In der heutigen Informations- und Wissensgesellschaft nimmt Bildung einen zentralen Stellenwert ein. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und bestimmt die Entwicklungs- und Handlungschancen des Einzelnen im Privat- und vor allem im Berufsleben (vgl. Bell 1975; Allmendinger/Ebner/Nikolai 2009:47ff). Sowohl für Männer als auch für Frauen sind hohe Bildungsqualifikationen heute Voraussetzung für prestigereiche Berufe, ohne Bildung dagegen bleibt einem auf dem Arbeitsmarkt der Zugang zu Stellungen von hohem Status weitestgehend verwehrt. Wie
wichtig eine gute Schulbildung ist, zeigt sich schon daran, dass Hochqualifizierte inzwischen immer öfter Niedrigqualifizierte aus ihren Berufen und Berufsfeldern verdrängen, da die Hochqualifizierten keine Anstellungen auf ihrem Qualifikationsniveau mehr finden und dann bereit sind, auch geringer qualifizierte Jobs anzunehmen (vgl. Müller/Shavit 1998). Das heißt, je geringerer die Bildung, desto geringer fallen die individuellen Berufschancen aus.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass jeder Bürger über die gleichen Bildungschancen verfügt und niemand benachteiligt oder gar vom Bildungssystem ausgeschlossen wird. Doch spätestens nach dem schlechten Abschneiden Deutschlands bei den PISA-Studien 2000 und 2003 stellte sich dies als Illusion heraus. Faktisch ist der
Kompetenzerwerb noch immer stark von der sozialen und kulturellen Herkunft abhängig (vgl.Artelt et. al. 2001; Prenzel et. al. 2005). Doch wie kommt es zu diesen Disparitäten im Bildungssystem? Um dies zu erklären, muss man sich auf die Entscheidungsprozesse der beteiligten Akteure konzentrieren und diese genauer untersuchen. Von besonderer Signifikanz für den weiteren Bildungsverlauf erweist sich hier der Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe I, da der erste Bildungsabschluss meist der Wahl der weiterführenden Schule
nach der Elementarstufe entspricht (vgl. Harazd 2007: 1). Welche Kriterien stehen für die Eltern bei der Schulwegentscheidung ihres Kindes im Vordergrund? Wie treffen sie ihre Entscheidung und nach welcher Strategie gehen sie dabei vor?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Zur Bildungssituation in Deutschland
- 2. Theoretische Erklärungsansätze
- 2.1 Soziologische Bildungsungleichheitsforschung
- 2.2 Rational Choice-Theorie nach Boudon
- 3. Methodische Vorgehensweise
- 3.1 Wahl der Stichprobe
- 3.2 Erhebungsmethode
- 3.3 Auswertungsmethode
- 4. Ergebnisse der eigenen Analyse
- 4.1 Beschreibung des Einzelfalls
- 4.2 Elementare Aspekte der Bildungsentscheidung
- 4.3 Einfluss der Kosten-Nutzen-Kalkulation
- 4.4 Bedeutung des Statuserhalt-Konzepts
- 5. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Bildungsentscheidungen im Kontext der Rational Choice-Theorie und untersucht, wie Eltern die Entscheidung für den Schulweg ihres Kindes treffen. Durch qualitative Interviews wird exemplarisch dargestellt, wie Eltern in dieser Situation agieren und welche Kriterien für sie im Vordergrund stehen.
- Bildungsungleichheit in Deutschland
- Die Rational Choice-Theorie als theoretischer Rahmen
- Kosten-Nutzen-Kalkulation und Statuserhaltkonzept als Entscheidungsfaktoren
- Qualitative Analyse von Bildungsentscheidungen
- Illustrierung der Theorie an Hand von Einzelfällen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Bildungssituation in Deutschland dar und beleuchtet die Bedeutung von Bildung in der heutigen Gesellschaft. Es wird auf die soziale und kulturelle Herkunft als Einflussfaktor auf den Bildungserfolg hingewiesen und die Problematik der Bildungsungleichheit aufgezeigt.
Kapitel zwei erläutert die Rational Choice-Theorie von Raymond Boudon als theoretischen Rahmen für die Analyse von Bildungsentscheidungen. In diesem Kapitel wird die „Social Position Theory“ von Keller und Zavalloni vorgestellt, die die unterschiedliche Interpretation von Kosten und Nutzen eines Bildungsweges durch Individuen aus unterschiedlichen sozialen Herkunftsmilieus betont.
Kapitel drei behandelt die methodische Vorgehensweise der Arbeit, einschließlich der Wahl der Stichprobe, der Erhebungsmethode und der Auswertungsmethode.
Kapitel vier präsentiert die Ergebnisse der Interviewanalyse. Es werden die elementaren Aspekte der Bildungsentscheidung, die Kosten-Nutzen-Kalkulation und das Statuserhaltkonzept untersucht und anhand von Einzelfällen illustriert.
Schlüsselwörter
Bildungsentscheidung, Rational Choice-Theorie, Bildungsungleichheit, Kosten-Nutzen-Kalkulation, Statuserhaltkonzept, qualitative Interviews, Einzelfallanalyse, soziale Herkunft, Schulwegentscheidung, Bildungsaspiration.
- Arbeit zitieren
- Michael Josten (Autor:in), 2010, Bildungsentscheidungen im Rahmen der Rational Choice-Theorie - Eine Analyse anhand qualitativer Interviews, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154026