Wird die Menschheit am Mangel an Ressourcen zugrunde gehen? Die dieser Sorge zugrunde liegende Vorstellung kann wie folgt dargestellt werden: Der Menschheit steht ein vorgegebener Vorrat an natürlichen Ressourcen zur Verfügung. Dieser wird kontinuierlich verzehrt. In nicht allzu ferner Zukunft wird alles aufgebraucht sein, was einen Kollaps der globalen Wirtschaft zur Folge hat. Diese allgemeine Sorge wurde genährt durch die Erfahrung der Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Erdöl in den Krisen 1973 und 1979 sowie durch die äußerst pessimistischen Prognosen im Bericht von Dennis Meadows an den Club of Rome (Meadows 1972). In unterschiedlichen Szenarien wurde errechnet, dass die bedeutendsten Ressourcenvorräte mit der Jahrtausendwende aufgezehrt seien. Die angewandte wissenschaftliche Methodik wurde von der Wirtschaftswissenschaft bereits unmittelbar nach dem Erscheinen stark kritisiert. Hauptkritikpunkt war, dass die Szenarien keine marktlichen Reaktionen auf die vorhergesagten Verknappungsprozesse berücksichtigten. Nach Ansicht vieler Ökonomen ist der Markt ein außerordentlich leistungsfähiges Instrument zur Bewältigung von Knappheitsproblemen. Steigende Ressourcenpreise lösen Substitutionsprozesse aus und sind gleichzeitig Impulsgeber für eine Zunahme der Investitionstätigkeit und damit technologischen Fortschritt. Als Antwort auf diese langfristig negativen Prognosen entwickelten die Wachstumstheoretiker Solow und Stiglitz Anfang der 80er Jahre erweiterte Wachstumsmodelle, welche neben Kapital und Arbeit eine erschöpfliche Ressource als dritten Faktor in die Produktionsfunktion aufnahmen. Mit diesen Modellen konnte gezeigt werden, dass eine Volkswirtschaft trotz der Erschöpfbarkeit dieses dritten Produktionsfaktors einen langfristigen Wachstumspfad beschreiten kann. Der Kern dieser Arbeit thematisiert deshalb das im Artikel „Growth with Exhaustible Natural Resources: Efficient and Optimal Growth Paths“ (Stiglitz 1974) von Joseph E. Stiglitz vorgestellte Modell der neuen Wachstumstheorie. Insbesondere sollen die Existenzbedingungen für langfristiges Wachstum mit einer Analyse der Dynamik des Modells veranschaulicht werden und die Rolle von technologischem Fortschritt und der Substitutionselastizität erklärt werden. Im Ergebnis wird deutlich, dass die postulierten Schreckensszenarien eines globalen Kollapses unbegründet sind und mit dem nötigen Vertrauen in die Anpassungsfähigkeit der Märkte und deren Innovationskraft Knappheitsprobleme überwindbar sind.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Grundlagen der Ressourcenökonomie
- A. Klassifikation von Ressourcen
- B. Preisbildung auf Ressourcenmärkten – die Hotelling Regel
- A. Annahmen des Hotellingschen Grundmodells
- B. Optimierungskalkül des Ressourceneigners
- C. Formale Herleitung des optimalen Ressourcenpreispfades
- D. Kritikpunkte des Modells
- III. Nachhaltigkeit und langfristiges Wachstum
- A. Ressourcen als Produktionsfaktor in der Wachstumstheorie
- B. Das Modell von Stiglitz
- 1. Basismodell
- 2. Existenzbedingungen eines langfristig-gleichgewichtigen Wachstumspfads
- 3. Optimale Ressourcenextraktion bei gleichgewichtigem Wachstum
- C. Rolle des technologischen Fortschritts
- D. Bedeutung der Substitutionselastizität
- IV. Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage der Ressourcenknappheit und deren Auswirkungen auf nachhaltiges Wachstum. Sie analysiert bestehende Modelle der Ressourcenökonomie und Wachstumstheorie, um zu beleuchten, ob ein langfristiges Wachstum trotz erschöpfbarer Ressourcen möglich ist. Die Arbeit konzentriert sich auf die Bewertung und Erweiterung bestehender ökonomischer Modelle im Kontext von Ressourcenknappheit.
- Klassifizierung und Preisbildung von Ressourcen
- Das Hotelling-Modell und seine Kritik
- Langfristiges Wachstum mit erschöpfbaren Ressourcen
- Rolle des technologischen Fortschritts und der Substitutionselastizität
- Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die historische Debatte um die Ressourcenknappheit und den drohenden Kollaps der Weltwirtschaft aufgrund erschöpfter Ressourcen. Sie kritisiert frühe, marktmechanismen-vernachlässigende Prognosen und führt in die Thematik der neoklassischen Wachstumsmodelle ein, die den Einfluss von technologischem Fortschritt und Substitutionsprozessen berücksichtigen. Der Fokus liegt auf dem Modell von Stiglitz, das im weiteren Verlauf der Arbeit analysiert wird.
II. Grundlagen der Ressourcenökonomie: Dieses Kapitel legt die Grundlagen der Ressourcenökonomie. Es klassifiziert Ressourcen nach ihrer Erneuerbarkeit und Ausschließbarkeit, um deren Marktfähigkeit zu bestimmen. Weiterhin wird der Zusammenhang zwischen Ressourcenpreis, Reserven, Substitutionsmöglichkeiten und technologischem Fortschritt erläutert, wobei der Einfluss von Knappheit auf die Preisbildung im Vordergrund steht.
III. Nachhaltigkeit und langfristiges Wachstum: Dieses Kapitel befasst sich mit der Integration von erschöpfbaren Ressourcen in neoklassische Wachstumsmodelle. Es präsentiert das Modell von Stiglitz, das die langfristige Entwicklung von Volkswirtschaften unter Berücksichtigung erschöpfbarer Ressourcen untersucht. Es werden Existenzbedingungen für ein langfristiges Gleichgewicht mit positivem Konsumwachstum abgeleitet und die Rolle des technologischen Fortschritts und der Substitutionselastizität analysiert. Dabei wird gezeigt, dass ein nachhaltiges Wachstum auch mit erschöpfbaren Ressourcen möglich ist, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Schlüsselwörter
Ressourcenknappheit, nachhaltiges Wachstum, Ressourcenökonomie, Hotelling-Regel, neoklassische Wachstumstheorie, Stiglitz-Modell, technologischer Fortschritt, Substitutionselastizität, optimale Ressourcenextraktion, Marktmechanismen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Ressourcenökonomie und nachhaltiges Wachstum
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Frage der Ressourcenknappheit und deren Auswirkungen auf nachhaltiges Wachstum. Sie analysiert bestehende Modelle der Ressourcenökonomie und Wachstumstheorie, um zu beleuchten, ob ein langfristiges Wachstum trotz erschöpfbarer Ressourcen möglich ist. Der Fokus liegt auf der Bewertung und Erweiterung bestehender ökonomischer Modelle im Kontext von Ressourcenknappheit.
Welche Modelle werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich insbesondere auf das Hotelling-Modell der Ressourcenpreisbildung und das Modell von Stiglitz zur Integration erschöpfbarer Ressourcen in neoklassische Wachstumstheorien. Beide Modelle werden kritisch analysiert und erweitert.
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Zentrale Themen sind die Klassifizierung und Preisbildung von Ressourcen, das Hotelling-Modell und seine Kritikpunkte, langfristiges Wachstum mit erschöpfbaren Ressourcen, die Rolle des technologischen Fortschritts und der Substitutionselastizität sowie die Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Grundlagen der Ressourcenökonomie (inkl. der Hotelling-Regel), ein Kapitel zu Nachhaltigkeit und langfristigem Wachstum (inkl. des Stiglitz-Modells) und abschließende Schlussfolgerungen. Sie enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was sind die Kernaussagen des Hotelling-Modells?
Das Hotelling-Modell beschreibt die optimale Ressourcenextraktion unter bestimmten Annahmen. Es zeigt, wie der Ressourcenpreis im Zeitverlauf steigt, um die Knappheit zu reflektieren. Die Arbeit diskutiert aber auch kritische Punkte des Modells.
Welche Rolle spielt das Stiglitz-Modell?
Das Modell von Stiglitz integriert erschöpfbare Ressourcen in ein neoklassisches Wachstumsmodell. Es untersucht die Bedingungen für ein langfristiges Gleichgewicht mit positivem Konsumwachstum und analysiert die Bedeutung von technologischem Fortschritt und Substitutionselastizität für die Nachhaltigkeit des Wachstums.
Welche Rolle spielen technologischer Fortschritt und Substitutionselastizität?
Technologischer Fortschritt und die Möglichkeit zur Substitution von Ressourcen spielen eine entscheidende Rolle für die Möglichkeit nachhaltigen Wachstums trotz Ressourcenknappheit. Die Arbeit untersucht, wie diese Faktoren die optimale Ressourcenextraktion und das langfristige Wachstum beeinflussen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
(Die konkreten Schlussfolgerungen sind nicht im gegebenen Textfragment enthalten, aber die Arbeit kommt zu einem Urteil über die Möglichkeit nachhaltigen Wachstums trotz erschöpfbarer Ressourcen, abhängig von den analysierten Faktoren.)
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis der Arbeit?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Ressourcenknappheit, nachhaltiges Wachstum, Ressourcenökonomie, Hotelling-Regel, neoklassische Wachstumstheorie, Stiglitz-Modell, technologischer Fortschritt, Substitutionselastizität, optimale Ressourcenextraktion und Marktmechanismen.
- Arbeit zitieren
- Florian Höhme (Autor:in), 2010, Ressourcenknappheit und nachhaltiges Wachstum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154537