Die Natur ist seit der Entschlüsselung der DNA als grundlegende Struktur des Lebens im Jahr 1953 ein offenes Buch. Andererseits werden wir die Natur wohl niemals vollständig nachbilden können (außer in seltenen Glücksfällen), insofern als dass wir alle DNA-Strukturen kennen. So sehr wir auch das Konzept von Organismen im Allgemeinen erfassen, wissen wir bislang nur wenig über die Prozesse im Detail – sie sind größtenteils Programme und Melodien der Zukunft.
Die Konzepte des Lebens, wie der Begriff des Genoms (die Gesamtheit der Chromosomen eines Organismus) und die "Ganzheitskausalität", können zur Interpretation der Arbeit der zeitgenössischen Lebenswissenschaften im Bereich der DNA-Technik herangezogen werden. Die aktuelle Forschung sollte sogar im Rahmen dieser im 18. und 19. Jahrhundert geprägten Konzepte verstanden werden. Mit der Kartierung eines Genoms wird zumindest ein Aspekt der (kausal relevanten) Ganzheit angesprochen, die für die Formgebung eines Organismus entscheidend ist. Die "Ganzheitskausalität" ist ein Konzept, das seit dem 18. Jahrhundert entwickelt wurde. Es ist möglich, die bereits bestehenden Begriffe mit aktuellem Inhalt zu füllen und so den heutigen Fortschritt in den Lebenswissenschaften auf diese Weise zu beschreiben.
Der deutschsprachige Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) hat schon in seiner berühmten kritischen Philosophie den Begriff eines Organismus überhaupt durchdacht und festgestellt, dass Organismen als sich selbst erhaltende und in sich geschlossene Systeme nichts anderes als geschlossene kausale Kreisläufe (Ursache-Wirkungskreisläufe) sind, die von Zwecken geleitet werden. Auch hier muss insbesondere in der Zeit nach Immanuel Kant, also im 19. und 20. Jahrhundert, zwischen mechanischer Wirkursächlichkeit (die sowohl in anorganischer, wie auch in organischer, Materie untersucht werden kann) und darüber hinausgehend einer den ganzen Organismus leitenden Ganzheitskausalität (oder Zweckmäßigkeit) unterschieden werden. Bloß mechanische Weltbilder, wie das von Rene Descartes (1596-1650) oder das Weltbild von Sir Isaak Newton (1642-1726) trennen sich und unterscheiden sich hier von vitalistischen oder organizistischen Weltbildern, die über die wissenschaftliche Erforschung der mechanischen Wirkursächlichkeit hinausgehen.
Inhaltsverzeichnis
- TEIL A: Die Entschlüsselung der Struktur des Lebens durch die DNS/DNA 1953
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Forschungsarbeit untersucht den Organismusbegriff und seine Entwicklung in der Wissenschaftsgeschichte. Sie beleuchtet die Herausforderungen der mathematischen Erfassung biologischer Strukturen, insbesondere von Proteinen, und setzt dies in Beziehung zu philosophischen Konzepten der Ganzheitskausalität. Das Ziel ist es, die Grenzen und Möglichkeiten der wissenschaftlichen Beschreibung von Organismen zu erörtern.
- Mathematische Modellierung biologischer Strukturen
- Der Gegensatz von Mechanismus und Organismus
- Das Konzept der Ganzheitskausalität
- Die Entwicklung des Organismusbegriffs in der Philosophie
- Die Bedeutung des Organismusbegriffs für die Medizin
Zusammenfassung der Kapitel
TEIL A: Die Entschlüsselung der Struktur des Lebens durch die DNS/DNA 1953: Dieser Abschnitt befasst sich mit den Grenzen der mathematischen Modellierung biologischer Strukturen. Die Entschlüsselung der DNA-Struktur im Jahr 1953 eröffnete zwar neue Möglichkeiten, doch die vollständige Vorhersage und Rekonstruktion komplexer Proteinstrukturen, insbesondere ihrer dreidimensionalen Faltung, bleibt eine Herausforderung. Die Arbeit diskutiert verschiedene Ansätze, darunter die Röntgenkristallographie und die Computersimulation (AlphaFold), und hebt deren Grenzen hervor. Es wird argumentiert, dass die Schwierigkeit, die komplexen Strukturen des Lebens vollständig zu erfassen, auf dem ungelösten Problem der Definition von Leben selbst beruht. Der Text führt das Konzept der "Ganzheitskausalität" ein, welches besagt, dass ein Organismus mehr ist als die Summe seiner Teile und eine übergeordnete, nicht rein mechanisch erklärbare Ordnung aufweist. Die Bedeutung dieses Konzepts für das Verständnis von Organismen und für medizinische Anwendungen wird betont. Die Herausforderung, die komplexen Wechselwirkungen innerhalb eines Organismus zu verstehen und mathematisch zu modellieren, wird im Detail erläutert.
Schlüsselwörter
Organismusbegriff, Ganzheitskausalität, Mechanismus, DNA, Proteinstruktur, mathematische Modellierung, Röntgenkristallographie, AlphaFold, Leibniz, Kant, Plessner, Lebenswissenschaften, Medizin.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Fokus der Forschungsarbeit?
Diese Forschungsarbeit untersucht den Organismusbegriff und seine Entwicklung in der Wissenschaftsgeschichte. Sie beleuchtet die Herausforderungen der mathematischen Erfassung biologischer Strukturen, insbesondere von Proteinen, und setzt dies in Beziehung zu philosophischen Konzepten der Ganzheitskausalität. Das Ziel ist es, die Grenzen und Möglichkeiten der wissenschaftlichen Beschreibung von Organismen zu erörtern.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Themenschwerpunkte sind: Mathematische Modellierung biologischer Strukturen, der Gegensatz von Mechanismus und Organismus, das Konzept der Ganzheitskausalität, die Entwicklung des Organismusbegriffs in der Philosophie, und die Bedeutung des Organismusbegriffs für die Medizin.
Was behandelt TEIL A: Die Entschlüsselung der Struktur des Lebens durch die DNS/DNA 1953?
Dieser Abschnitt befasst sich mit den Grenzen der mathematischen Modellierung biologischer Strukturen. Die Entschlüsselung der DNA-Struktur im Jahr 1953 eröffnete zwar neue Möglichkeiten, doch die vollständige Vorhersage und Rekonstruktion komplexer Proteinstrukturen, insbesondere ihrer dreidimensionalen Faltung, bleibt eine Herausforderung. Die Arbeit diskutiert verschiedene Ansätze, darunter die Röntgenkristallographie und die Computersimulation (AlphaFold), und hebt deren Grenzen hervor. Es wird argumentiert, dass die Schwierigkeit, die komplexen Strukturen des Lebens vollständig zu erfassen, auf dem ungelösten Problem der Definition von Leben selbst beruht. Der Text führt das Konzept der "Ganzheitskausalität" ein, welches besagt, dass ein Organismus mehr ist als die Summe seiner Teile und eine übergeordnete, nicht rein mechanisch erklärbare Ordnung aufweist. Die Bedeutung dieses Konzepts für das Verständnis von Organismen und für medizinische Anwendungen wird betont. Die Herausforderung, die komplexen Wechselwirkungen innerhalb eines Organismus zu verstehen und mathematisch zu modellieren, wird im Detail erläutert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Organismusbegriff, Ganzheitskausalität, Mechanismus, DNA, Proteinstruktur, mathematische Modellierung, Röntgenkristallographie, AlphaFold, Leibniz, Kant, Plessner, Lebenswissenschaften, Medizin.
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- Aaron Fellbaum (Author), 2022, Der Organismusbegriff und das Konzept der "Ganzheitskausalität", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1554871