Der DDR- Autor Stephan Hermlin gehört zu den bedeutendsten Dichtern seiner Generation, dies beweist er auch in seiner scharf kritisierten Novelle „Die Kommandeuse“ (1954), welche vermutlich auf einer wahren Begebenheit beruht.
Die wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilte Hedwig Weber wird im Rahmen der Aufstände des 17. Juni 1953 von Anhängern der NS- Diktatur nach sieben Monaten Haft aus dem Gefängnis Saalstedt befreit. Die ehemalige Lagerführerin des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück soll als „Opfer des kommunistischen Terrors“ auf einer Kundgebung sprechen. Voller Hoffnung propagiert sie immer noch nationalsozialistisches Gedankengut, woraufhin sie verhaftet wird. Nachdem zuerst angesetzten Strafmaß von 15 Jahren, wird sie nun unwiderruflich zum Tode verurteilt.
„Der Tod in Rom“ hingegen erschien in einer Trilogie des BRD- Schriftstellers Wolfgang Koeppen, die mit „Tauben im Gras“ (1951) begann und sich in den Romanen „Das Treibhaus“ (1953) und „Der Tod in Rom“ (1954) fortsetzte. In einem Zitat von Gotthold Ephraim Lessing heißt es: „Einen elenden Dichter tadelt man nicht; mit einem mittelmäßigen verfährt man gelinde; gegen einen großen ist man unerbittlich.“ Auch Koeppen muss sich dieser Wahrheit aussetzen und erfährt zur damaligen Zeit von der Öffentlichkeit in der Bundesrepublik eher Ablehnung als Zuspruch für seine Werke.
Zur Zeit des deutschen Wirtschaftswunders treffen der ehemalige SS- General Gottlieb Judejahn, seine Frau Eva, sein Sohn Adolf und die Familie seines Schwagers, die Pfaffraths, in Rom aufeinander. Koeppen lässt in seiner Geschichte ungleiche Einstellungen zum Nationalsozialismus aufeinanderprallen. Judejahns Sohn hat sich in die Religion geflüchtet, sein Neffe Siegfried Pfaffrath ist Tonsetzer und homosexuell. Gottlieb selbst ist jedoch immer noch tief von der Ideologie des dritten Reiches überzeugt und so gipfelt die Geschichte mit dem Mord an Ilse Kürenberg. Sie wird von Judejahn erschossen, weil sie vor ihrer Badewanne stehend in ihm alte Erinnerungen an die vielen nackten Frauen vor dem Leichengraben hervorruft.
Im weiteren Verlauf werden nun die Darstellungen der beiden Hauptfiguren Gottlieb Judejahn und Hedwig Weber, die Anhänger des Nationalsozialismus sind, verglichen. Dazu sollen der Romananfang und die Novelle genauer untersucht werden. Darauffolgend sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Beschreibung von Tätern des 2. Weltkrieges aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung der Kommandeuse bei Hermlin
- Darstellung Judejahns in Koeppens "Der Tod in Rom"
- Gemeinsamkeiten in der Darstellung von Hedwig Weber und Gottlieb Judejahn
- Unterschiede in der Darstellung von Hedwig Weber und Gottlieb Judejahn
- Koeppen und Hermlin in der Zeitkritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Darstellung von Kriegsverbrechern in der Nachkriegsliteratur anhand von Wolfgang Koeppens "Der Tod in Rom" und Stephan Hermlins "Die Kommandeuse" zu vergleichen. Dabei werden die Charaktere und ihre Ideologien analysiert, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer Darstellung aufzuzeigen.
- Vergleich der Darstellung von Kriegsverbrechern in der Nachkriegsliteratur
- Analyse der Charaktere Hedwig Weber und Gottlieb Judejahn
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Tätern des Zweiten Weltkriegs
- Untersuchung der Rolle von Koeppen und Hermlin in der Zeitkritik
- Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Ideologie auf die Figuren und deren Handlungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt den Kontext der Hausarbeit dar und führt die beiden ausgewählten Werke, "Die Kommandeuse" von Stephan Hermlin und "Der Tod in Rom" von Wolfgang Koeppen, ein.
- Darstellung der Kommandeuse bei Hermlin: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung von Hedwig Weber in Hermlins "Die Kommandeuse". Es geht auf ihre nationalsozialistische Ideologie, ihre Vergangenheit als Lagerführerin in Ravensbrück und ihre Reaktion auf die Ereignisse des 17. Juni 1953 ein.
- Darstellung Judejahns in Koeppens "Der Tod in Rom": Dieses Kapitel widmet sich der Figur von Gottlieb Judejahn in Koeppens "Der Tod in Rom". Es untersucht seine Vergangenheit als SS-General, seine Ideologie und die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf seine Persönlichkeit und sein Verhalten.
- Gemeinsamkeiten in der Darstellung von Hedwig Weber und Gottlieb Judejahn: Dieses Kapitel vergleicht die Charaktere Hedwig Weber und Gottlieb Judejahn und identifiziert Gemeinsamkeiten in ihrer Darstellung. Es analysiert ihre nationalsozialistische Vergangenheit, ihre Ideologie und ihre Reaktion auf die Nachkriegszeit.
- Unterschiede in der Darstellung von Hedwig Weber und Gottlieb Judejahn: Dieses Kapitel analysiert die Unterschiede in der Darstellung von Hedwig Weber und Gottlieb Judejahn. Es beleuchtet ihre individuellen Charakterzüge, ihre Motivationen und die Art und Weise, wie sie mit ihrer Vergangenheit umgehen.
- Koeppen und Hermlin in der Zeitkritik: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Koeppen und Hermlin in der Zeitkritik und untersucht, wie ihre Werke die deutsche Nachkriegsgesellschaft spiegeln. Es analysiert die Reaktionen auf ihre Werke und die Bedeutung ihrer literarischen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit.
Schlüsselwörter
Die Hauptaugenmerke dieser Arbeit liegen auf den Themen Kriegsverbrecher, Nachkriegsliteratur, Nationalsozialismus, Ideologie, Charakteranalyse, Zeitkritik und literarische Auseinandersetzung. Die beiden analysierten Werke, "Die Kommandeuse" von Stephan Hermlin und "Der Tod in Rom" von Wolfgang Koeppen, stehen dabei im Zentrum der Untersuchung.
- Quote paper
- Ina Brandenburg (Author), 2007, Vergleich der Darstellung von Kriegsverbrechern in der Nachkriegsliteratur bei Wolfgang Koeppen „Der Tod in Rom“ und Stephan Hermlin „Die Kommandeuse“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154565