In dieser Arbeit sollen die Jenseitsvorstellungen des Judentums sowie des Christentums untersucht und anschließend unter der Frage miteinander verglichen werden, inwiefern das Christentum die Vorstellungen des Judentums übernommen hat beziehungsweise wo und an welchen Stellen neue Ideen vorkommen und welche externen Einflüsse dabei eine Rolle gespielt haben könnten.
Dabei tauchen verschiedene Probleme auf. Nicht nur, dass es auf den ersten Blick nicht als zwingend notwenig erscheint, dass die Vorstellungen über das Leben nach dem Tod von Judentum und Christentum miteinander verglichen werden müssen, vielmehr stellt sich auch die Frage, auf welche Basis ein solcher Vergleich geschehen soll. Letztere Frage stellt sich dabei für jede Religion nochmals selbstständig. Bezieht man sich für das Christentum auf die gesamte Bibel oder, weil das Alte Testament mit den Heiligen Schriften des Judentums identisch sind, nur auf das Neue Testament? Befragt man nur die Evangelien oder auch die kanonischen Briefe? Welche Schriften werden für das Judentum zugrunde gelegt? Die fünf Bücher Mose, das Alte Testament nach Luther oder nach der Septuaginta? Was ist mit den apokryphen Schriften?
In dieser Arbeit wird angestrebt, eine möglichst breite Basis zu reflektieren, da sich so auch Strömungen und Hintergründe politischer oder sozialer Art besser herausarbeiten lassen. Gleichzeitig muss jedoch auch eine tiefgründige Analyse der Texte gewährleistet werden, sodass eine selektive Auswahl von Grundlagentexten unausweichlich ist, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen. Dabei ist mir bewusst, dass eine Auswahl von Texten stets Gefahr läuft, die perspektivischen Differenzen innerhalb einer Religion zu übergehen. Dem soll gerade damit entgangen werden, dass auch apokryphe und außerbiblische Texte in die Untersuchung einbezogen werden. Bei der Auswahl der Texte wird sich dabei in erster Linie auf die Untersuchung „Nach dem Tode. Jenseitsvorstellungen von den Babyloniern bis zum Christentum“ von Luigi Moraldi gestützt. Die Texte werden dabei zumindest was das Judentum betrifft in der chronologischen Reihenfolge nach ihrer Entstehung untersucht, um Entwicklungen aufzeigen zu können.
Damit ist jedoch noch nicht beantwortet, warum eine solche Arbeit (in dieser Weise) nötig ist. Darauf zu verweisen, dass das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen ist und sich deshalb eine solche Untersuchung anbietet, kann nicht ausreichend sein. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Warum eine solche Arbeit nötig ist
- Die Jenseitsvorstellungen im Judentum
- Theoretische Grundlagen
- Jesaja 38,10-19
- Kohelet 9,1-6
- 2 Makk 7,7-14 und 12,39-45
- Daniel 12,1-3
- Flavius Josephus
- Zusammenfassung der jüdischen Jenseitsvorstellungen
- Die Jenseitsvorstellungen im Christentum
- Lukas 16,22-25
- Markus 9,43
- Johannes 5,28-30
- Römerbrief 6,5-10
- Das Problem des Begriffs „Hölle“
- Die Jenseitsvorstellungen im Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Jenseitsvorstellungen des Judentums und des Christentums und vergleicht diese miteinander. Dabei wird die Frage gestellt, inwiefern das Christentum die Vorstellungen des Judentums übernommen hat oder ob neue Ideen entstanden sind. Die Arbeit analysiert auch externe Einflüsse, die möglicherweise eine Rolle gespielt haben.
- Entwicklung der Jenseitsvorstellungen im Judentum und Christentum
- Übernahme und Weiterentwicklung jüdischer Vorstellungen im Christentum
- Externe Einflüsse auf die Jenseitsvorstellungen
- Vergleich der Jenseitsvorstellungen beider Religionen
- Theoretische Grundlagen und Interpretation der relevanten Schriften
Zusammenfassung der Kapitel
- Warum eine solche Arbeit nötig ist: Das Kapitel erläutert die Motivation hinter der Arbeit und die Notwendigkeit, die Jenseitsvorstellungen von Judentum und Christentum zu vergleichen. Es beleuchtet die Herausforderungen, die sich bei der Auswahl relevanter Texte für den Vergleich stellen.
- Die Jenseitsvorstellungen im Judentum: Dieses Kapitel untersucht die Jenseitsvorstellungen im Judentum anhand ausgewählter Schriften, beginnend mit Jesaja und Kohelet. Es analysiert dann die Makkabäerbücher, das Danielbuch und schließlich den jüdischen Historiker Flavius Josephus.
- Die Jenseitsvorstellungen im Christentum: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Entwicklung der Jenseitsvorstellungen im Christentum, ausgehend von den Evangelien und den Paulusbriefen.
- Das Problem des Begriffs „Hölle“: Dieses Kapitel beleuchtet die komplexe Bedeutung des Begriffs „Hölle“ im Kontext der Jenseitsvorstellungen.
- Die Jenseitsvorstellungen im Vergleich: Dieses Kapitel vergleicht die Jenseitsvorstellungen von Judentum und Christentum und analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen dieser Arbeit sind Jenseitsvorstellungen, Judentum, Christentum, Übernahme, Weiterentwicklung, externe Einflüsse, Hellenismus, Vergleich, Bibel, Schriften, Jesaja, Kohelet, Makkabäerbücher, Danielbuch, Flavius Josephus, Evangelien, Paulusbriefe, Hölle.
- Citar trabajo
- Mario Westphal (Autor), 2009, Die Entwicklung der Jenseitsvorstellungen im Judentum und Christentum an Hand ausgewählter Schriften bis zur Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154016