Die industrielle Revolution in Deutschland hatte ausgesprochen weitreichende Konsequenzen für die deutschen Beschäftigten in sämtlichen Wirtschafts- und Lebensbereichen. Ein neues ökonomie- und kapitalorientiertes Denken veränderte das traditionelle Arbeitsgefüge in Gewerbe, Industrie und Handel und beherrschte fortan sämtliche Entwicklungen im Hinblick auf Produktionsweisen, Arbeitsprozesse und dem Verhältnis zwischen Unternehmer und Lohnarbeiter. Durch den Einsatz von Fabriktechnologien und maschineller Produktverarbeitung entstanden jedoch gleichzeitig immer deutlichere Differenzen zwischen dem Ökonomie- und Wettbewerbsambitionen der Fabrikinhaber und den Arbeitsbedingungen der weitestgehend unmündigen Angestellten, die später durch Verbände und Gewerkschaften vertreten wurden und deren vorrangiges Ziel eine Liberalisierung des Arbeitsmarktes in Hinsicht auf Lohnniveau und Arbeitszeiten betrafen. Wo sich für die deutsche Wirtschaft vielfältige Chancen zur Kapitalvermehrung und internationalen Wettbewerbsfähigkeit ergaben, veränderte sich auch das politische und soziale Bewusstsein des Arbeiters im Rahmen seines beruflichen Umfeldes. In dem Augenblick, wo die Arbeiterschaft den Gegensatz von Kapital und Arbeit nicht nur als theoretischen Prozess, sondern auch als einen persönlichen Erfahrungswert wahrnahm, entstanden vor allem um die Revolution von 1848/49 einige Bewegungen aus dem Arbeitermilieu heraus, die zwar noch nicht in sich geschlossen und einheitlich waren, aber schon bald nicht mehr ignoriert werden konnten. Ziele wie bessere Arbeitsbedingungen, Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen waren damals genauso regulärer Bestandteil von Forderungskatalogen zahlreicher Interessenverbände wie noch heute. Dass zu Zeiten der Industrialisierung in Deutschland Vokabeln wie „40-Stunden-Woche“, „Kündigungsschutz“ und „Weihnachtsgeld“ freilich keine Rolle spielten, wird schon anhand der intensiveren Betrachtung der Arbeitszeitregelung und ihrer Geschichte deutlich.
In dieser Arbeit soll letzteres thematisiert werden und überblicksweise veranschaulicht werden. Hierbei soll vor allem die Frage im Vordergrund stehen, inwieweit sich zu Zeiten der industriellen Revolution in Deutschland die Arbeitszeiten in den unterschiedlichen Berufsfeldern verändert und entwickelt haben, wie der Kampf der Gewerkschaften um Arbeitszeitverkürzung konkret aussah und welche Forderungen schließlich durchgesetzt werden konnten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung der Arbeitszeit bis 1848
- Kinderarbeit
- Die Gründung der Gewerkschaften
- Die Streik- und Gewerkschaftsbewegungen in der Endphase der Industrialisierung
- Die Arbeitszeitregelung nach 1848
- Gründungskrise und gewerkschaftliche Geschlossenheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Arbeitszeit während der deutschen Industrialisierung und beleuchtet dabei die Herausforderungen, denen die Arbeiter im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, insbesondere eine Reduzierung der Arbeitszeit, gegenübersahen. Im Mittelpunkt steht die Rolle der Gewerkschaften und ihre Bemühungen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Interessen der Arbeiter zu vertreten.
- Die Veränderungen der Arbeitszeit während der Industrialisierung
- Die Herausforderungen der Arbeiter und deren Kampf um bessere Arbeitsbedingungen
- Die Entstehung und Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung
- Die Bedeutung der Arbeitszeitverkürzung als Ziel der Gewerkschaften
- Die Auswirkungen der Industrialisierung auf das Leben der Arbeiter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den historischen Kontext der deutschen Industrialisierung und deren Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen der Arbeiter beleuchtet. Das erste Kapitel befasst sich mit der Entwicklung der Arbeitszeit bis 1848 und zeigt die wachsende Ausbeutung der Arbeiter durch die Einführung neuer Technologien und die Lockerung des Zunftzwangs auf.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Problematik der Kinderarbeit in der Industrialisierung und die Bemühungen, sie einzuschränken. Das dritte Kapitel beschreibt die Gründung der Gewerkschaften als Antwort auf die prekären Arbeitsbedingungen und den Kampf der Arbeiter um eine Verbesserung ihrer Situation.
Das vierte Kapitel analysiert die Streik- und Gewerkschaftsbewegungen in der Endphase der Industrialisierung und deren Einfluss auf die Gesetzgebung und die Gestaltung der Arbeitsbedingungen.
Das fünfte Kapitel untersucht die Veränderungen der Arbeitszeitregelung nach 1848 und die Bedeutung der Vertragsfreiheit im Kontext der Industrialisierung.
Das sechste Kapitel behandelt die Gründungskrise der Gewerkschaften und die Herausforderungen, denen sie im Kampf um gewerkschaftliche Geschlossenheit und Interessenvertretung begegneten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der deutschen Industrialisierung, der Arbeitszeitentwicklung, dem Kampf der Arbeiter um Arbeitszeitverkürzung, der Gründung und Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung, der Bedeutung der Vertragsfreiheit, der Kinderarbeit, den Streikbewegungen, der Gründungskrise der Gewerkschaften und den Auswirkungen der Industrialisierung auf die Lebensbedingungen der Arbeiter.
- Arbeit zitieren
- Jan-Matthias Schultze (Autor:in), 2006, Die Gründung der Gewerkschaften und der Kampf um Arbeitszeitverkürzung in der Zeit der deutschen Industrialisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155487