Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss der Herkunftsfamilie und des strukturellen Aufbaus des deutschen Bildungssystems auf die Reproduktion sozialer Bildungsungleichheit zu untersuchen. Das deutsche Bildungssystem ist ein dreigliedriges Schulsystem und erfordert die Wahl einer Bildungsalternative nach der Grundschule. Die Betrachtung theoretischer Erklärungsansätze zeigte, dass die elterlichen Bildungsentscheidungen in der Übergangssituation nach der Grundschule von deren ökonomischen, kulturellen und sozialen Ressourcen abhängen. Die Herkunftsfamilie wird als rational handelnder Akteur gesehen, der die Kosten, den Nutzen und die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Wahl einer weiterführenden Bildungseinrichtung kalkuliert. Die Analyse bereits bestehender empirischer Untersuchungen zeigte eine beständige Korrelation zwischen der sozialen Herkunft und den schulischen Kompetenzen, der Bildungsbeteiligung an höheren Bildungswegen sowie den Bildungschancen am Übergang zu weiterführenden Bildungsgängen. Bei der Betrachtung der Bildungssysteme von BRD und DDR stellte sich heraus, dass ein weniger stratifizierter, gemeinsamer Bildungsweg nicht das Entscheidungsmoment nach der Grundschule und demnach nicht die Wirkung der schichtspezifischen Herkunftseffekte bei der Bildungsgangwahl oder dem Erwerb der Schullaufbahnempfehlung begünstigt. Unter diesem Gesichtspunkt wurde schließlich ein Vorschlag eines weniger ungleichheitsreproduzierenden Schulsystems mit einem einheitlichen Bildungsgang bis zur zehnten Klasse gemacht. Der Verweis auf weiteren Forschungsbedarf zu diesem Themengebiet führte zur Generierung forschungsrelevanter Hypothesen.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzfassung
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung und Vorgehensweise
- Begrifflichkeiten
- Bildungsungleichheit in Deutschland
- Die Bildungsexpansion der sechziger Jahre und das meritokratische Prinzip
- Ursachen für ungleiche Bildungschancen
- Soziale Herkunftseffekte
- Raymond Boudon
- Pierre Bourdieu
- Institutionelle Rahmenbedingungen und elterliche Bildungsentscheidungen
- Soziale Herkunftseffekte
- Theoretische Ansätze zur Erklärung von Bildungsentscheidungen in Übergangssituationen
- Soziologische Erklärung nach Hartmut Esser
- Humankapitaltheorie
- Die Wirkung der Herkunftseffekte auf die Übergangsentscheidungen nach Boudon
- Erikson & Jonsson
- Werterwartungstheoretisches Modell der Bildungsentscheidungen nach Hartmut Esser (1999)
- Empirische Untersuchungen zu Bildungsungleichheiten
- PISA
- Weitere Lernleistungsuntersuchungen: TIMSS und IGLU
- Längsschnittuntersuchung zum Schulübertritt und der Einfluss der Herkunftsfamilie
- Analyse der Bildungssysteme von BRD und DDR
- Bundesrepublik Deutschland
- Historischer Abriss und Bildungspolitische Zielstellungen
- Der Aufbau des Bildungswesens
- Der Elementarbereich
- Der Primarbereich
- Die Sekundarstufe
- Der Übergang von Primar- zu Sekundarstufe
- Deutsche Demokratische Republik
- Historischer Abriss der Bildungspolitik und ideologische Zielstellungen
- Struktur und Ideologie des Bildungssystems
- Die Institutionen der Elementarstufe
- Die Polytechnische Oberschule und die Erweiterte Oberschule
- Das erweiterte Erziehungsprogramm der DDR
- Vergleichende Gegenüberstellung beider Systeme
- Methodische Vorbemerkungen
- Ähnlichkeiten
- Unterschiede
- Momente der Reproduktion von Bildungsungleichheiten
- Deutsche Demokratische Republik: Gleiches Recht auf Bildung
- Die Bundesrepublik Deutschland: Bildung ist Bürgerrecht
- Bundesrepublik Deutschland
- Lösungsansätze zur Verminderung der Reproduktion von Herkunftseffekten durch das Schulsystem
- Analyse der Schwachstellen des deutschen Bildungssystems
- Verbesserungsvorschläge
- Hypothesen
- Modell des Bildungssystems
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Auswirkungen der Familiengeschichte und der strukturellen Gestaltung des deutschen Bildungssystems auf die Reproduktion sozialer Bildungsungleichheit zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet, wie das dreigliedrige deutsche Schulsystem, das eine Wahl zwischen Bildungsalternativen nach der Grundschule erfordert, die Reproduktion sozialer Ungleichheit beeinflusst.
- Soziale Herkunftseffekte auf Bildungsentscheidungen
- Theoretische Ansätze zur Erklärung von Bildungsentscheidungen
- Empirische Untersuchungen zu Bildungsungleichheiten
- Vergleich der Bildungssysteme der BRD und der DDR
- Lösungsansätze zur Reduzierung der Reproduktion von Bildungsungleichheit durch das Schulsystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung und die Methodik der Arbeit vor und definiert relevante Begriffe. Das zweite Kapitel analysiert die Bildungsungleichheit in Deutschland, wobei es die Bildungsexpansion der 1960er Jahre und das meritokratische Prinzip beleuchtet. Es untersucht die Ursachen für ungleiche Bildungschancen, insbesondere die sozialen Herkunftseffekte, und diskutiert theoretische Ansätze zur Erklärung von Bildungsentscheidungen in Übergangssituationen.
Kapitel drei vergleicht die Bildungssysteme der BRD und der DDR und analysiert die strukturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Systeme. Dabei werden auch die Reproduktionsmechanismen von Bildungsungleichheiten in beiden Ländern untersucht.
Das vierte Kapitel befasst sich mit Lösungsansätzen zur Verminderung der Reproduktion von Herkunftseffekten durch das deutsche Schulsystem. Es analysiert die Schwachstellen des deutschen Bildungssystems und präsentiert Verbesserungsvorschläge sowie Hypothesen für ein gerechteres und weniger ungleichheitsreproduzierendes Schulsystem.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Bildungsungleichheit, soziale Herkunft, Bildungsexpansion, dreigliedriges Schulsystem, Bildungsentscheidungen, Bildungssystemvergleich, BRD, DDR, Reproduktion von Ungleichheit, Lösungsansätze, meritokratisches Prinzip.
- Quote paper
- Daniela Schubert (Author), 2010, Das deutsche Bildungssystem unter der Kritik der Reproduktion sozialer Ungleichheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155493