Um den ökumenischen Dialog mit den methodistischen Kirchen besser verstehen zu können,
scheint es hilfreich, einen kurzen und gezielten Blick in die Entstehungsgeschichte und das
Selbstverständnis des Methodismus zu werfen:
Der Methodismus entstand als Frömmigkeitsbewegung um die Geistlichen John und Charles
Wesley2 innerhalb der anglikanischen Kirche. Eine Verselbständigung als Kirche geschah
im Zusammenhang mit der Auswanderung von Anhängern nach Amerika, für die eine
eigene Organisation notwendig wurde und daher ein ‘Superintendent’ bestellt wurde. In
England dagegen blieb der Methodismus noch recht lange eine inneranglikanische
Erneuerungsbewegung, die erst 1891 zur eigenständigen „Wesleyanischen Methodistenkirche“
wird. Darüber hinaus entstehen noch weitere methodistisch geprägte
Gemeinschaften bzw. Kirchen, so daß sich der Methodismus weltweit zügig ausbreitete.
Bereits im 19. Jahrhundert beginnen Bemühungen, die eng verwandten Kirchen miteinander
zu vereinigen, was ab 1897 zu einzelnen Vereinigungen zumeist auf regionaler Ebene führt
und (erst) 1968 mit der Vereinigung zur „United Methodist Church“ weltweit zum Abschluß
kommt.
Von seiner Entstehung her kann der Methodismus also kaum als ‘Abspaltung’ von einer
Großkirche angesehen werden. Entsprechend verstehen sich die Methodisten selbst auch
nicht als eine Konfession, sondern als ‘Denomination’, „womit die Einheit im Wesentlichen
betont wird bei gleichzeitig möglicher Vielfalt in den äußeren Ausformungen“3. Aufgrund
seiner internen Entwicklung ist die Ökumene ein Wesensmerkmal des Methodismus, das
auch in seiner Verfassung festgeschrieben ist („nach Einheit auf allen Gebieten des kirchl.
Lebens zu streben“, auch „durch Vereinigung mit anderen Kirchen“4). Dies beruht
genauerhin darauf, daß „der Methodismus zu keiner Zeit eine Bewegung gegen Kirche und
Theologie, sondern immer gegen Unglauben und Gleichgültigkeit war“, und damit
„problemlos theologische Traditionen anderer Kirchen aufnehmen“ konnte.5 Insofern kann
der Methodismus als Vorreiter der ökumenischen Bewegung insgesamt eingeordnet werden.
2 John Wesley lebte 1703-91, sein Bruder Charles 1707-1788.
3 Kirchenlexikon, S. 135.
4 Art. 5 der Verfassung, zitiert nach Ökumene-Lexikon, Sp. 801.
5 Ökumene-Lexikon, Sp. 801.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methodismus und Ökumene
- Der methodistisch - römisch-katholische Dialog
- Die vorliegenden Dokumente
- Relevanz und Stellung des Themas „Amt“
- Die Diskussion um das Amtsverständnis
- Entwicklungslinien
- Übereinstimmungen und Anfragen im Denver-Bericht
- Punkte grundlegender Übereinstimmung
- Anfragen an die katholische Auffassung
- Diskussionspunkte im Dublin-Bericht
- Das apostolische Amt
- Die Schwierigkeiten mit dem „Priestertum“
- Ordination
- Die Frage der Amtstruktur im Nairobi-Bericht
- Die Diskussion im Paris-Bericht
- Ordination
- Sakramentalität
- Aufsicht
- Das Problem: Wer ordiniert wird
- Gesamteinschätzung und Herausforderung
- Literaturnachweis
- Quellentexte
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert das Amtsverständnis im methodistisch-römisch-katholischen Dialog. Ziel ist es, die Entwicklung des Dialogs zu verfolgen, zentrale Punkte der Diskussion zu beleuchten und die Herausforderungen zu identifizieren, die sich aus den unterschiedlichen Amtsverständnissen ergeben.
- Die Entstehung und Entwicklung des methodistisch-römisch-katholischen Dialogs
- Die unterschiedlichen Amtsverständnisse von Methodisten und Katholiken
- Die zentralen Diskussionspunkte im Dialogprozess, insbesondere in Bezug auf die Rolle des Amtes in der Kirche
- Die Herausforderungen, die sich aus den unterschiedlichen Amtsverständnissen für die Ökumene ergeben
- Die Bedeutung des Amtes im Kontext der Kirchenstruktur und des Kirchenverständnisses
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 bietet einen Überblick über den Methodismus und seine ökumenische Bedeutung. Es wird die Entstehungsgeschichte des Methodismus dargestellt und das Selbstverständnis der Methodisten als Denomination erläutert. Weiterhin wird die Relevanz des ökumenischen Dialogs zwischen Methodisten und Katholiken herausgestellt.
- Kapitel 2 analysiert die Diskussion um das Amtsverständnis im methodistisch-römisch-katholischen Dialog. Dabei werden die unterschiedlichen Entwicklungslinien der Amtsauffassungen betrachtet. Die Kapitel beleuchten die wichtigsten Punkte der Diskussion, die in den einzelnen Berichten des Dialogprozesses aufgeworfen wurden, und analysieren die Übereinstimmungen und Differenzen zwischen den beiden Kirchen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Ökumene, Amtsverständnis, Methodismus, römisch-katholische Kirche, Dialogprozess, Kirchenstruktur, Kirchenverständnis, Charisma, Ordiniertes Amt, Sakramentalität.
- Arbeit zitieren
- Markus Raschke (Autor:in), 1997, Das Amtsverständnis in den Dokumenten des methodistisch/römisch-katholischen Dialogs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15299