Konzept, Funktion und Implikationen von Adresse und Adressabilität eines Individuums verändern sich im Laufe der Geschichte grundlegend. In funktional ausdifferenzierten Gesellschaften bedeutet Adresse etwas gänzlich anderes als in stratifizierten, vormodernen Gesellschaften. Eine jüngste, besonders rasante Veränderung durch die elektronischen Medien, vor allem aber durch das Internet ist zu beobachten, in ungeahntem Tempo und mit weitreichenden Folgen.
Diese Entwicklung geht, vereinfacht ausgedrückt, von der statischen, determinierenden Adresse, die ein Individuum ein Leben lang zu Eigen war, zu einem Sammelsurium an je nach Kontext, Lebensphase und Lebensumständen variierenden Adressen, die im Zuge eines Identitätsmanagements und erfolgreicher Kommunikation in diversen Subsystemen verwaltet werden wollen. Dabei wird die durch elektronische Medien (und der ihnen zu Grunde liegende Informations- und Kommunikationstechnologie) gesteigerte Adressabilität, also die unproblematische präzise Adressierung jedes Individuums, zum Motor und Katalysator einer „Weltgesellschaft“ wie von Rudolf Stichweh postuliert. Sie scheint überhaupt erst mittels dieser polykontexturalen, globalisierten Adressen möglich. So soll auch kurz auf die eher technischen Hintergründe der heutigen Adressen und Adressierungsschemata eingegangen werden.
Weitere Folgen dieser Entwicklung sollen in dieser Arbeit vor allem hinsichtlich gewisser Potenziale für Inklusionen in Netzwerke bzw. Gruppenbildung im Sinne einer hierarchischen Abfolge von Kommunikation, Koordination und Kollaboration untersucht werden. Nicht außer Acht gelassen werden dabei weniger positive bzw. negative Folgen dieser ständigen Adressabilität.
Flash Mobs bieten ein interessantes Beispiel, in dem sich mehrere dieser Implikationen neuer Adressabilität manifestieren und sollen die Arbeit in einem Fazit abrunden.
Inhaltsverzeichnis
- Die totale Erreichbarkeit
- Eine kurze Geschichte der Adresse
- Adresse und Adressierbarkeit im Internet-Zeitalter
- Folgen der neuen Adressierbarkeit
- Flash Mobs als Kinder der neuen Adressabilität
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Veränderung des Konzepts von Adresse und Adressabilität in modernen Gesellschaften, insbesondere im Kontext digitaler Medien. Sie beleuchtet die historischen Entwicklungen sowie die Auswirkungen der zunehmenden Adressierbarkeit auf soziale Beziehungen und Gruppenbildungen.
- Entwicklung der Adresse in funktional ausdifferenzierten Gesellschaften
- Einfluss des Internets und digitaler Medien auf Adressabilität
- Potenziale und Herausforderungen der neuen Adressierbarkeit
- Analyse der Rolle von Flash Mobs im Kontext der neuen Adressabilität
- Bedeutung von Inklusion und Exklusion in Netzwerken und Gruppenbildungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Dieses Kapitel erörtert das Konzept der totalen Erreichbarkeit und beschreibt, wie sich Adresse und Adressabilität im Laufe der Geschichte verändert haben. Es beleuchtet die Bedeutung des Internets als Motor für eine „Weltgesellschaft“ und die Folgen dieser Entwicklung.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel stellt die historische Entwicklung der Adresse vor, beginnend mit der Bedeutung von Adresse als „Frage des Überlebens“ in stratifizierten Gesellschaften bis hin zu den komplexeren und multiplen Adressformen in modernen Gesellschaften. Es werden die verschiedenen Inklusions- und Exklusionsmodi in verschiedenen Funktionskontexten erläutert.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel analysiert die Folgen der neuen Adressierbarkeit in der digitalen Welt. Es geht dabei um die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich durch die verstärkte Adressierbarkeit in Netzwerken und Gruppenbildungen ergeben.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Flash Mobs als Beispiel für die Auswirkungen der neuen Adressabilität. Es beleuchtet die spezifischen Implikationen und Möglichkeiten, die sich durch die neue Form der Mobilisierung und Kommunikation ergeben.
Schlüsselwörter
Adresse, Adressabilität, soziale Beziehungen, Inklusion, Exklusion, Netzwerke, Gruppenbildung, digitale Medien, Internet, Flash Mobs, Kommunikation, Koordination, Kollaboration, Weltgesellschaft, Funktionssysteme, Moderne, Vormoderne, Historische Entwicklung, Stichweh, Luhmann, Fuchs.
- Quote paper
- Friedemann Karig (Author), 2010, Adressierung und Adressabilität in Zeiten vernetzter Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155500