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Familienstrukturen im Findling

Auf der Suche nach einer Erklärung für die finale Gewalt

Titel: Familienstrukturen im Findling

Hausarbeit (Hauptseminar) , 2010 , 27 Seiten , Note: 1,3

Autor:in: Amelie Prittwitz (Autor:in)

Germanistik - Neuere Deutsche Literatur
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Zusammenfassung Leseprobe Details

Zu Beginn der Novelle trifft der Leser auf eine im Einklang lebende Familie, bald muss er jedoch feststellen, dass diese Einheit -einer Fassade gleich- so schnell zerstört wie aufgebaut werden kann. Der zweifelhafte und unbeständige Charakter der dargestellten Familie, der sich nach der Aufnahme des kleinen Nicolo immer deutlicher manifestiert, führt letztendlich zu einer versuchten Vergewaltigung und einer brutalen Mordszenerie. Der Rezipient gewinnt beim unkritischen Lesen schnell den Eindruck, dass Kleists Findling die Geschichte eines jungen Mannes namens Nicolo erzählt, dessen Charakter sich im Handlungsverlauf als durch und durch boshaft entpuppt. Damit wäre auch die Frage nach der Schuldigkeit an der Gewaltentwicklung eindeutig geklärt: Nicolo, das Findelkind, dankt seinen Adoptiveltern die freundliche Aufnahme in den Kreis der Familie mit Hass und Gewalt. Diese negative und einseitige Einschätzung des Protagonisten ergibt sich vor allem aus den zahlreichen Bewertungen des Erzählers, die der Leser schnell geneigt ist zu übernehmen. Bis in die 1970er Jahre wurde in der Forschung die Ansicht vertreten, dass Nicolo das absolut Böse verkörpere. Erst in den 80er Jahren wurde diese Auffassung hinterfragt und Nicolo wurde vom Status des ewigen Sündenbocks befreit. Jürgen Schröder diskutiert in seinem Aufsatz Kleists Novelle <Der Findling>. Ein Plädoyer für Nicolo die Frage, ob eine klare Schuldzuweisung überhaupt von Kleist intendiert war. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass die Mehrdeutigkeit ein typisches Merkmal für den kleistschen Stil ist, erhält die Anzweiflung der Hauptschuldigkeit Nicolos erst recht eine Berechtigung. Ist es überhaupt möglich, eine spezifische Quelle, z.B. ein bestimmtes Ereignis, für das gewaltvolle Ende auszumachen oder liegt die Triebfeder für den Gewaltakt vielleicht in der vielschichtigen Figurenkonstellation und in der allmählichen Verkettung diverser „Vorfälle“ ? In vorliegender Arbeit soll herausgearbeitet werden, in welchem Verhältnis die Familienmitglieder zueinander stehen und inwiefern diese Konstellation den Nährboden für die grauenvolle Entwicklung darstellt. Dabei wird die Sonderrolle Nicolos von zentralem Interesse sein, der als Letzter in den Kreis der Familie aufgenommen wird und damit die Künstlichkeit derselben komplettiert.

Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

  • Einleitung
  • Die Schuldigkeit Nicolos: Ein Einblick in die Forschungsgeschichte
  • Familiäre Strukturen im Findling
    • Das piachische Stellvertretersystem
    • Nicolo, das Findelkind
  • Piachi und Nicolo - Eine hochaktive Verbindung
    • Nicolo, das Substitut für den verlorenen Sohn
    • Die gestörte Emotionalität als Handlungsmotor
  • Elvire und Nicolo - Mehr als Adoptivmutter und Sohn
    • Nicolo das Substitut für den verlorenen Geliebten
    • Die Kommunikationslosigkeit als Handlungsmotor
  • Das gewaltige Finale als Sinnbild für die gebrechliche Einrichtung der Welt
  • Fazit

Zielsetzung und Themenschwerpunkte

Diese Arbeit setzt sich mit den Familienstrukturen im Kleistschen Findling auseinander und analysiert, inwiefern diese Konstellation den Nährboden für die finale Gewaltentwicklung darstellt. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Rolle Nicolos als Findelkind und der Frage nach seiner Schuld am tragischen Ausgang der Erzählung. Die Arbeit beleuchtet die kontroverse Forschungsdiskussion, die sich mit der Frage der Schuld Nicolos auseinandersetzt, sowie die Bedeutung des piachischen Stellvertretersystems für die Familienstruktur. Im Zentrum der Analyse steht die komplexe Beziehung zwischen den Familienmitgliedern und die Auswirkungen der Substitutionsmechanismen auf die Entwicklung Nicolos und das Verhältnis zu seinen Adoptiveltern.

  • Das piachische Stellvertretersystem als prägendes Element der Familienstruktur
  • Nicolos Rolle als Findelkind und seine Integration in das familiäre Gefüge
  • Die ambivalente Beziehung zwischen Nicolo und Piachi: Substitutionsmechanismen und gestörte Emotionalität
  • Das komplexe Verhältnis zwischen Nicolo und Elvire: Substitutionsmechanismen und Kommunikationslosigkeit
  • Die Analyse der finalen Gewaltentwicklung als Folge der familiären Dynamik

Zusammenfassung der Kapitel

Die Einleitung beleuchtet den Konflikt zwischen der scheinbaren Familienharmonie und dem unbeständigen Charakter der Figuren im Findling. Dabei stellt sie die Problematik der Schuldzuweisung an Nicolo und die Notwendigkeit einer differenzierten Analyse der Familienstrukturen in den Vordergrund.

Das Kapitel über die Forschungsgeschichte diskutiert die kontroversen Interpretationen des Findlings und fokussiert auf die Frage, ob Nicolo als absolut böse Figur oder als Opfer der familiären Dynamik betrachtet werden kann. Dabei werden die Perspektiven der traditionellen Forschung und die neuere Kritik an der eindeutigen Schuldzuweisung an Nicolo vorgestellt.

Das Kapitel über die Familienstrukturen im Findling analysiert das piachische Stellvertretersystem und beleuchtet die Rolle des Findelkindes Nicolo innerhalb der Familie. Es wird untersucht, inwiefern Nicolo als Stellvertreter für den verlorenen Sohn und als potenzieller Ersatz für den verstorbenen Geliebten fungiert.

Das Kapitel über die Beziehung zwischen Piachi und Nicolo beleuchtet die komplexen Auswirkungen des Substitutionsmechanismus auf das Verhältnis zwischen dem Adoptivvater und dem Findelkind. Es wird die Bedeutung der gestörten Emotionalität für die Entwicklung dieser Beziehung und das finale Geschehen untersucht.

Das Kapitel über die Beziehung zwischen Elvire und Nicolo analysiert die schwierige Dynamik zwischen der Adoptivmutter und dem Findelkind. Es wird die Bedeutung von Kommunikationslosigkeit und Missverständnissen für die Eskalation der Konflikte und den tragischen Ausgang der Geschichte hervorgehoben.

Das Kapitel über das gewaltige Finale bietet eine Analyse der finalen Gewaltentwicklung als Sinnbild für die Fragilität der Familiensysteme. Es wird untersucht, inwiefern die Familienstrukturen im Findling die Voraussetzung für die Eskalation der Konflikte und den brutalen Ausgang der Geschichte darstellen.

Schlüsselwörter

Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Familienstrukturen, Stellvertretersystem, Findelkind, Nicolo, Schuldzuweisung, Piachi, Elvire, Gewaltentwicklung, Kommunikationslosigkeit, Emotionalität, Familienharmonie, Forschungsdiskussion.

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Details

Titel
Familienstrukturen im Findling
Untertitel
Auf der Suche nach einer Erklärung für die finale Gewalt
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Deutsches Seminar)
Veranstaltung
Hauptseminar "Heinrich von Kleist"
Note
1,3
Autor
Amelie Prittwitz (Autor:in)
Erscheinungsjahr
2010
Seiten
27
Katalognummer
V153606
ISBN (eBook)
9783640657810
ISBN (Buch)
9783640658213
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Findling Nicolo Familie Gewalt Katastrophe Piachi
Produktsicherheit
GRIN Publishing GmbH
Arbeit zitieren
Amelie Prittwitz (Autor:in), 2010, Familienstrukturen im Findling, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153606
Blick ins Buch
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Leseprobe aus  27  Seiten
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