Im Jahr 1932 veröffentlichte der Soziologe Theodor Geiger eine Schrift mit dem Titel „Die soziale Schichtung des deutschen Volkes“, in der er das soziale Bewusstsein, die Mentalitäten und Lebenschancen zu einer weiterführenden Analyse der bestehenden gesellschaftlichen Strukturen und Ungleichheitsdimensionen heranzog und darin Elemente der Klassentheorie mit Befunden über die soziale Lage verband. Zwei Jahrzehnte später riefen die Ergebnisse der Untersuchungen des Soziologen Helmut Schelskys, die er mit der These einer „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ verband, noch größere Resonanz hervor. Seine in Aufsätzen und Reden vertretenen Ansichten wurden in der Folgezeit mit den verdichteten Thesen Geigers zur Grundlage einer gesellschafts-, und soziologiegeschichtlich kontrovers geführten Diskussion der 50er und 60er Jahre, in deren Verlauf Karl-Martin Bolte, Erwin Schich u.a. Schichtungsindizes und Prestigeskalen zur Analyse der westdeutschen Gesellschaft entwickelten. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen legten eine Loslösung von Deutungsmustern nahe, die sich vertikaler, streng klassenspezifischer Begriffe bedienten, da mittlerweile politische wie mentale Klassenstrukturen mit ihren Spannungen in den Hintergrund getreten waren. Stattdessen waren Kategorien wie Berufe, Ausbildungen, Einkommen und Vermögen in den Vordergrund gerückt.
Helmut Schelskys These von einer „nivellierten Mittelstandgesellschaft“ wurde in der Folge von der soziologischen Forschung weitgehend akzeptiert und zu einem anerkannten Bestandteil des Verständnisses der unmittelbaren Nachkriegszeit und der ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik Deutschland. So wurden die gesellschaftlichen Verhältnisse der Besatzungsherrschaft von Martin Broszat (1990) nach dem Niedergang des nationalsozialistischen Regimes aufgrund der Beseitigungen von konfessionellen, sozialen und kulturellen Segregationen als „stark nivellierte Notgesellschaft“ und Vorstufe mit „Umrissen der der Mittelstandsgesellschaft“ verstanden, und die Frühphase der Bundesrepublik Deutschland als eine „moderne, homogene, sich nach und nach an die westeuropäischen, liberaldemokratischen Traditionen angleichende Gesellschaft“. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schichtenspezifische Veränderungen
- Einkommensentwicklung und Veränderungen des Konsumverhaltens
- Wirtschaftliche Stellung und Vermögensbildung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung materieller Lebenslagen in der bundesdeutschen Gesellschaft während der Zeit des Wirtschaftsbooms von 1948 bis 1973. Sie untersucht, ob die These von Helmut Schelsky, der eine „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ postulierte, gerechtfertigt ist. Dabei wird insbesondere auf die Veränderung von Schichtstrukturen, Einkommensentwicklung, Konsumverhalten und Vermögensbildung eingegangen.
- Analyse der Entwicklung von Schichtstrukturen in der Bundesrepublik Deutschland
- Untersuchung der Einkommensentwicklung und Veränderungen im Konsumverhalten
- Beurteilung der wirtschaftlichen Stellung und Vermögensbildung in der Nachkriegszeit
- Kritische Überprüfung der These von der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“
- Einordnung der Entwicklungen im Kontext der damaligen Gesellschaftspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt die These von Helmut Schelsky, der eine „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“ beschrieb, vor und setzt sie in den Kontext der damaligen soziologischen Debatten.
- Schichtenspezifische Veränderungen: Dieser Abschnitt untersucht die Veränderungen in den Schichtstrukturen der Bundesrepublik Deutschland während des Wirtschaftsbooms. Es wird auf die Auswirkungen der Sozialpolitik und der wirtschaftlichen Entwicklung auf die gesellschaftlichen Verhältnisse eingegangen.
- Einkommensentwicklung und Veränderungen des Konsumverhaltens: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Einkommenssituation und die Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Bevölkerung. Es wird analysiert, inwieweit eine Vereinheitlichung des Lebensstils stattgefunden hat.
- Wirtschaftliche Stellung und Vermögensbildung: Dieser Abschnitt befasst sich mit der wirtschaftlichen Stellung der verschiedenen Gesellschaftsschichten und der Entwicklung der Vermögensbildung in der Bundesrepublik Deutschland.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Themen der sozialen Schichtung, der Einkommensentwicklung, dem Konsumverhalten und der Vermögensbildung in der Bundesrepublik Deutschland während des Wirtschaftsbooms. Wichtige Schlüsselwörter sind: „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“, „Schichtstrukturen“, „Einkommen“, „Konsum“, „Vermögen“, „Sozialpolitik“, „Wirtschaftsboom“.
- Arbeit zitieren
- Dirk Wanitschek (Autor:in), 2003, „Die Entwicklung materieller Lebenslagen in der bundesdeutschen Gesellschaft während des „Wirtschaftsbooms“ von 1948-1973“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153027