Die Forschung über das Phänomen der sozialen Ungleichheit hat in der Soziologie eine sehr lange Tradition. Ausgehend von der Klassentheorie Karl Marx und den darauf folgenden Theoriekonzepten und Ergänzungen berühmter und wichtiger Vertreter der Soziologie, allen voran Max Weber, ist somit eine Forschungsrichtung entstanden, die heute eine zentrale Stellung einnimmt und sicherlich auch ein wichtiger Stützpfeiler für das Fach Soziologie ist, sich vollständig als Profession zu etablieren. Mit dem Begriff der sozialen Ungleichheit werden eine Vielzahl von Themen assoziiert, die einen signifikanten Einfluss auf die Lebensumstände und Lebenschancen bestimmter Gruppen haben. Im Alltag versteht man darunter häufig Dinge wie die Zweiklassengesellschaft in der Medizin, schlechtere Arbeitsmarkt- und Bildungschancen für Personen mit Migrationshintergrund, Einkommensnachteile für Frauen oder eine höhere Bildungsbeteiligung von Kindern aus Akademikerfamilien. Thomas Klein definiert soziale Ungleichheit allgemein folgendermaßen: »Soweit bei einzelnen Merkmalen mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sozialkategorie eine Besser- oder Schlechterstellung gegenüber anderen Kategorien verbunden und die betreffende Zugehörigkeit nicht relativ kurzfristig und vergleichsweise frei wählbar ist, handelt es sich um soziale Ungleichheit« (Klein, 2005, S. 227).
Mit Pierre Bourdieu finden wir einen Soziologen der neueren Zeit, der sich intensiv mit der Thematik sozialer Ungleichheit auf theoretischer und praktischer Basis auseinander gesetzt hat. Für ihn ist vor allem der Zusammenhang zwischen Sozialstruktur und Kultur relevant, da seiner Meinung nach Kultur ein entscheidendes Medium zur Legitimation und Reproduktion von Klassenstrukturen und somit auch sozialer Ungleichheit ist. (Müller H.-P. , 1986, S. 162) Aus wissenssoziologischer Perspektive kann unter den Annahmen von Bourdieu, Kultur sogar als eigenständige Ursache für soziale Ungleichheit definiert werden. Darüberhinaus hat Bourdieu mit der Entwicklung einer neuen Kapitaltheorie ein wichtiges Instrument geschaffen, mit dessen Hilfe man das Phänomen von sozialer Ungleichheit wissenschaftlich bearbeiten kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kapitalarten Pierre Bourdieus
- Ökonomisches Kapital
- Kulturelles Kapital
- Soziales Kapital
- Die Bildungsbeteiligung an deutschen Hochschulen
- Der Einfluss der Kapitalarten auf die Bildungsbeteiligung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einfluss der verschiedenen Kapitalarten von Pierre Bourdieu auf die Bildungsbeteiligung an deutschen Hochschulen. Sie untersucht, warum Kinder aus unteren sozialen Schichten unterrepräsentiert sind, und analysiert die Rolle von ökonomischem und kulturellem Kapital in diesem Kontext.
- Die Relevanz der Kapitaltheorie von Pierre Bourdieu für die Erklärung sozialer Ungleichheit
- Der Einfluss von ökonomischem und kulturellem Kapital auf die Bildungsbeteiligung
- Die aktuelle Situation der Bildungsbeteiligung an deutschen Hochschulen
- Die Bedeutung von sozialem Kapital im Kontext der Bildung
- Ein qualitative Analyse der Auswirkungen der Kapitalarten auf die Bildungschancen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Phänomen der sozialen Ungleichheit in der Bildungsbeteiligung vor und führt in die Theorie Pierre Bourdieus ein. Sie erläutert den Zusammenhang zwischen Kultur und Klassenstrukturen sowie die Relevanz des Kapitalbegriffs für die Analyse sozialer Ungleichheit.
- Die Kapitalarten Pierre Bourdieus: Dieses Kapitel rekapituliert die verschiedenen Kapitalformen von Bourdieu: ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital und soziales Kapital. Es betont die Bedeutung der Akkumulation von Kapital und die Rolle der verschiedenen Kapitalformen in der Reproduktion sozialer Ungleichheit.
- Die Bildungsbeteiligung an deutschen Hochschulen: Dieses Kapitel präsentiert die aktuelle Situation der Bildungsbeteiligung an deutschen Hochschulen, mit Schwerpunkt auf den Aspekten, die in Verbindung mit ökonomischem und kulturellem Kapital gebracht werden können. Es nutzt Daten aus der Sozialstrukturanalyse von Thomas Klein, um die Bildungschancen verschiedener sozialer Gruppen zu beleuchten.
- Der Einfluss der Kapitalarten auf die Bildungsbeteiligung: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss von ökonomischem und kulturellem Kapital auf die Bildungsbeteiligung. Es analysiert, wie die Verfügbarkeit dieser Kapitalformen die Entscheidungen von Individuen über ihre Bildungslaufbahn beeinflusst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe der Bourdieu'schen Kapitaltheorie, insbesondere ökonomisches und kulturelles Kapital. Weitere zentrale Themen sind die Bildungsbeteiligung an deutschen Hochschulen, die soziale Ungleichheit, die Reproduktion von Klassenstrukturen und die Bedeutung von Kultur für die Legitimation und Reproduktion sozialer Ungleichheit.
- Arbeit zitieren
- Stefan Lippmann (Autor:in), 2009, Welchen Einfluss haben die verschiedenen Kapitalarten Bourdieus auf die Bildungsbeteiligung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155450