Bei Ausbruch der Französischen Revolution 1789 blickten nicht nur die Franzosen gebannt auf die mögliche weitere Entwicklung ihres Landes. Auch aus dem seit 1776 unabhängigen Amerika und England waren schnell Stimmen und Stimmungen zur politischen Dynamik Frankreichs zu vernehmen.
Das Empire hatte in den vergangenen Jahren bereits hohe Verluste eingestrichen. Nun kündigten sich auch innenpolitische Veränderungen an: der Radikalismus hielt Einzug mit dem Ziel, die Monarchie auszuhebeln und in England einen Staat sozialer Fürsorge zu integrieren. An der Spitze dieser Gedankenbewegung stand jener der Handwerkerschicht1 entstammende Thomas Paine mit seiner Denkschrift Rights of Man von 1791. Er war der populärste Publizist seiner Zeit, denn kein anderer Autor konnte mehr Werke verkaufen.
Dennoch, trotz der vorangegangenen Revolution auf dem europäischen Festland, der hohen Auflagen und der massiven Unterstützung Paines und der anderen Wortführer durch die Arbeiterschicht, konnte die Idee der Reformbewegung letztlich nicht Fuß fassen.
In der vorliegenden Arbeit soll die Frage geklärt werden, warum in England diese Ideen der Reformbewegung nicht realisiert werden konnten, sondern sich die Entwicklung gegenteilig verhielt: das feudale Herrschaftssystem wurde weiter gefestigt.
Vor allem in den 1980er Jahren beschäftigten sich Geschichtswissenschaftler, sowohl auf dem europäischen Kontinent als auch auf den britischen Inseln, mit dem englischen Radikalismus am Ende des 18. Jahrhunderts. Als die wichtigsten Schriften können die Arbeiten von H. T. Dickinson2, Günther Lottes3 und Jürgen Klein4 angesehen werden. Ansonsten jedoch ist die Auseinandersetzung mit dem Radikalismus in England nur in geringem Maße Bestandteil der historischen Forschung.5 Lediglich in überblicksartigen Werken wird auf die Thematik verwiesen, wobei der Problematik nur wenig Aufwand eingeräumt wird – vor allem Kurt Kluxen6, Anthony Fletcher7, Sir Leslie Stephen8 sowie Roy Porter9 seien hier genannt.
Dies verwundert umso mehr, da die englische Regierung, welche sich durch die Reformbewegung grundlegend bedroht fühlte, diverse Gesetze zur Niederhaltung der Bewegung verabschiedete.10 Die Bewegung fand demnach nicht am Rande der gesellschaftlichen Entwicklung statt, sondern bildete am Ende des 18. Jahrhunderts eine Entwicklungsrichtung von zentraler Bedeutung. Der Problematik ist demnach mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als dies in der bisherigen Forschung der Fall war.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- I. ENGLISCHER RADIKALISMUS
- I.1. BEGRIFF, ZIELE UND VERTRETER..
- I.2. ETABLIERUNG IN DIE ENGLISCHE GESELLSCHAFT?
- II. DIE BEDEUTUNG DER FRANZÖSISCHEN REVOLUTION 1789
- II.1. THOMAS PAINE - RIGHTS OF MAN
- II.2. REAKTIONEN DER ENGLISCHEN BEVÖLKERUNG
- III. MABNAHMEN DER ENGLISCHEN REGIERUNG.
- FAZIT UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem englischen Radikalismus am Ende des 18. Jahrhunderts und untersucht die Gründe, warum die Ideen der Reformbewegung in England nicht realisiert werden konnten. Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Radikalismus im Kontext der Französischen Revolution und die Reaktionen der englischen Regierung auf die entstehende Reformbewegung.
- Einfluss der Französischen Revolution auf den englischen Radikalismus
- Ideen und Ziele der Reformbewegung
- Reaktionen der englischen Regierung auf die Reformbewegung
- Gründe für das Scheitern des englischen Radikalismus
- Bedeutung des englischen Radikalismus für die Geschichte Englands
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des englischen Radikalismus am Ende des 18. Jahrhunderts dar und führt in die Forschungslage zum Thema ein. Im ersten Kapitel wird der englische Radikalismus in seiner Entstehung, seinen Zielen und seinen wichtigsten Vertretern vorgestellt. Es wird auch die Frage untersucht, inwieweit sich der Radikalismus in der englischen Gesellschaft verbreiten konnte.
Das zweite Kapitel widmet sich der Auswirkung der Französischen Revolution auf England. Es analysiert die Reaktionen auf die Ereignisse in Frankreich und die Rolle der Werke "Reflections on the Revolution in France" (Edmund Burke) und "Rights of Man" (Thomas Paine) in der öffentlichen Debatte.
Das dritte Kapitel untersucht die Maßnahmen der englischen Regierung im Umgang mit der Reformbewegung und den Auswirkungen der Französischen Revolution auf die englische Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Englischer Radikalismus, Französische Revolution, Thomas Paine, Rights of Man, Reformbewegung, englische Regierung, soziale Fürsorge, feudales Herrschaftssystem, Forschungslage, politische Debatte, Klubs, Vereine, Gemeindebildungen, Naturrecht.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Zabel (Autor:in), 2010, Das Scheitern des englischen Radikalismus am Ende des 18. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154514