Der kriegerische Naturzustand nach Thomas Hobbes' Staatsphilosophie wird in den Internationalen Beziehungen regelmäßig angeführt, um feindliche Angriffe zu rechtfertigen oder Terror zu beschreiben. Aktuell im Fokus der Politikwissenschaft steht die National- Security- Strategy der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, die den Einsatz von militärischer Gewalt sowohl im Verteidigungsfall als auch das präventive militärische Vorgehen legitimiert. Die faktische Erfüllung der National- Security- Strategy darf möglicherweise mit dem Irak-Krieg im Jahre 2003 beobachtet werden und gilt als Bruch in der internationalen Politik. Laut Art.51 UN- Charta werden Angriffskriege seit dem Zweiten Weltkrieg als nicht legitim bewertet.1 Publizisten, Forscher und Politiker der USA machen bei der Rechtfertigung des Strategiepapiers auf den „hobbesschen Naturzustand der Staaten“ aufmerksam.2 Das bekannte Zitat bellum omnia contra omnes von Thomas Hobbes gibt der Begrifflichkeit des „Naturzustandes“ seinen Charakter. Für eine Bekräftigung eines wirksamen Staatswesens beschrieb der englische Philosoph die dunkle Darstellung eines ewigen Kriegszustandes und wird daher häufig in der kritischen Auseinandersetzung mit den internationalen Beziehungen herangezogen. Der internationale Naturzustand in der hobbesschen Ordnung der internationalen Beziehungen wird als geschätztes Muster zur Analyse der derzeitigen „Staatenwelt“3 gesehen. Hobbes schrieb allerdings keine Abhandlung zur internationalen Konstellation, sondern konzentrierte sich im Einzelnen auf die Begründung der Nationalstaaten. Der Schutz der Bürger ist lediglich durch einen staatlichen Souverän garantiert und liegt nach Hobbes Auffassung im eigenen Interesse jedes Individuums. Diese Vorstellung verkörpert eine neuzeitliche politische Philosophie und die Abkehr von der religiösen Denkweise des Mittelalters.
Wie der Einzelne im hobbesschen zwischenmenschlichen Naturzustand, so handeln auch die Nationalstaaten im internationalen Naturzustand kriegerisch. In diesem Zustand herrschen keine Vertragsbindungen und Moralvorstellungen, da der „Nutzen der Maßstab des Rechts ist“4. Berichte über den aktuellen Irak-Krieg und die außenpolitischen Handlungen der US-Regierung Bush Junior zeigen, dass diese Ansicht nichts an Relevanz eingebüßt hat.5
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- WELTWEITE ANARCHIE, EIN INTERNATIONALER NATURZUSTAND
- DER INTERNATIONALE NATURZUSTAND
- DAS NATURRECHT IM NATURZUSTAND DES MENSCHEN.
- DIE NOTWENDIGKEIT EINER STAATSGRÜNDUNG ALS FOLGE DES NATURZUSTANDES
- DER WELTSTAAT ALS ÜBERWINDUNG DES INTERNATIONALEN NATURZUSTANDES
- GLOBALES SICHERHEITSDILEMMA IM 20. UND 21. JAHRHUNDERT
- HOBBES STAATSTHEORIEN IM ZUSAMMENSTOẞ MIT DER IDEE EINES WELTSTAATES.
- BEWEISFÜHRUNG WEDER INTERNATIONALER NATURZUSTAND NOCH WeltstaatT
- ZUSAMMENARBEIT DER STAATEN IM INTERNATIONALEN NATURZUSTAND
- KEIN INTERNATIONALER NATURZUSTAND IN DER STAATENGEMEINSCHAFT
- GRÜNDE FÜR EINE ZUSAMMENARBEIT DER STAATEN NACH HOBBES
- FAZIT.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Relevanz von Thomas Hobbes' Staatsphilosophie für die Analyse der internationalen Beziehungen. Im Fokus steht die Frage, ob der Begriff des Naturzustandes, den Hobbes für das zwischenmenschliche Verhältnis verwendet, auch auf das Verhältnis zwischen Staaten übertragen werden kann.
- Die Übertragbarkeit des Naturzustandes von der individuellen auf die staatliche Ebene.
- Die Rolle des Weltstaates in Hobbes' Theorie und seine Bedeutung für die internationalen Beziehungen.
- Die Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen Staaten im internationalen Naturzustand.
- Der Einfluss von Hobbes' Ideen auf die Realistische Schule der internationalen Beziehungen.
- Die Kritik an der Anwendung des Naturzustandes im Kontext der aktuellen internationalen Politik.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext und die Relevanz der Hobbes'schen Staatsphilosophie für die internationalen Beziehungen herausarbeitet. Anschließend wird der Begriff des internationalen Naturzustandes nach Hobbes und seine Bedeutung für das Verständnis des internationalen Systems beleuchtet. Dabei werden die zentralen Aspekte des Naturrechts, die Notwendigkeit einer Staatsgründung und die Problematik eines Weltstaates diskutiert. Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Staaten im internationalen Naturzustand untersucht. Der Beitrag beleuchtet dabei die Argumente, die für eine Kooperation sprechen, und analysiert die Grenzen des hobbesschen Modells für die heutige Zeit. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und die Relevanz von Hobbes' Theorie für das Verständnis der internationalen Beziehungen bewertet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Thomas Hobbes, internationaler Naturzustand, Weltstaat, Realismus, Internationale Beziehungen, Naturrecht, Staatsgründung, Zusammenarbeit, Kooperation, Konflikt, Krieg, Macht, Anarchie.
- Arbeit zitieren
- Antje Karger (Autor:in), 2010, Thomas Hobbes in den Internationalen Beziehungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154098