Die Gründe der Nichtwahl


Hausarbeit, 2002

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die stratifikatorischen Unterschiede in der Gruppe der Nichtwähler
2.1 Der Einfluss des Sozioökonomischen Status (SÖS) auf die Wahlbeteiligung
2.1.1 Der Bildungsgrad
2.1.2 Der Beruf und das Einkommen
2.1.3 Teilfazit
2.2 Individuelle Eigenschaften der Gruppe der Nichtwähler
2.2.1 Das Geschlecht
2.2.2 Das Alter
2.2.3 Der Einflussbereich der Konfession und Kirchenbindung
2.2.4 Soziale Integration und Randgruppen
2.2.5 Teilfazit

3. Kategorien von Nichtwählern
3.1 Unechte Nichtwähler
3.2 Grundsätzliche Nichtwähler
3.3 Konjunkturelle Nichtwähler

4. Schlussfolgerungen

5. Literatur

1.Einleitung

Seit Anfang der 80er Jahre geht die Wahlbeteiligung auf allen Ebenen kontinuierlich zurück. Noch in den 70er Jahren wurden Rekordbeteiligungen bei den Bundestagswahlen von bis 91,1% (1972) erreicht, während es 1998 nur noch 82,2 %[1] waren. Als Hochzeit politischer Partizipation gilt die Zeit zwischen dem Ende der 70er und dem Anfang der 80er Jahre. Die Bundesrepublik Deutschland galt im internationalen Vergleich als Musterbeispiel für eine hohe Wahlbeteiligung. Als Gründe der Nichtwahl sah man bis dato eine persönliche Verhinderung sowie Krankheit und vermutete die Nichtwähler zumeist unter den gesellschaftlichen Randgruppen und Minderheiten. Eine solche quantitative Reduktion auf nur wenige Erklärungsmuster ist in der heutigen Forschung zum Wählerverhalten, welche sich mit einem Anteil von etwa 20% an Nichtwählern auseinandersetzt, nicht mehr möglich.[2] Da davon ausgegangen werden kann, dass der Bestandteil der „Nichtwahlfähigen“[3], also unfreiwilligen Nichtwählern auch heute noch prozentual einen geringen Anteil ausmacht, müssen die maßgeblichen entsprechenden Gruppen in anderen Bereichen vermutet werden. Wer nicht wählen geht, tut dies oft in Folge einer bewussten Entscheidung. Worauf ist dieser Entschluss begründet? Es stellen sich also vor allem die Fragen, wer sich der Wahl enthält und warum dies geschieht.

Die spezifischen persönlichen Eigenschaften einer Person spielen bezüglich ihres Wahlverhaltens eine signifikante Rolle. Dementsprechend soll auch erörtert werden, in welchem Zusammenhang die Phänomene Politik-, Politiker- und Parteienverdrossenheit mit diesen Merkmalen stehen und welche Gruppen dies betrifft. Welche Rolle spielt außerdem die individuelle wirtschaftliche und soziale Lage und welche natürlichen Determinanten beeinflussen das Wahlverhalten insofern, dass eine Wahlenthaltung resultiert?

2.Die stratifikatorischen Unterschiede in der Gruppe der Nichtwähler

Die Gruppe der Nichtwähler setzt sich aus allen Schichten der wahlberechtigten Bevölkerung zusammen. „Ein Mensch denkt politisch entsprechend seinem sozialen Sein. Soziale Merkmale bestimmen die politischen Präferenzen.“[4] Folglich ergeben sich Differenzen, vergleicht man beispielsweise Berufsgruppen, Einkommensklassen, formalen Bildungsgrad, also insgesamt den sozioökonomischen Status (SÖS). Die Bereitschaft zur Teilnahme an einer Wahl steigt und fällt im Kontext dieser Indikatoren. Ebenso spielen auch die Faktoren Alter, Geschlecht und Konfession, aber auch die soziale Integration des Einzelnen eine signifikante Rolle,[5] ausgehend davon, dass das Wahlverhalten, welches auch die Wahlbeteiligung umfasst, durch sozialstrukturelle Faktoren beeinflusst wird.[6]

2.1 Der Einfluss des Sozioökonomischen Status (SÖS) auf die Wahlbeteiligung

Das „Institut für praxisorientierte Sozialforschung“ (ipos) hat in den Jahren 1991 bis 1993 Daten bezüglich des Sozioökonomischen Status’ erhoben. Diese Daten liegen den folgenden Ausführungen zugrunde.

2.1.1 Der Bildungsgrad

Der Grad der formalen Bildung korreliert positiv mit der Entscheidung, an der Wahl teilzunehmen. Je höher dieser Grad ist, desto größer ist tendenziell auch die Bereitschaft zur Stimmabgabe. Personen mit Hochschulreife weisen mit 85,7 % die größte Neigung zur Teilnahme an einer Wahl auf, Personen mit Hauptschulabschluss die geringste (65,2%). Allerdings sind die Unterschiede in der Bereitschaft zwischen Personen mit dem Hauptschulabschluss und der Mittleren Reife marginal. Letztere zeigen nur eine geringfügig positivere Einstellung zur Wahlteilnahme.[7]

Die Variable „Bildungsgrad“ korreliert zudem stark mit der Variable „Politikinteresse.“ Ein hohes Interesse an Politik verstärkt wiederum die individuelle Neigung zur Wahlteilnahme. Somit steht das Phänomen der Wahlenthaltung hierbei nicht unmittelbar mit der formalen Bildung in Zusammenhang. Ein Motiv der Nichtwähler findet sich dementsprechend beim politischen Desinteresse wieder, welches bei formal niedriger Gebildeten ungleich stärker ausgeprägt ist.[8]

2.1.2 Der Beruf und das Einkommen

Auch der Einfluss der Variable „Beruf“ auf die Wahlbeteiligungsabsicht ist beachtenswert groß. Hier verhält es sich ähnlich wie bei der Variable „Bildung“, da beides in einem signifikanten Zusammenhang steht. In der Berufsgruppe der leitenden Angestellten und bei den Beamten kann davon ausgegangen werden, dass ein Hochschulabschluss prozentual häufiger vertreten ist, als unter den Arbeitern. Es kann folglich vermutet werden, dass unter den statushöheren Berufsgruppen auch das politische Interesse höher ist, da ein statushöherer Beruf tendenziell eine höhere formale Bildung voraussetzt.[9] Je höher der berufliche Status – und damit zumeist auch das Einkommen – also ist, desto größer ist auch die Neigung zur Wahlbeteiligung. So ist die Wahlbeteiligungsabsicht bei „gehobenen/ höheren Beamten und leitenden Angestellten“ (83,8 %) und „Selbstständigen“ (81,4 %) am höchsten und bei „Arbeitern“ (66,6%) sowie „einfachen Beamten und Angestellten“ (60,0 %) am geringsten. Die „mittleren Beamten“ zeigen mit 71,8 % eine durchschnittliche Beteiligungsbereitschaft.[10] Zudem fällt bei allen Berufsgruppen ein negativer Trend hinsichtlich der Neigung zur Wahlteilnahme von 1991 bis 1993 auf.[11] Bei den höhergebildeten Gruppen gestaltet sich dieser Trend jedoch weniger stark.[12]

[...]


[1] Vgl. Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2000, S. 99.

[2] Vgl. Kleinhenz, Thomas: Die Nichtwähler. Ursachen der sinkenden Wahlbeteiligung in Deutschland, Opladen 1995, S. 15.

[3] Eilfort, Michael: Die Nichtwähler. Wahlenthaltung als Form des Wahlverhaltens, Paderborn u.a. 1994, S. 54, zit. nach Senti, A.: Die Nichtwähler in Zürich. in: Züricher Statistische Nachrichten; 1926, Heft 4.

[4] Renz, Thomas: Nichtwähler zwischen Normalisierung und Krise. Zwischenbilanz zum Stand einer nimmer endenden Diskussion, in ZParl (28) 1997, S. 577, zit. nach Berelson, Bernard / Gaudet, Hazel / Lazarsfeld, Paul: Wahlen und Wähler. Soziologie des Wahlverhaltens, Neuwied und Berlin 1969, S. 62.

[5] Vgl. Eilfort, Michael: Die Nichtwähler, S. 173 – 252.

[6] Vgl. Berelson, Bernard/ Gaudet, Hazel/ Lazarsfeld, Paul: Wahlen und Wähler. Soziologie des Wahlverhaltens, Neuwied / Berlin 1969.

[7] Vgl. ipos (1993): Einstellungen zu aktuellen Fragen der Innenpolitik in Deutschland 1993 in Deutschland, Mannheim 1993, in: Völker, Marion / Völker, Bernd: Wahlenthaltung. Normalisierung oder Krisensymptom?, Wiesbaden 1998, S. 107.

[8] Vgl. Eilfort: Die Nichtwähler, S. 217 f.

[9] Vgl. ebd., S. 217.

[10] Vgl. ipos (1993): Einstellungen, in: Völker/Völker: Wahlenthaltung, S. 109.

[11] Vgl. Völker/Völker: Wahlenthaltung, S. 108.

[12] Vgl. Kleinhenz: Die Nichtwähler, S. 105.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Gründe der Nichtwahl
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Wahlen und Wählerverhalten
Note
2,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V15441
ISBN (eBook)
9783638205467
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gründe, Nichtwahl, Wahlen, Wählerverhalten
Arbeit zitieren
M.A. Stefan Waldheim (Autor:in), 2002, Die Gründe der Nichtwahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15441

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