Auswirkungen der Pränataldiagnostik auf sonderpädagogische Berufe


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Schwangerschaft
1.1 Schädigung des Kindes
1.2 Erbkrankheiten
1.3 Abort und Frühgeburt

2 Pränatale Diagnostik und ihre Folgen
2.1 Schwangerenvorsorge
2.2 Methoden der Pränataldiagnostik
2.3 Akzeptanz des Kindes mit einer Behinderung
2.4 Behandlungsmöglichkeiten des Ungeborenen im Mutterleib
2.5 Schwangerschaftsabbruch
2.5.1 Medizinischer Eingriff
2.5.2 Rechtliche Grundlagen
2.5.3 Entwicklung der Schwangerschaftsabbrüche

3 Konsequenzen der Pränatalen Diagnostik

4 Auswirkungen der Pränataldiagnostik auf sonderpädagogische Berufe

5 Schlussbetrachtung

6 Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Fortschritte der medizinischen Technik sind immer auch mit Folgen für die Arbeitsfelder und - inhalte der Pädagogik verbunden. Ein Beispiel, welches für die Arbeitsgebiete insbesondere der Sonderpädagogik von besonderer Bedeutung ist, ist die Pränatale Diagnostik, eine Methode, den Embryo oder Fetus bereits während der Schwangerschaft auf eventuelle Entwicklungsstörungen, Fehlbildungen oder (Stoffwechsel-) Erkrankungen hin zu untersuchen. Die vielfältigen Vorteile, die eine solche Methode mit sich bringt, wie v.a. größere Heilungschancen, sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die frühzeitige Diagnose einer besonders schweren Krankheit auch zu einer frühen Entscheidung über Leben und Tod des Ungeborenen führen kann.

Eine Arbeit in dem Umfang und der Zielrichtung, wie es das Anliegen dieser Abhandlung ist, soll und kann sich nicht der Diskussion zum Thema Schwangerschaftsabbruch widmen. Denn die Dis- kussion über "Abtreibung" mündet in die umstrittene moralische Beurteilung dessen, wann das Le- ben eines Menschen beginnt. Die Pädagogik kann sich dieser Frage nicht verschließen, denn sie ist direkt hiervon betroffen. Wann jedoch das Leben eines Menschen beginnt, ist der Wissenschaft in- soweit verschlossen, wie sie die Geheimnisse des Lebens nicht vollends entschlüsseln kann. Geht man wie die Verfasserin davon aus, dass die Entwicklung des Kindes mit der Befruchtung der Ei- zelle durch die Samenzelle beginnt, so ist eine Abtreibung von jeder Zeit nach der Befruchtung an eine Tötung menschlichen Lebens.

Dies vorweggestellt, soll sich die folgende Arbeit jedoch vorrangig mit der Pränatalen Diagnostik an sich, deren Konsequenzen und Auswirkungen auf sonderpädagogische Berufe befassen.

Als Grundlage dieser Arbeit dient verschiedene Sekundärliteratur aus den Bereichen der Pädagogik, der Bioethik und der Medizin. Des Weiteren werden verschiedene Datengrundlagen des Statisti- schen Bundesamtes herangezogen, um die Entwicklungen der Schwangerschaftsabbrüche nachzu- zeichnen und dabei insbesondere die Bedeutung der Pränatalen Diagnostik kenntlich zu machen.

Im Vordergrund des Interesses steht die Fragestellung, inwieweit die medizinischen Möglichkeiten der Pränatalen Diagnostik ethisch vertretbar sind, und welche Auswirkungen diese auf Arbeiten in sonderpädagogischen Berufen haben.

Die Bearbeitung der Fragestellung, erfordert zunächst ein Hintergrundwissen über den Verlauf einer Schwangerschaft und die derzeitigen Methoden der Pränatalen Diagnostik.

Anschließend wird aufgezeigt, welche Konsequenzen die pränatalen Diagnosen haben und welche medizinischen Möglichkeiten der intrauterinen Behandlung, d.h. welche Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch es gibt Zuletzt werden Überlegungen angestellt, inwieweit die Pränatale Diagnose Auswirkungen auf die sonderpädagogischen Berufe hat bzw. haben könnte.

Die Bearbeitung des Themas erfolgt sowohl hermeneutisch als auch durch die Auswertung ver-schiedener Datengrundlagen. Der Hausarbeit liegt dabei die neue deutsche Rechtschreibung zugrunde. Es sei darauf hingewiesen, dass Zitate aus älterer Literatur dahingehend nicht verändert werden. Zudem wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet.

1 Schwangerschaft

Als Schwangerschaft, bzw. Gestation, wird die Zeitspanne zwischen der Einnistung einer befruchteten Eizelle, der Blastozyste, in die Gebärmutter der Frau und der Geburt des Kindes bezeichnet (vgl. Oerter/ Montada, 2002: 132). Die durchschnittliche Schwangerschaft dauert 40 Wochen (ca. 280 Tage) (vgl. ebd.). Bei einer Schwangerschaft ohne Komplikationen, findet die Geburt termingerecht zwischen der vollendeten 37. und 42. Gestationswoche statt, wobei das Geborene mitteleuropäische Kind durchschnittlich 50-53 cm groß ist und 3,5 Kilogramm wiegt (vgl. ebd.: 140).

Die Entwicklung der Eizelle zum geburtsreifen Kind, d.h. die pränatale Entwicklung, ist laut Oerter/ Montada in drei Abschnitte (Trimenon) zu unterteilen (vgl. ebd.: 132).

- die Befruchtung der Eizelle bis hin zu ihrer Einnistung in der Gebärmutter
- das Embryonalstadium, das von der Einnistung der Eizelle bis zur zwölften Woche nach der Befruchtung dauert
- das Fetalstadium, welches mit der 13. Schwangerschaftswoche beginnt und mit der Geburt endet.

Befruchtung

Die Verschmelzung der Zellmembranen von Spermium und Eizelle wird als Befruchtung (Fertilisa- tion) bezeichnet (vgl. Zimmer, 1990: 16). Sowohl die Ei- als auch die Samenzelle müssen einen haploiden Chromosomensatz besitzen, so dass eine Zelle (Zygote) mit normalem Chromosomensatz von 46 Chromosomen entsteht (vgl. ebd.: 16f.). Die Zygote wandert durch den Eileiter Richtung Gebärmutter, wobei es zu Zellteilungen kommt, bei denen sich die Zelle in zwei Hälften, diese zwei Zellen sich wiederum in vier Zellen teilen, diese in acht Zellen usw. (vgl. ebd.: 17). Wenn der Keim die Gebärmutter erreicht, hat er sich in eine Blastozyste verwandelt, die einerseits aus der Embryo- nalanlage (Embryoblast), andererseits aus einer den Embryoblast umgebenden Hülle (Trophoblast) besteht (vgl. ebd.: 20). Diese tragen zur Erhaltung der Schwangerschaft und vor allem zur Entwick- lung und Ernährung des Embryos bei, indem Eiweiße und Steroidhormone (Mutterkuchenhormone) abgesondert werden (vgl. ebd.).

Embryonalstadium

Embryo ist die Bezeichnung für den menschlichen Keimling in den ersten drei Monaten, also von der 1. bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche (SSW), nach der Befruchtung (Oerter/ Monta- da, 2002: 132). Die Embryonalentwicklung beginnt mit der Zellteilung der Zygote (Furchung), bei der ein Zweizeller, dann ein Vierzeller, ein Achtzeller usw. entsteht (vgl. Zimmer, 1990: 17). Be- reits in den ersten Wochen nach der Befruchtung beginnt die Entwicklung des Zentralen Nervensys- tems (ZNS) „mit der Bildung von Nervenplatten und Chorda sowie ihrer räumlichen Orientierung“(Oerter/ Montada, 2002: 133), wobei das visuelle Zentrum und die Platzierung der Augen zuerst bestimmt werden (vgl. ebd.). Ab der 4. Embryonalwoche entwickelt sich auch die Körperform des Embryos, bei der sich nach etwa drei Wochen der Kopf abzeichnet und sich das Neuralrohr schließt (vgl. Zimmer, 1990: 21). Wenn der Verschluss ausbleibt, dann entstehen Neuralrohrdefekte, auch Spina bifida genannt, in Form von Fehlbildungen im Rückenmarksbereich oder im Gehirn (vgl. Website Arque). Das Herz beginnt etwa in der 7. SSW zu schlagen und die Extremitäten wachsen (vgl. Zimmer, 1990: 21, 25). Im zweiten Monat entwickeln sich die Anlagen der Gliedmaßen und der inneren Organe, die Anlagen von Augen, Nase, Mund und Ohren sind zu erkennen und die Ge- schlechtsorgane haben sich entwickelt (vgl. ebd.: 25). Am Ende der Embryonalentwicklung sind alle Organe angelegt, der Embryo ist etwa 7cm lang und 20g schwer und als Mensch zu erkennen (vgl. Nilsson, 1990: 90f., 107).

Fetalstadium

Das Fetalstadium bezeichnet den Zeitraum vom Ende des dritten Schwangerschaftsmonats bis zur Geburt. Der Embryo wird nun als Fetus und seine Entwicklung als Fetalentwicklung bezeichnet (vgl. Zimmer, 1990: 41).

Nach der Organbildung muss er vorwiegend wachsen und reifen und die Muskulatur aufbauen (vgl. ebd.). Weiterhin verlagern sich die Augen nach vorne ins Gesicht und die Ohren wandern zu den Seiten (vgl. ebd.). In der ersten Zeit steht das Längenwachstum, in den letzten zwei Monaten vor allem die Gewichtszunahme im Vordergrund, denn die Ausreifung der Organe, die Entwicklung ihrer Funktionsfähigkeit und die Entwicklung der Sinne schreiten weiter voran (vgl. ebd.: 41, 43f.). Der Fetus zeigt im Mutterleib sowohl spontane Aktivitäten sowie strukturierte Aktivitätsmuster, als auch Schlaf- und Wachheitsphasen (vgl. Oerter/ Montada, 2002: 135). Die Entwicklung des Fetalstadiums endet mit der Geburt des Kindes.

1.1 Schädigung des Kindes

Eine Vielzahl genetischer (siehe dazu Kapitel 2.5) oder exogen erworbener Schädigungen führen zu Beeinträchtigungen in der Entwicklung des Kindes, wobei die Auswirkungen in erster Linie vom Zeitpunkt ihres Einwirkens, also der Entwicklungsphase des Kindes abhängig sind (vgl. Oerter/ Montada, 2002: 732). So kann es zum Absterben des Embryos, zu Fehlbildungen oder zu einer Infektion des Kindes mit möglichen Folgeschäden kommen, ebenso zu Früh- oder Fehlgeburten (vgl. ebd.: 137, 733). Ein „großer Teil dieser Schädigungen tritt erst am Ende der Schwangerschaft, kurz vor oder während der Geburt auf“ (Zimmer, 1990: 56).

Bis zum 21./23. Tag ist der Embryo gegenüber den äußeren Einflüssen noch sehr unempfindlich und widerstandsfähig (vgl. Zimmer, 1990: 36). Bis zu diesem Zeitpunkt gilt das »Alles-oder-nichts-Prinzip« (vgl. Drews, 1993: 360). Entweder die Schädigung ist so groß, dass es sofort zum Abster-ben des Embryos und damit zu einer Fehlgeburt kommt, oder der schädliche Einfluss ist relativ gering, so dass die Schädigung völlig "repariert" werden und die embryonale Entwicklung ungestört weiter verlaufen kann (vgl. ebd.).

Erst wenn sich Organe und Gewebe in der Embryonalperiode entwickeln, also um die 7. SSW, rea- giert der Embryo sensibel auf von außen auf ihn einwirkende schädigende Faktoren (vgl. Oerter/ Montada, 2002: 137). Während dieser Zeit ist der Embryo besonders anfällig, da endogene und e- xogene Einflüsse zu bleibenden Schäden führen können (Embryopathie). Die meisten Fehlbildun- gen entstehen in dieser kritischen Entwicklungsphase (vgl. Zimmer, 1990: 36). Neuralrohrdefekte, Spalten in Gaumen und Lippen sowie Gliedmaßenmissbildungen gehören zu den typischen Fehlbil- dungen (vgl. ebd.). Je fortgeschrittener die Schwangerschaft zum Zeitpunkt eines schädigenden Einflusses ist, umso geringer der Schweregrad der Fehlbildung (vgl. ebd.). Daher entstehen wäh- rend der Fetalperiode, also ab der 13. Schwangerschaftswoche kaum noch Missbildungen (Feto- pathien) durch schädigende Faktoren (vgl. ebd.).

Der Embryo beziehungsweise der Fetus wird während der Schwangerschaft über den Mutterkuchen (Plazenta) ernährt, wobei es zu einer Plazentainsuffizienz kommen kann, einer Störungen der Plazentafunktion, durch welche die Versorgung des Kindes mit Sauerstoff bzw. Nährstoffen ist nicht mehr gewährleistet ist (vgl. Oerter/ Montada, 2002: 137). Da die Plazenta zugleich auch durchlässig für Immunstoffe, Medikamente, Alkohol, Nikotin, Gifte und für die Erreger bestimmter Krankheiten (z.B. Syphilis, Toxoplasmose) ist, können Schädigungen des Kindes hervorgerufen werden (vgl. ebd.: 137). Die schädigenden Einflüsse auf das Kind können in physikalische, chemische und biologische Schädigungsfaktoren unterschieden werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen der Pränataldiagnostik auf sonderpädagogische Berufe
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
25
Katalognummer
V153784
ISBN (eBook)
9783640660445
ISBN (Buch)
9783640660247
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auswirkungen, Pränataldiagnostik, Sonderpädagogik, Abtreibung, Frühgeburt
Arbeit zitieren
Diplom-Pädagogin Nadine Janousek (Autor:in), 2007, Auswirkungen der Pränataldiagnostik auf sonderpädagogische Berufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153784

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