Quine: 5 Marksteine des Empirismus
Ulrich Goetz
Seminar: Probleme des Emprismus
Vertreter des erkenntnistheoretischen Empirismus haben stets danach gestrebt, eine philosophische Erklärung von Erkenntnisprozessen zu liefern, welche ohne metaphysische Entitäten auskommt. Erkenntnis wird demzufolge durch die Erfahrung gewonnen, nicht durch reine Konstrukte des Geistes oder Schlussfolgerungen a priori.
Der empiristische Verzicht auf traditionelle Entitäten wie „Materie“, „Seele“, „Sein“ oder „Erkenntnisobjekt“ ging jedoch im Laufe der Philosophiegeschichte einher mit der Einführung neuer Autoritäten wie „Widerspruchsfreiheit“ und „Bedeutungsbeständigkeit der verwendeten Begriffe“. Ein solcher Erfahrungsdogmatismus läuft Paul Feyerabend zufolge Gefahr, das ursprüngliche Ziel des Empirismus aus den Augen zu verlieren, weil sein reduktionistischer Ansatz der Komplexität menschlichen Erkennens nicht gerecht wird.
W. V. Quine skizziert in seinem Essay Fünf Marksteine des Empirismus einen Ausweg aus dieser Problematik, indem er die historische Entwicklung des erkenntnistheoretischen Empirismus in fünf verschiedene Phasen unterteilt, wobei die letzte Phase mit dem Prinzip eines undogmatischen Empirismus, welches er in Zwei Dogmen des Empirismus entwickelt hat, korrespondiert:
1. Wechsel von den Ideen zu den Wörtern
Der britische Empirismus beginnt ab 1786 (John Tooke), ontologische Aussagen von der klassischen Metaphysik auf Sprachtheorien zu übertragen. These: Aussagen über „Ideen“ sind nur dann sinnvoll, wenn sie sich auf sinnliche Wahrnehmung zurückführen lassen. „Ideen“ sind dementsprechend nur Einzelwörter, deren Bedeutung mit bestimmten Einzelwahrnehmungen verknüpft ist.
Problem: Die Grammatik natürlicher Sprachen kommt nicht ohne bestimmte Wörter bzw. „Partikel“ aus, denen wir keine Einzelwahrnehmungen zuordnen können („wenn“, „dann“, „und“, „aber“ usw.). Grammatische Partikel können nur in systematischen Kontexten definiert werden. Tookes Ansatz greift daher zu kurz.