Diese Masterarbeit behandelt die Darstellung und Rezipientenwirkung des Unheimlichen innerhalb der Literatur. Verschiedene psychologische und wissenschaftliche Theorien, wie bspw. von Freud, Heidegger und Todorov stellen ein theoretisches Fundament über die Thematik dar, welche am Beispiel besonders sorgfältig ausgesuchten Texte analysiert werden. Zu diesen Texten gehören unter anderem Werke von E.T.A. Hoffmann, H. P. Lovecraft, Hanns Heinz Ewers und Theodor Storm.
Der Begriff des Unheimlichen wurde von Sigmund Freud in seinem gleichnamigen Essay von 1919 geprägt. Freud definierte es als ein verdrängtes und repetitives Element des Unterbewusstseins auf Unbekanntes und Unvertrautes. Er hob insbesondere die Korrelation zwischen dem Unheimlichen und dem Bekannten hervor und betonte, dass nicht jedes neuartige Phänomen auch gleichzeitig schrecklich oder angsteinflößend sei, sondern noch weitere Aspekte zum Unbekannten hinzukommen müssen, damit es zum Unheimlichen werde. Freuds psychoanalytische Perspektive bietet neben der Auffassung anderer Forscher einen wichtigen Ansatzpunkt für den Einfluss des Unheimlichen auf die Literatur.
Ein relevanter Fokus in dieser Arbeit werden die Auswirkungen des Unheimlichen auf den Leser sein. Wie wirkt sich das Unheimliche auf dessen Wahrnehmung aus? Welche Emotionen werden geweckt? Welchen Einfluss hat das Unheimliche auf die Interpretation von Texten? Antworten auf diese Fragen sollen im Rahmen der Thesis zu einer tieferen Sensibilität für die Wirkung des Unheimlichen in der Literatur führen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Schauerroman
- 2.1 Die Epoche der Romantik
- 2.2 Die Schwarze Romantik
- 2.3 Realismus
- 2.4 Fin de Siècle
- 3. Das Unheimliche: Ein Definitionsversuch
- 3.1 Friedrich Schellings Philosophie der Mythologie
- 3.2 Sigmund Freuds Konzept des Unheimlichen
- 3.3 Ernst Jentsch Theorie zum Unheimlichen
- 3.4 Das Unheimliche nach Martin Heidegger
- 3.5 Tzvetan Todorovs Konzept des Wunderbaren
- 4. Unheimliche Multiperspektivität: Rezeptionsästhetik
- 4.1 E. T. A. Hoffmanns Der Sandmann
- 4.2 H. P. Lovecrafts Die Musik des Erich Zann
- 5. Unheimliche Schauplätze: Das Setting
- 6. Das Unheimliche Motiv der Femme Fatale
- 7. Das Unheimliche und die Gesellschaft: Die philosophisch-gesellschaftliche Ebene
- 7.1 Theodor Storms Am Kamin
- 7.2 Friedrich Schillers Der Geisterseher
- 8. Literarische Motive: Doppelgänger und Wahnsinn
- 8.1 Edgar Allan Poes Der Untergang des Hauses Usher
- 8.2 E. T. A. Hoffmanns Die Abenteuer der Sylvester-Nacht
- 9. Das Unheimliche in der Literatur: Ergebnisicherung
- 10. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Form und Funktion des Unheimlichen in der Literatur. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis für die Relevanz dieser Thematik zu entwickeln, indem sowohl theoretische Modelle als auch konkrete literarische Beispiele analysiert werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Wirkung des Unheimlichen auf den Leser und dessen Wahrnehmung.
- Definition und historische Entwicklung des Schauerromans
- Theoretische Perspektiven auf das Unheimliche (Freud, Schelling, Heidegger, Jentsch, Todorov)
- Analyse literarischer Phänomene und Motive (Rezeptionsästhetik, Setting, Femme Fatale)
- Die gesellschaftliche und philosophische Ebene des Unheimlichen
- Auswirkungen des Unheimlichen auf die Leserwahrnehmung und -interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Unheimlichen in der Literatur ein und beschreibt dessen Bedeutung als stilistisches Mittel und als Spiegel soziokultureller und psychologischer Aspekte. Sie hebt Freuds Konzept des Unheimlichen als zentralen Ausgangspunkt hervor und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der sowohl theoretische Überlegungen als auch konkrete literarische Analysen umfasst. Der Fokus liegt auf der Wirkung des Unheimlichen auf den Leser und dessen Rezeption.
2. Der Schauerroman: Dieses Kapitel definiert den Schauerroman und untersucht dessen Ausprägungen in verschiedenen Literaturepochen, darunter die Romantik (mit Fokus auf die Schwarze Romantik), der Realismus und das Fin de Siècle. Es beleuchtet die gesellschaftlichen Tendenzen und Gedanken dieser Epochen und analysiert, wie sich das Unheimliche in den jeweiligen literarischen Werken manifestiert.
3. Das Unheimliche: Ein Definitionsversuch: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit verschiedenen theoretischen Ansätzen zur Definition des Unheimlichen. Es analysiert die Perspektiven von Friedrich Schelling, Sigmund Freud, Ernst Jentsch, Martin Heidegger und Tzvetan Todorov und vergleicht deren Konzepte, um ein vielschichtiges Bild des Unheimlichen zu zeichnen und die verschiedenen Facetten dieses komplexen Phänomens zu beleuchten. Der Vergleich der verschiedenen Definitionen ermöglicht ein tiefes Verständnis der unterschiedlichen Herangehensweisen an das Thema.
4. Unheimliche Multiperspektivität: Rezeptionsästhetik: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Rezeptionsästhetik des Unheimlichen und untersucht, wie verschiedene Leser auf unheimliche Elemente in literarischen Texten reagieren. Anhand von Beispielen wie E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" und H.P. Lovecrafts "Die Musik des Erich Zann" werden unterschiedliche Lesarten und Interpretationen des Unheimlichen analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Wirkung der unheimlichen Elemente auf die Leser und deren Wahrnehmung.
5. Unheimliche Schauplätze: Das Setting: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung des Settings bei der Gestaltung unheimlicher Atmosphären in literarischen Werken. Es wird analysiert, wie Schauplätze dazu beitragen, eine Atmosphäre von Unbehagen, Angst und Spannung zu erzeugen und die unheimliche Wirkung zu verstärken. Es wird gezeigt, wie die Beschreibung von Orten und Umgebungen zum Aufbau und zur Verstärkung von Unheimlichkeit in der Erzählung beiträgt.
6. Das Unheimliche Motiv der Femme Fatale: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Rolle der Femme Fatale als ein unheimliches Motiv in der Literatur. Es wird analysiert, wie die Figur der Femme Fatale, durch ihre verführerische und gleichzeitig gefährliche Natur, Unheimlichkeit erzeugt und die Leser in Spannung versetzt. Die Analyse beleuchtet die verschiedenen Facetten des Motivs und untersucht dessen Bedeutung im Kontext der jeweiligen literarischen Werke.
7. Das Unheimliche und die Gesellschaft: Die philosophisch-gesellschaftliche Ebene: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen dem Unheimlichen und gesellschaftlichen Strukturen. Anhand von Beispielen wie Theodor Storms "Am Kamin" und Friedrich Schillers "Der Geisterseher" wird analysiert, wie literarische Werke das Unheimliche nutzen, um gesellschaftliche Kritik zu üben und existenzielle Fragen zu thematisieren. Die Analyse beleuchtet, wie das Unheimliche dazu verwendet werden kann, gesellschaftliche Normen und Werte zu hinterfragen.
8. Literarische Motive: Doppelgänger und Wahnsinn: Dieses Kapitel analysiert die literarischen Motive des Doppelgängers und des Wahnsinns als Ausdrucksformen des Unheimlichen. Anhand von Werken wie Edgar Allan Poes "Der Untergang des Hauses Usher" und E.T.A. Hoffmanns "Die Abenteuer der Sylvester-Nacht" wird untersucht, wie diese Motive zur Schaffung unheimlicher Atmosphären und zur Erzeugung von Spannung und Unbehagen beitragen. Die Analyse beleuchtet die psychologischen und gesellschaftlichen Aspekte dieser Motive.
Schlüsselwörter
Unheimliche, Schauerroman, Romantik, Realismus, Fin de Siècle, Sigmund Freud, Friedrich Schelling, Martin Heidegger, Ernst Jentsch, Tzvetan Todorov, Rezeptionsästhetik, Setting, Femme Fatale, Doppelgänger, Wahnsinn, gesellschaftliche Kritik, Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt der Masterarbeit zum Thema "Das Unheimliche in der Literatur"?
Die Masterarbeit untersucht die Form und Funktion des Unheimlichen in der Literatur. Sie zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis für die Relevanz dieser Thematik zu entwickeln, indem sowohl theoretische Modelle als auch konkrete literarische Beispiele analysiert werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Wirkung des Unheimlichen auf den Leser und dessen Wahrnehmung.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Masterarbeit behandelt?
Die Themenschwerpunkte umfassen die Definition und historische Entwicklung des Schauerromans, theoretische Perspektiven auf das Unheimliche (Freud, Schelling, Heidegger, Jentsch, Todorov), die Analyse literarischer Phänomene und Motive (Rezeptionsästhetik, Setting, Femme Fatale), die gesellschaftliche und philosophische Ebene des Unheimlichen sowie die Auswirkungen des Unheimlichen auf die Leserwahrnehmung und -interpretation.
Welche Epochen des Schauerromans werden untersucht?
Die Arbeit untersucht den Schauerroman in verschiedenen Literaturepochen, darunter die Romantik (mit Fokus auf die Schwarze Romantik), der Realismus und das Fin de Siècle.
Welche theoretischen Ansätze zum Unheimlichen werden analysiert?
Es werden die Perspektiven von Friedrich Schelling, Sigmund Freud, Ernst Jentsch, Martin Heidegger und Tzvetan Todorov analysiert und deren Konzepte verglichen.
Was versteht man unter "Unheimliche Multiperspektivität" und welche literarischen Beispiele werden hierfür verwendet?
"Unheimliche Multiperspektivität" bezieht sich auf die Rezeptionsästhetik des Unheimlichen, also wie verschiedene Leser auf unheimliche Elemente in literarischen Texten reagieren. Als Beispiele werden E.T.A. Hoffmanns "Der Sandmann" und H.P. Lovecrafts "Die Musik des Erich Zann" analysiert.
Welche Rolle spielt das Setting (der Schauplatz) bei der Erzeugung von Unheimlichkeit?
Das Setting trägt maßgeblich dazu bei, eine Atmosphäre von Unbehagen, Angst und Spannung zu erzeugen und die unheimliche Wirkung zu verstärken. Die Beschreibung von Orten und Umgebungen unterstützt den Aufbau von Unheimlichkeit in der Erzählung.
Was ist die Bedeutung der "Femme Fatale" als unheimliches Motiv?
Die Femme Fatale erzeugt durch ihre verführerische und gleichzeitig gefährliche Natur Unheimlichkeit und versetzt die Leser in Spannung. Ihre Rolle und Bedeutung wird im Kontext verschiedener literarischer Werke untersucht.
Wie wird der Zusammenhang zwischen dem Unheimlichen und gesellschaftlichen Strukturen untersucht?
Anhand von Beispielen wie Theodor Storms "Am Kamin" und Friedrich Schillers "Der Geisterseher" wird analysiert, wie literarische Werke das Unheimliche nutzen, um gesellschaftliche Kritik zu üben und existenzielle Fragen zu thematisieren.
Welche literarischen Motive werden als Ausdrucksformen des Unheimlichen analysiert?
Die literarischen Motive des Doppelgängers und des Wahnsinns werden als Ausdrucksformen des Unheimlichen untersucht. Beispiele hierfür sind Edgar Allan Poes "Der Untergang des Hauses Usher" und E.T.A. Hoffmanns "Die Abenteuer der Sylvester-Nacht".
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Masterarbeit?
Relevante Schlüsselwörter sind: Unheimliche, Schauerroman, Romantik, Realismus, Fin de Siècle, Sigmund Freud, Friedrich Schelling, Martin Heidegger, Ernst Jentsch, Tzvetan Todorov, Rezeptionsästhetik, Setting, Femme Fatale, Doppelgänger, Wahnsinn, gesellschaftliche Kritik, Literaturwissenschaft.
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- Morten Knüppel (Autor:in), 2024, Ästhetik des Schreckens. Formen und Funktionen des Unheimlichen in der Literatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1554961