Die vorliegende Arbeit untersucht Loic Wacquants Konzeption von Körper und Boxsport unter der Annahme, dass sein Blick stark von seinem Mentor Pierre Bourdieu beeinflusst ist, aber ebenso durch die eigene Evaluierung korregiert wird. Um meine Thesen zu beweisen, orientiere ich mich an den Bourdieus kategorialer Betrachtung von Gesellschaft: Habitus, Kapital und Feld. Durch einen Vergleich der Interpretationen dieser Ordnungsmuster durch beide Autoren, kann die Weiterentwicklung des bourdieu'schen Ansatzes durch Waquant aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Bourdieu: Der habitualisierte Körper
2.1 Bourdieu: Das physische Kapital
2.2 Bourdieu: Der Sport als Feld
3 Wacquant: Der Habitus des Boxerkörpers
3.1 Wacquant: Das physische Kapital des Boxers
3.2 Wacquant: Das Feld des Boxens
4 Konzepte im Vergleich
Literatur
Sekundäre Literatur
1 Einleitung
In seiner ethnografischen Untersuchung in der Chicagoer Unterschicht Leben für den Ring - Boxen im amerikanischen Ghetto eröffnet Loic Wacquant seinen Lesern einen Blick in den Kosmos des Boxens, erklärt seine impliziten wie expliziten Gesetze, sozialen Mechanismen und verdeutlicht die immense Bedeutung des Sports [und des Raums] für das Viertel. Nicht zuletzt ist auch seine ungewöhnliche Herangehensweise, da selten praktiziert, an die Thematik von Interesse: Über eine teilnehmende Beobachtung als Boxer in einem Zeitraum von drei Jahren war es ihm auch möglich die „Sinnlichkeit der boxerischen Initiation" (Wacquant 2003:73) zu erfassen. Diese Erfahrung spiegelt sich in der Form seines Textes wider. Zum einen sei es ein wissenschaftliches ,Experiment' und zum anderen ein ,Bildungsroman', „der auf theoretischer, methodischer und rhetorischer Ebene die Tatsache gebührend berücksichtigt, dass der soziale Akteur in erster Linie ein Wesen aus Fleisch, Blut und Nerven ist" (ebd.:269). Der Zugang erfolgt über, sowohl auch ein tragendes Thema ist der Körper in seiner Arbeit. Als Schüler und enger Vertrauter Pierre Bourdieus, ist Wacquants Denk- und Herangehensweise an die Thematik von vorne herein stark von dem poststrukturalistischen Zugang seines ehemaligen Mentors (1930-2002) bestimmt. Die zentrale Fragestellung dieser Studienarbeit ist nun aber an welchen Punkten genau eine Unterscheidung zwischen dem Konzept des Körpers im Sport [Boxen], wenn es denn eine gibt, zu treffen ist und an welchen Stellen Wacquant Bourdieus Thesen einfach nur schlicht und ergreifend übernimmt und anwendet. Um diese Frage zu untersuchen, habe ich meine Vorgehensweise folgendermaßen strukturiert: Beide Autoren werden inhaltlich an Eckpunkten behandelt, die sich am Bourdieu'schen Konzept von Habitus, Kapital und Feld orientieren, wobei ich die thematische (teilweise ,laxe') Ordnung von Wacquant ignoriert und sie einer strengeren Form angepasst habe. Dadurch sollen Unterschiede noch klarer hervortreten und der Vergleich vereinfacht werden. Als Basis habe ich weit reichende Texte aus Bourdieus gesamtem Schaffenswerk gewählt[1], beziehe mich bei Wacquant aber ausschließlich auf das im Seminar behandelte Buch.
2 Bourdieu: Der habitualisierte Körper
Bourdieu negiert nicht die Bedeutung des Körpers als biologisches Lebewesen, aber sein Interesse stützt sich hauptsächlich auf den Körper als Kulturprodukt. Der Körper ist im Bourdieu'schen Verständnis eine kultivierte Hülle, im Sinne einer Manifestation der Persönlichkeit eines Menschen selbst, die sich über den Körper ausdrückt (vgl. Bourdieu 2003:310). Dabei ist der Körper geprägt durch seine Verortung im gesellschaftlichen Raum. Diese entsteht aus dem grundlegenden Wunsch der Menschen nach Distinktion von anderen gesellschaftlichen Daseinsformen. Sie finden ihren Ausdruck in einem für die jeweiligen Umgebung vorherrschenden Habitus (vgl. Bourdieu 2003:277ff). Bourdieu verwendet als Definition des Habitus des Öfteren den Begriff der strukturierenden Struktur': Damit ist der Habitus als Produkt vergangener Erfahrungen zu sehen, nach dessen Muster wieder neue Schemata erzeugt werden, die sich „in Gestalt von Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata niederschlagen und die Übereinstimmung und Konstantheit der Praktiken im Zeitverlauf viel sicherer als alle formalen Regeln und expliziten Normen zu gewährleisten sucht" (Bourdieu 1993a:101). Die Habitus fungieren zum einen als Erzeuger von typisch auftretenden und objektiv abgrenzbaren Körperpraktiken, „als systematische Konfigurationen von Eigenschaften und Merkmalen" (Bourdieu 2003:278). Zugleich findet über eine ebenso klassifizierbare geschmackliche Bewertung eine Bestätigung oder Ablehnung der Praktiken statt. Die „distinktiven Präferenzen [...] der körperlichen Hexis" (Bourdieu 2003:283) sind dabei also auch als aktive Identitätsbildung durch Reproduktion und Abgrenzung zu anderen Körperformen und Praktiken zu verstehen. Sie weisen dabei eine jede Praxis durchdringende gesellschaftliche Klassenspezifikation auf: Etwa werden gerade unteren Klassen funktional und asketisch geprägte Sportarten wie das Boxen zugeschrieben, verbunden mit einer ausladenden Körpersprache. Während herrschende Klassen eher vergnüglichen, dekorativen oder an Technik orientierten sportiven Tätigkeiten wie Tennis nach gingen und in ihrer Ausdrucksweise stets zivilisiert bis kaltblütig zurückhaltend blieben[2] (vgl. Bourdieu 2003:287f). Je ,kultivierter' der Körper erscheint, desto eher wird einer Person auch moralische Disziplin zugeschrieben. Während ,Natürlichkeif oder Techniklosigkeit oft mit Nachlässigkeit gleichgesetzt wird. Diese Wertigkeit, die Körper betreffend, wird von den gesellschaftlichen Gruppen mit dem Glauben an eine Art Naturgesetz reproduziert (vgl. Bourdieu 2003:310). So ist z.B. auch im Gegensatz zu den herrschenden Klassen, den „unteren Klassen [...] mehr an der Kraft des (männlichen) Körpers gelegen [...] als an dessen Gestalt und Aussehen" (Bourdieu 2003:307). Aus diesem Grund lässt sich, wie bereits angedeutet, anhand der äußerlichen Form, Geltungsmessung, Haltung zu und der Umgangsweise mit dem eigenen Körper wiederum die gesellschaftliche Stellung einer Person ableiten. Der so genannte ,Klassenkörper' ist für Bourdieu die „unwiderlegbarste Objektivierung des Klassengeschmacks" (ebd.). Auch die unterschiedliche soziale Stellung von Mann und Frau oder der Differenzen zwischen den Generationen widerspiegelt sich hier in für den Kulturkreis typisch auftretenden maskulinen, femininen und altersbedingten Körperbildern und Praktiken (vgl. Bourdieu 2003:309). Dabei lässt sich der Körper allerdings nicht beliebig oft und stark transformieren, etwa bei der unterschiedlichen Prägung durch Freizeit und berufliche Aktivitäten oder vertikaler sozialer Mobilität, die auch zugleich immer mit einem Wechsel der entsprechenden Praktiken verbunden wäre. Auf längere Zeit angewendet, schreibt sich der Habitus in den Körper hinein und kann an ihm haften bleiben (vgl. Bourdieu 2003:307). An den körperlichen Merkmalen lässt sich also nicht nur der gesellschaftliche Status einer Person erkennen, sondern er erzählt auch immer die soziale Wanderung eines Menschen. Die Praktiken selbst widerspiegeln für Bourdieu Machtbeziehungen. Distinktionsverhalten, in Form von Habitus und Geschmack, dient also zur Durchsetzung vorherrschender Machtpositionen, die sich wiederum in ihren Praktiken veräußern. (vgl. Bourdieu 1993a:98). Der Glaube das sich der Status einer Person also in dem Grad ihrer Kultiviertheit, Geschlechterzugehörigkeit oder Alter reflektiert, ist ein Konsens der vor allem durch die erhöhte Machtpositionen der herrschenden Klasse bestimmt wird und keiner natürlichen Gesetzmäßigkeit entspricht.
2.1 Bourdieu: Das physische Kapital
Die Laune der Natur widerspricht all zu oft aber auch der sozialen und kulturellen Logik des Körpers. So können durch genetische Beliebigkeiten Körper besonders stark einem Idealbild einer bestimmten Klasse, etwa einem bestimmten Vorstellung von Körperbau, entsprechen oder ihr komplett entgegen laufen, etwa durch, die Leistung mindernde, physische Beeinträchtigungen, während dessen aber das Ideal möglichst großer körperlicher Leistungsstärke vorherrscht (vgl. Bourdieu 2003:311). Hat also jede Person eine ^naturgegebene Ausgangslage', von der aus der Körper habitualisiert werden muss, also letzten Endes am Körper gearbeitet werden kann, sollte der Naturzustand zu weit vom Ideal entfernt sein. Diese ,Ökonomie der Mittel' bezeichnet Bourdieu als eine bestimmte Zusammensetzung aus Kapital. Er unterscheidet hauptsächlich in drei verschiedene objektive Kapitalarten, mit deren Akkumulation auch gleichzeitig eine Ansammlung an Macht verbunden ist: soziales, ökonomisches und kulturelles Kapital. Klassen lassen sich damit auch an der Menge ihres Kapitals bemessen, wobei herrschende Klassen folglich auch einen höheren Kapitalstock zur Verfügung haben. Ihren Ausdruck finden sie, neben der direkten Materialisierung und in ,inkorporierte' Weise auch in subjektiver Form als symbolisches Kapital (vgl. Bourdieu 1983:183f). Physisches Kapital, welches körperliche Fähigkeiten, Fertigkeiten aber auch dessen ,Schönheit' umfasst, besitzt je nach feld- oder klassenspezifischem Geschmack einen Eigenwert, kann aber auch in andere Kapitalarten transformiert werden. Ebenso lassen sich andere Kapitalsorten teilweise in Körperkapital, in Form von z.B. Geld als Investition in Ausrüstung oder spezifischer Ausbildung des Körpers oder Kontakten, zu höheren Machtpositionen, umwandeln (vgl. Gugutzer 2004:68). Eine Besonderheit des Körperkapitals ist jedoch, dass bestimmte Eigenheiten wie Talent durch eine Investition nicht garantiert werden können: der Naturzustand des Körpers nur bis zu einem gewissen Grad verändert werden kann (vgl. ebd. 2004:69). Zu dem kann sich eine Investition in den Körper als Fehlschlag heraus stellen, sollte sich das ursprüngliche angestrebte Körperbild mit seinen dazu gehörigen Praktiken ändern. Bei der Umwandlung von Kapitalarten kann es auch zu /umrechnungsbedingten' Verlusten kommen: Sollte sich z.B. herausstellen, dass aufgrund mangelnden Talents übermäßige Mengen an Trainingsstunden nötig sind, um eine gewisse körperliche Fähigkeit zu erlangen. Wie kein anderes, weist das physische Kapital damit eine starke Gebundenheit an die Trägerperson auf (vgl. ebd. 2004:70). Das Körperkapital selbst kann gleichfalls auch als Machtmittel benutzt werden. Herrschaftsbeziehungen beruhen nur all zu oft auf der Überlegenheit der körperlichen Konstitution eines Menschen gegenüber einem anderen. Dabei muss diese Übermacht nicht unbedingt in einem Zweikampf ausgetragen werden. Über das symbolische Kapital lassen sich bereits Merkmale, Titel oder Gesten, im eigentlichen Sinne Androhungen und Statussymbole, produzieren, die die strategische Position einer Person im Machtgefälle verändert oder verfestigt (vgl. ebd.).
2.2 Bourdieu: Der Sport als Feld
Der Körper wird allerdings nicht nur allein durch den Habitus bestimmt, sondern auch durch das soziale Feld, also ein konstruierter Raum in dem sich Machtbeziehungen akkumulieren und das durch bestimmte Praktiken und ein charakteristisches kollektives Interesse gekennzeichnet ist. Der Sport kann als ein solches Feld definiert werden und beinhaltet diverse Subfelder in Form von einzelnen Sportarten wie Volleyball, Tennis oder Boxen. Die Wahrnehmung [der Existenz] bzw. der Eintritt in das Feld hingegen wird jeweils durch individuelles Interesse am ,Mitspielen' und dem Innehaben des entsprechenden Habitus ermöglicht "mit dem die Kenntnis und Anerkenntnis. der immanenten Gesetze des Spiels, der auf dem Spiel stehenden Interessenobjekte usw. impliziert ist" (Bourdieu 1993a:107f). Letzten Endes ist der erfolgreiche Zugang zu einem Sport aber nur für denjenigen vorhanden, der erhöhtes ökonomisches und kulturelles Kapital, sowie die nötige Zeit und den Habitus mitbringt, vorausgesetzt seine Erwartung lenkt sich vor allem auf die Vorteile des Sports (Interesse) (vgl. Bourdieu 1993b:189). An dieser Stelle treffen kollektive Interessenlagen in Form von sportlichem Angebot (Sportprodukte) auf die soziale Nachfrage einzelner Menschen (Sportkonsum) (vgl. Bourdieu 1993b:166). Wie genau sich das Interesse definiert, also etwa welche körperlichen Ideale als anstrebenswert empfunden werden, ist immer willkürlich und in der eigenen ,Logik des Feldes', d. h. „in der spezifischen Rationalität einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung" (Bourdieu 2003:311) begründet. Die Logik des sportlichen Feldes wird also durch seine Einsätze, Regeln und dessen soziale Beschaffenheit erzeugt[3] (vgl. Bourdieu 1993b:168). Gleichbedeutend auch das jedes Feld ganz eigene Vorstellungen darüber besitzt durch welche Praktiken, z.B. durch welche Art von Nahrung, Training oder Pflege, und Wirkungsweisen das angestrebte Körperbild erlangt werden kann (vgl. Bourdieu 2003:305). Das Feld des Sports ist vor allem beeinflusst durch einen militärischen Diskurs: Der Sport ist so denn eine ,Charakterschule' und Schmiede für maskuline Tugenden wie Mut, Männlichkeit, Aktivität und einen unerschütterlichen Siegeswillen, mit dem Ziel der Hervorbringung von Führungspersönlichkeiten[4]. Dieses Idealbild dient als Nahrung für die Rekrutierung in höhere Positionen im sportlichen Feld, die sich aus fachlich kompetenten Führungskräften und/oder ,old boys' zusammensetzt. Dabei wird das strikte Hierarchiesystem durch die staatliche Annerkennung der Selbstverwaltung von sportlichen Institutionen, Sportverbänden und nicht zuletzt durch die historische Tradition selbst gestützt. Die Definitionsmacht höherer Machtpositionen über das Körperbild und die Körperpraktiken wird durch die Möglichkeit gestützt im Zweifelsfall disziplinarische Maßnahmen anwenden zu können und über die Vergabe von Trainerlizenzen werden die Methoden noch zusätzlich legitimiert (vgl. Bourdieu 1993b:170). Jedoch handelt es sich nicht um eine unveränderliche Funktionshierarchie. Im Feld findet ein ständiges Machtgerangel um die Durchsetzung der Bestimmung von Sportpraxis und Funktion statt: etwa zwischen den Polen Amateursport vs. Profi-Sport, Elitensport vs. Massensport und Sportpraxis vs. Sportkonsum[5] (vgl. Bourdieu 1993b:172). Durch die zunehmende Kommerzialisierung und damit einher gehende Professionalisierung des Sports hat sich eine einschneidende Kluft zwischen den aktiven (Profi-) Sportlern und den passiven Zuschauern (Konsumenten von Sportgütern) herausgebildet. Auffällig ist dabei, dass die aktive Sportteilnahme mit dem fallenden sozialen Status sinkt, gleichzeitig die Schaufunktion aber mit steigendem Sozialstatus ebenfalls sinkt. Faktoren wie eine den Sport verwaltende Struktur und das physische Kapital sind nur zu oft für untere Klassen nicht gegeben, wodurch ihnen lediglich die imaginäre Partizipation als Fan mit all seinem Kult und seinem Unterhaltungswert bleibt, ihm aber jede Art von Expertise fehlt (vgl. Bourdieu 1993b:174ff).
[...]
[1] Bourdieu behandelte den Körper nie, und schon gar nicht das Boxen, als zentrales Thema. Er war aber als Teil seiner Theoreme immer präsent, weshalb sich seine Ansichten zum Körper (gesondert im Sport) über viele seiner Werke erstrecken.
[2] Bourdieu spricht von der „»Stilisierung des Lebens«, d.h. der Primat der Form über die Funktion, der letzten Endes in die Verleugnung der Funktion mündet [...]" (Bourdieu 2003:288).
[3] Die historische Herausbildung der Logik des Sports erklärt Bourdieu in Anlehnung an Elias mit der Übernahme von volkstümlichen Spielen durch englische Eliteschulen, wobei die Spiele sozial sinnentleert und zu rationalisierten „Aktivitäten, die ihren Zweck in sich selbst tragen" (1993b:169) wurden, ihre eigenen Rhythmen und Regeln erhielten. Beispielhaft sei etwa der ,fair play' - Gedanke, der die Rollendistanz der Eliten reflektiert. Es ist also kein Wunder, dass sich der Sport gerade an Schulen herausbildete, so Bourdieu, sei sie doch „der Ort schlechthin der so genannten zweckfreien Übung, ist der Ort, an dem jene distanzierte neutralisierende Einstellung zur sozialen Welt angeeignet wird" (ebd.).
[4] An den Schulen positionierte sich diese elitäre Gruppierung mit der Etablierung des Sports als Opposition zu anderen aristokratischen Fraktionen, hauptsächlich den Intellektuellen. Der Sport stellte in seinem historischen Ursprung also ein Machtmittel da, dessen Charakter, nämlich ein antiintellektuelles Moment: gegen Schulwissen, Bildung und Folgsamkeit, er bis heute trägt (vgl. (Bourdieu 1993b:171).
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus dieser Abhandlung über Bourdieu und Wacquant?
Der Fokus dieser Arbeit liegt darauf, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Körperkonzeption im Sport (speziell Boxen) bei Pierre Bourdieu und Loïc Wacquant zu analysieren. Dabei wird untersucht, inwieweit Wacquant Bourdieus Thesen übernimmt und anwendet.
Welche theoretischen Konzepte von Bourdieu werden im Text behandelt?
Der Text behandelt Bourdieus Konzepte von Habitus, Kapital (soziales, ökonomisches, kulturelles, physisches und symbolisches Kapital) und Feld im Zusammenhang mit dem Körper und dem Sport.
Was ist Bourdieus Vorstellung vom Habitus?
Bourdieu versteht den Habitus als eine "strukturierende Struktur", die durch vergangene Erfahrungen geprägt ist und Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata erzeugt. Der Habitus manifestiert sich im Körper und beeinflusst Körperpraktiken sowie Geschmacksurteile.
Wie definiert Bourdieu physisches Kapital?
Physisches Kapital umfasst körperliche Fähigkeiten, Fertigkeiten und "Schönheit". Es kann in andere Kapitalarten transformiert werden und umgekehrt. Allerdings ist das physische Kapital stark an die Trägerperson gebunden und seine Entwicklung unterliegt natürlichen Grenzen.
Was ist Bourdieus Konzept des Feldes und wie wird Sport als Feld betrachtet?
Ein Feld ist ein konstruierter Raum, in dem sich Machtbeziehungen akkumulieren und der durch bestimmte Praktiken und ein kollektives Interesse gekennzeichnet ist. Sport wird als ein solches Feld betrachtet, das verschiedene Subfelder (z.B. einzelne Sportarten) umfasst.
Welche Rolle spielt das Interesse beim Zugang zum Sportfeld nach Bourdieu?
Der Zugang zum Sportfeld wird durch individuelles Interesse und den Besitz des entsprechenden Habitus ermöglicht. Der erfolgreiche Zugang hängt von ökonomischem, kulturellem und physischem Kapital sowie der verfügbaren Zeit ab.
Wie beeinflusst der Sportkörper das Verhältnis zwischen Leistung und Erscheinungsbild, nach Bourdieu?
Der Sport ist vor allem durch einen militärischen Diskurs beeinflusst: Der Sport ist eine 'Charakterschule' und Schmiede für maskuline Tugenden wie Mut, Männlichkeit, Aktivität und unerschütterlichem Siegeswillen, mit dem Ziel der Hervorbringung von Führungspersönlichkeiten.
Wie beeinflusst der soziale Status die Sportteilnahme und den Sportkonsum laut Bourdieu?
Aktive Sportteilnahme sinkt mit fallendem sozialen Status, während passive Sportteilnahme mit sinkendem Sozialstatus zunimmt. Untere Klassen haben oft keinen Zugang zu den Ressourcen, die für die aktive Sportteilnahme erforderlich sind, und beschränken sich daher auf die Rolle des passiven Zuschauers.
Worauf basiert die Definitionsmacht höherer Machtpositionen über das Körperbild und die Körperpraktiken?
Die Definitionsmacht über Körperbild und Körperpraktiken wird gestützt durch die Möglichkeit disziplinarischer Maßnahmen und die Vergabe von Trainerlizenzen.
Was ist die Verbindung zwischen Sport und Anti-Intellektualismus?
Der Sport entstand in Schulen als Opposition zu intellektuellen Fraktionen und repräsentiert seitdem ein antiintellektuelles Moment, das Schulwissen, Bildung und Folgsamkeit ablehnt.
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- Anja Jahnel (Author), 2009, Der Körper im Boxsport , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153337