„Dem relativen Bedeutungszuwachs der Betriebsräte, steht ein relativer Bedeutungsverlust der Gewerkschaften gegenüber.“
Dass sich dieser Bedeutungszuwachs jedoch nicht zwingend auch empirisch niederschlagen muss, lässt sich durch eine Vielzahl von Analysen bestätigen, die im Zuge der Tertiärisierung und der Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft einen Rückgang der Gewerkschafts- und Tarifgebundenheit, sowie, auf Grund der filialisierten Betriebsstruktur, auch einen Rückgang der innerbetrieblichen Interessenvertretung ermitteln. 2007, so zeigen die Ergebnisse des IAB-Betriebspanels, fielen 44% der Beschäftigten im Handel in Westdeutschland unter keinen Tarifvertrag.
Da das Dienstleistungsgewerbe ein von prekären und atypischen Beschäftigungsverhältnissen und -arbeitszeiten geprägter Wirtschaftssektor ist, sollte die kollektive betriebliche und auch überbetriebliche Interessensvertretung hier eine besonders wichtige Rolle spielen, damit es den Beschäftigten möglich ist, auch im Zuge der stetig wachsenden Konkurrenz auf dem Markt, ihre Interessen gegenüber
dem Unternehmen zur Geltung zu bringen, bzw. gewahrt zu wissen.
Diese Konkurrenzsituation, die in besonderem Maße im Einzelhandel auftritt, hat einige Unternehmen dazu veranlasst, Strategien und Mechanismen zu entwickeln, die ihren ökonomischen Nutzen und ihre Effizienz auf Kosten der Mitarbeiter bzw. der Vernachlässigung ethischer Aspekte konstant halten oder gar noch maximieren. Einige Fälle aus dem Einzelhandel sind in jüngster Zeit durch die Medien intensiv thematisiert worden, wie z.B. die Personalpolitik von Schlecker, die Überwachungsmaßnahmen und Krankenakten bei LIDL etc. Diese Strategien und Mechanismen stehen offensichtlich in starkem Gegensatz zu den von Gewerkschaften und Betriebsräten verfolgten Zielen und erklären somit auch das Bestreben von einigen Unternehmen dieser Branchen, die oben erwähnten Deckungsraten möglichst gering zu halten.
Genau an diesem Punkt setzt die vorliegende Arbeit an. Sie soll aufbauend auf den Grundlagen der betrieblichen Mitbestimmung am Fallbeispiel LIDL erarbeiten, wie sich die aktuelle Situation in Bezug auf Betriebsräte bei dem Discounter darstellt und welche Schwierigkeiten es bei der Gründung von Betriebsräten gab bzw. gibt, um abschließend
mögliche Schlussfolgerungen über damit in Verbindung stehende Unternehmenspraktiken und -ziele herzuleiten.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Grundlagen der betrieblichen Mitbestimmung
- 1.1 Definition der betrieblichen Mitbestimmung
- 1.2 Funktionen der betrieblichen Mitbestimmung
- 1.3 Bereiche der betrieblichen Mitbestimmung
- 1.4 Gesetzliche Rahmenbedingungen
- 2 Der Fall LIDL
- 2.1 Ausgangslage
- 2.2 Verlauf der Kampagne und die Ergebnisse
- 3 Analyse
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Schwierigkeiten bei der Gründung von Betriebsräten am Beispiel von LIDL. Ziel ist es, die aktuelle Situation bezüglich Betriebsräte bei LIDL zu beleuchten und die Herausforderungen bei deren Etablierung zu analysieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Schlussfolgerungen über die damit verbundenen Unternehmenspraktiken und -ziele ermöglichen.
- Betriebliche Mitbestimmung und deren Definition
- Funktionen und Bereiche betrieblicher Mitbestimmung
- Analyse der Situation bei LIDL bezüglich Betriebsratsgründung
- Unternehmenspraktiken und -ziele im Kontext der Betriebsratsgründung
- Gesetzliche Rahmenbedingungen der Mitbestimmung
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort beleuchtet den scheinbaren Widerspruch zwischen dem relativen Bedeutungszuwachs von Betriebsräten und dem Bedeutungsverlust von Gewerkschaften. Es wird der Rückgang der Gewerkschafts- und Tarifgebundenheit im Handel, insbesondere bei LIDL, hervorgehoben und die niedrige Betriebsrats-Deckungsrate kritisiert. Der Fokus liegt auf der Bedeutung kollektiver Interessenvertretung im prekär geprägten Dienstleistungssektor angesichts wachsender Konkurrenz und Unternehmenspraktiken, die ökonomischen Nutzen über ethische Aspekte stellen.
1 Grundlagen der betrieblichen Mitbestimmung: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit fest. Es definiert betriebliche Mitbestimmung als gesetzliche Teilnahme der Arbeitnehmer oder ihrer Vertreter am Willensbildungsprozess im Unternehmen. Es werden die Funktionen der betrieblichen Mitbestimmung (Schutz- und Gestaltungsfunktion für Arbeitnehmer, Vertrauensbildung für Arbeitgeber) und die Bereiche der Mitbestimmung (soziale, personelle, wirtschaftliche Angelegenheiten) erläutert. Der Fokus liegt auf der Rolle des Betriebsrates als kollektives Sprachorgan und die Bedeutung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
2 Der Fall LIDL: Dieses Kapitel präsentiert den Fall LIDL als Fallbeispiel. Es beschreibt die Ausgangslage und den Verlauf der Kampagne zur Betriebsratsgründung bei LIDL, inklusive der Ergebnisse. Es analysiert die spezifischen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die bei der Etablierung eines Betriebsrates bei LIDL auftraten. Die Zusammenfassung der Ergebnisse wird einen Überblick über den Erfolg oder Misserfolg der Kampagne geben.
Schlüsselwörter
Betriebliche Mitbestimmung, Betriebsrat, LIDL, Gewerkschaften, Tarifbindung, Dienstleistungsgewerbe, Unternehmenspraktiken, Arbeitnehmerinteressen, Gesetzliche Rahmenbedingungen, Interessensvertretung.
FAQ: Analyse der Schwierigkeiten bei der Gründung von Betriebsräten am Beispiel von LIDL
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Schwierigkeiten bei der Gründung von Betriebsräten, insbesondere am Beispiel von LIDL. Sie untersucht die aktuelle Situation bezüglich Betriebsräte bei LIDL und die Herausforderungen bei deren Etablierung. Ziel ist es, Schlussfolgerungen über die damit verbundenen Unternehmenspraktiken und -ziele zu ziehen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die betriebliche Mitbestimmung, ihre Definition, Funktionen und Bereiche. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Situation bei LIDL bezüglich der Betriebsratsgründung, den damit verbundenen Unternehmenspraktiken und -zielen sowie den gesetzlichen Rahmenbedingungen der Mitbestimmung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in ein Vorwort, ein Kapitel zu den Grundlagen der betrieblichen Mitbestimmung, ein Kapitel zum Fall LIDL und ein Literaturverzeichnis. Das Vorwort beleuchtet den Widerspruch zwischen dem Bedeutungszuwachs von Betriebsräten und dem Bedeutungsverlust von Gewerkschaften, insbesondere im Handel. Kapitel 1 legt die theoretischen Grundlagen der betrieblichen Mitbestimmung dar. Kapitel 2 präsentiert den Fall LIDL als Fallbeispiel, beschreibt die Ausgangslage und den Verlauf der Kampagne zur Betriebsratsgründung.
Was wird im Vorwort behandelt?
Das Vorwort thematisiert den scheinbaren Widerspruch zwischen dem relativen Bedeutungszuwachs von Betriebsräten und dem Bedeutungsverlust von Gewerkschaften. Es wird der Rückgang der Gewerkschafts- und Tarifgebundenheit im Handel, besonders bei LIDL, hervorgehoben und die niedrige Betriebsrats-Deckungsrate kritisiert. Der Fokus liegt auf der Bedeutung kollektiver Interessenvertretung im prekär geprägten Dienstleistungssektor.
Was sind die Kernaussagen des Kapitels "Grundlagen der betrieblichen Mitbestimmung"?
Dieses Kapitel definiert betriebliche Mitbestimmung, erläutert ihre Funktionen (Schutz- und Gestaltungsfunktion für Arbeitnehmer, Vertrauensbildung für Arbeitgeber) und Bereiche (soziale, personelle, wirtschaftliche Angelegenheiten). Es betont die Rolle des Betriebsrates als kollektives Sprachorgan und die Bedeutung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Was wird im Kapitel "Der Fall LIDL" behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt die Ausgangslage und den Verlauf der Kampagne zur Betriebsratsgründung bei LIDL, inklusive der Ergebnisse. Es analysiert die spezifischen Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der Etablierung eines Betriebsrates bei LIDL. Die Zusammenfassung der Ergebnisse gibt einen Überblick über den Erfolg oder Misserfolg der Kampagne.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Die Schlüsselwörter umfassen: Betriebliche Mitbestimmung, Betriebsrat, LIDL, Gewerkschaften, Tarifbindung, Dienstleistungsgewerbe, Unternehmenspraktiken, Arbeitnehmerinteressen, Gesetzliche Rahmenbedingungen, Interessensvertretung.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Schwierigkeiten bei der Gründung von Betriebsräten am Beispiel von LIDL. Ziel ist es, die aktuelle Situation bezüglich Betriebsräte bei LIDL zu beleuchten und die Herausforderungen bei deren Etablierung zu analysieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Schlussfolgerungen über die damit verbundenen Unternehmenspraktiken und -ziele ermöglichen.
- Arbeit zitieren
- Janina Tatan (Autor:in), 2010, Probleme bei der Gründung von Betriebsräten - Der Fall LIDL, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154558