Gegenstand dieser Arbeit ist die Untersuchung von Möglichkeiten und Potentialen, die zu einer Energieeinsparung bei privaten Haushalten führen. Das Konzept des Contracting soll dabei im Mittelpunkt der Betrachtung stehen und als Umsetzungs-instrument dienen.
Im ersten Teil wird der Energieverbrauch privater Haushalte in Deutschland detailiert untersucht und dargestellt. Ein Ausführlicher Überblick über Contracting bildet die Basis zum weiteren Verständnis. Als theoretischer Bezugsrahmen für die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Contracting-Vorhaben gegenüber einer Energieversorgung in Eigenregie dient die Transaktionskostentheorie. Abschließend wird auf Grundlage der aktuellen Literatur das Einsparpotential durch Contracting genauer beleuchtet. Zudem sollen Experteninterviews wesentliche Probleme und Hemmnisse bei der Verbreitung von Contracting für Privathaushalte herausstellen. Die Formulierung von möglichen Lösungsansätzen rundet die wissenschaftliche Arbeit ab.
Ziel dieser Ausarbeitung ist die Eignung von Contracting zur Energieeinsparung bei privaten Haushalten zu überprüfen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
2. Endenergieverbrauch und Wohnsituation privater Haushalte in Deutschland
2.1 Endenergieverbauch und Energienachfrage
2.2 Wohnsituation
2.3 Zusammenfassung
3. Grundlagen des Contracting
3.1 Ziel, Zweck und Möglichkeiten von Contracting
3.2 Historische Entwicklung
3.3 Exkurs: Energiewirtschaftliche Umwandlungskette
3.4 Arten des Contracting
3.4.1 Energieliefer-Contracting
3.4.2 Einspar-Contracting
3.4.3 Technisches Anlagenmanagement
3.4.4 Finanzierungs-Contracting
3.4.5 Vergleichende Betrachtung
3.4.6 Sonstige Contracting-Varianten
3.4.7 Neuere Enwicklungen: Integriertes Energie-Contracting
3.5 Ablauf von Contracting-Projekten
3.6 Rechtliche Rahmenbedingungen und Vertragsgestaltung
3.6.1 Rechtliche Grundlagen
3.6.2 Der Contracting-Vertrag
3.6.3 Bedeutung des Mietrechts
3.7 Contracting im deutschen Energiemarkt
4. Die Transaktionskostentheorie als theoretischer Bezugsrahmen
5. Contracting zur Energieeinsparung privater Haushalte in Deutschland
5.1. In Mietwohnungen
5.2. In Eigenheimen
5.2.1. Eigenheim-Contracting
5.2.2. Mini-BHKW als Contracting-Modell
5.3. Experteninterviews zu Contracting bei privaten Haushalten
5.4. Lösungsansätze: Änderungen im Mietrecht und Transaktionskostenreduktion
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Endenergieverbrauch nach Sektoren in der BRD 2008. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2009), S.10
Abbildung 2: Energienachfrage der Haushalte nach Anwendungsbereich 2007. Eigene Darstellung nach AG Energie Bilanzen (2009), S. 10
Abbildung 3: Betriebskostenspiegel 2008/2009. Quelle: DMB (2008), DMB (2009): Betriebskostenspiegel für Deutschland
Abbildung 4: Altersstruktur der Wärmeerzeugungsanlagen. Eigene Darstellung nach Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (2008), S. 14
Abbildung 5: Beheizungsart der Wohneinheiten. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 14
Abbildung 6: Verwendete Energieart für die Wärmeversorung in Tsd. Wohnungen. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 15
Abbildung 7: Wohneinheiten (Mietund Eigentümerwohneinheiten) in Tsd. nach Größe. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 32
Abbildung 8: Wohngebäude nach Anzahl der Wohneineiten und Art der Nutzung. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 18-19
Abbildung 9: Beziehung zwischen Contractor und Contracting-Nehmer. Eigene Darstellung
Abbildung 10: Energiewirtschaftliche Umwandlungskette. Eigene Darstellung nach Meinefeld (2004), S. 69
Abbildung 11: Häufigkeiten der Contracting Varianten (2008). Eigene Darstellung nach VfW (2008)
Abbildung 12: Beispiel Arbeitspreise für Nahwärme. Eigene Darstellung nach Hennig (2006)
Abbildung 13: Einspar-Contracting, Laufzeitmodell. Eigene Darstellung nach Bemmann/Schädlich (2002), S. 30
Abbildung 14: Einspar-Contracting, Beteiligungsmodell. Eigene Darstellung nach Treckmann (2006), S.11
Abbildung 15: Integriertes Energie-Contracting. Quelle: Bleyl-Androschin (2009), S. 19
Abbildung 16: Energieliefer-Contracting: Projektablauf. Eigene Darstellung in Anlehnung an EnergieAgentur NRW (2007), S. 9
Abbildung 17: Positionen der Eigenregiekosten. Quelle: Otto (2000), S. 5
Abbildung 18: Relevante Rechtsnormen für Contracting. Eigene Darstellung nach DIN 8930-5 (2003), S. 3-5
Abbildung 19: Zugehörigkeit der Unternehmen (Selbsteinordnung). Quelle: BMVBS/BBSR (2009a), S. 18
Abbildung 20: Contracting im Wohnungsbereich. Eigene Darstellung nach Thamling/Seefeldt/Glöckner (2010)
Abbildung 21: Transaktionskosten für Wärmeliefer-Contracting: Absolutwerte und in Relation zu Anlageninvestitionen. Quelle: BMVBS/BBSR (2009c), S. 50
Abbildung 22: Vorgehensweise zur Bestimmung des Contracting-Potentials. Eigene Darstellung nach BMVBS/BBSR (2009), S. 66-89
Abbildung 23: Elemente der Dienstleistung Eigenheim-Contracting. Quelle: Auer/Freund/Schrattenecker (2006), S. 36
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Vorund Nachteile von Contracting. Eigene Darstellung nach Wollf/Jagnow (2004), S.6
Tabelle 2: Contracting Begriffe Übersicht. Eigene Darstellung nach ASUE (2005), S. 45
Tabelle 3: Wärmeliefer-Contracting: Investitonsund Transaktionskosten nach Leistungsklassen. Quelle: BMVBS/BBSR (2009b), S. 21
Tabelle 4: Eigenregie vs. Wärmeliefer-Contracting: Entscheidungskriterien. Quelle: BMVBS/BBSR (2009c), S. 54
Tabelle 5: Berechnungsformel für Energie-Einsparpotentiale. Quelle: Ruhland/Herud (2009), S.103-105
Tabelle 6: Prognose der Energieeinsparpotentiale (2008-2015). Quelle: Ruhland/Herud (2009), S. 127
Tabelle 7: Prognose des Energiebedarfs bezogen auf den gesamten relevanten Wohnbestand. Quelle: Ruhland/Herud (2009), S. 127
Tabelle 8: Prognostizierte Marktdurchdringung von Contracting. Quelle: Ruhland/Herud (2009), S. 134
Tabelle 9: Hebbare Contracting Potentiale. Quelle: Ruhland/Herud (2009), S. 134
Tabelle 10: Zuordnung der Nutzwärme-Teilmengen zu den ContractingPotentialgruppen. Quelle: Bremer Energie Institut in BMVBS/BBSR (2009c), S. 80
Tabelle 11: Endenergie-Einsparpotentiale durch Anlagenmodernisierung. In Anlehnung an Bremer Energie Institut in BMVBS/BBSR (2009c), S. 83
Tabelle 12: Gutachtenvergleich. Ruhland/Herud vs. BMVBS/BBSR. Eigene Darstellung. ..
1. Einleitung
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind ein wichtiges Thema der heutigen Zeit. Besonders deutlich wird dies durch die jährlich stattfindenden UN-Klimakonferenzen. Deutschland hat das im Kyoto-Protokoll vereinbarte Klimaziel bereits erreicht. Dennoch hat die Bundesregierung beschlossen die Treibhausgasemissionen weiter zu senken. Im Rahmen des Integrierten Energieund Klimaschutzprogramm sollen die deutschen Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 gegenüber dem Basisjahr 1990 um 40% weiter reduziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen sind nicht nur Wirtschaft und Politik, sondern auch private Haushalte gefragt einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Für jeden Einzelnen wird der sparsame Umgang mit Energie auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten immer wichtiger.
Gegenstand dieser Arbeit ist die Untersuchung von Möglichkeiten und Potentialen, die zu einer Energieeinsparung bei privaten Haushalten führen. Das Konzept des Contracting soll dabei im Mittelpunkt der Betrachtung stehen und als Umsetzungsinstrument dienen.
Im ersten Teil wird der Energieverbrauch privater Haushalte in Deutschland detailiert untersucht und dargestellt. Ein Ausführlicher Überblick über Contracting bildet die Basis zum weiteren Verständnis. Als theoretischer Bezugsrahmen für die Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Contracting-Vorhaben gegenüber einer Energieversorgung in Eigenregie dient die Transaktionskostentheorie. Abschließend wird auf Grundlage der aktuellen Literatur das Einsparpotential durch Contracting genauer beleuchtet. Zudem sollen Experteninterviews wesentliche Probleme und Hemmnisse bei der Verbreitung von Contracting für Privathaushalte herausstellen. Die Formulierung von möglichen Lösungsansätzen rundet die wissenschaftliche Arbeit ab.
Ziel dieser Ausarbeitung ist die Eignung von Contracting zur Energieeinsparung bei privaten Haushalten zu überprüfen.
Im Folgenden soll der Energieverbrauch privater Haushalte in Deutschland betrachtet werden.
2. Endenergieverbrauch und Wohnsituation privater Haushalte in Deutschland
2.1 Endenergieverbauch und Energienachfrage
Um Einsparpotentiale erkennen zu können, ist eine Betrachtung des statistischen Datenmaterials zu Endenergieverbrauch und Wohnsituation privater Haushalte in der BRD notwendig. Unter dem Begriff der Endenergie ist die Energie zu verstehen, die letztlich vom Endverbraucher bezogen wird. Umwandlungsverluste und nichtenergetischer Verbrauch werden dabei nicht erfasst.
Wie in Abbildung 1 dargestellt ist die Industrie mit 29%, gefolgt vom Verkehrssektor mit 28% der größte Endenergieverbraucher. Allerdings nehmen die privaten Haushalte, die für die Untersuchung von besonderem Interesse sind, mit 27% einen erheblichen Anteil am Gesamtendenergieverbrauch ein. Der Gesamtverbrauch aller Sektoren beträgt 9127 Petajoule also 2535,27 TWh.1 Dementsprechend haben die privaten Haushalte im Jahr 2008 zirka 685,53 TWh Endenergie verbaucht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Endenergieverbrauch nach Sektoren in der BRD 2008. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2009), S.10.
Bei der genaueren Untersuchung ist zu erkennen, dass die Energienachfrage der Haushalte (Abbildung 2) zu 70% auf Raumwärme entfällt. Hier lassen sich Effizienzpotentiale vermuten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Energienachfrage der Haushalte nach Anwendungsbereich 2007. Eigene Darstellung nach AG Energie Bilanzen (2009), S. 10.
Der Deutsche Mieter Bund (DMB) veröffentlicht jährlich für das vorherige Abrechnungsjahr einen Betriebskostenspiegel (Abbildung 3), der die Kosten verschiedener Positionen pro m² und Monat auflistet. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Heizkosten nehmen den größten Kostenanteil ein. Zudem sind die Kosten im Vergleich zwischen 2008 und 2009 enorm angestiegen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Betriebskostenspiegel 2008/2009. Quelle: DMB (2008), DMB (2009): Betriebskostenspiegel für Deutschland.2
Struktur der Heizungsanlagen
Der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie und Umwelttechnik e.V. (BDH) gibt an, dass die rund 38 Mio. Wohnungseinheiten in Deutschland von 17 Mio. Heizungsanlagen beheizt werden. 2 Mio. dieser Anlagen sind veraltert und verbrauchen 30% mehr Energie als ein moderner Brennwertkessel.3
Genauere Informationen über die Art der Heizungsanlagen liefert die jährliche Erhebung des Schornsteinfegerhandwerks. So sind im Jahr 2008 6,1 Mio. Ölfeuerungsanlagen und 7,9 Mio. Gasfeuerungsanlagen überprüft worden. Dabei wurde ein enormer Erneuerungsbedarf festgestellt: 12% der Ölfeuerungsanlagen und 6,1% der Gasfeueranlagen sind älter als 25 Jahre.4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Altersstruktur der Wärmeerzeugungsanlagen. Eigene Darstellung nach Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (2008), S. 14.
Die obige Abbildung zeigt, dass die meisten Heizungsanlagen zwischen dem 01.01.88 und dem 03.10.90 errichtet wurden. Demnach sind ein Großteil der Anlagen 20 Jahre oder älter. Hier sind umfangreiche Einsparmöglichkeiten gegeben, die sich im Vergleich zu anderen Maßnahmen besonders schnell auszahlen.5 Insgesamt werden 5,9 Mio. Heizungsanlagen mit Öl und 7,7 Mio. mit Gas befeuert. Eine detailiertere Aufschlüsselung nach der Beheizungsart liefert Abbildung 5. Block-/Zentralheizungen machen mit 72% den größten Anteil aus. Unter einer Blockheizung ist ein zentrales Heizsystem für die Versorgung ganzer Häuserblocks zu verstehen. Die Heizungsquelle befindet sich in bzw. an einem der Gebäude des Blocks. Zentralheizungen befinden sich direkt innerhalb eines Gebäudes (meistens im Keller) und versorgen sämtliche Wohneinheiten. Fernheizungen versorgen über isolierte Leitungen ganze Wohnbezirke mit Wärme aus einem zentralen Fernheizwerk. Einzeloder Mehrraumöfen beheizen nur den jeweiligen Raum in dem sie installiert sind (z.B. Kachelofen). Etagenheizungen sind Heizanlagen für die Versorgung sämtlicher Räume einer Wohnung (z.B. Gastherme).6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Beheizungsart der Wohneinheiten. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 14.
Darüber hinaus soll eine Erhebung über die verwendeten Energiearten weitere Erkenntnisse bringen. Aus Abbildung 6 geht hervor, dass Gas und Heizöl die meist verbreiteten Energiearten sind und speziell der Bereich der erneuerbaren Energien noch ausbaufähig ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Verwendete Energieart für die Wärmeversorung in Tsd. Wohnungen. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 15.
2.2 Wohnsituation
Neben der Struktur der Heizungsanlagen stellt sich die Frage nach der Art der Nutzung für die Wohneinheiten. Laut dem Mikrozensus 2006 des Statistischen Bundesamts werden 58% der Wohneinheiten in Deutschland von Mietern und 42% von Eigentümern bewohnt.7 In Deutschland gibt es also deutlich mehr Mieter als Eigenheimbesitzer.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Wohneinheiten (Mietund Eigentümerwohneinheiten) in Tsd. nach Größe. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 32.
Für die Durchführung Contracting ist besonders die Größe der Mieteinheiten von Bedeutung (siehe Abbildung 7). Wohnungseinheiten zwischen 60 m² und 80 m² machen mit 9.087.000 Einheiten den größten Teil aus. Wohneinheiten mit 120 m² und mehr kommen auch häufig vor, werden allerdings eher von Eigentümern bewohnt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Wohngebäude nach Anzahl der Wohneineiten und Art der Nutzung. Eigene Darstellung nach Statistisches Bundesamt (2008), S. 18-19.
Abbildung 8 stellt vor allem zwei Dinge deutlich dar: Eigentümerwohnungen bestehen überwiegend aus einer Wohneinheit. Mieterwohneinheiten bestehen besonders häufig aus Wohngebäuden mit 3-6 und 7-12 Einheiten.
2.3 Zusammenfassung
Das dargestellte Datenmaterial zeigt, wo Contracting für private Haushalte theoretisch am meisten Energie einsparen könnte. Klar zu erkennen ist der enorme Energieverbrauch zur Bereitstellung von Raumwärme. Aufgrund der Altersstruktur der Heizungsanlagen in Deutschland ergibt sich ein Modernisierungsbedarf. Werden die Beheizungsanlagen auf den neusten Stand der Technik gebracht, lassen sich höhere Jahresnutzungsgrade erzielen. Die meisten derzeit installierten Heizungsanlagen haben einen solchen Jahresnutzungsgrad von 75%. Mit Contracting könnte sich dieser auf bis zu 90% erhöhen.8 Diese Modernisierung hätte auch eine Reduzierung der CO2-Emissionen zur Folge.
Die wichtigsten Daten zu Energieverbauch und Wohnsituation privater Haushalte in Deutschland für das Jahr 2008 sind:
685 TWh Endenergieverbrauch
davon 479 TWh für Raumwärme
in 38 Mio. Wohneinheiten
22 Mio. Mietwohnungen
15 Mio. Eigenheime
mit 17 Mio. Heizungsanlagen
7,7 Mio. Gasund 5,9 Mio. Ölheizungen
3. Grundlagen des Contracting
3.1 Ziel, Zweck und Möglichkeiten von Contracting
Der Grundidee von Contracting ist, alle Aufgaben rund um die Energieversorgung an einen Dienstleister abzugeben. In der Literatur wird dies als Outsourcing der Energieversorgung beschrieben. Contracting ist als eine Erscheinungsform der hoch entwickelten, arbeitsteiligen Volkswirtschaft zu verstehen.9 Dabei ist zwischen dem Contractor, welcher die Dienstleistung anbietet und dem Contracting-Nehmer, der die Dienstleistung einkauft, zu unterscheiden.10 Der Contractor erledigt Beschaffung und Betrieb der Energieversorgungsanlage und sorgt damit für sinkende Energieverbräuche.11 Um dies gewährleisten zu können, erfolgt eine Professionalisierung in der Bereitstellung von Nutzenergie wie Wärme, Kälte, Licht, Strom oder Dampf.12 Außerdem kann Contracting als Finanzierungsform von Investitionen im Energiebreich betrachtet werden. Ein Contractor modernisiert zum Beispiel auf eigene Kosten die technischen Anlagen zur Wärmeversorgung eines Kunden und erhält dafür einen Anteil der dadurch eingesparten Betriebskosten.13
Contracting ist nicht als einheitliches Produkt zu verstehen, sondern als verschiedenartig ausgestaltbare Dienstleistung.14 Aufgrund dieser Gestaltungsspielräume gibt es in der Regel für jedes Contracting-Projekt individuelle Verträge zwischen den Vertragspartnern. Contracting kann für beide Seiten ein lukratives Geschäft sein. Bei geschickter Planung und Ausführung ist so die Entstehung einer Win-Win-Situation möglich.15 Abbildung 9 stellt vereinfacht die beschriebenen Austauschbeziehungen zwischen Contractor und Contracting-Nehmer dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Beziehung zwischen Contractor und Contracting-Nehmer. Eigene Darstellung.
Die im November 2003 erschienene DIN 8930-5 definiert wichtige ContractingBegriffe und versucht die Begriffsvielfalt zu klären.
Contracting
cZeitlich und räumlich abgegrenzte Übertragung von Aufgaben der Energiebereitstellung und Energielieferung auf einen Dritten, der im eigenen Namen und auf eigene Rechnung handeltX^16
Contractor (Contractinggeber)
cUnternehmen, das eigenständig gewerblich Contractingprojekte durchführt.^17 Contractingnehmer
cAuftraggeber von Contractingleistungen.^18
Ohne Beachtung unterschiedlicher Contracting-Varianten, lassen sich grundsätzliche Aussagen über die Vorund Nachteile treffen.
Vorteile von Contracting
Mit Hilfe von Contracting lassen sich Energieeinsparpotentiale realisieren.19
Modernisierung und Erneuerung der technischen Anlagen zur Energieversorgung durch den Contractor.20
Der Contracting-Nehmer verbessert seine Finanzsituation, da der Contractor je nach Ausgestaltung teilweise oder vollständig die Investition in neue Anlagen übernimmt. Dies hat eine erhöhte Liquidität, EK-Quote und somit einen verbesserten finanzwirtschaftlichen Handlungsspielraum zur Folge.
Der Contractor profitiert, indem er eine vorher vertraglich geregelte Vergütung für seine Dienstleistungen erhält.21
Durch den Einsatz moderner Anlagen wird der CO2 Ausstoß vermindert. Daraus kann ein positiver Imagebzw. Marketingeffekt für den ContractingNehmer resultieren.22
Risiken für Wartung, Erneuerung und Produktionsausfall werden an den Contractor ausgelagert.23
Der Contracting-Nehmer kauft sich bei Vertragsschluss das Know-how des auf die Energieversorgung spezialisierten Contractor ein.
Durch die Abgabe der Energieversorgung an einen Dienstleister kann sich der Kunde stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Es werden in dieser Hinsicht personelle Ressourcen eingespart.24
Aus Sicht des Contractors ist die langfristige, vertragliche Kundenbindung ein wesentlicher Vorteil (Vertragsdauer i.d.R. zwischen 10 und 15 Jahren).25
Contracting bietet über flexible Vertragsgestaltung die Möglichkeit maßgeschneiderte Lösungen für Energietechnikund Versorgung zu liefern.26
Nachteile von Contracting
Lange Vertragslaufzeit und Abhängigkeit vom Contractor für den Contracting-Nehmer.
Energiesparende Investitionen werden tendenziell für den Kunden teurer, da der Contractor mit seiner Leistung etwas verdienen will.27
Tabelle 1 zeigt zusammenfassend die Vorund Nachteile von Contracting.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Vorund Nachteile von Contracting. Eigene Darstellung nach Wollf/Jagnow (2004), S.6.
3.2 Historische Entwicklung
Der Grundgedanke des Contractings wurde bereits im 18. Jahrhundert geboren. Der schottische Erfinder James Watt entwickelte eine neue Idee. Er versuchte Dampfmaschinen zu verkaufen, die durch seine Weiterentwicklungen über einen höheren Wirkungsgrad verfügten. Allerdings waren seinen Kunden diese Maschinen zunächst zu teuer. Um dennoch zu profitieren, stellte Watt seine Dampfmaschinen kostenlos zur Verfügung und lies sich als Gegenleistung zu einem Drittel an den entstehenden Einsparungen beteiligen. Die Kosten für Kohle waren für die Kunden zu dieser Zeit geringer als Kosten für die Versorgung von Zugpferden.28 Aufgrund dieses Vorgehens wird Watt heute häufig als Urvater des Contracting-Prinzip zitiert:
[...]
1 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009), S. 10.
2 Um die Abbildung übersichtlich zu halten wurden nur die drei Positionen mit den höchsten Kosten abgebildet.
3 Vgl. BDH (2009), S. 11.
4 Vgl. Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (2008), S. 13.
5 Vgl. Hopfensberger/Onischke/Spöth (2009), S. 83.
6 Vgl. Statistisches Bundesamt (2008), S. 7-9.
7 Vgl. Statistisches Bundesamt (2008), S. 19.
8 Vgl. Geißler (2009), S. 29.
9 Vgl. Wohlgemuth (1997), S. 13.
10 Vgl. Scheuermann (2007), S. 41.
11 Vgl. Bulczak (2008).
12 Vgl. o.A. (2000), S. 31.
13 Vgl. Röhrich (1997), S. 312.
14 Vgl. Freund (1999), S. 34.
15 Vgl. Ruppelt (2003), S. 509.
16 DIN 8930-5 (2003), S. 2.
17 DIN 8930-5 (2003), S. 3.
18 DIN 8930-5 (2003), S. 3.
19 Vgl. o.A. (1996), S. 5.
20 Vgl. Umwelt Bundesamt für Mensch und Umwelt (2004), S.15.
21 Vgl. Lauer (2006), S. 45.
22 Vgl. Schmid (2009), S. 63.
23 Vgl. Schmid (2009), S. 64.
24 Vgl. Wolff/Jagnow (2004), S. 1.
25 Vgl. Kleikamp (2002), S. 40.
26 Vgl. Kramer (2007), S. 285.
27 Vgl. Meixner (2002), S. 3.
28 Vgl. o.A. (2007), S. 5.
- Arbeit zitieren
- Jan Hader (Autor:in), 2010, Contracting zur Energieeinsparung bei privaten Haushalten in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154922
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