Das Thema der "Mehrfachvasallität im Lehnswesen" spielt für die Betrachtung des Lehnswesens im Mittelalter insofern eine wichtige Rolle, da es innerhalb des Lehnswesens zu vielen Veränderungen und nebeneinander auftretenden Strömungen kam, in die auch das Phänomen der mehrfachen Bindung an unterschiedliche Lehnsherren einzuordnen ist. Im Rahmen meiner Hausarbeit möchte ich daher die Frage beantworten, wie die Mehrfachvasallität zu charakterisieren ist und welche Folgen sie nach sich zog. Der Begriff „Folgen“ soll in meiner Arbeit aber nicht nur die direkten Folgen der Mehrfachvasallität in den Blick nehmen, sondern vor allem die Folgen im weiteren Sinne, also welche Reaktionen aus der Mehrfachvasallität hervorgingen beziehungsweise was man konkret gegen sie unternahm.
Während ich mich bei der Thematik der mehrfachen Lehnsbindung zentral mit deren Ursachen und Auswirkungen befassen möchte, könnte man auch den Forschungsstreit zur Entstehungszeit der Mehrfachvasallität zwischen den Historikern Georg Waitz und François Louis Ganshof in den Mittelpunkt der Betrachtungen rücken, den ich jedoch nur am Rande thematisieren werde. Auch der Zusammenhang zwischen der Herausbildung der Ministerialität und der Mehrfachvasallität wäre ein weiterer zu untersuchender Aspekt, den ich in meiner Arbeit allerdings komplett vernachlässigen werde.
Die Auffassung, das mittelalterliche Lehnswesen weise eine streng geregelte und einheitliche Struktur auf, hat sich bei den Historikern schon seit langem als falsch erwiesen und inzwischen weiß man, dass es im Lehnswesen ebenso viele abweichende Erscheinungsformen und Ausnahmen gab wie in der gesamten Epoche des Mittelalters, das auch nicht als gleichförmig, einheitliches Zeitalter bezeichnet werden kann. Eine dieser abweichenden oder, wie es François Louis Ganshof formuliert hat, „entarteten“ Erscheinungen des Lehnswesens ist die Mehrfachvasallität, die nicht einmal in einer in sich geschlossenen und einheitlichen Form auftrat, stattdessen durch viele Ausnahmen gekennzeichnet ist, die durch mich im Folgenden untersucht sowie dargelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1.) Einleitung
- 1.1) Vorbemerkungen zum Thema „Mehrfachvasallität im Lehnswesen“
- 1.2) Allgemeiner Überblick zum Lehnswesen
- 2.) Hauptteil
- 2.1) Klärung des Begriffs „Mehrfachvasallität“ und Ursachen ihres Aufkommens
- 2.2) Zeitliche und territoriale Einordnung der Mehrfachvasallität.
- 2.3) Folgen und Probleme aufgrund der Mehrfachvasallität.
- 2.4) Lösungsansätze zur Bekämpfung der aus der Mehrfachvasallität resultierenden Probleme
- 3.) Schlussteil
- 3.1) Mehrfachvasallität in Sachsen
- 3.2) Zusammenfassung und Beurteilung der Mehrfachvasallität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Mehrfachvasallität im mittelalterlichen Lehnswesen. Sie analysiert die Ursachen und Folgen dieser komplexen Struktur, die durch multiple Bindungen an verschiedene Lehnsherren gekennzeichnet ist. Die Arbeit untersucht die zeitliche und räumliche Einordnung der Mehrfachvasallität, beleuchtet die daraus resultierenden Probleme und betrachtet Lösungsansätze, wie beispielsweise die Ligesse.
- Die Definition und Ursachen der Mehrfachvasallität
- Die zeitliche und räumliche Einordnung der Mehrfachvasallität
- Die Folgen und Probleme der Mehrfachvasallität
- Lösungsansätze zur Bekämpfung der Probleme der Mehrfachvasallität
- Mehrfachvasallität in Sachsen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit dem Thema der Mehrfachvasallität und erläutert die Relevanz dieses Themas für das Verständnis des mittelalterlichen Lehnswesens. Sie stellt die Forschungsfrage nach der Charakterisierung der Mehrfachvasallität und ihren Folgen. Anschließend wird die Vorgehensweise der Arbeit erläutert, die sich mit der Begriffsklärung, den Ursachen, der zeitlichen und räumlichen Entstehung sowie den Problemen und Lösungsansätzen auseinandersetzt. Zum Schluss wird ein Exkurs zur Mehrfachvasallität in Sachsen angekündigt, der rechtliche Aspekte und Beispiele aus der sächsischen Lehnspraxis beleuchtet.
Kapitel 1.2 bietet einen knappen Überblick über die wichtigsten Aspekte und Begriffe des Lehnswesens, um die Mehrfachvasallität besser einzuordnen. Es werden die Ursprünge des Lehnswesens in der Spätantike und im frühen Mittelalter skizziert, wobei die Herausbildung von Klientelverbänden und die Leistung von Diensten im Austausch für Lebensnotwendiges beschrieben werden. Des Weiteren wird auf die Bedeutung der fides und den Treueeid als Grundlage des Lehnsverhältnisses eingegangen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Mehrfachvasallität, Lehnswesen, Mittelalter, fides, Ligesse, Sachsen, Lehnsherr, Lehnsmann, Treueeid, Probleme, Lösungsansätze, zeitliche Einordnung, räumliche Einordnung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2008, Die Mehrfachvasallität im Lehnswesen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153355