In der Theatergeschichte gibt es besonders für die Epoche des Mittelalters noch viele Wissenslücken zu füllen. Diese Seminararbeit widmet sich einer besonderen Form des mittelalterlichen Theaters, den deutschsprachigen Passionsspielen.
Sie gehören zur Gattung der Geistlichen Spiele und bilden innerhalb dessen eine eigene Untergattung. Neben der lateinischen Sprache verwenden sie, wie allen Geistlichen Spielen gemein, auch die deutsche, mittelalterliche Volkssprache. Da die Frage der Entstehung und Entwicklung besonders bei Passionsspielen intensiv diskutiert wird, wird sie auch in dieser Arbeit ausführlich behandelt.
Die Frage, welche Ursprünge Passionsspiele haben und was ihre weitere Entwicklung prägte, ist wesentlich für die Beurteilung meiner Frage, an welcher Stelle sich Passionsspiele im sozialen und kulturellen Gefüge des Späten Mittelalters verorten lassen. Es scheint allgemeiner Konsens zu sein, dass sich Geistliche Spiele im Späten Mittelalter zunehmend vom ursprünglichen, kirchlichen Rahmen lösten und stattdessen im städtischen Raum stärker Anbindung fanden.
Inwiefern dieses Entwicklungsschema auf Passionsspiele zutrifft und welche Bedeutung es für die Ausprägung und Umsetzung jener Spiele hatte, wird dabei noch zu klären sein. Zunächst wird bei der Frage von Entstehung und Entwicklung das Verhältnis der Spiele zur Liturgie und zum kirchlichen Kontext berücksichtigt. Daraufhin wird im Zusammenhang der Aufführungspraxis von Passionsspielen das Verhältnis zum städtischen Kontext näher beleuchtet.
Schließlich soll versucht werden zu beantworten, in welchem sozialen und kulturellen Raum sich Passionsspiele bewegten: Sind sie vornehmlich als Theater und Volksbelustigung zu verstehen, die ihre kirchlichen Wurzeln hinter sich ließen? Oder sollte und darf man sie vielmehr als religiösen Kult begreifen, den sich städtische Gemeinschaften zu Eigen machten?
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- • Fragestellung und Forschungsstand
- II. Hauptteil
- 1. Passionsspiele: Charakterisierung einer eigenen Form der Geistlichen Spiele
- 1.1 Überlieferung und Autorenschaften
- 1.2 Inhalte und textliche Gestaltung
- 2. Entstehung und Entwicklung der Passionsspiele: Vom ludus breviter de passione zur Frankfurter Dirigierrolle - Emanzipation vom kirchlichen Kontex
- 2.1 Lateinische Dramen in liturgischen Feiern des Hochmittelalters und frühe Passionsspiele
- 2.2 Entwicklung seit Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 14. Jahrhunderts
- 2.3 Blütezeit des 15. Jahrhunderts
- 3. Umsetzung und Aufführung der Passionsspiele - Bindung an den städtischen Kontext
- 3.1 Trägerschicht der Spiele
- 3.2 Absichten und Rechtfertigung der Aufführungen
- 3.3 Orte der Aufführungen: Passionsspiele im städtischen Raum
- III. Schluss
- • Schlussbetrachtungen
- IV. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit deutschsprachigen Passionsspielen des Späten Mittelalters und untersucht ihre Entwicklung vom religiösen Kult zum städtischen Volkstheater. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich diese Spiele in den sozialen und kulturellen Kontext der Zeit einfügen und welche Bedeutung sie für die städtische Gesellschaft hatten.
- Entwicklung der Passionsspiele vom liturgischen Rahmen hin zu einer eigenständigen Form des geistlichen Spiels
- Überlieferung, Inhalte und textliche Gestaltung von Passionsspielen
- Einfluss des städtischen Kontextes auf die Aufführungspraxis und die Inhalte der Passionsspiele
- Verhältnis von Passionsspielen zu religiösem Kult und Volkstheater
- Der Beitrag der Passionsspiele zur kulturellen und sozialen Entwicklung im Späten Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung und den Forschungsstand zum Thema Passionsspiele dar. Sie beleuchtet die Entwicklung von der kirchlichen Liturgie hin zu den im städtischen Raum aufgeführten Spielen.
Der Hauptteil analysiert verschiedene Aspekte der Passionsspiele, darunter ihre Überlieferung, Inhalte, Entstehung, Entwicklung und Aufführungspraxis. Dabei wird besonders auf die Rolle des städtischen Kontextes für die Ausprägung der Spiele eingegangen.
Der Schluss beinhaltet eine Schlussbetrachtung, die die Ergebnisse der Arbeit zusammenfasst und die Bedeutung von Passionsspielen für das Späte Mittelalter beleuchtet.
Schlüsselwörter
Passionsspiele, geistliche Spiele, städtisches Volkstheater, religiöser Kult, Spätmittelalter, Liturgie, Aufführungspraxis, Überlieferung, Entstehung, Entwicklung, Trägerschicht, städtischer Kontext, sozialer und kultureller Raum.
- Arbeit zitieren
- Trixi Held (Autor:in), 2009, Deutsche Passionsspiele des Späten Mittelalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155518