Mit der am 10. Juni 1945 durch die SMAD erfolgten frühzeitigen Zulassung von Parteien in Berlin und der SBZ fühlte sich der Zentralausschuss (ZA) der SPD in Berlin dazu berufen, den Neuaufbau der SPD in Gesamtdeutschland zu organisieren. Die Berliner SPD-Zentrale verband mit den alliierten Beschlüssen der Potsdamer Konferenz, dass auch in den westli-chen Besatzungszonen die Bildung von Parteien erlaubt wird. Bis Ende August 1945 verfüg-te der ZA über wenig Informationen zum Stand des Aufbaus der SPD-Parteiorganisationen in den westlichen Zonen und von Kurt Schumachers Bemühungen, die überregionale Reorganisation der SPD in den Westzonen von Hannover aus zentral zu koordinieren.
Unabhängig vom ZA der SPD in Berlin hatte sich nach der Befreiung durch die Westmächte in Hannover das SPD-Büro Schumacher gebildet. In den Folgemonaten nutzte Kurt Schumacher seine persönlichen Verbindungen zu ehemaligen führenden Sozialdemokraten der Weimarer Republik, um von den formell noch nicht zugelassenen Bezirks- und Landesorganisationen der SPD in den drei westlichen Besatzungsgebieten ein schriftliches Mandat zur politischen und organisatorischen Führung der Partei im ganzen Reich zu erlangen. Diesen Anspruch verwarf er alsbald und konzentrierte sein Hauptaugenmerk auf den Aufbau der SPD in den Westzonen, in strenger Abgrenzung zum Zentralausschuss in Berlin und der SBZ-SPD, obschon zwischen Schumacher und dem ZA in politischen Grundpositionen ein hohes Maß an Übereinstimmung bestand: a. In der Frage der Bewahrung der Reichseinheit , b. in der Ablehnung der von der KPD propagieren Kollektivschuldthese , in der Forderung der Einführung des Sozialismus als politisches Nahziel und im Anspruch auf die politische Führungsrolle der SPD.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen
- Schumacher und Grotewohl im Vorfeld der Konferenz
- Zum Konferenzverlauf
- Die Konferenz der britischen Zone
- Informelles Treffen der ZA-Delegation mit anderen Konferen-\nteilnehmern
- Zonale Vorstände oder Zentralleitung?
- Die Aufspaltung der SPD in zonale Einheiten
- Politische Konsequenzen und Auswirkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Wennigsener Konferenz der SPD im Oktober 1945 und ihre Bedeutung für die politische Entwicklung der Partei in der Nachkriegszeit. Sie analysiert die unterschiedlichen Positionen von Kurt Schumacher und Otto Grotewohl sowie den Konflikt zwischen der West-SPD und der SBZ-SPD.
- Der Aufbau der SPD in den Westzonen
- Die Rolle des Zentralausschusses (ZA) der SPD in Berlin
- Der Konflikt zwischen Schumacher und Grotewohl
- Die Spaltung der SPD in West- und Ost-SPD
- Die politischen Auswirkungen der Konferenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Hintergrund der Wennigsener Konferenz und skizziert die Situation der SPD nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie beschreibt die frühen Bemühungen von Kurt Schumacher, die SPD in den Westzonen aufzubauen, und den Konflikt mit dem Zentralausschuss in Berlin. Das zweite Kapitel setzt sich mit den Positionen von Schumacher und Grotewohl auseinander, die beide unterschiedliche Strategien zur Neuorganisation der SPD verfolgten. Die Analyse des Konferenzverlaufs im dritten Kapitel zeigt die unterschiedlichen Ziele und Perspektiven der Teilnehmer aus den verschiedenen Zonen. Das vierte Kapitel beleuchtet die Aufspaltung der SPD in zonale Einheiten als Konsequenz der Konferenz.
Schlüsselwörter
SPD, Kurt Schumacher, Otto Grotewohl, Wennigsener Konferenz, Zentralausschuss, West-SPD, SBZ-SPD, Reichseinheit, Zonengrenzen, Parteienlandschaft, politische Führungsrolle, Besatzungspolitik, Nachkriegszeit, politische Entwicklung.
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- Dr. Matthias Loeding (Author), 2010, Otto Grotewohl und die Wennigsener Konferenz 1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153176