowohl Verhaltensweisen zu fassen, die zur Erreichung und/oder Erhaltung eines ‚positiven‘ Gesundheitszustandes dienlich sind, als auch Verhaltensweisen, die eine Gesundheitsgefährdung darstellen. Gesundheitsförderliche, gesundheitserhaltende und gesundheitsriskante Verhaltensweisen […], beschreiben den gesamten Bereich gesundheitsrelevanten Handelns.“

Gesundheitsförderliches Verhalten ist dem zu Folge beispielsweise eine nährstoff-hochwertige, regelmäßige Ernährung, körperliche/sportliche Aktivitäten, ausreichend Schlaf, Vorsorgeuntersuchungen aber auch Psychohygiene und Stressvermeidung. Als gesundheitliches Risikoverhalten gilt dem nach z.B. hochkalorische Ernährung, restriktives vs. exzessives Ernährungsverhalten, Bewegungsmangel, Risikosport, Substanzenkonsum /-missbrauch, ungeschütztes Sexualverhalten aber auch z.B. lautes Musikhören via Kopfhörer.

2. Erklärungsmodelle und Gefährdungspotential

Das gesundheitsrelevante Verhalten ist im Zusammenhang mit jugendlichen Entwicklungsanforderungen und Lernprozessesen immer mehr in den Fokus der Jugend- und Gesundheitsforschung sowie der Präventionsarbeit gerückt, da das jugendliche Gesundheitsverhalten eng mit den Problemen während der Übergänge zwischen den einzelnen, entwicklungspsychologischen Phasen verbunden ist. Umso bedeutsamer ist es, die unterschiedlichen Erklärungsmodelle12

[...]


1 Die „Health Behavior in School-aged Children“ (HBSC) ist ein international vergleichendes Forschungsvorhaben unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO), das alle 4 Jahre durchgeführt wird. Ziel der Studie ist es, mittels eines Fragebogens die Beziehung zwischen dem Gesundheitsverhalten und der subjektiv berichteten Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 - 17 Jahren zu untersuchen. Zu den Aufgaben des Forschungszentrums WHO CC in Bielefeld gehört die Durchführung und Auswertung, der von der WHO unterstützten internationalen HBSC- Studie für Deutschland. Seit 1982 wird die Studie in einer ständig wachsenden Zahl von Ländern durchgeführt. Deutschland ist seit 1994 durch das Bielefelder Forschungszentrum an der Studie beteiligt. Vgl. http://www.hbsc- germany.de/index.html [ aufgerufen am 24.11.2009].

2 Scheithauer u.a.: Problemverhalten und Gewalt im Jugendalter. 2008, S.11.

3 Scheithauer, 2008, S.1.

4 aktuelle HBSC-Studie 2005/06 vom 17.06.2008.

5 Scheithauer, 2008, S.11.

6 Raithel: Jugendliches Risikoverhalten - Eine Einführung. 2004, S.13f.

7 Raithel, 2004, S.35.

8 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-17817487.html [aufgerufen am 27.12.2009].

9 http://www.searo.who.int/LinkFiles/About_SEARO_const.pdf ,S.2, [aufgerufen am 27.12.2009].

10 Raithel, 2004, S. 36f.

11 Vgl. Kasl/Cobb: Health behavior, illness, and sick-role behavior. In: Archives of Environmental Psychology, S.12.

12 Erklärungsmodelle werden u.a. in: Raithel,: Jugendliches Risikoverhalten - Eine Einführung. 2004, S.50ff, ausführlich dargestellt.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Risikoverhaltensweisen Jugendlicher
Untertitel
Formen, Gefährdung und Möglichkeiten der Prävention duch die Soziale Arbeit
Hochschule
Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg  (Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
14
Katalognummer
V152571
ISBN (eBook)
9783640646579
ISBN (Buch)
9783640646210
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Risikoverhalten, Jugendliche, Risiko, Verhalten, Drogen, Sexualverhalten, Sex, Substanzenkonsum, Schwangerschaft, Polykonsum, Gesundheit, Krankheit, Risikoverhaltensweisen Jugendlicher, Prävention, Sozialarbeit, Soziale Arbeit, Pornografie
Arbeit zitieren
Florian Paul (Autor:in), 2010, Risikoverhaltensweisen Jugendlicher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152571

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