Das Mittelalter wird häufig als dunkles Zeitalter beschrieben, gekennzeichnet durch ein brutales System von Folter, Qual und drakonischen Urteilen, vollzogen an unmündigen Bürgern. Kann überhaupt von einem Strafrecht gesprochen werden, so scheint es barbarische Strafen vorgesehen zu haben, deren öffentliche Durchführung der Abschreckung dienen sollte. Die Bürger schienen diesen Hinrichtungen und Körperstrafen beizuwohnen, um den verachteten Verbrecher möglichst hart gestraft zu wissen. Der Gewalttopos ist aus heutiger Sicht ein bestimmender Allgemeinplatz bei der Rückschau auf das Mittelalter. Hält er aber einer genaueren Betrachtung in diesem Maße stand? In welchem Verhältnis stehen Verbrechen und Strafen zueinander, in einer Zeit, die ein ausgebildetes Strafsystem heutiger Tage noch nicht kannte?
Diese Arbeit beschäftigt sich mit typischen Verbrechen und deren Bestrafung im Mittelalter vor dem Hintergrund der allmählichen Urbanisierung der Gesellschaft. Im Mittelpunkt werden daher nicht die frühen Formen des Strafrechts (Leges u.a.) stehen, vielmehr wird zu zeigen sein, wie städtisches Leben im Mittelalter mit Verbrechen und Strafe verbunden war. Dabei wird versucht, nicht unbewusst ein ausdifferenziertes modernes Strafrecht als Maßstab für eine Zeit anzulegen, der eine einheitliche Gesetzgebung noch unbekannt war. Ziel der Arbeit ist keine Strafrechtsgeschichte, sondern eine differenziertere bzw. deskriptive Betrachtung von vornehmlich in mittelalterlichen Städten begangenen Straftaten und deren Sanktionierung, vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Strafrechts, wobei mentalitätsgeschichtliche Aspekte zu berücksichtigen sein werden.
Die Arbeit behandelt zunächst allgemeine Aspekte zum Zusammenhang von Stadt und Verbrechen. Nachdem diese einleitend thematisiert worden sind, wird in aller Kürze auf die Entwicklung der wichtigsten Rechtsschriften und die Begriffe „Verbrechen“ und „Strafe“ eingegangen. Danach werden die Verbrechen und die damit zusammenhängenden Strafen, unterschieden nach Todes- und Körperstrafen, dargestellt, um am Ende die Einstellungen der Bürger des Mittelalters zu den Verurteilten hinterfragen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die Stadt
- Die Entwicklung des Rechtswesens
- Verbrechen und Strafe im Mittelalter
- Zu den Begriffen „Verbrechen“ und „Strafe“
- Verbrechen
- Die „vier hohen Fälle“
- Das Strafsystem
- Todesstrafen
- Körperstrafen
- Freiheitsstrafen und Folter
- Der Henker
- Die Einstellung der Bürger zum Strafen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Verbrechen und deren Bestrafung im Mittelalter im Kontext der Urbanisierung. Sie analysiert die Verbindung von städtischem Leben mit Verbrechen und Strafe, ohne ein modernes Strafrecht als Maßstab heranzuziehen. Das Ziel ist eine differenzierte Betrachtung von Straftaten und deren Sanktionierung vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Strafrechts und unter Berücksichtigung mentalitätsgeschichtlicher Aspekte.
- Die Rolle der Stadt als Rechtsraum und gesetzlich befriedeter Schwurbezirk im Mittelalter
- Die Entwicklung des Strafrechts in Städten vom archaischen Kompositions- und Bußverfahren zu einem übergreifenden städtischen Recht
- Typische Verbrechen des Mittelalters, darunter die „vier hohen Fälle“
- Sanktionierung von Verbrechen durch Todes- und Körperstrafen, Freiheitsstrafen und Folter
- Die Einstellung der Bürger zum Strafen und zum Umgang mit Verurteilten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Stadt als Rechtsraum und die Entwicklung des Rechtswesens. Es wird erläutert, wie die Stadt durch ihre räumliche Abgrenzung und durch einen Eid der Bürger zu einem Bürgerverband wurde. Dabei wird auch die Veränderung von einem archaischen Kompositions- und Bußverfahren zu einem übergreifenden städtischen Recht dargestellt.
Im zweiten Kapitel werden typische Verbrechen des Mittelalters und deren Bestrafung näher betrachtet. Dabei werden die „vier hohen Fälle“ sowie verschiedene Strafformen wie Todes- und Körperstrafen, Freiheitsstrafen und Folter erläutert. Zudem wird die Rolle des Henkers im mittelalterlichen Strafrecht untersucht.
Abschließend werden die Einstellungen der Bürger des Mittelalters zum Strafen und zum Umgang mit Verurteilten beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Stadt, Recht, Verbrechen, Strafe, Mittelalter, Urbanisierung, Stadtfrieden, Strafrecht, „vier hohe Fälle“, Todesstrafe, Körperstrafe, Freiheitsstrafe, Folter, Henker, Bürger, Mentalitätsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Daniel Valente (Autor:in), 2009, Verbrechen und Strafe im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154898