Die Schlacht bei Tannenberg (1410) zählt zu den größten Feldschlachten des Späten Mittelalters und fand in ganz Europa einen bedeutenden Widerhall. Ebenso bedeutsam wie die Schlacht selbst war aber auch die Propaganda zwischen den Kriegsgeg-nern, die bereits in den Jahren vor dem großen Krieg begonnen hatte und in einem Lehrmeinungsprozess auf dem Konzil von Konstanz (1414-1418) endete. Vorraussetzung für das propagandistische Handeln des Deutschen Ordens und Polen-Litauens nach dem großen Krieg war das iudicium belli, welches sich im Laufe des Mittelalter entwickelt hat und die Auffassung widerspiegelt, dass der Krieg eine Art Gottesgericht darstellt und damit eine Alternative zu einem gerichtlichen Verfahren bildet. Folglich stellte Polen das Ergebnis der Schlacht als ein gerechtes Gottesurteil dar, während „die Ordensverteidiger darüber mit einer gewissen Konsternation schrieben“. Die Propaganda beider Kriegsparteien zielte darauf ab, den Krieg der gegnerischen Seite als einen ungerechten darzustellen, den eigenen als einen gerechten. Einen ge-rechten Krieg kann aber – wenn dies überhaupt der Fall war – nur eine der beiden Konfliktparteien geführt haben. Ziel dieser Arbeit ist es herauszuarbeiten, ob die Schlacht bei Tannenberg ein bellum iustum war, und falls dies zutrifft, wer diesen geführt hat: der Deutsche Orden oder Polen-Litauen?
Um die Polemik der Kriegsgegner, die die Propaganda beider Seiten prägte, besser nachvollziehen zu können, soll nach einer Zusammenfassung der Ereignisse, die zu der militärischen Auseinandersetzung führten, die Entwicklung der Propaganda an Hand unterschiedlicher Quellen vorgestellt werden. Anschließend sollen die verschiedenen theologischen Ansätze, die die Grundlage für die Argumentationen auf dem Konstanzer Konzil bildeten, erörtert werden, bevor die Anklagen der beiden Protagonisten Johannes Falkenberg und Paulus Vladimiri gegenübergestellt werden. Im Schluss folgt nach einer knappen Zusammenfassung der Versuch, die eingangs gestellte Frage sachgerecht zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Rückblick
- Die Hintergründe des Konflikts
- Die Schlacht bei Tannenberg
- Die propagandistischen Aktivitäten der Kriegsparteien
- Die Propaganda des Deutschen Ordens
- Die Propaganda Polens
- Die theologische Auseinandersetzung auf dem Konzil von Konstanz
- Der bellum iustum in der Lehre des Augustinus
- Die lex naturalis in der Lehre des Thomas von Aquin
- Die Anklage Polens
- Die Verteidigung des Deutschen Ordens
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Schlacht bei Tannenberg (1410) ein „gerechter Krieg“ (bellum iustum) war und wer diesen im Falle eines solchen geführt hat – der Deutsche Orden oder Polen-Litauen. Die Arbeit untersucht die Propaganda beider Kriegsparteien, die das iudicium belli, den Rechtscharakter des Krieges im deutschen Mittelalter, als Gottesgericht und Alternative zu einem gerichtlichen Verfahren interpretierten. Die Arbeit analysiert die Argumente der Kriegsparteien auf dem Konzil von Konstanz und untersucht die theologischen Ansätze, die ihren Argumentationen zugrunde lagen.
- Die Schlacht bei Tannenberg als „gerechter Krieg“
- Die Propaganda des Deutschen Ordens und Polens-Litauens
- Das iudicium belli als Gottesgericht
- Theologische Argumentationen auf dem Konzil von Konstanz
- Die Kontroverse zwischen Johannes Falkenberg und Paulus Vladimiri
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Schlacht bei Tannenberg und die Propaganda der Kriegsparteien im Kontext des iudicium belli vor. Kapitel 2 bietet einen historischen Rückblick auf die Hintergründe des Konflikts zwischen dem Deutschen Orden und Polen-Litauen. Hier werden die Expansionsbestrebungen des Deutschen Ordens und die Entstehung der polnisch-litauischen Union unter Jagiełło beleuchtet. Kapitel 3 analysiert die propagandistischen Aktivitäten beider Seiten, während Kapitel 4 die theologische Auseinandersetzung auf dem Konzil von Konstanz mit den jeweiligen Argumentationen von Johannes Falkenberg und Paulus Vladimiri beleuchtet.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Schlacht bei Tannenberg, bellum iustum, iudicium belli, Deutsche Orden, Polen-Litauen, Propaganda, Konzil von Konstanz, Johannes Falkenberg, Paulus Vladimiri, Krieg im Mittelalter, Theologie, Rechtscharakter des Krieges.
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- M. Ed. Torsten Gruber (Author), 2008, Die Schlacht bei Tannenberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154212