Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen
Der Entscheider
Handlungsintensität
Tragweite der Entscheidungen
Entscheidungshemmnisse
Kognition und Emotion
Symbol und Heuristik
Kulturhistorische und gegenwärtige Formen der Entscheidungsfindung mittels Symbolsystemen
Alternative Beratungsformen – Risiken und Nebenwirkungen?
Empirische Implikationen – ein Ausblick
Literaturliste:
Vorbemerkungen
Der Alltag ist erfüllt von Entscheidungssituationen mannigfaltiger Art. Verschiedene Lebenssituationen und damit verbundene Rollen erfordern Entscheidungen mit unterschiedlichen Auswirkungen bzw. Reichweiten und einhergehenden Verantwortungen. Die nachfolgende Arbeit will sich in einem ersten Teil kurz mit den verschiedenen Grundlagen der Entscheidungsfindungsprozesse[1] auseinander-setzen. So geht es um die Fragen: Wer entscheidet? In welcher Intensität wird die Entscheidung getroffen? Welche tatsächlichen oder vermeintlichen Auswirkungen können Entscheidungen entfalten? Und: Welche Faktoren können Entscheidungen hemmen?
Insbesondere der letzte Aspekt ist bedeutsam für die Betrachtung, warum und in welchen Situationen Menschen (für sich) Entscheidungen nicht zu treffen vermögen. An diesen Stellen wird Urteils- und Handlungsvermögen defizitär.[2] Dies kann zum einen durch Persönlichkeitsmerkmale weiter bedingt werden, sich aber auch durch soziale oder kognitive Einflüsse verstärken. In solchen Situationen werden dann vielfach Berater in Anspruch genommen, denen Kompetenz in dieser Frage zugetraut wird.[3] Die Lebensaspekte, die dabei berührt werden, reichen thematisch von der Ernährung über die Partnerschaft und Sexualität, bis hin zu Erziehungs- und Gesundheitsfragen, Schuldenberatung und vielen anderen mehr.[4]
Um Entscheidungshemmnisse aufzulösen, ist der Blick auf die maßgebenden Fak-toren wichtig, die sowohl die kognitive, als auch die emotive Seite betreffen. Dazu wird die Symbolik als Heuristik, wie sie in verschiedenen (tiefen-) psychologischen und soziologischen Theorien des letzten Jahrhunderts entwickelt worden ist, ver-stärkt in den Fokus genommen. Dies wird deshalb als wesentlich angesehen, weil sich in der kulturgeschichtlichen Entwicklung verschiedene Beratungsformen aus-prägten, die auf einer symbolischen Basis entweder der konkrete Zukunfts-deutungen dienten oder aber zumindest Assoziationsmedien bereitstellten.[5] Und so drückt Kleining es für diese Arbeit brauchbar aus: "Daß bei der Bildung und der Entschlüsselung von Symbolen gesellschaftliche und individuell-psychische Bedingungen wirken, macht den Symbolbegriff zu einem zentralen sozialwissenschaftlichen Konzept."[6] Ein Teil dieser symbolischen Techniken und Methoden, die noch heute zum Spektrum der so genannten Lebensberatung gehören, soll dann nachfolgend Gegenstand der Betrachtung sein.
Inwieweit die aufgeführten historischen und gegenwärtigen Beratungsformen tat-sächlich als heuristische Problemlösungsstrategien dienen können und Entscheidungskompetenz vermitteln, soll abschließend – aufgrund der bislang unzureichenden Datenlage - mehr unter dem Aspekt der „Empirischen Implikationen“ als Ausblick auf mögliche Forschungsprojekte betrachtet werden.
Als wesentlich vorausgesetzt werden muss für die Arbeit daher zunächst die Defi-nition des Begriffs 'Entscheidung':
"Entscheidung ist [...] die bewusste Auswahl unter Alternativen."[7]
Konstitutiv ist für Entscheidungen dann „erstens ein Sondieren des Alternativenspektrums“ und zweitens das „Relativieren der gewählten Alternative im Hinblick auf die nicht gewählten Alternativen“.[8]
Der Entscheider
Vom Inneren zum Äußeren vorgehend, finden wir auf der Mikroebene das Individu-um als Entscheider mit einer mehr oder weniger umfangreichen Autonomie[9] und Autarkie[10] ausgestattet. Der Mensch als Individuum entscheidet in erster Linie für sich selbst, aber auch für andere.
Im Hinzutreffen weiterer Individuen, wie beispielsweise in Familien und Klein-gruppen, bildet sich im unmittelbaren Zusammentreffen die (Notwendigkeit der) Abstimmung von Entscheidungsvorgängen heraus. Das kann auch im Rahmen ei-ner stellvertretenden Entscheidung geschehen, wie dies exemplarisch Eltern für Kinder tun oder Betreuer für Betreute[11] etc., oder als delegierte Entscheidung, wie beispielsweise einer mittels Handlungsvollmacht erteilten Befugnis oder einer arbeitsteiligen Vereinbarung. Bereits in den Interaktionen wird ersichtlich, dass Autonomie und Autarkie des Individuums Beschränkungen durch einen jeweiligen Gegenüber oder institutionelle wie juristische Maßgaben unterliegen können.
Auf der Mesoebene - der im Allgemeinen Organisationen und Institutionen wie Verwaltungen, Firmen, Verbände, Vereine u.ä. zugerechnet werden – betrachtet, erhalten Entscheidungen noch weitergehende Komplexität durch institutionell oder strukturell vorgegebene Hierarchien und verfahrenstechnische Beteiligungsprozesse. Entscheiden wollen, entscheiden können und entscheiden dürfen fallen hier mitunter bereits auseinander oder sind gar nicht miteinander zu vereinbaren.[12]
Die sozialen Kontextbedingungen, auch als framing bezeichnet, spielen eine nicht unmaßgebliche Rolle im Entscheidungsfindungsprozess.[13] So ist es also denkbar, dass das Individuum auf der Mikroebene bestimmte Entscheidungen trifft, die ihm auf der Mesoebene nicht erlaubt sind – oder umgekehrt. Abstimmungsprozesse zu Entscheidungen auf der Mesoebene können daher eine konkretere Auseinandersetzung erfordern, als dies beispielsweise auf der Makroebene (des Kollektivs/der Gesellschaft) geschieht. Hier werden vielfach – wie beispielsweise bei politischer Wahl, Gremienabstimmungen, Votings etc. - Einzelentscheidungen zu einer Gesamtentscheidung zusammengefasst. Nach Außen hin verliert sich die Entscheidung des Individuums in der Kollektiventscheidung, denn 'gewählt hat das deutsche Volk ', 'der Vorstand hat entschieden' und 'die Versammlung hat die Resolution verabschiedet' – also die Mesoebene. Für die nachfolgenden Betrachtungen wird lediglich die Mikroebene von Interesse sein.
Handlungsintensität
Die Bereitschaft Entscheidungen zu treffen hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zwischen dem ‚Aussitzen’ von Problemen, dem reaktiven Handeln und der ‚proaktiven’ Gestaltung von Situationen und deren (geplanten) zukünftigen Verläufen, liegt eine große Bandbreite von Handlungsmöglichkeiten. In einer interessanten Auseinandersetzung mit diesen polarisierten Handlungsvorstellungen entwi-ckelte beispielsweise Cunnington die Unterscheidung zwischen dem "magician" und dem "logical mind":
"The magician decides what she wants to have happen and then goes about manifesting it. The logical mind, that can only operate out of what has been achieved in the past as being possible in the future, decides what is feasible and limits itself to that."[14]
In einer fatalistischen Sicht des eigenen Handlungsvermögens wird die Situation an sich, wie auch deren weitere Entwicklung als 'vom Schicksal' gegeben aufgefasst. Der Mensch handelt in der Situation, aber er handelt nicht aus freiem Willen oder aufgrund einer eigenen Entscheidung, sondern aufgrund einer 'Vorsehung', einer 'Vorherbestimmung' – oder, wie bei Cunnington festgestellt, aus der Redu-zierung auf Erwartungshaltungen, die aus vergangenen Erfahrungen resultieren. Die Entscheidung bzw. Nicht-Entscheidung liegt damit nicht in der Verantwortung des Individuums, sondern in der einer 'unsichtbaren Hand', die gleichsam 'hinter den Kulissen' das Geschehen steuert[15], Regelmäßigkeit bewirkt und durch Erwartungswerte das Zukünftige gleichsam vorgibt.[16] Streng den Regeln der Logik folgend, geht ein "logical mind" (jedoch weniger fatalistisch als mehr deterministisch) von den Gesetzmäßigkeiten aus, die sich in bestimmten Formen und Strukturen wiederholen.
Dem gegenüber steht die Auffassung, dass der Mensch 'seines Glückes Schmied' sei – also einen unmittelbaren Einfluss auf das aktuelle und zukünftige (Wohl-) Er-gehen habe. Folglich können von außen herangetragene Ereignisse durch richtiges und gelungenes Handeln (und die diesen zugrunde liegenden Entscheidungen) po-sitiv bewältigt werden. Der "magical mind" würde also in einem solchen Falle von der grundsätzlichen Beeinflussbarkeit der Geschehnisse ausgehen, wie auch die Kraft und Zuversicht, wie das Vermögen zur Veränderung des Situativen für sich beanspruchen. Wie späterhin zu zeigen sein wird, ist dies für die Entstehung und Verwendung der so genannten 'Weisheitslehren' von Bedeutung.[17]
Setzen wir auf dieser Basis also voraus, dass die Annahme und Bereitschaft einer eigenen Einflussnahme auf aktuelles und zukünftiges Geschehen, das hier als 'aktives Entscheiden' verstanden werden soll, damit dem "magical mind" entspricht. 'Passiv' ist eine Entscheidung dann, wenn Entscheidungsoptionen nicht wahrge-nommen werden und somit das Geschehen quasi von außen an das Individuum herangetragen oder ihm die Entscheidungsgewalt abgenommen wird.[18] Inwieweit dies, als ‚sekundärer Gewinn’[19], im Interesse des Individuums liegt - die ‚passive’ oder ‚mittelbare’ Entscheidung also gleichsam Intention ist - bleibt als inner-psychische, wenngleich interaktive, Funktion dabei erst einmal außer Betracht.[20]
Tragweite der Entscheidungen
Treffen Individuen Entscheidungen, so sind diese von einer räumlichen und zeitlichen Komponente begleitet. Sie gelten entweder für das ‚Hier und Jetzt’ oder für eine mehr oder weniger klar vorausschaubare Zukunft.[21] In der Abgrenzung zum juristischen ‚ex tunc’, das quasi rückwirkend aufhebt, aber nicht ungeschehen machen kann, wirken Handlungen und Entscheidungen immer ‚ex nunc’, das heißt, vom Zeitpunkt des Geschehens an. In der Betrachtung ‚ex post’ zeigt sich dann bei der Evaluation von Entscheidungsverläufen, ob die ‚ex ante’ gestellten Zielvor-gaben auch erreicht werden konnten.[22]
Entscheidungen können sich dabei auf kurzfristige Aktionen ohne weitreichende Auswirkungen beziehen oder auf langfristige. Eine Möglichkeit, die Bedeutsamkeit der Entscheidung für das Individuum zu ermessen, ist dabei genau jene zeitliche Komponente. So steht bspw. der kurzfristige und unkompliziert kündbare Miet-vertrag dem langfristigen Erwerb mit der wiederholten und langjährigen Zahlungs-verpflichtung eines Hauses diametral gegenüber. Die Langfristigkeit der erwarteten Einbindung oder Verpflichtung kann für Entscheidungsträger damit ein Kriterium für die Gewichtigkeit im Entscheidungsprozess sein.
Neben der zeitlichen Dauer können aber auch finanzielle Aspekte eine Rolle spielen. Sie stehen in der Relation von verfügbarem Budget, freiem Kapital und In-vestitionsvermögen. Hier ist es für den Entscheider von Belang, entweder mit einem gegebenen Kapital ein maximales Ergebnis herauszuholen oder für ein ge-gebenes Ergebnis den minimalen Mitteleinsatz auszuwählen.[23] Je nach Grad der Unsicherheit[24] bilden sich Entscheidungsprozesse dann unter mehr pessimistischen oder optimistischen Gesichtspunkten (und Erwartungen) heraus.
[...]
[1] Wie an verschiedenen Stellen deutlich werden wird, steht der Begriff des 'Ent-scheidungsfindungsprozesses' hier auch teils analog zu dem Begriff 'Problemlösungsprozess'.
[2] Bspw. Hill 2002: 39 weist hierzu auf die Funktion der Schemata und Skripte hin und "erst wenn die eingehenden Wahrnehmungsdaten nicht in ein Schema passen, kommt es zum Nachdenken, Vergleichen, bewussten Erkennen und Entscheiden."
[3] Siehe Schützeichel 2004: 276. "Beratungen setzen eine (wie auch immer unterstellte) Wissens-asymmetrie voraus, sonst müsste man sich nicht beraten lassen." Dies behandelt ähnlich Nowotny 2005: 41, die von einer "epistemischen Asymmetrie" spricht, die Experten und Laien voneinander unterscheidet. Eine kritischere Betrachtung der 'Beraterzunft' findet sich bei Gigerenzer 2007.
[4] So weist die Online-Datenbank der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Erziehungsberatung (DAJEB e.V.) mit Stand vom 21.06.2010 insgesamt 12.579 Beratungsstellen nach, die sich mit den folgenden Themen beschäftigen: Aidsberatung, Beratung alleinerziehender Mütter/Väter, Ehe-, Familien-, Partnerschafts- und Lebensberatung (einschließlich Beratung bei Trennung und Scheidung), Familienplanungsberatung, Hilfe und Beratung für Frauen, Krisenintervention, Kinder- und Jugendberatung, Beratung für Migranten und Spätaussiedler, Beratung für psychisch Kranke, Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, Sexualberatung, Sozialberatung, Suchtberatung. Dies stellt nur einen Ausschnitt der vielfältigen Alltagsthemen dar, zu denen Menschen Beratungen ersuchen. Spezielle Fachberatungen, wie sie bei konkreten Lebenssituationen des Einzelnen oder als Beratungsbedarf für Organisationen erforderlich werden können (bspw. Bauberatung, Rechtsberatung, Personalberatung, Steuerberatung), sind hier noch nicht berücksichtigt. Neben der Online-Quelle siehe auch die Printfassung von Dorenberg/Gamp/Moeser-Jantke 2010. Weiter Schützeichel 2004: 273.
[5] Schützeichel – 2004: 282 – unterscheidet hier prototypisch drei Beratungskonstellationen: Expertenkommunikation, Gemeinsames Problemlösen, Maieutischer Dialog. Diese Einteilung kann hier auch zugrunde gelegt werden.
[6] Kleining: 1995: 160
[7] Birker, 1997: 22 (Hervorhebung wie im Original).
[8] Schimank 2005: 40 (Hervorhebung wie im Original).
[9] Gr. autonomia = sich selbst Gesetze gebend
[10] Gr. autarkeia = Selbstgenügsamkeit, Selbständigkeit
[11] So bei Schützeichel 2004: 279 „’Betreuungen’ sind dadurch gekennzeichnet, dass ein Akteur A für einen Akteur B die Entscheidungen trifft. Betreuungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Selektions- und Entscheidungsmöglichkeiten eines Akteurs beschnitten werden.“
[12] Schimank 2005: 117 schreibt dazu "Nicht nur entscheiden zu müssen , sondern auch entscheiden zu wollen – was voraussetzt entscheiden zu können – macht somit die Entscheidungsgesellschaft aus." (Hervorhebungen wie im Original) Dies lässt jedoch außer Acht, dass auf gesellschaftlicher Ebene (der Meso- oder Makroebene) gesetzte Regeln der Entscheidungsbefugnis, also dem 'Dürfen', Grenzen aufweisen können, auch wenn das Individuum entscheiden 'will' und grundsätzlich 'könnte'.
[13] Kleining 1995: 353/354; Birker 1997: 61; Hill 2002: 23, 35 (verweist auf die Verwendung des Begriffes bei Goffman), 73; Assmann 2005: 35-39; Nowotny 2005: 37; Schimank 2005: 131, 143ff.; Miebach 2006: 419 (verweisend auf Kahneman & Tversky), 420; Sellmaier 2007: 11; Gigerenzer 2007: 9
[14] Cunnington, 2000: S. 19
[15] In der griech. Philosophie bereits mit dem Begriff der 'Heimarmenê' bezeichnet. Zur Begriffsgeschichte und philosophischen Ausdeutung siehe Zierl 2002: 183-184. Zu 'unsichtbaren Hand' bspw. auch bei Kunz 2004: 73 (verweisend auf den Begriff bei Adam Smith); Schimank 2005: 286, 405.
[16] Dies ist bspw. in der Betrachtung des angenommenen Entscheidungsverhalten aufgrund der 'Prospect Theory' von Relevanz.
[17] Interessant ist insofern auch, dass (historische) Divinationstechniken gemeinhin mit einem gewissen Fatalismus in Beziehung gesetzt werden. Aber an dieser Stelle muss schon deutlich werden, dass der Fatalismus – in komplexen, kontingenten Situationen - eher in einer nicht-ergebnisoffenen Herangehensweise zu suchen ist. Dazu aber unten stehend mehr. S.a. zur ‚wisdom divination’ bei Zuesse 1987: 376, 379; Schilling 2009: 9.
[18] Diese Einteilung ist idealtypisch zu verstehen und weist daher situative und/oder graduelle Abstufungen auf. Dem Grunde nach geht es hier also darum weder entscheiden zu können, zu wollen oder zu dürfen.
[19] Vgl. hierzu den Hinweis auf Burgess und die „Bedeutung des sekundären Krankheitsgewinns bei Depression“ – es werden „Symptome instrumentell [benutzt], um Sympathie, Mitleid und Aufmerksamkeit zu gewinnen.“ Seligman 1999: 97
[20] Hierzu kann man das Modell der ‚Black-box’ heranziehen. „’Eine Black-Box ist eine unbekannte Maschine, von der man annimmt, daß sie determinierbar ist, in der der determinierbare Mechanismus jedoch dem Blick entzogen ist.’ (Glanville) Man kann sehen, was in ein offenes System als Input eingeht, man kann sehen, was das offene System als Output entläßt, man kann aber nicht sehen wie es das Verhältnis von Input und Output organisiert.“ Kneer/Nassehi 1993: 22.
[21] Auch dies kann einer Illusion unterliegen, denn mitunter sind selbst ‚die kommenden 24 Stunden’ nicht vorausschaubar. Eben jene Ereignisse, deren Eintreten zwar für möglich, aber nicht für wahrscheinlich gehalten wurde, bergen eine gewisse ‚Sprengkraft gegen den Alltag’.
[22] Die Betrachtung ‚ex post’ kann zu einem so genannten ‚Rückschaufehler’ (Hindsight bias) führen, indem nachträglich eingetretene Sachverhalte oder Kenntnisse die Interpretation verfälschen. Siehe Fischhoff 1975. Und in der Konsequenz ggfs. zu einem ‚post-decisional-regret“.
[23] Nach dem ‚ökonomischen Prinzip’ das so genannte Maximum- oder Minimumprinzip. Neben den ‚ökonomischen Prinzipien’ wurden in der Entscheidungstheorie noch weitere Regeln/Prinzipien entwickelt, wie bspw. die so genannte Maximin- und Maximax-Regel, die Hurwicz-, Savage-Niehans-, Laplace- oder Krelle-Regel. Siehe bspw. Birker 1997: 63ff.; Sellmaier 2007: 25ff.; Bernstein 2007.
[24] Hier ist die ‚Unsicherheit’ als Überbegriff für die ‚Ungewissheit’ und das ‚Risiko’ gemeint. Die Begriffe ‚Ungewissheit’ und ‚Unsicherheit’ werden in der Literatur teils wechselweise verwendet.