Julio Cortázar, einer der profiliertesten Vertreter des argentinischen Prosaschrifttums der Gegenwart, gehört zu der Gruppe von Autoren, die den neuen lateinamerikanischen Roman seine Weltgeltung verschafft haben.
1963 schuf er mit seinem Roman „Rayuela“ ein Werk, das aufgrund der Fragmentierung der traditionellen Fabel durch diverse Einblendungs- und Collagetechniken und aufgrund der wechselnden Erzählperspektive sowie der Dekonstruktion des sprachlichen Mediums, nicht mehr als Roman bezeichnet werden kann. Vielmehr ist es ein Anti-Roman, der durch seine philosophisch-metaphysischen Elemente und seiner kaleidoskopischen Struktur ein Werk bildet, das den Leser selbst ständig zwingt, während der Lektüre mitzuarbeiten.
Der Titel „Rayuela“ ist der Name eines Kinderspiels, das Hüpfkastenspiel „Himmel und Erde“. Es bezieht sich unmittelbar auf die Lektüreweise des Textes, die nicht linear fortschreitet, sondern vor- und zurückspringt. Träger dieser konfliktvollen Existenzform ist Horacio Oliveira, ein Argentinier, Wanderer zwischen zwei Welten, Paris und Buenos Aires, keiner
recht zugehörig. Der folgende Text wird sich primär mit der Rolle der Städte Paris und Buenos Aires in Julio Cortázars Roman „Rayuela“ beschäftigen. Zunächst wird zu prüfen sein, inwieweit Jurij M. Lotmans Modell der Sinnstiftung bzw. der Konstruktion einer
erzählten Welt anhand der Semantisierung oppositioneller Räume auf den Roman „Rayuela“ anwendbar ist. In diesem Zusammenhang wird besonders die Ästhetik des Werkes sowie die Funktion der im Roman auftretenden Dichotomien zu betrachten sein. Ferner wird noch
zusätzlich zu untersuchen sein, inwiefern das Rayuela-Spiel selbst bzw. die im Spiel vorkommenden Räume Himmel und Hölle mit den Städten Paris und Buenos Aires verglichen werden können.
Anschließend wird die Suche des Protagonisten als zentrales Thema des Romans in Augenschein genommen, sowie das Phänomen des Sujets in diesem Text herausgearbeitet und dargestellt. Als weiteres wird „Rayuela“ mit dem deutschen Bildungsroman verglichen,sowie die Funktion des räumlichen Bildes von der Rayuela auf den Roman untersucht.
Abschließend wird noch die Frage zu klären sein, inwieweit eine Oppositionierung semantischer Räume bzw. eine Strukturierung der realen Welt anhand von semantischen Räumen ein kulturübergreifendes, narratives Grundmuster darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- RAUMSEMANTIK IM ROMAN „RAYUELA“
- DAS SUJET IN „RAYUELA“
- DIE FIGUR AUF DER ANDEREN SEITE („DEL LADO DE ACÁ“) [KAPITEL 36 – 57]
- BEZUG DES RAYUELA -SPIELES AUF PARIS UND BUENOS AIRES
- PARIS ALS CIVILIZACION VS. BUENOS AIRES ALS BARBARIE?
- DIE DUALE STRUKTUR DER FIGUREN
- DIE SUCHE ALS ZENTRALES THEMA IN „RAYUELA“
- ,,RAYUELA“ EIN „ANTI- BILDUNGSROMAN“ ?
- DIE ÄSTHETIK IN „RAYUELA“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle der Städte Paris und Buenos Aires im Roman „Rayuela“ von Julio Cortázar. Sie untersucht, inwieweit Jurij M. Lotmans Modell der Sinnstiftung anhand der Semantisierung oppositioneller Räume auf das Werk anwendbar ist. Darüber hinaus wird die Funktion der im Roman vorkommenden Dichotomien sowie die Suche des Protagonisten als zentrales Thema des Romans herausgearbeitet.
- Die Semantisierung oppositioneller Räume in „Rayuela“
- Die Rolle der Städte Paris und Buenos Aires im Roman
- Die Suche des Protagonisten als zentrales Thema
- Die Ästhetik des Werkes und die Funktion der Dichotomien
- Der Vergleich mit dem deutschen Bildungsroman
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt Julio Cortázar als prominenten Vertreter des argentinischen Prosaschrifttums vor und beschreibt „Rayuela“ als einen Anti-Roman, der den Leser aktiv in den Leseprozess einbezieht. Die Arbeit fokussiert sich auf die Rolle der Städte Paris und Buenos Aires im Roman und untersucht die Anwendung von Jurij M. Lotmans Modell der Sinnstiftung.
- Das Kapitel „Raumsemantik im Roman ‚Rayuela‘“ erklärt die Semantisierung des Raumes und die Modellbildende Funktion der räumlichen Gegenüberstellung in narrativen Texten. Es wird erläutert, wie die Einteilung des Romans in zwei semantisch oppositionelle Räume, „Del lado de allá“ (Paris) und „Del lado de acá“ (Buenos Aires), zu einem System von Dichotomien führt.
- In diesem Kapitel wird das Sujet in „Rayuela“ beleuchtet. Der Text untersucht die vielfältigen Konnotationen der Dichotomien wie Paris vs. Buenos Aires, Europa vs. Amerika, Vernunft vs. Wahnsinn, etc.
- Das Kapitel „Die Figur auf der anderen Seite („Del lado de acá“) [Kapitel 36 – 57]“ fokussiert auf die Figur des Protagonisten und die spezifischen Konnotationen, die mit seiner Existenz in Buenos Aires verbunden sind.
- Das Kapitel „Bezug des Rayuela-Spiels auf Paris und Buenos Aires“ analysiert die Beziehung zwischen dem Rayuela-Spiel und den beiden Städten. Es wird die Frage untersucht, inwieweit die im Spiel vorkommenden Räume Himmel und Hölle mit Paris und Buenos Aires vergleichbar sind.
- In „Paris als Civilización vs. Buenos Aires als Barbarie?“ werden die beiden Städte als komplementäre und austauschbare literarische Orte betrachtet, die die Utopie und Antiutopie im Kopf des Protagonisten Horacio Oliveira repräsentieren.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Raumsemantik, Dichotomie, Opposition, Sinnstiftung, Sujet, Bildungsroman, Rayuela-Spiel, Paris, Buenos Aires, Julio Cortázar, und „Rayuela“.
- Arbeit zitieren
- Oliver Kneip (Autor:in), 2004, Die Rolle der Städte Paris und Buenos Aires in Julio Cortázars Roman „Rayuela“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154461