Eine Schul-Exkursion zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel


Seminararbeit, 2010

27 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlegende Didaktik
2.1 Exkursionen
2.1.1 Verschiedene Exkursionsformen
2.1.2 Kompetenzvermittlung durch Exkursionen
2.1.3 Evaluation
2.2 Außerschulische Lernorte
2.2.1 Definition
2.2.2 Begründung als Ziel einer Schul-Exkursion

3. Vogelsang
3.1 Allgemeine Informationen
3.1.1 Die Lage
3.1.2 Die Ordensburgen
3.2 Die Geschichte
3.3 Ein Rundgang
3.3.1 Vorhandene Bauten
3.3.2 Geplante NS-Bauten
3.4 Die aktuelle Debatte

4. Schul-Exkursion zur NS-Ordensburg Vogelsang
4.1 Die Lerngruppe
4.2 Vorbereitung im Unterricht
4.3 Die Exkursion
4.3.1 Zu Beginn
4.3.2 Nach dem ersten Rundgang
4.4 Nachbereitung

5. Fazit

6. Bibliographie

A. Anhang
A1 – Planungszeichnung der NS-Ordensburg
A2 – Der Lageplan
A3 – Arbeitsblatt zur Exkursion

1. Einleitung

Die NS-Ordensburg Vogelsang ist für mich persönlich ein sehr wichtiges Thema. Durch die regionale Verbundenheit, die laufende Konversion und die momentane didaktische Aufarbeitung dieses Täterortes des Nationalsozialismus unterscheidet sich dieser Bau von vielen anderen historischen Stätten.

In dieser Hausarbeit möchte ich herausarbeiten, ob mein eigenes Interesse auch die didaktischen Vorgaben erfüllt, um eine Exkursion nach Vogelsang mit einer Schulklasse zu unternehmen. Dazu werde ich im ersten Teil dieser Arbeit die zugrunde liegende Didaktik ansprechen; diese wurde durch Walter Ziegler und Bernd Hey Ende der 70er Jahre in einer neuen Diskussion um das historische Lernen an außerschulischen Lernorten angestoßen.[1] Parallel dazu liefen Diskussionen um die Nutzung von Museen als Lernorte.

Im zweiten Teil stelle ich den historischen Ort Vogelsang vor, um dann im dritten Teil eine Möglichkeit der Schul-Exkursion in einer 10. Klasse zur NS-Ordensburg vorzustellen.

Mein Fachpraktikum habe ich an der Marienschule in Euskirchen, einem städtischen Gymnasium, absolviert. Die Ordensburg Vogelsang liegt im Kreis Euskirchen und ist seit der Öffnung für die Öffentlichkeit zum Jahreswechsel 2006[2] ein wichtiges Thema in der Region. Zur Konversion des Geländes hat der Kreistag Euskirchen sogar einen Ausschuss eingerichtet, der sich auch aktuell noch mit den Fragen die Vogelsang beschäftigen auseinandersetzt.[3] Das Erbe Vogelsang muss auch der heutigen Jugend zugänglich gemacht und gezeigt werden, daher ist der Besuch von Schulen ein zentraler Aspekt der Bildungsaufgabe im Kreis Euskirchen. Hierzu hat der Kreis Euskirchen das Programm „Schulen nach Vogelsang“ eingerichtet, durch das er die Schulausflüge finanziell unterstützt.[4] Das ist ein klares Indiz dafür, dass das Thema dieser Arbeit ein sehr aktuelles ist.[5]

2. Grundlegende Didaktik

Gerade mit der Einführung des Zentralabiturs ist es sehr wichtig, dass man sich recht genau an die Richtlinien und Lehrpläne des Landes Nordrhein-Westfalen hält. Daher möchte ich zuerst anmerken, dass der Lehrplan die direkte Konfrontation der Schülerinnen und Schüler mit einem historischer Originalquelle als sehr motivationsfördernd ansieht.[6]

2.1 Exkursionen

Das Fach Geschichte erscheint bei vielen Schülerinnen und Schülern oft recht langweilig und trocken. Dieser Tatsache kann das Lehrpersonal durch diverse Methodenvielfalt entgegenwirken. Eine Methode ist die Exkursion, die „bei Schülerinnen und Schülern […] sehr beliebt“[7] ist. Das ist natürlich nicht das entscheidende Kriterium für guten Unterricht, allerdings ist durch eine höhere Motivation auch das Interesse ein anderes. Dadurch hat man die Möglichkeit, Schüler und Schülerinnen besser zu erreichen.

Durch das Verlassen des Klassenraumes „überschreitet die Exkursion quasi dessen manchmal enge Grenzen und bietet neue und singuläre Lerngelegenheiten.“[8] Daher stammt auch der Begriff Exkursion: „das ‚Herauslaufen‘ aus dem Schulgebäude (excurrere)“[9] ist das Entscheidende. Durch den Bruch mit den alltäglichen Abläufen an der Schule wird bei den Schülern ein außerordentliches Interesse geweckt – allein durch das Wechseln des Lernortes.

Allerdings muss angemerkt werden, dass eine Exkursion durch Vor- und Nachbereitung in den Unterricht integriert werden muss![10]

2.1.1 Verschiedene Exkursionsformen

Unter Exkursionen fasst man nicht nur die Tagesexkursion, sondern auch weitere Formen des Verlassens der Schule zusammen.[11] So gibt es auch die Möglichkeit, mehrere Tage die Schule zu verlassen. Dadurch kann die Thematik intensiviert betrachtet werden und durch mögliche fächerübergreifende Zusammenarbeit ist die Erweiterung des Horizonts der Schülerinnen und Schüler sowie das Aufzeigen vom Zusammenspiel verschiedener Fachwissenschaften möglich.[12]

Für die später erläuterte Exkursion ist die Form einer Tagesexkursion ausreichend. Nur in Zusammenarbeit mit den Fächern Biologie oder Erdkunde wäre eventuell eine zweitägige fächerübergreifende Exkursion aufgrund der Lage im Nationalpark Eifel denkbar.

2.1.2 Kompetenzvermittlung durch Exkursionen

Der Lehrer hat die Möglichkeit mit Hilfe von Exkursionen verschiedene Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Allein durch normalen Unterricht ist es nicht möglich, alle Kompetenzanforderungen des Lehrplanes zu erfüllen. Daher möchte ich hier nun einige Kompetenzen hervorheben:

Die Teilnehmer einer Exkursion können sich bereits vorher über das Ziel informieren und so zu Experten werden.[13] Dies erfordert vor allem die Eigenständigkeit im Arbeiten und das Verarbeiten von Informationen.[14] Andererseits ist es auch möglich, sehr starke Schülerinnen und Schüler mit dieser Methode zu fordern und zu fördern. Vor Ort können die Schülerinnen und Schüler zu „selbsttätigen Objekten ihres Lernprozesses werden“[15]. Dies ist natürlich nur möglich, wenn die Fragestellungen der Lehrperson auf die Lerngruppe zugeschnitten sind. Das bedeutet, dass der Lehrende didaktisch das handlungs- und anwendungsorientierte Lernen bei einer Exkursion fördern muss.[16] Durch den hohen Anteil der eigenständigen Beschäftigung steigert man zusätzlich den Anteil echter Lernzeit, wenn man organisatorische Fragen bereits im Vorfeld des Unterrichts klärt und den Schülerinnen und Schülern ein Blatt mit den nötigen Informationen austeilt.[17]

Neben der Kompetenz sich mit den Inhalten (Sachkompetenz) auseinanderzusetzen und selbst etwas auszuarbeiten (Selbstkompetenz) ist ein weiterer Punkt gerade bei Exkursionen zu erwähnen: die Sozialkompetenz. Einen gemeinsamen Ausflug heraus aus dem Klassenraum in eine unsichere Umgebung zu unternehmen, das Arbeiten an Objekten in einer Gruppe mit dem Ziel Neues herauszufinden und mit anderen Meinungen oder einer Gruppenentscheidung klarzukommen, erfordert ein gewisses Maß an Sozialkompetenz.[18] Außerdem lernt man seine Mitschülerinnen und Mitschüler in einem völlig anderen Zusammenhang und von einer anderen Seite kennen.[19]

Ein letzter Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die Methodenkompetenz.[20] Von der Vorbereitung über die Arbeit vor Ort bis hin zur Präsentation des Erworbenen muss man mit verschiedenen Methoden arbeiten, sodass die Lernenden viel ausprobieren können und müssen.

2.1.3 Evaluation

Wichtig ist schließend noch zu erwähnen, dass abgewogen werden muss, ob eine Exkursion zu einem bestimmten Thema wirklich sinnvoll ist und sich, im Verhältnis zum Verlust der Schulstunden, lohnt.[21] Zu beachten sind auch die anfallenden Kosten für die Schülerinnen und Schüler. Um sich abzusichern und den Eltern und der Schule zu zeigen, dass die Exkursion sinnvoll war, ist eine nachträgliche kurze Evaluation sinnvoll.

2.2 Außerschulische Lernorte

Wie in 2.1 beschrieben ist das Verlassen des Schulgebäudes ein wichtiger Bestandteil des Geschichtsunterrichtes. In diesem Abschnitt möchte ich mich nun damit beschäftigen, welches Ziel eine Exkursion haben könnte; explizit geht es hier um sogenannte Historische Orte.

2.2.1 Definition

Als Historische Orte kann man alle Lokalitäten verstehen, an denen ein historisches Ereignis stattgefunden hat (z.B. die Reste des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg), oder an denen Rahmenbedingungen geschaffen oder Prozesse in Gang gesetzt worden sind (z.B. Schlösser, Rathäuser, Kirchen). Auch die Lokalitäten, die als Folge solcher Prozesse entstanden sind oder die an Historisches vor Ort erinnern sollen (manchmal gibt es keine Überreste mehr vor Ort bei Straßen- und Grenzverläufen, oder die zerstörten Synagogen), sind historische Orte, obwohl es manchmal nur noch einen Gedenkstein gibt.[22] Waltraud Schreiber beschreibt historische Stätten kurz als Orte, die „zugleich Ergebnis von und Rahmenbedingungen für menschliches Tun und Leiden waren.“[23] Außerdem führt sie weiter an, dass ein Großteil der vor Ort befindlichen Quellen Gebäude sind und auch die Lage, Größe und Ausstattung, sowie die architektonische Zusammenstellung der Gebäude einen Quellenwert haben.[24]

2.2.2 Begründung als Ziel einer Schul-Exkursion

Neben dem grundsätzlich enormen Quellenwert (wie bereits erwähnt) ist es zuerst einmal ein Vorteil, dass historische Stätten immobile Objekte sind. Das bedeutet, dass Bauten wie „Rathäuser, Kirchen, Schlösser, Denkmäler, Brücken nur an ihrem Ort aufgesucht werden“[25] können. Horst Gies unterstreicht diesen Zustand als Faszination am Ursprünglichen, welche die Motivation der Schülerinnen und Schüler steigert.[26] Ganz im Gegensatz hierzu stehen Museumsbesuche, die sogenannte mobile Sachquellen beherbergen.[27] Dort werden Exponate dargestellt und nach museumsdidaktischen Vorgaben präsentiert. Dadurch geht das o.g. Ursprüngliche verloren. Dass die immobilen Objekte oft nicht aufbereitet sind wie im Museum, kann den Vorteil haben, dass die Schülerinnen und Schüler eigene Erkenntnisarbeit leisten können und müssen – es kann aber auch gefährlich sein, wenn die Lernenden nicht viel mit einem Ort ohne Beschriftungen anfangen können.[28]

Für die Lernenden bieten Historische Orte eine enorme Chance: die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, an den Orten Informationen zu finden, können sich Gedanken über die Idee der Baumeister machen und viele verschiedene andere Quellen erforschen. Ulrich Mayer fügt vor allem das Lernen mit allen Sinnen an:[29] die Lernenden können die Gebäude anfassen, sie begehen, vermessen und vieles mehr; die Schülerinnen und Schüler können Geschichte greifen.

Begreifen können die Lernenden aber auch, dass Historische Orte sich immer verändern, auch bzw. gerade wenn man nichts unternimmt, denn allein die Natur arbeitet immer weiter. So muss man sich klar machen, dass man „gerade am historischen Zeugnis beispielhaft die Historizität als das Prinzip stetiger und grundsätzlicher Veränderung in der Zeit“[30] erkennt.[31] Dadurch kann den Schülerinnen und Schüler auch deutlich gemacht werden, dass Geschichte zwar greifbar gemacht werden kann, sie allerdings nie gegenwärtig wird, sondern immer etwas Vergangenes ist und bleibt. Auf der anderen Seite muss auch bedacht werden, dass Vergangenes natürlich in die Gegenwart hineinreichen kann.[32]

[...]


[1] Vgl. hierzu und zum Folgenden U. Mayer, Historische Orte als Lernorte, 389; in: U. Mayer / H.-J. Pandel / G. Schneider (Hrsg.), Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach 2004.

[2] Vgl. F.A. Heinen, Vogelsang, Im Herzen des Nationalparks Eifel, Ein Begleitheft durch die ehemalige „NS-Ordensburg“, Düsseldorf 2006, 27.

[3] In der aktuellen Legislaturperiode heißt der Ausschuss „Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Konversion Vogelsang”, http://kreis-euskirchen.de/politik/ausschuesse/indexx.php, 19.02.2010.

[4] Vgl. http://www.vogelsang-ip.de/nextshopcms/show.asp?lang=de&e1=899&ssid=1&mdocid=779&newsid=459, 19.02.2010.

[5] Auch in der Forschung ist das Thema Vogelsang hochaktuell. Vgl. T. Roth, Forschungsbericht und –perspektiven zur Geschichte der NS-Ordensburg Vogelsang, bisher unveröffentlicht.

[6] Vgl. Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasien / Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Geschichte, herausgegeben vom Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Frechen 1999, 65; R. Bähr u.a. (Hrsg.), Schule, 6.

[7] M. Jander, Rezension von: R. Bähr / J. Bessen / W. Emer (Hrsg.): Schule auf Reisen. Exkursionen als Möglichkeit vielseitigen Lernens in der Sekundarstufe II, Bielefeld: Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld 2007, in: sehepunkte 7 (2007), Nr. 10 [15.10.2007], http://www.sehepunkte.de/2007/10/13356.html, 19.02.2010.

[8] R. Bähr u.a. (Hrsg.), Schule, 3.

[9] Ebd.

[10] Vgl. B. Hey, Exkursionen, Lehrpfade, alternative Stadterkundungen, 727, in: K. Bergmann u.a. (Hrsg.), Handbuch der Geschichtsdidaktik, Düsseldorf 1985.

[11] Vgl. hierzu und zum Folgenden: R. Bähr u.a. (Hrsg.), Schule, 3f.

[12] Es gibt noch weitere Formen von Exkursionen wie die Sprachreise oder einen Schüleraustausch. Diese passen allerdings thematisch nicht in diese Arbeit und werden daher hier nicht angesprochen.

[13] Vgl. Ebd., 4.

[14] Vgl. Ebd., 7.

[15] Ebd., 9.

[16] Vgl. Ebd.

[17] Vgl. H. Meyer, Was ist guter Unterricht?, Berlin 42007, 39.

[18] Vgl. R. Bähr u.a. (Hrsg.), Schule, 10.

[19] Vgl. Ebd., 18.

[20] Vgl. Ebd., 11.

[21] Vgl. Ebd., 19.

[22] Vgl. U. Mayer, Historische Orte, 390.

[23] W. Schreiber, Geschichte lernen an historischen Stätten, die historische Exkursion, 629, in: W. Schreiber (Hrsg.), Erste Begegnungen mit Geschichte, Grundlagen historischen Lernens, Neuried 2004.

[24] Vgl. Ebd.

[25] D. von Reeken, Sachquellen an außerschulischen Lernorten, 145, in: H. Günther-Arndt (Hrsg.), Geschichts-Didaktik, Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, Berlin 2003.

[26] Vgl. H. Gies, Geschichtsunterricht, Ein Handbuch zur Unterrichtsplanung, Köln / Weimar / Wien 2004, 197.

[27] Vgl. U. Mayer, Historische Orte, 393.

[28] Vgl. Ebd., 394.

[29] Vgl. Ebd., 392.

[30] Ebd, 395.

[31] Vgl. W. Schreiber, Geschichte, 631.

[32] Vgl. Ebd., 635.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Eine Schul-Exkursion zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel
Hochschule
Universität zu Köln  (Historisches Seminar I )
Veranstaltung
Von der nationalsozialistischen Kaderschmiede zum Lernort? Die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
27
Katalognummer
V153923
ISBN (eBook)
9783640674374
ISBN (Buch)
9783640674312
Dateigröße
2482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schul-Exkursion, NS-Ordensburg, Vogelsang, Loewenich, Rallye, Unterrichtsentwurf, Eifel, Schleiden, Wollseifen, Geschichtsdidaktik, Lernort, außerschulisch
Arbeit zitieren
Arne Loewenich (Autor:in), 2010, Eine Schul-Exkursion zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153923

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