Das Werden des türkischen Staates ist eine spannende Geschichte, die einzigartig unter ihresgleichen ist. Kaum ein anderes islamisches Land hat die Säkularisierung und die Annäherung an die westlichen Zivilisationen so konsequent verfolgt wie die türkische Republik. Zählte sie bei Staatsgründung Anfang der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts noch eindeutig zu den Entwicklungsländern, so ist sie heute wichtiger internationaler Handelspartner, etabliertes NATO-Bündnisland und steht an der Schwelle zum Beitrittskandidaten der Europäischen Union. Lediglich Tunesien und Marokko verfolgten einen ähnlichen Kurs, ohne jedoch annähernd gleichen Erfolg zu haben.
Dennoch bleibt die Geschichte der Türkei den meisten Menschen in Deutschland verborgen, obwohl die Türken die größte ausländische Bevölkerungsgruppe in diesem Land bilden. Auch die in Deutschland lebenden Türken, der nun mehr schon dritten und vierten Generation verlieren den Bezug zu der Geschichte Ihres Landes. In deutschen Schulen ist die das Werden der modernen Türkei nicht Teil des Geschichtsunterrichts. Dennoch ist eine Figur der türkischen Historie Begriff des Allgemeinwissens. Mustafa Kemal Atatürk, der Staatsgründer und Visionär, der die Türkei nach seinen Vorstellungen formte und aufbaute.
Diese Abhandlung beschäftigt sich mit dem Werden der Türkei unter dem Einfluss von Staatsgründer Mustafa Kemal, dem später der Beiname Atatürk verliehen wurde. Seine Visionen einer modernen türkischen Republik zu Ende des osmanischen Reiches bildeten die Grundpfeiler der Ideologie des ‚Kemalismus’, nach der die Türkei geformt wurde. Die daraus abgeleiteten Kemalistischen Prinzipien haben noch heute Verfassungsrang und sind maßgeblich für ein Verständnis des türkischen Nationalbewusstseins. Vor diesem Hintergrund lassen sich für den Europäer viele Unverständlichkeiten über die Türkei erklären. Eine wesentliche, aber häufig nicht nachvollziehbare Frage lautet in diesem Zusammenhang: Welche gesellschaftliche Rolle spielt eigentlich das Militär im politischen Gefüge der Türkei?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Türkei unter Mustafa Kemal
- Geschichtliche Einordnung
- Kemalistische Reformen
- Kemalismus
- Der Kemalismus in der Türkischen Verfassung
- Verfassungspolitische Geschichte ab 1924
- Die kemalistische Ideologie in der TV 1982
- Nationalismus
- Laizismus
- Das türkische Militär in Verfassung und Gesellschaft
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung des Kemalismus für die Türkei in Bezug auf ihre Staatswerdung, Verfassung und das Militär. Sie beleuchtet die Entwicklung der Türkei unter Mustafa Kemal Atatürk, die Entstehung und Ausprägung des Kemalismus als Ideologie und dessen Einfluss auf die türkische Verfassung und das Militär.
- Die Entstehung der Türkei unter Mustafa Kemal Atatürk
- Die kemalistische Ideologie und ihre wichtigsten Prinzipien
- Der Einfluss des Kemalismus auf die türkische Verfassung
- Die Rolle des Militärs als Verfechter des Kemalismus
- Die Relevanz des Kemalismus für die moderne Türkei
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und beleuchtet die Besonderheiten der türkischen Geschichte im Vergleich zu anderen islamischen Ländern. Sie verdeutlicht die Relevanz der Türkei als Handelspartner und NATO-Mitgliedsland, während gleichzeitig die mangelnde Kenntnis der türkischen Geschichte in Deutschland hervorgehoben wird. Des Weiteren wird die Bedeutung von Mustafa Kemal Atatürk als Staatsgründer und Visionär betont, der die Türkei nach seinen Vorstellungen formte.
- Die Türkei unter Mustafa Kemal: Dieser Abschnitt beschreibt die geschichtliche Einordnung der Türkei am Ende des Osmanischen Reiches und den Beginn der nationalen Widerstandsbewegung unter Mustafa Kemal. Er erklärt die Entstehung der „Großen Türkischen Nationalversammlung“ und die militärischen Erfolge Kemals, die schließlich zur Gründung der türkischen Republik führten.
- Kemalistische Reformen: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den von Mustafa Kemal eingeleiteten Reformen, die einen klaren Bruch mit der alten Ordnung darstellten. Er beschreibt die Säkularisierung des öffentlichen Lebens, die Abschaffung des Kalifats, die Einführung europäischen Rechts und die Namensreform von Mustafa Kemal zu Atatürk.
- Der Kemalismus in der Türkischen Verfassung: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Verfassungsgeschichte der Türkei ab 1924 und der Einbindung der kemalistischen Ideologie in die Verfassung von 1982. Er beleuchtet die beiden wichtigsten Prinzipien des Kemalismus: Nationalismus und Laizismus.
- Das türkische Militär in Verfassung und Gesellschaft: Dieser Abschnitt untersucht die verfassungs- und gesellschaftliche Rolle des Militärs als Verfechter des Kemalismus im politischen Gefüge der Türkei. Er analysiert den Einfluss des Militärs auf die Politik und die Gesellschaft und die Bedeutung des Kemalismus für die militärische Doktrin.
Schlüsselwörter
Kemalismus, Türkei, Staatswerdung, Verfassung, Militär, Nationalismus, Laizismus, Säkularisierung, Atatürk, Islamismus, Osmanisches Reich, Türkische Republik, NATO, Europäische Union, Geschichte, Politik, Gesellschaft, Reform, Ideologie.
- Arbeit zitieren
- Jörg Passlack (Autor:in), 2003, Bedeutung des Kemalismus für die Türkei in Staatswerdung, Verfassung und Militär, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15306