Die Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS wurde bislang durch den IAS 39 geregelt. Dieser beinhaltet die Klassifizierung der Finanzinstrumente in vier verschiedene Kategorien. Je nach Klassifizierung wird zum beizulegenden Zeitwert oder zu Anschaffungskosten bilanziert.1 Es gab von vielen Seiten Kritik an diesem Standard, insbesondere wegen seiner enormen Komplexität und zuletzt auch vor dem Hintergrund der Finanzkrise. Dies führte zu einer Beschleunigung des Reformprojektes von IAS 39, welches das IASB schon seit längerem zur Erreichung der Konvergenz der Rechnungslegungssysteme anstrebte.
Ergebnis der ersten Phase des Projektes, welches in drei Phasen gegliedert ist, war die Veröffentlichung des IFRS 9 – Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten im November 2009, welcher ab 2013 in Kraft treten soll. Kernbestandteil ist, dass die Klassifizierung in vier verschiedene Kategorien wegfällt und von nun an nur noch auf das Geschäftsmodell und die Art der Zahlungsströme abgestellt wird. Dies führt wieder zur gemischten Bewertungsmethode, der Bilanzansatz erfolgt weiterhin zum beizulegenden Zeitwert oder zu Anschaffungskosten. Von vielen Anwendern war ursprünglich angestrebt worden, eine Klassifizierung zu umgehen und jedes Finanzinstrument zum Fair Value zu bilanzieren. Offensichtlich aufgrund des Drucks seitens der Politik sowie von Erstellern und Prüfern der Abschlüsse auf das IASB ist dies nicht erfolgt. Auch wurde nicht, wie ursprünglich geplant, die Bilanzierung finanzieller Verbindlichkeiten überarbeitet, sondern vorerst nur die finanzieller Vermögenswerte. In der öffentlichen
Diskussion der neuen Regelungen wurden bereits diverse Kritiken geäußert. Auch die EFRAG scheint skeptisch, und hat den IFRS 9 trotz weitestgehender Umsetzung der Forderungen der Politik noch nicht in Europäisches Recht überführt.
Diese Arbeit stellt die Bilanzierung von finanziellen Vermögenswerten nach IAS 39 und IFRS 9 dar, um jeweils im Anschluss auf Kritiken an den Standards einzugehen. Bei IFRS 9 geschieht dies insbesondere unter Hinterfragung der Zielerreichung der ersten Phase des Reformprojektes. Abschließend wird ein Resümee gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. IAS 39
- 2.1. Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IAS 39
- 2.2. Die Klassifizierung finanzieller Vermögenswerte nach IAS 39
- 2.3. Die Bewertung finanzieller Vermögenswerte nach IAS 39
- 2.4. Kritikpunkte des IAS 39
- 2.4.1. Verschärfung der Finanzkrise
- 2.4.2. Komplexität
- 2.4.3. Geringer Entscheidungsnutzwert
- 2.4.3.1. Nutzwert des beizulegenden Zeitwertes
- 2.4.3.2. Nutzwert der übrigen Regelungen des IAS 39
- 2.4.3.3. Öffentliche Diskussion
- 2.4.4. Nicht-Konvergenz verschiedener Rechnungslegungssysteme
- 3. Das IASB-Reformprojekt
- 3.1. Zeitlicher und organisatorischer Ablauf
- 3.2. Sonderfall finanzielle Verbindlichkeiten
- 4. Ergebnis der ersten Reformphase von IAS 39
- 4.1. Inhaltliche Kernelemente der Konsensfindung in der Reform
- 4.2. Bilanzierung finanzieller Vermögenswerte nach IFRS 9
- 4.2.1. Klassifizierung und Bewertung von Schuldtiteln nach IFRS 9
- 4.2.1.1. Bewertung zum Fair Value
- 4.2.1.2. Bewertung zu fortgeführten Anschaffungskosten
- 4.2.1.3. Der Geschäftsmodell-Ansatz
- 4.2.1.4. Die Klassifizierung nach der Art der Zahlungsströme
- 4.2.2. Bewertung von Eigenkapitalinstrumenten
- 4.2.2.1. Grundsätzlicher Ansatz zum Fair Value
- 4.2.2.2. Wahlrecht zum „Fair Value through OCI“
- 4.2.3. Anwendungsbereich und Inkrafttreten
- 4.2.4. Unterschiede von Entwurf und finalem Standard
- 4.2.5. Weitere Überlegungen in der Entscheidungsgrundlage
- 4.2.1. Klassifizierung und Bewertung von Schuldtiteln nach IFRS 9
- 4.3. Zielerreichung des Reformprojektes
- 4.3.1. Verschärfung der Finanzkrise
- 4.3.2. Komplexität
- 4.3.3. Geringer Entscheidungsnutzwert
- 4.3.4. Nicht-Konvergenz verschiedener Rechnungslegungssysteme
- 4.4. Kritiken an IFRS 9
- 4.4.1. Allgemeine Kritiken
- 4.4.2. Analyse der Kritiken entsprechend der Interessengruppen
- 4.4.2.1. Bankensektor
- 4.4.2.2. Versicherungen
- 4.4.2.3. Politik
- 4.4.2.4. Boardinterne Ablehnung
- 5. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS, insbesondere die geänderten Klassifizierungs- und Bewertungsvorschriften im Rahmen des IASB-Reformprojekts. Ziel ist es, die Entwicklung, die Inhalte und die Auswirkungen der Reform auf die Praxis zu analysieren.
- Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IAS 39
- Kritikpunkte des IAS 39 und die Notwendigkeit einer Reform
- Das IASB-Reformprojekt und seine Zielsetzungen
- IFRS 9: Neue Regelungen zur Klassifizierung und Bewertung
- Kritik an IFRS 9 und dessen Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in das Thema der Bilanzierung von Finanzinstrumenten ein und beschreibt den Kontext der Arbeit. Es erläutert die Relevanz der Thematik, insbesondere vor dem Hintergrund der Finanzkrise, und skizziert den Aufbau der Arbeit.
2. IAS 39: Dieses Kapitel behandelt die Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IAS 39. Es erläutert die Klassifizierung und Bewertung finanzieller Vermögenswerte gemäß IAS 39 und analysiert detailliert die Kritikpunkte des Standards, die zu seiner Überarbeitung führten. Die Kritikpunkte umfassen die Verschärfung der Finanzkrise durch den Standard, seine Komplexität und den geringen Entscheidungsnutzwert für Unternehmen. Die mangelnde Konvergenz mit anderen Rechnungslegungssystemen wird ebenfalls kritisch beleuchtet.
3. Das IASB-Reformprojekt: Dieses Kapitel beschreibt den Ablauf des IASB-Reformprojekts zur Überarbeitung von IAS 39. Es beleuchtet den zeitlichen und organisatorischen Rahmen der Reform und geht auf den Sonderfall finanzieller Verbindlichkeiten ein. Das Kapitel liefert einen Überblick über den Prozess der Konsensfindung und die Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Standards.
4. Ergebnis der ersten Reformphase von IAS 39: Dieses Kapitel analysiert die Ergebnisse der ersten Reformphase und die daraus resultierende Einführung von IFRS 9. Es beschreibt die Kernpunkte der Konsensfindung, die neuen Klassifizierungs- und Bewertungsmethoden für Schuldtitel und Eigenkapitalinstrumente, den Anwendungsbereich und das Inkrafttreten von IFRS 9 sowie die Unterschiede zwischen dem Entwurf und dem finalen Standard. Zusätzlich werden kritische Stimmen zu IFRS 9 aus verschiedenen Interessengruppen (Bankensektor, Versicherungen, Politik, IASB-intern) vorgestellt und analysiert.
Schlüsselwörter
IFRS 9, IAS 39, Finanzinstrumente, Bilanzierung, Bewertung, Klassifizierung, Finanzkrise, IASB-Reformprojekt, Fair Value, fortgeführte Anschaffungskosten, Geschäftsmodell-Ansatz, Kritik, Rechnungslegung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS 9
Was ist der Gegenstand der Masterarbeit?
Die Masterarbeit analysiert die Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS, insbesondere die geänderten Klassifizierungs- und Bewertungsvorschriften im Rahmen des IASB-Reformprojekts. Ziel ist es, die Entwicklung, die Inhalte und die Auswirkungen der Reform auf die Praxis zu untersuchen.
Welche Standards werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt hauptsächlich IAS 39 und IFRS 9. IAS 39 ist der Vorgängerstandard, dessen Kritikpunkte und Mängel zur Entwicklung von IFRS 9 führten. Die Arbeit vergleicht beide Standards und analysiert die Neuerungen von IFRS 9.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit umfasst folgende Schwerpunktthemen: Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IAS 39, Kritikpunkte an IAS 39 und die Notwendigkeit einer Reform, das IASB-Reformprojekt und seine Zielsetzungen, IFRS 9: Neue Regelungen zur Klassifizierung und Bewertung, Kritik an IFRS 9 und dessen Auswirkungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, IAS 39 (inkl. detaillierter Kritikpunkte), Das IASB-Reformprojekt, Ergebnis der ersten Reformphase von IAS 39 (inkl. IFRS 9 und Kritik), Resümee. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Bilanzierung von Finanzinstrumenten im Kontext der Reform.
Welche Kritikpunkte an IAS 39 werden aufgezeigt?
Die Arbeit analysiert verschiedene Kritikpunkte an IAS 39, darunter die Verschärfung der Finanzkrise durch den Standard, seine Komplexität und den geringen Entscheidungsnutzwert für Unternehmen. Die mangelnde Konvergenz mit anderen Rechnungslegungssystemen wird ebenfalls kritisch beleuchtet.
Was sind die wichtigsten Neuerungen von IFRS 9?
IFRS 9 beinhaltet neue Regelungen zur Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten, insbesondere von Schuldtiteln und Eigenkapitalinstrumenten. Die Arbeit beschreibt detailliert die neuen Klassifizierungs- und Bewertungsmethoden (z.B. Fair Value, fortgeführte Anschaffungskosten, Geschäftsmodell-Ansatz) und deren Auswirkungen.
Welche Kritikpunkte werden an IFRS 9 geäußert?
Die Arbeit präsentiert und analysiert kritische Stimmen zu IFRS 9 aus verschiedenen Interessengruppen, darunter der Bankensektor, Versicherungen, die Politik und interne Kritik innerhalb des IASB.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: IFRS 9, IAS 39, Finanzinstrumente, Bilanzierung, Bewertung, Klassifizierung, Finanzkrise, IASB-Reformprojekt, Fair Value, fortgeführte Anschaffungskosten, Geschäftsmodell-Ansatz, Kritik, Rechnungslegung.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit der Bilanzierung von Finanzinstrumenten, dem IFRS-Rahmen und den Auswirkungen von Rechnungslegungsstandards auf die Praxis auseinandersetzen, insbesondere für Studenten, Wissenschaftler, Wirtschaftsprüfer und Mitarbeiter im Finanzwesen.
Wo kann ich die vollständige Masterarbeit finden?
(Hier sollte der Ort angegeben werden, wo die vollständige Arbeit zugänglich ist, z.B. eine Universitätsbibliothek, ein Online-Repository etc.)
- Quote paper
- Christian Runge (Author), 2010, Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154460