Operationelle Risiken


Seminararbeit, 2001

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Definition des operationellen Risikos
1.1 Definition und Abgrenzung der Marktrisiken von den operationellen Risiken
1.2 Definition und Abgrenzung der Ausfallrisiken von den operationellen Risiken

2. Messkonzepte
2.1 Basisindikatoransatz (Basic Indicator Approach)
2.2 Standardansatz (Standardised Approach)
2.3 Ambitionierte Bemessungsansätze (Advanced Measurement Approaches, AMA)
2.3.1 Interner Bemessungsansatz (Internal Measurement Approach, IMA)
2.3.2 Verlustverteilungsansatz (Loss Distribution Approach, LDA)
2.3.3 Scorecardansatz
2.4 Untergrenze

3. Kritische Diskussion der vorgestellten Konzepte

4. Fazit

5. Anhang

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Definition des operationellen Risikos

„Banks measure credit and market risks because they can, not because these are the biggest risks they face.“[1]

Dieses einführende Zitat verdeutlicht, dass die hohen Verluste, mit denen Banken in den vergangenen Jahren konfrontiert wurden, nicht lediglich aus Kredit- und Marktrisiken resultieren, sondern auch aus sog. operationellen Risiken.

Sensibilisiert, u.a. durch verschiedene bekannt gewordene Verlustfälle, wie z.B. der Barings Bank, wurde auf diese Entwicklung mit verstärktem Risikobewusstsein reagiert.[2] Als Konsequenz behandelt auch die Basler Kommission operationelle Risiken als eigenständiges Thema. Sie definiert

operationelle Risiken als das Verlustrisiko, das infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder von externen Ereignissen entsteht.[3]

Integriert werden rechtliche Risiken, insbesondere Haftungsrisiken, während Reputationsrisiken und das generelle Geschäftsrisiko unberücksichtigt bleiben.[4]

Für eine genauere Untersuchung des Begriffes der operationellen Risiken bietet es sich an, diesen in einzelne Risikoarten zu kategorisieren.

Technische Risiken

Die Bedeutung der technischen Risiken ist im Gefolge der IT-Revolution zusehends gestiegen. Entwicklung und Implementierung hochkomplizierter Informationssysteme führen dazu, dass die Finanzinsitute im Rahmen der voranschreitenden Globalisierung und der dadurch vernetzten und integrierten internationalen Finanzmärkte stärker in Abhängigkeit von den eingesetzten IT-Lösungen gerieten.[5] Systemausfall, Datenmanipulation durch Dritte oder Virus-Probleme sind in jüngerer Zeit zu wichtigen Risikofaktoren geworden. Auch durch Produkte, wie z.B. Online-Banking, stehen Banken einer neuen Art von Sicherheitsproblemen gegenüber, die in ihrem Ausmass weder vorhersehbar noch kontrollierbar sind und eindeutig die Grenzen der bisher bekannten Überwachungs- und Kontrollsysteme aufzeigen.[6]

Neben diesen allgemeinen Risiken der Technik existieren sowohl anwendungsbezogene Risiken, die sich auf die Qualität der gewonnnenen Daten beziehen, als auch anwenderbezogene Risiken, die in engem Zusammenhang mit den personellen Risiken stehen.

Personelle Risiken

Der personelle Aspekt beinhaltet Verluste, die sowohl durch bewusstes als auch unbewusstes Fehlverhalten von Bankmitarbeitern entstehen.

Unbewusstes Fehlverhalten entsteht z.B. durch Konzentrationsmängel oder Überarbeitung. Fehler können auch durch mangelhafte Kenntnisse der Mitarbeiter über die zu vermarktenden Produkte oder der anzuwendenden Prozesse entstehen.[7]

In immer kürzeren Produktzyklen werden hochkomplexe Finanzinnovationen entwickelt. Um diese in ihrer Komplexität zu verstehen, bedarf es zunehmender Anforderungen an die Bankmitarbeiter. Das Institut muss dafür Sorge tragen, dass die beschäftigten Mitarbeiter hochqualifiziert sind, denn ansonsten avanciert die Abschätzung der mit einem neuen Produkt verbundenen Risiken zur Herausforderung.[8] Personalfluktuation macht darüber hinaus langfristig angelegte Ausbildungskonzepte oftmals obsolet.

Zudem kann ein Verlustpotential auch durch bewusstes Fehlverhalten von Mitarbeitern entstehen. Derart betrügerisches Verhalten findet beispielsweise Ausdruck in der Umgehung von unternehmenspolitischen Vorschriften, der Verwendung von Insiderwissen oder auch durch Kompetenzüberschreitungen. Die Möglichkeit zu Betrug ist grundsätzlich nur dort möglich, wo Schwachstellen der Unternehmung entdeckt und zum eigenen Vorteil genutzt werden können.[9]

Von wesentlicher Bedeutung sind auch die manchmal mangelnde Integrität der Mitarbeiter, fehlendes Verständnis von Teamwork und mangelnder Kundenfokus und daraus resultierende Verluste.[10]

Risiken in der Kundenbeziehung

Beispielhaft erwähnt seien hier Kundenbeschwerden aufgrund unerwarteter Probleme in der Abwicklung, Verletzung des Bankgeheimnisses, Schadensersatzforderungen der Kunden. Die Wahrnehmung der Bank durch Dritte ist von entscheidender Bedeutung.

Externe Risiken

Die Bankenlandschaft unterliegt auch sogenannten externen Risiken, z.B. Änderungen der nationalen Gesetzeslage bzgl. der relevanten Regulierungen der Bankenlandschaft.[11]

In jüngerer Zeit ist insbesondere auch die Bedeutung unerwarteter Verluste durch Naturkatastrophen, Feuer oder Terrorattentate gestiegen. Die Nicht-Vorhersehbarkeit solcher Ereignisse führt zu der Einsicht, dass diese Verluste durch angemessenes Kapital abgedeckt werden sollten.

Der andauernde Konsolidierungsprozess sowie der bestehende Druck auf die Margen der Finanzinstitute prägen deren Umfeld und ihr Verhalten am Finanzplatz. Banken sind unter Umständen bereit, spekulativer als nötig am Markt zu agieren um ihre Position im verschärften Wettbewerb zu sichern.[12]

1.1 Definition und Abgrenzung der Marktrisiken von den operationellen Risiken

Jeder Marktteilnehmer ist im Laufe seiner Geschäftstätigkeit verschiedenen Marktrisiken ausgesetzt. Diese Marktrisiken spiegeln sich in Verlusten wieder, die sich durch veränderte bzw. schwankende Marktpreise ergeben und die zu einer potentiellen Wertminderung ausgewählter Vermögenspositionen führen.[13]

Die Höhe des Risikos ist dabei abhängig von dem Ausmass der Preisschwankungen auf dem Weltmarkt und von dem Betrag der offen gehaltenen Position. Abhängig von der Art des Marktpreises lassen sich Zinsänderungs- und Aktienkursrisiken sowie Währungs- und Rohstoffrisiken als wesentliche Bestandteile identifizieren.[14] Marktrisiken sind insbesondere bei sehr handelsaktiven Banken von grosser Bedeutung.[15]

Charakteristisch für diese Risikoart im Vergleich zu den operationellen Risiken ist, dass die Risiken täglich zu Marktpreisen bewertet werden können. Dies wird ermöglicht durch leicht zugängliche Glattstellungspreise, wie z.B. Börsenkurse oder Bildschirmpreise, die jederzeit unabhängigen Quellen (z.B. Reuters, Bloomberg) entnommen werden können.[16]

Hinzu kommt, dass diese Positionsrisiken an einer anerkannten Börse oder an einem repräsentativen Markt gehandelt werden können.

Während die Existenz operationeller Risiken stets nachteilig für die Finanzinstitute ist und unmittelbar zu einem finanziellen Verlust führt, der sich auf die Gewinnsituation des Unternehmens auswirkt, besteht im Rahmen der Marktrisiken die Möglichkeit, diese Risiken bewusst einzugehen, um unter Umständen kurzfristig von den Marktschwankungen zu profitieren.[17]

Ermöglicht wird dies durch derivative Geschäfte, durch die mit einem relativ niedrigem Kapitaleinsatz hohe Chancen aber auch Risiken von Marktpreisänderungen übernommen werden können. Die Folge ist, dass sich binnen kürzester Zeit durch zu starke unkontrollierte Ausweitung der derivativen Geschäfte bei für die Finanzinstiute ungünstiger Marktentwicklung ein enormes Risikopotential aufbauen kann.[18]

1.2 Definition und Abgrenzung der Ausfallrisiken von den operationellen Risiken

Ausfallrisiken sind eine Form des Kreditrisikos, das für den Grossteil der Finanzinstitute das wichtigste zu steuernde Exposure darstellt. Es zeigt die Gefahr, dass „der Kreditnehmer seiner Verpflichtung zur Kredittilgung sowie der Zahlung der vereinbarten Zinsen, Provisionen und Gebühren nicht oder nur zum Teil nachkommt“.[19]

[...]


[1] „Banken messen Kredit- und Marktrisiken weil sie dazu in der Lage sind und nicht weil dies die grössten Risiken sind, die ihnen gegenüberstehen.“ Mark Parsley (1996), S. 74

[2] Vgl. Keck/Jovic (1999), S. 963

[3] Vgl. Basel Committee (2001a), S. 2

[4] Vgl. Brücks (2001), S. 2

[5] Vgl. Aerts (2001), S. 53

[6] Vgl. Amsler (2000), S. 1

[7] Vgl. Brink (2000), S. 2

[8] Vgl. Amsler (2000), S. 1

[9] Vgl. Brink (2000), S. 3

[10] Vgl. Keck/Jovic (1999), S. 965

[11] Vgl. Keck/Jovic (1999), S. 964 f.

[12] Vgl. Breuer (2000), S. 5

[13] Vgl. Amsler (2000), S. 2

[14] Vgl. Hartmann-Wendels (2000), S. 403

[15] Vgl. Luz/Scharpf (2000), S. 1

[16] Vgl. Basel Committee (2001), S. 111

[17] Vgl. Keck/Jovic (1997), S. 908

[18] Vgl. Luz/Scharpf (2000), S. 1

[19] Büschgen (1992), S. 78

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Operationelle Risiken
Hochschule
Universität zu Köln  (Fachbereich Betriebswirtschaft)
Veranstaltung
Seminar für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
25
Katalognummer
V1536
ISBN (eBook)
9783638109529
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Operationelle, Risiken, Seminar, Allgemeine, Betriebswirtschaftslehre, Bankbetriebslehre
Arbeit zitieren
Kerstin Weber (Autor:in), 2001, Operationelle Risiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1536

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