n der vorliegenden Arbeit wurde es sich zum Ziel gesetzt, die seit einiger Zeit in der Kritik
stehende und als “Strategiemodell” bezeichnete Konzeption des Lernens zu validieren. Zu
klären war, inwieweit der Gebrauch von Strategien tatsächlich einen exponierten Einfluss
gegenüber den anderen drei Gedächtnisdeterminanten Vorwissen, Metagedächtnis und
Gedächtniskapazität auf die Gedächtnisleistung besitzt. Anhänger dieses Paradigmas sehen
vor allem im ontogenetischen Wandel des strategischen Vorgehens bei Kindern die Erklärung
dafür, weshalb sich das Memorierverhalten im Verlauf des (Klein)Kindes- und Jugendalters
qualitativ und quantitativ verbessert.
Zum Zwecke einer Validierung des Strategiemodells wurden bei je 60 Zweit- und
Viertklä sslern unter Experimental- und Kontrollbedingung das Metagedächtnis mittels zweier
Metagedächtnisbatterien erfasst, das Vorwissen durch freie Produktion von Tier- und
Pflanzennamen und Bearbeitung des Kognitiven Fähigkeitstests (KFT) und Heidelberger
Sprachentwicklungstests (HSET) dokumentiert und die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses
mittels Wortnachsprech-Aufgaben festgestellt. Die Bewertung des Einflusses der Strategie
erfolgte durch eine MANOVA im Messwiederholungsdesign, die einen
Reproduktionsvergleich zog, und zwar zwischen der Experimentalgruppe, die bereits
vorkategorisierte Itemlisten zu lernen hatte, und der Kontrollgruppe, der die Items
randomisiert dargeboten wurde.
Zwar waren die Strategen den Nichtstrategen und die Viertklässler den Zweitklässlern
bezüglich der Memorierleistung überlegen, jedoch konnte keine Signifikanz bei den sich
ergebenden drei Wechselwirkungen aus Klasse, Experimentalbedingung und Stratege
nachgewiesen werden. Zusätzlich wurde eine multiple Regressionsanalyse gerechnet, in die
alle neun unabhängigen Variablen einflossen, die zur Erfassung der vier
Gedächtnisdeterminanten in oben genannten Tests generiert wurden. Es konnte hier der
Strategievariablen ein Effekt eingeräumt werden, der aber weder klassen- noch
materialspezifisch auftrat. Stattdessen lieferte die Variable des Vorwissens zu Tieren über alle
Kriterien hinweg den höchsten Erklärungsbeitrag für die Höhe der Gedächtnisleistung.
Dem Gebrauch von Strategien kann somit nicht ohne weiteres eine ausschlaggebende
Rolle für Gedächtnisleistung zugeschrieben werden. Es spricht Vieles dafür, dass eher eine
Interaktion der Gedächtnisdeterminanten für die Lernleistungen verantwortlich zu machen ist.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- ZUSAMMENFASSUNG
- EINLEITUNG
- STAND DES PROBLEMS
- Die Gedächtnisdeterminanten
- Die Gedächtniskapazität
- Gedächtnisspanne
- Verarbeitungsgeschwindigkeit
- Das Vorwissen
- Semantisches Netzwerk
- "Weltwissen" und "bereichsspezifisches Wissen"
- "Wissenshypothese" und "Experten-Novizen-Paradigma”
- Die Gedächtnisstrategien
- Enkodierstrategien
- Rehearsal
- Organisieren, Kategorisieren
- Elaboration
- Abrufstrategien
- Defizite beim Strategiegebrauch
- Mediationsdefizit
- Produktionsdefizit
- Nutzungsdefizit
- Das Metagedächtnis
- Deklaratives Metagedächtnis
- Prozedurales Metagedächtnis
- Die Entwicklung des Metagedächtnisses im Kindesalter
- Enkodierstrategien
- Konzepte für das Strategiemodell
- Die Strategie-Emergenz-Theorie (SET)
- Theoretische Grundannahmen
- Das Modell des semantischen Netzwerks
- Das Arbeitsgedächtnis nach Baddeley
- Das Synergistic-Ecphory-Modell
- Hypothesen und Vorhersagen der SET
- Das Integrative Rahmenmodell
- Ergebnis der Prüfung der Vorhersagen
- Theoretische Grundannahmen
- Das Modell des guten Strategieanwenders
- Strategie
- Metakognitives Wissen über spezifische Strategien
- Stil
- Motivationale Überzeugungen
- Nichtstrategische Wissensbasis
- Kritik am Strategiemodell - und die Alternativen
- Das Contra
- Kritik am Konzept des Metagedächtnisses
- Die Fuzzy-Trace-Theorie
- "Clustering and Recall"
- Das Contra
- Die Strategie-Emergenz-Theorie (SET)
- SPEZIFISCHE FRAGESTELLUNG UND HYPOTHESEN
- METHODE
- Allgemeine Begründung für das Vorgehen
- Voruntersuchung
- Hauptuntersuchung
- Stichprobe
- Untersuchungsplan
- Operationalisierung
- Unabhängige Variablen
- Material und abhängige Variablen
- Gruppensitzung
- Einzelsitzung
- Abhängige Variable
- Ablauf der Untersuchung
- Gruppensitzung
- Einzelsitzung
- Statistische Verfahren
- Hypothesentestung
- Multiple Regressionsanalyse
- Einhaltung der Prämissen
- Überprüfung der Varianz- und Korrelationshomogenität
- ERGEBNISSE
- Hypothesentestung
- Resultat zu Hypothese A
- Resultat zu Hypothese B
- Ergebnis zu Hypothese C
- Ergebnis zu Hypothese D
- Resultate der Regressionsanalyse
- Hypothesentestung
- DISKUSSION
- Hypothesen
- Regressionsanalyse
- LITERATURVERZEICHNIS
- ERKLÄRUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Validität des Strategiemodells, einem Konzept, das die kognitiven Prozesse und Strategien beim Lernen und Erinnern im Kontext des Gedächtnisses untersucht.
- Die Arbeit analysiert verschiedene Konzepte und Theorien zur Gedächtnisentwicklung und -strategie, insbesondere die Strategie-Emergenz-Theorie (SET).
- Sie untersucht die Auswirkungen verschiedener Gedächtnisdeterminanten, wie die Gedächtniskapazität, Vorwissen und Gedächtnisstrategien auf die Lernleistung.
- Die Arbeit beleuchtet das Konzept des Metagedächtnisses und dessen Entwicklung im Kindesalter.
- Sie analysiert die Kritik am Strategiemodell und stellt alternative Ansätze wie die Fuzzy-Trace-Theorie vor.
- Die Diplomarbeit zielt darauf ab, die Validität des Strategiemodells zu überprüfen und dessen Einfluss auf die Lernleistung zu beleuchten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Diplomarbeit untersucht die Validität des Strategiemodells und beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Gedächtnisses und die Strategien, die zur Verbesserung der Lernleistung eingesetzt werden.
- Das erste Kapitel beschreibt die Gedächtnisdeterminanten, wie die Gedächtniskapazität, das Vorwissen und die Gedächtnisstrategien, und analysiert deren Einfluss auf die Lernleistung.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit verschiedenen Konzepten, die für das Strategiemodell relevant sind, wie die SET und das Modell des guten Strategieanwenders.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit der Kritik am Strategiemodell und stellt alternative Ansätze wie die Fuzzy-Trace-Theorie vor.
- Das vierte Kapitel beschreibt die spezifische Fragestellung und die Hypothesen der Arbeit.
- Das fünfte Kapitel erläutert die Methode der Untersuchung und die statistischen Verfahren.
- Das sechste Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung und testet die Hypothesen.
- Das siebte Kapitel diskutiert die Ergebnisse und die Implikationen für die Validität des Strategiemodells.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Gedächtnisentwicklung, Lernstrategien, Metagedächtnis, Strategie-Emergenz-Theorie (SET), Fuzzy-Trace-Theorie, Validität von Modellen, empirische Untersuchung, Hypothesentestung und statistische Analyse.
- Die Gedächtniskapazität
- Die Gedächtnisdeterminanten
- Quote paper
- Stefan Gerlach (Author), 2003, Validität des Strategiemodells, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15359