Die Arbeit nimmt sich Nietzsches Begriff des Übermenschen vor, wie er vor allem in seinem Werk „Also sprach Zarathustra“ beschrieben wurde. Sie gliedert sich in drei Teile. Teil eins beschreibt die Entwicklung dieser Idee im philosophischen Werk Nietzsches und in welche Problematik sie den Philosophen selbst schließlich führte. Der Begriff des Übermenschen war im 19. Jahrhundert äußerst populär und diente deshalb als Katalysator für kulturkritische und politische Erwartungen.
Teil zwei untersucht daher die Rezeption dieser Idee durch zwei exemplarische Denker; auf philosophischer Ebene Martin Heidegger, der in seinem Werk ebenso wie Nietzsche die Abendländische Metaphysik überwinden will und dessen zeitweilige Nähe zum Nationalsozialismus ebenfalls thematisiert wird. Im Bereich der Literatur ist es Hermann Hesse, dessen Werk zeitlebens stark von Nietzsche beeinflusst war und dessen Strategien zur Überwindung des Nihilismus in viele seiner Erzählungen einfließen. Schließlich wird der Frage nachgegangen, inwieweit Nietzsches politische Philosophie und sein antihistorisches, vitalistisches Denken für das nationalsozialistische Geschehen zur Mitte des 20. Jahrhunderts verantwortlich zu machen ist und auf welche Weise seine philosophischen Begriffe in die nationalsozialistische Ideologie Eingang gefunden haben. Die editorische Tätigkeit seiner Schwester Elisabeth spielte in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Die nationalsozialistischen Programme wie Eugenik und Menschenzüchtung finden nach dem Krieg ihre unterschwellige Fortsetzung in den genetischen Forschungen der Amerikaner ab den 50er Jahren, angetrieben durch die Sorge um die Qualität des Genpools.
Dies wird im dritten Teil der Arbeit behandelt ebenso wie die Rezeption der Philosophie Nietzsches in der Nachkriegszeit; das Hauptaugenmerk liegt hierbei am französischen Nietzscheanismus der Autoren Georges Bataille, Gilles Deleuze und Michel Foucault. Abschließend wird auf die aktuelle Gentechnikdebatte Bezug genommen und auf welche Weise Nietzsches postsubjektivistisches Denken eine gentechnische Menschheitsoptimierung
legitimieren könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Teil 1: Der Übermensch bei Nietzsche
- Die Zeit
- Dionysos
- Zarathustra
- Gott ist tot
- Der Übermensch
- Der Unmensch
- Das Halkyonische
- Das Schwergewicht
- Der Gekreuzigte
- Teil 2: Die Rezeption des Übermensch - Gedankens
- Heidegger und Nietzsche
- Heideggers Übermensch
- Das Einfache
- Das Volk
- Hesse und Nietzsche
- Zarathustras Wiederkehr
- Werde der, der du bist
- Vom Demian zum Steppenwolf
- Das Glasperlenspiel
- Hitler und Nietzsche
- Zarathustras Schwester
- Nietzsche im Dritten Reich
- Zucht und Züchtung
- Übermensch und T4
- Nietzsche als Protofaschist
- Teil 3: Neue Übermenschen – auf der Suche nach dem Subjekt
- Georges Bataille: Das souveräne Subjekt
- Michel Foucault: Das Subjekt zwischen Verschwinden und Autoformation
- Gilles Deleuze: Das Viele und das Werden
- Gianni Vattimo: Jenseits vom Subjekt
- Der Menschenpark
- Eugenik und Humangenetik
- Zukunftsmenschen
- Das Gewachsene und das Gemachte
- Der operable Mensch
- Das Gen
- Das paradoxe Subjekt
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation analysiert die Idee des Übermenschen bei Friedrich Nietzsche und seine Rezeption im 20. Jahrhundert. Sie untersucht die philosophischen Wurzeln und Entwicklungen des Übermensch-Gedankens sowie dessen Bedeutung für die deutsche Kultur und Politik.
- Die Entwicklung des Übermensch-Gedankens bei Nietzsche
- Die Rezeption des Übermensch-Gedankens in der deutschen Literatur und Philosophie
- Der Einfluss des Übermensch-Gedankens auf die Politik des 20. Jahrhunderts
- Die Suche nach dem Subjekt in der Postmoderne
- Die Kritik an der Idee des Übermenschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Dissertation beginnt mit einer Analyse von Nietzsches Philosophie, wobei die zentralen Themen wie die Zeit, Dionysos, Zarathustra, Gott ist tot und der Übermensch beleuchtet werden. Anschließend werden die wichtigsten Rezeptionen des Übermensch-Gedankens im 20. Jahrhundert untersucht, darunter die Interpretationen von Heidegger, Hesse und Hitler. Die Dissertation endet mit einer Analyse der Suche nach dem Subjekt in der Postmoderne, wobei die Konzepte von Bataille, Foucault, Deleuze und Vattimo diskutiert werden.
Schlüsselwörter
Friedrich Nietzsche, Übermensch, Rezeption, 20. Jahrhundert, Heidegger, Hesse, Hitler, Postmoderne, Subjekt, Kritik.
- Arbeit zitieren
- Karl Gietler (Autor:in), 2010, Das Übermensch-Programm - Nietzsches Idee des Übermenschen und deren Rezeption im 20. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155696