Der Autor befasst sich mit dem Widerspruch zwischen den restaurativen und dennoch reformorientierten Bestrebungen Gregors VII. Gregor VII. ist als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters bis heute vor allem durch seine Auseinandersetzungen mit Heinrich IV. bekannt. Einerseits möchte er Heinrich IV. als Hüter der römischen Kirche einsetzen. Andererseits fühlt er sich selbst in besonderem Maß berufen, die miserablen Zustände der römischen Kirche seiner Zeit zu verändern.
Anhand der Briefe Gregors VII. wird nachgewiesen, dass die geographische wie auch politische Ausweitung seiner Bestrebungen einer Ausweitung seines theologischen Horizontes nachfolgen: So kann z.B. der Plan, einen Feldzug in den Orient zu unternehmen, als Vorbild für alle ab 1095 stattfindenden Unternehmungen dienen. Dass dennoch zu Lebzeiten Gregors niemals ein derartiger Zug realisiert worden ist, wirft indes die Frage auf, ob der – von Petrus Damiani so bezeichnete – „heilige Satan“ nichts mehr ist als ein zahnloser Tiger?
Gregors Ansinnen, den universalen päpstlichen Primat gegenüber Europas Adel durchzusetzen steht in krassem Widerspruch zur Begrenztheit seiner politischen Machtmittel. Somit wird die Frage des Verhältnisses von regnum und sacerdotium als Frage von kirchenpolitischer Restauration und theologischem Horizont - dem Universalitätsanspruch - untersucht. Dabei wird auf wesentliche politische Ereignisse, eingegangen, die eng mit dem Wirken Gregors verbunden sind: Der Sachsenaufstand, das Verhältnis zwischen Philipp I. und dem französischen Episkopat, die Einigung mit Byzanz im Jahre 1074, der Führungsanspruch Gregors "bis an die Enden der bewohnten Welt" und seine Territorialansprüche in Ungarn und Spanien.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I. Forschungsstand
- II. Das Register Gregors VII.
- III. Restauration und Universalität in ausgewählten Briefen
- A. Die kirchliche Ordnungsmacht im Sachsenaufstand
- B. Die Kritik an Philipp I. in Briefen an das französische Episkopat
- C. Die Idee vom Feldzug und der Einigung mit Byzanz im Jahre 1074
- D. Der Führungsanspruch bis an die Enden der bewohnten Welt
- E. Der Territorialanspruch auf Ungarn und Spanien
- IV. Zusammenfassung
- V. Ausgewählte Quellen und Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Universalitätsanspruch des Papstes Gregor VII. im Hinblick auf die Wiederherstellung des sacerdotium und die Nachordnung des regnum. Der Fokus liegt auf den Reformplänen Gregors VII. und seinen Zielsetzungen im Kontext der politischen und kirchlichen Verhältnisse des 11. Jahrhunderts.
- Die Restauration des sacerdotium durch Gregor VII.
- Der Universalitätsanspruch des Papstes und seine Grenzen
- Der Konflikt zwischen regnum und sacerdotium im Investiturstreit
- Gregors VII. Vision von einem Gottesreich auf Erden unter päpstlicher Leitung
- Die Rolle der Briefe Gregors VII. als Quelle für die Untersuchung seiner Zielsetzungen und Ideen
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Die Arbeit stellt den Universalitätsanspruch des Papstes Gregor VII. als zentralen Forschungspunkt vor und führt Beispiele aus seinem Briefwechsel an, die auf seine „weltweiten\" Ziele schließen lassen.
- I. Forschungsstand: Dieses Kapitel diskutiert den bisherigen Forschungsstand zum Universalitätsanspruch Gregors VII. und beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen seiner Ziele und Handlungen.
- II. Das Register Gregors VII.: Der zweite Abschnitt stellt das Briefregister Gregors VII. vor, das als zentrale Quelle für die Analyse seiner Ideen und politischen Strategien dient.
- III. Restauration und Universalität in ausgewählten Briefen: Dieses Kapitel analysiert ausgewählte Briefe Gregors VII. und betrachtet darin seinen Anspruch auf die Oberhoheit der Kirche über die gesamte bewohnte Welt. Die Kapitel behandeln den Sachsenaufstand, die Kritik an Philipp I. von Frankreich, die Idee eines Feldzugs ins Heilige Land und Gregors VII. Anspruch auf Spanien.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Universalitätsanspruch, Restauration, sacerdotium, regnum, Investiturstreit, Gregor VII., Briefregister, Feldzug, Heilige Land, Spanien, Sachsenaufstand, Philipp I. und die "bewohnte Welt".
- Quote paper
- Axel Siegemund (Author), 2003, Der Universalitätsanspruch des heiligen Satans - Die Nachordnung des regnum und die Restauration des sacerdotium bei Gregor VII. 1073/80, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15339