Die kritische Frage nach dem Sinn und Zweck von Religionen ist besonders in der heutigen Gesellschaft existent. Während frühere Gesellschaften die Religion und den Gottesglauben als Selbstverständlichkeit voraussetzten, scheint es heute hingegen so zu sein, dass die Kirche – und damit auch ein Bestandteil der Religion – vom Staat über die Kirchensteuer getragen werden muss, um weiterhin existent zu bleiben. Dahingegen hatte die Religion in früheren Gesellschaften einen sehr viel höheren Stellenwert. Als gutes Beispiel hierfür kann der Name des deutschen Kaiserreiches von ca. 800 bis 1806 gesehen werden: Heiliges römisches Reich deutscher Nation. Hier findet eine Erhöhung der Nation (so man das Staatengebilde der damaligen Zeit denn als solche bezeichnen möchte) zu etwas Heiligem, Religiösem statt. Der Name deutet darauf hin, dass sich diese Nation Gott unterordnet, ihm aber dennoch sehr nah ist. Dies könnte eine treffende Interpretation des Präfix „Heilig“ sein. Eine weitere, damit verbundene Auslegung ist das Verständnis von „Heilig“ im Sinne von „unantastbar“ oder „ewig“.
Inhaltsverzeichnis
- Braucht die gegenwärtige Gesellschaft Religion?
- Wandel der Religion vom kirchlichen zum individuellen Glauben
- Religion als Kompensation?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Frage, ob die gegenwärtige Gesellschaft Religion braucht. Er untersucht die Entwicklung des religiösen Empfindens in der Geschichte und analysiert die Rolle von Religion als Kompensation in modernen Gesellschaften.
- Wandel des religiösen Empfindens von einer göttlichen Obrigkeit zu einer helfenden Hand
- Religion als Kompensation verschiedener Bedürfnisse
- Die ambivalente Rolle von Religion als Ruhigstellung des Volkes oder als Quelle der Hoffnung
- Der Übergang von Religion zur Religiosität
- Die wachsende Bedeutung der individuellen Gestaltung von Religiosität
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Essay beginnt mit der Feststellung, dass die Frage nach dem Sinn und Zweck von Religionen in der heutigen Gesellschaft besonders relevant ist. Der Autor stellt fest, dass Religion in früheren Gesellschaften einen höheren Stellenwert hatte und als ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens angesehen wurde.
- Im Laufe der letzten 200 Jahre hat sich die Bedeutung von Religion jedoch verändert. Der zunehmende Einfluss von Naturwissenschaften und die Herausbildung demokratischer Gesellschaften haben zu einem Rückgang des religiösen Grundempfindens geführt. Dies zeigt sich auch in der veränderten Vorstellung von Gott.
- Der Essay stellt die Frage, ob Religion an sich abhängig von gesellschaftlichen Veränderungen ist. Der Autor argumentiert, dass Religion als eine Art Kompensation verschiedener Bedürfnisse verstanden werden kann, die dem Menschen helfen, seine Welt zu verstehen und mit schwierigen Situationen umzugehen.
- Der Text diskutiert die beiden gegensätzlichen Interpretationen von Religion als Kompensation: die negative Interpretation von Marx, die Religion als „Opium des Volkes“ bezeichnet, und die positive Sichtweise, die Religion als Quelle der Hoffnung und Trost sieht.
- Der Essay endet mit der Behauptung, dass die gegenwärtige Gesellschaft Religion braucht, da sie den Menschen hilft, mit den komplexen Anforderungen des modernen Lebens umzugehen und seinen eigenen Lebensweg zu gestalten. Er betont die Bedeutung der individuellen Gestaltung von Religiosität und die Vielfalt religiöser Empfindungen in der heutigen Zeit.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe des Essays sind die Bedeutung von Religion in der Gesellschaft, der Wandel des religiösen Empfindens, die Rolle von Religion als Kompensation, die individuelle Gestaltung von Religiosität, sowie die Entwicklung von traditionellen Religionen hin zu einer vielfältigen Religiosität.
- Arbeit zitieren
- Joachim Wulkop (Autor:in), 2010, Braucht die gegenwärtige Gesellschaft Religion?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154949