In seinem Buch „Lob der Disziplin“ desavouiert Bernhard Bueb die antiautoritären Bestrebungen der Pädagogik der APO (außerparlamentarische Opposition) der „68er“ Generation. Ob er mit seiner stellenweise etwas polemischen Kritik auf den (unfreiwilligen) Begründer dieser Pädagogik zielt oder auf das was die Kinderläden der antiautoritären Protestbewegung daraus gemacht haben, bleibt weitgehend spekulativ. Er fordert jedenfalls eine Rückkehr zu einer hierarchisch strukturierten Beziehung zwischen Erzieher und Edukand auf Kosten des dialogischen Konfliktlösungsmodells. In wie weit die Ansichten A.S. Neills und Bernhard Buebs auseinanderklaffen und ob eventuell sogar ein gewisser Konsens besteht, soll das vorliegende Essay anhand einiger ausgewählter Passagen aus Buebs Buch beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anti-antiautoritär vs. „romantisch“
- Autorität vs. Selbstregulation
- Hierarchisch vs. dialogisch
- Zurück in die Zukunft?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht den Gegensatz zwischen den pädagogischen Ansätzen von A.S. Neill und Bernhard Bueb. Ziel ist es, die verschiedenen Auffassungen zur Autorität in der Erziehung zu beleuchten und mögliche Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Die Analyse konzentriert sich auf ausgewählte Passagen aus Buebs "Lob der Disziplin".
- Autorität versus Selbstregulation in der Erziehung
- Hierarchische versus dialogische Konfliktlösung
- Kritik an der antiautoritären Pädagogik der 68er-Bewegung
- Vergleich der pädagogischen Praktiken von Neill und Bueb
- Die Rolle der elterlichen Autorität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Gegensatz zwischen den pädagogischen Ansätzen von A.S. Neill, der die Selbstbestimmung des Kindes betont, und Bernhard Bueb, der eine hierarchisch strukturierte Erziehung befürwortet, dar. Der Essay zielt darauf ab, die gegensätzlichen Positionen anhand von ausgewählten Textpassagen aus Buebs Buch zu analysieren und mögliche Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Der Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit der antiautoritären Pädagogik und der Frage nach dem optimalen Verhältnis von Autorität und Selbstregulation in der Erziehung.
Anti-antiautoritär vs. „romantisch“: Dieses Kapitel analysiert Buebs Kritik an Neills Selbstregulationstheorie, die er als „romantisch“ abtut. Der Essay kontert diese Kritik, indem er auf die positiven Erfahrungen von Summerhill-Schülern verweist und die Wirksamkeit des pädagogischen Konzepts hervorhebt. Ein wichtiger Aspekt ist der Vergleich der Klientel beider Erzieher: Neill arbeitete mit Kindern, die von anderen Schulen abgelehnt wurden, während Bueb an einer elitären Privatschule tätig war. Der Unterschied in den sozialen Kontexten der jeweiligen Schülergruppen wird als relevanter Faktor für die Beurteilung der pädagogischen Ansätze hervorgehoben.
Autorität vs. Selbstregulation: Buebs Aussage „Wer Selbstbestimmung lernen will, muss Unterordnung gelernt haben“ wird in diesem Kapitel im Kontext von Adornos Theorie des autoritären Charakters und Fromms sadomasochistischer Charakterstruktur diskutiert. Der Essay kritisiert Buebs Rückgriff auf traditionelle Autoritätsstrukturen und dessen Verknüpfung von „Disziplin“ und „Unterordnung“, die an das wilhelminische Bürgertum erinnern. Die Verknüpfung solcher Traditionen mit „reflektierten Prinzipien“ (Elias) wird als problematisch dargestellt.
Hierarchisch vs. dialogisch: Dieser Abschnitt befasst sich mit Buebs Plädoyer für die elterliche Macht und Verantwortung, was als Abkehr von einer dialogischen Konfliktlösung interpretiert wird. Der Essay verweist auf Max Webers Machtdefinition und kritisiert die Ablehnung von Fragen und Hinterfragen durch einfaches „Darum!“. Buebs positive Darstellung der Erziehungspraxis seiner Mutter wird als Beispiel für eine hierarchische Erziehung angeführt und kritisch diskutiert.
Zurück in die Zukunft?: Dieses Kapitel analysiert Buebs Argumentation, die Achtung vor der Autorität der Älteren einzufordern, unter Bezugnahme auf das vierte Gebot. Der Essay kritisiert den mangelnden historischen Kontext und die potenziellen Gefahren dieses Ansatzes, der mit autoritären Erziehungsstilen in Verbindung gebracht wird. Die Frage nach der Anwendung des Gebotes bei Kindern mit schwierigen Biografien wird als besonders relevant und problematisch betrachtet.
Schlüsselwörter
Autorität, Selbstregulation, antiautoritäre Erziehung, A.S. Neill, Bernhard Bueb, Pädagogik, Summerhill, hierarchische Erziehung, dialogische Konfliktlösung, Disziplin, Unterordnung, „68er“-Bewegung.
Häufig gestellte Fragen zum Essay: Autorität und Selbstregulation in der Pädagogik von A.S. Neill und Bernhard Bueb
Was ist das zentrale Thema des Essays?
Der Essay untersucht den Gegensatz zwischen den pädagogischen Ansätzen von A.S. Neill (Summerhill) und Bernhard Bueb, wobei der Fokus auf den unterschiedlichen Auffassungen zur Autorität in der Erziehung liegt. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede analysiert, insbesondere anhand von Buebs "Lob der Disziplin".
Welche Schlüsselkonzepte werden im Essay behandelt?
Zentrale Konzepte sind Autorität versus Selbstregulation, hierarchische versus dialogische Konfliktlösung, Kritik an der antiautoritären Pädagogik der 68er-Bewegung, der Vergleich der pädagogischen Praktiken von Neill und Bueb, und die Rolle der elterlichen Autorität.
Wie wird Neills Ansatz im Essay dargestellt?
Neills Ansatz wird als Vertreter der Selbstbestimmung des Kindes dargestellt, im Gegensatz zu Buebs hierarchischer Erziehung. Der Essay verweist auf positive Erfahrungen von Summerhill-Schülern, um die Wirksamkeit von Neills Konzept zu unterstreichen. Es wird auch der Unterschied in der Klientel beider Erzieher hervorgehoben: Neill arbeitete mit Kindern, die von anderen Schulen abgelehnt wurden, während Bueb an einer elitären Privatschule tätig war.
Wie wird Buebs Ansatz im Essay dargestellt?
Buebs Ansatz wird als befürwortend einer hierarchisch strukturierten Erziehung dargestellt, mit Betonung von Disziplin und Unterordnung als Voraussetzung für Selbstbestimmung. Der Essay kritisiert Buebs Rückgriff auf traditionelle Autoritätsstrukturen und seine Ablehnung von Dialog und Hinterfragen. Buebs positive Darstellung der Erziehungspraxis seiner Mutter wird als Beispiel für eine hierarchische Erziehung angeführt und kritisch diskutiert.
Wie wird die Kritik an der antiautoritären Pädagogik der 68er-Bewegung im Essay behandelt?
Der Essay analysiert Buebs Kritik an der antiautoritären Pädagogik, die er als "romantisch" abtut. Die Kritik wird im Kontext von Adornos Theorie des autoritären Charakters und Fromms sadomasochistischer Charakterstruktur diskutiert. Die Verknüpfung von traditionellen Autoritätsstrukturen mit "reflektierten Prinzipien" (Elias) wird als problematisch dargestellt.
Welche Textstellen aus Buebs Werk werden analysiert?
Der Essay konzentriert sich auf ausgewählte Passagen aus Buebs "Lob der Disziplin", um seine Positionen zur Autorität und Erziehung zu beleuchten.
Welche Schlussfolgerungen zieht der Essay?
Der Essay zieht keine endgültige Schlussfolgerung zugunsten eines bestimmten pädagogischen Ansatzes. Stattdessen bietet er eine detaillierte Analyse der gegensätzlichen Positionen von Neill und Bueb, beleuchtet deren Stärken und Schwächen und fördert ein kritisches Verständnis der Rolle von Autorität und Selbstregulation in der Erziehung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Essay am besten?
Autorität, Selbstregulation, antiautoritäre Erziehung, A.S. Neill, Bernhard Bueb, Pädagogik, Summerhill, hierarchische Erziehung, dialogische Konfliktlösung, Disziplin, Unterordnung, 68er-Bewegung.
- Quote paper
- Richard Grünert (Author), 2009, Buebs Streitschrift zwischen den Zeilen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155301