Über 6,5 Mrd. Menschen leben aktuellen Statistiken zugrunde auf der Welt, dessen Population in den kommenden Jahrzehnten auf 8 Mrd. prognostiziert wird. Diese Entwicklungstendenz und der zunehmende Verstädterungsprozeß bringen neue räumlich urbane Konzentrationsformen hervor und stellen dadurch die Städte der Entwicklungsländer vor stetig größer werdende Herausforderungen. Insbesondere zeigen viele Länder des afrikanischen Kontinents starke Verstädterungstendenzen, die mit einem enormen städtischen Bevölkerungswachstum einhergehen. Bereits heute prägen starke Gegensätze das Bild dieser Großstädte, denn die mit dem Verstädterungsprozess verbundenen Probleme, wie die der fehlenden Stadtentwicklung, der Mangel an Wohnraum, hoher Grad an Arbeitslosigkeit, starke soziale Unterschiede sowie der daraus teilweise resultierenden räumlichen Segregation bringen zunehmend informelle Siedlungen hervor.
Informelle Siedlungen südafrikanischer Städte weisen aufgrund der Heterogenität der Bevölkerungsgruppen in Bezug auf dessen Kultur und Rassenzugehörigkeit und durch die ab 1948 gesetzliche Verankerung der Rassentrennung in der Apartheidspolitik einen ganz anderen Charakter auf, als die anderer Stadttypen. Die mit dem Umbau gezielt erzeugte räumliche Fragmentierung und soziale Segregation führte sowohl ökonomisch, ökologisch als auch sozial zu höchst uneffizienten Stadtstrukturen. Die in der Zeit der Apartheid entstandenen Siedlungen haben in den letzten Jahrzehnten immense Ausmaße in der Bevölkerungszahl und –dichte angenommen, so dass das Wohnraumdefizit heute ein weit größeres Problem darstellt als noch vor einem Jahrzehnt. Neben den Apartheidsiedlungen haben sich zahlreiche illegale Wohnkomplexe gebildet. Ohne jegliche Infrastruktur sowie grundlegende Erschließung breiten sich räumliche und soziale Probleme immer weiter aus und verschlechtern zusehends auch die umliegenden Siedlungen.
Mit der Betrachtung und Aufarbeitung dieser Maßnahmen verfolgt die Arbeit neue Strategien und mögliche Konzepte für eine funktionierende und nachhaltige Entwicklung informeller Siedlungen anhand des Fallbeispiels Guguletu, einem Township im Capeflat der Kapstädter Region. Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, mit Hilfe welcher städtebaulicher Konzepte und Strategien neue effiziente Siedlungsstrukturen geschaffen werden können, die im nachhinein aufgegriffen und weiter entwickelt werden sollen, ohne jedoch die schon bestehende Armut und soziale Problematik weiter zu verstärken.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Aufbau der Arbeit
- C. Methodik
- D. Report
- 1. Die Problematik informeller Siedlungen in der Kapstädter Region
- 1.1 Einführung in die Thematik informeller Siedlungen
- 1.2 Informelle Siedlungen in der Kapstädter Region, Südafrika
- 1.3 Problemdarstellung am Fallbeispiel KTC, Guguletu
- 2. Die Space Syntax Methode als neues Planungsinstrument
- 2.1 Allgemeine Herangehensweisen und Planungsstrategien im Umgang mit informellen Siedlungen
- 2.2 Space Syntax Methode
- 3. Die Konzeptentwicklung für das Fallbeispiel KTC, Guguletu
- 3.1 Konzeptioneller Gedanke
- 3.2 Planungsstrategie
- 3.3 Städtebauliches Entwicklungskonzept
- 3.3.1 Handlungsmaßnahmen
- 3.3.1.1 Routenhierarchie - räumliche Anbindung
- 3.3.1.1.1 Überlappung von regionaler und lokaler Anbindung Guguletu und Umgebung
- 3.3.1.1.2 Räumliche Anbindungs- und Erreichbarkeitspotentiale
- 3.3.1.1.3 Entwicklungsbänder
- 3.3.1.2 Blockdesign-Blockaufteilung
- 3.3.1.2.1 Blockstruktur
- 3.3.1.2.2 Blockgrößen
- 3.3.1.3 Infrastruktur/ Landnutzung
- 3.3.1.4 Masterplan
- 3.3.1.1 Routenhierarchie - räumliche Anbindung
- 3.3.2 Umsetzungsmaßnahmen
- 3.3.2.1 Phasenstrategien
- 3.3.2.1.1 Routenbasierende Phasenstrategie nach Prioritäten und Auswirkung
- 3.3.2.1.2 Auf Superblöcken basierende Phasenstrategie nach Abschnitten
- 3.3.2.2 Kriterien für Umsiedlungsmaßnahmen
- 3.3.2.1 Phasenstrategien
- 3.4 Darstellung möglicher Entwicklungstendenzen von KTC und Guguletu (Szenario)
- 3.4.1 Kurzfristige Entwicklungstendenzen (5-10 Jahre)
- 3.4.2 Mittelfristige Entwicklungstendenzen (20-25 Jahre)
- 3.4.3 Langfristige Entwicklungstendenzen (35 Jahre)
- 3.3.1 Handlungsmaßnahmen
- 4. FAZIT – ALLGEMEINE ÜBERTRAGBARKEIT DES STÄDTEBAULICHEN ENTWICKLUNGSKONZEPTES AUF INFORMELLE SIEDLUNGEN
DER KAPSTÄDTER REGION
- 4.1 Allgemeine Problemstellung der Übertragbarkeit von städtebaulichen Entwicklungskonzepten
- 4.2 Vergleich informeller Siedlung in der Kapstädter Region
- 4.3 Besonderheit der städtebaulichen Entwicklungskonzeption des Fallbeispieles KTC/ Guguletu
- 4.4 Zusammenfassung
- E. Anhang
- I. EINFÜHRUNG IN THEMATIK INFORMELLER SIEDLUNGEN
- 1.1 Begriffserläuterung
- 1.2 Charakteristika
- 1.3 Entstehungsursachen
- 1.4 Problemfelder
- 1.5 Betrachtung und Analyse allgemeiner Vorgehensweisen und Planungsstrategien für die nachhaltige Entwicklung informeller Siedlungen
- 1.5.1 Zwangsräumung
- 1.5.2 Geplante Räumung mit Verlegung
- 1.5.3 Geplante Räumung und Vorort-Aufwertung
- 1.5.4 Slum-upgrading
- 1.5.4.1 Typen von Slum-upgrading Programmen
- 1.5.4.2 Geoinformationssysteme in Slum-upgrading Programmen
- 1.6 Zusammenfassung
- II. INFORMELLE SIEDLUNGEN IN DER KAPSTÄDTER REGION
- 2.1 Rahmendaten und Allgemeiner Abriss der Kapstädter Region
- 2.2 Die Kapstädter Region in der Apartheid
- 2.2.1 Räumliche Entwicklung
- 2.2.1.1 Die Gründung Kapstadts durch die Niederländer (1652-1806)
- 2.2.1.2 Moderne Stadtentwicklung und Industrialisierung durch die Briten (1806-1910)
- 2.2.1.3 Erste räumliche Segregationstendenzen durch die Niederländer (1910-1948)
- 2.2.1.4 Apartheid – gesetzliche Manifestierung der Rassentrennung
- 2.2.2 Politische Entwicklung
- 2.2.3 Sozioökonomische Entwicklung
- 2.2.1 Räumliche Entwicklung
- 2.3 Die Kapstädter Region in der Postapartheid
- 2.3.1 Problemstellung der Townships und informellen Siedlungen in den Cape Flats, Kapstädter Region
- 2.3.2 Planungssystem
- 2.5.2.1 Planungsrichtlinien und formelle Planung
- 2.3.2.1.1 Reconstruction Development Framework (RDF)
- 2.3.2.1.2 Metropolitan Spatial Development Framework (MSDF)
- 2.3.2.1.3 Stadtentwicklungsprojekte – das Beispiel Joe Slovo
- 2.3.2.2 Informelle Planung
- 2.3.2.3 Aktuelle Stadtentwicklungstendenzen
- 2.5.2.1 Planungsrichtlinien und formelle Planung
- 2.4 Zusammenfassung
- III. BESTANDSAUFNAHME VON KTC, GUGULETU
- 3.1 Rahmendaten und sozioökonomische Aspekte
- 3.2 Entstehungsgeschichte
- 3.3 Routenhierarchieräumliche Anbindung
- 3.3.1 Straßenausrichtung
- 3.3.2 Regionale Anbindung
- 3.3.3 Intermediäre Anbindung
- 3.3.4 Lokale Anbindung
- 3.3.5 Überlagerung von regionaler und lokaler Anbindung Guguletu und Umgebung
- 3.4 Morphologie
- 3.4.1 Plotstruktur
- 3.4.2 Gebäudestruktur
- 3.5 Infrastruktur/ Landnutzung
- 3.6 Raumbeobachtung (Bevölkerungsbewegung)
- 3.7 Zusammenfassung
- IV. SPACE SYNTAX, EINE AUF GIS BASIERENDE METHODE
- 4.1 Space Syntax Theorie und Analysemethoden
- 4.1.1 Graphentheorie
- 4.1.2 Linien Logik – Axialpläne
- 4.1.3 Morphologie
- 4.1.4 Infrastruktur / Landnutzung
- 4.1.5 Bewegungsdynamik
- 4.2 Einführung in die Thematik von Geoinformationssystemen (GIS)
- 4.2.1 GIS – Geoinformationssysteme
- 4.2.2 Komponenten von Geoinformationssystemen
- 4.2.3 Anwendungsgebiete von GIS im Allgemeinen
- 4.2.4 Ausprägung von GIS (Teilbereiche)
- 4.2.5 Anwendung von GIS in informellen Siedlungen
- 4.1 Space Syntax Theorie und Analysemethoden
- 4.3 Zusammenfassung
- I. EINFÜHRUNG IN THEMATIK INFORMELLER SIEDLUNGEN
- E. EXKURS SÜDAFRIKA
- E.1 Rahmendaten und Allgemeiner Abriss
- E.2 Historische Entwicklung (europäische Besiedlung und Stadtentwicklung)
- E.2.1 Von der ersten europäischen Besiedlung bis zum Nationalstaat (1652-1948)
- E.2.1.1 Erste europäische Besiedlung – Gründung von Kapstadt
- E.2.1.2 Britische Kolonie und Burenrepubliken (vorindustrielle Entwicklung)
- E.2.1.3 Das Ende der Burenrepubliken (frühe Industrialisierung)
- E.2.1.4 Die Südafrikanische Union (Hochindustrialisierung)
- E.2.1.5 Nationalstaat – Die Bedrohung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit
- E.2.2 Apartheidsära (1948-1994)
- E.2.2.1 Ebenen der Apartheid- Politik
- E.2.2.1.1 Erste Ebene: gesellschaftliche Segregation – das Klassensystem
- E.2.2.1.2 Zweite Ebene: räumliche Segregation – das Model der Apartheidsstadt
- E.2.2.1.3 Dritte Ebene: territoriale Segregation – Homelands
- E.2.2.2 soziale, ökonomische und räumliche Auswirkungen der Apartheid
- E.2.2.3 Erste Entwicklungstendenzen gegen die Apartheid
- E.2.2.1 Ebenen der Apartheid- Politik
- E.2.3 Postapartheid (1994-heute)
- E.2.3.1 Gründung der Wahrheitsfi ndungskommission
- E.2.3.2 Sozioökonomische und räumliche Folgen der Apartheid
- E.2.3.3 Südafrika – heute
- E.2.1 Von der ersten europäischen Besiedlung bis zum Nationalstaat (1652-1948)
- E.3 Bevölkerungsentwicklung
- E.3.1 Entwicklung der ethnischen Vielfalt
- E.3.2 Demographische Entwicklung
- E.3.3 Bildung
- E.3.4 Arbeitsmarktentwicklung
- E.4 Wirtschaft- und Haushaltssituation
- E.5 Politik
- E.6 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung von nachhaltigen Aufwertungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen für informelle Siedlungen in der Kapstädter Region am Fallbeispiel KTC in Guguletu. Hierzu werden die Problematik, die Entstehungsgeschichte und die Besonderheiten des Plangebietes sowie deren Auswirkungen auf die umliegende Umgebung, dem Township Guguletu, analysiert.
- Die Problematik der informellen Siedlungen in der Kapstädter Region
- Die Entstehung und Geschichte der Townships in Südafrika
- Die Auswirkungen der Apartheidspolitik auf die Stadtstruktur Kapstadts
- Das städtebauliche Entwicklungskonzept für KTC in Guguletu
- Die Anwendung der Space Syntax Methode als neues Planungsinstrument
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer allgemeinen Einführung in die Thematik informeller Siedlungen, analysiert die Problematik in der Kapstädter Region und stellt das Plangebiet KTC in Guguletu vor. Es folgt eine Darstellung der Space Syntax Methode als neues Planungsinstrument und die Entwicklung eines städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für KTC in Guguletu, basierend auf der Analyse der räumlichen Anbindung und der Morphologie des Gebietes. Darüber hinaus werden die Umsetzungsmaßnahmen, die sich auf eine routen- und blockbasierende Phasenstrategie fokussieren, sowie Kriterien für Umsiedlungsmaßnahmen vorgestellt. Abschließend werden mögliche Entwicklungstendenzen für KTC und Guguletu in einem Szenario dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema informelle Siedlungen in der Kapstädter Region, besonders mit der Siedlung KTC in Guguletu. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Slum-Upgrading, Space Syntax, räumliche Anbindung, Morphologie, nachhaltige Stadtentwicklung, soziale und ökonomische Integration.
- 1. Die Problematik informeller Siedlungen in der Kapstädter Region
- Arbeit zitieren
- B.Sc. M.Sc. (TU) Sina Steinführer (Autor:in), Dipl.-Ing. Cornelia Möller (Autor:in), 2009, Informelle Siedlungen in der Kapstaedter Region, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153572