Anders als es durch den Westfälischen Frieden kommen sollte, begann bereits das 18. „mit einem der größten europäischen Konflikten überhaupt“, dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714). Bereits im 17. Jh ließ sich nur ein von Krieg freies Jahr verzeichnen. Auch für das 18. Jh. zeigte sich nur eine geringfügige Besserung.
Der durch den Westfälischen Frieden erhoffte Wandel vom Krieg zum Frieden stellte sich allerdings nicht ein. Kriege konnte jetzt zwar nur noch durch entsprechende Kriegslegitimationen begonnen werden, dennoch blieb es beim ständigen, dem Herrscher Ruhm und Ehre einbringenden Krieg. Die heutige Geschichtswissenschaft versucht den Gründen für diese langen Kriegsphasen nachzugehen und durch Typologisierung der Kriege, Kategorien zu schaffen, die es einfacher machen, Kriege zu untersuchen. Zwar ist der Forschungsstand der geschichtswissenschaftlichen Kriegstypologisierungen noch nicht sonderlich ergiebig, trotz dessen gehen zahlreiche Typologisierungsversuche in unterschiedliche Richtungen. In der vorliegenden Arbeit soll auf der Grundlage der Texte von Heinz Duchhardt und Konrad Repgen das Entstehen einer auf Kriegsgründen basierenden Kriegstypologie, mit einer Einteilung in verschiedene Kriegstypen, entstehen. Aufbauend auf der dargestellten Kriegstypologie und den Unterteilung dieser in verschiedene Kriegstypen, soll der Spanische Erbfolgekrieg exemplarisch als Beispiel für den Kriegstyp Dynastisches Defizit dargestellt werden. Ergänzend dazu sollen im Anschluss die genauen Gründe für den Spanischen Erbfolgekrieg unter Einbezug der wissenschaftlichen Ergebnisse von Kunisch, Roosen, Burkhardt und Duchhardt erläutert werden.
In Bezug auf Artikel § 117 IPM = Art. XVII,8 IPO des Westfälischen Friedensvertrages zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich soll auch die Frage beantwortet werden, wie der Spanische Erbfolgekrieg trotzdem Ausbrechen konnte.
Im Fazit soll mit der Frage, ob der Spanische Erbfolgekrieg als ein nach Duchhardt „typischer“ Krieg gelten kann, der thematische Kreislauf dieser Hausarbeit geschlossen werden. Im Zusammenhang mit dieser Fragestellung gilt es nachzuweisen, dass sich die vorgestellten Kriegstypen nicht gegenseitig ausschließen und sich im Spanischen Erbfolgekrieg sogar vereinigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Entstehung einer Kriegstypologie
- 1. Kriegstypen der Frühen Neuzeit
- 1. Gloire
- 2. Kommerz
- 3. Territoriale Arrondierung
- 4. Dynastisches Defizit¹.
- II. Der Spanische Erbfolgekrieg
- 1. Der Spanische Erbfolgekrieg als Beispiel für den Kriegstyp Dynastisches Defizit
- 1. Gründe für den Spanischen Erbfolgekrieg
- 2. Spanischer Erbfolgekrieg trotz Westfälischem Frieden?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung einer Kriegstypologie für die Frühe Neuzeit, basierend auf den Kriegsgründen, die von Heinz Duchhardt und Konrad Repgen beschrieben werden. Die Arbeit analysiert die wichtigsten Kriegstypen, darunter Gloire, Kommerz, territoriale Arrondierung und dynastisches Defizit, und stellt den Spanischen Erbfolgekrieg als Beispiel für den Kriegstyp "dynastisches Defizit" vor. Darüber hinaus werden die Gründe für den Ausbruch des Spanischen Erbfolgekriegs im Kontext des Westfälischen Friedens beleuchtet.
- Entstehung und Entwicklung einer Kriegstypologie in der Frühen Neuzeit
- Analyse der wichtigsten Kriegstypen, wie sie von Heinz Duchhardt identifiziert wurden
- Der Spanische Erbfolgekrieg als exemplarischer Fall für den Kriegstyp "dynastisches Defizit"
- Die Ursachen des Spanischen Erbfolgekriegs im Kontext des Westfälischen Friedens
- Die Frage der "Typizität" des Spanischen Erbfolgekriegs im Hinblick auf die vorgestellten Kriegstypen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der langen Kriegsphasen in der Frühen Neuzeit dar und führt den Leser in die Thematik der Kriegstypologisierung ein. Sie erläutert den Ansatz der Arbeit, der sich auf die Texte von Heinz Duchhardt und Konrad Repgen stützt.
- I. Entstehung einer Kriegstypologie: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung und Entwicklung einer Kriegstypologie, die auf Kriegsgründen basiert. Es wird die Methode der Typenbildung nach Repgen und die vier Kriegstypen von Duchhardt (Gloire, Kommerz, territoriale Arrondierung und dynastisches Defizit) vorgestellt.
- II. Der Spanische Erbfolgekrieg: Dieses Kapitel widmet sich dem Spanischen Erbfolgekrieg als exemplarischem Beispiel für den Kriegstyp "dynastisches Defizit". Es werden die Gründe für den Ausbruch des Krieges und seine Bedeutung im Kontext des Westfälischen Friedens beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Kriegsgründe und die Kriegstypologie in der Frühen Neuzeit, insbesondere auf die Kriegstypen Gloire, Kommerz, territoriale Arrondierung und dynastisches Defizit. Der Spanische Erbfolgekrieg dient als Fallbeispiel für den Kriegstyp "dynastisches Defizit" und ermöglicht eine tiefergehende Analyse der Kriegsursachen im Kontext des Westfälischen Friedens.
- Arbeit zitieren
- Janine Jung (Autor:in), 2009, Kriegstypen der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152917