Angst gilt als alltägliches Phänomen im Leben des Menschen und ist seit langem Gegenstand philosophischer, religiöser und psychologischer Überlegungen.
In der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft sind Prüfungsängste von großer Bedeutung. Sowohl berufliche als auch soziale Positionen werden vorwiegend aufgrund von Leistung vergeben, die hauptsächlich durch Prüfungen ermittelt wird (Weiß, 1997). Die Prüfungsangst ist eine Angst vor der Bewertung der persönlichen Leistungsfähigkeit, die auf der einen Seite einen förderlichen Charakter haben kann oder auf der anderen Seite durch eine Blockierung einen hemmenden Charakter einnehmen kann.
Um die Prüfungsangst zu verstehen, war es für mich wichtig, zu Beginn dieser Arbeit auf das Entstehen der Angst einzugehen. Dabei sind unterschiedliche Ansätze zu berücksichtigen, die die Angstentstehung unter verschiedenen Voraussetzungen beleuchten.
Im weiteren Verlauf wird auf die Prüfungsangst und ihre Merkmale eingegangen. Es wird den Fragen nachgegangen, wie sich Prüfungsangst äußert, wie sie entsteht, welche Ursachen dahinter stecken und vor allem welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Es muss berücksichtigt werden, dass die Prüfungsangst eine Emotion ist, die sich bei jedem Individuum anders auswirkt und durch verschiedene Situationen und persönliche Merkmale beeinflusst wird. Wichtig für mich ist es, die verschiedenen Einstellungen von Hoch- und Niedrigprüfungsängstlichen zu verdeutlichen sowie aufzuzeigen, dass es eine hemmende und eine förderliche Prüfungsangst gibt.
Da nachweislich ein hoher Zusammenhang zwischen Prüfungsangst und Leistung besteht, werde ich mich im siebten Kapitel mit diesem Thema befassen. Es werden die wichtigsten Modelle dargestellt, die leistungsfördernde bzw. leistungshemmende Wirkung der Angst zeigen.
Im nächsten Kapitel der Arbeit werden wesentliche Präventions- und Interventionsmaßnahmen, unter besonderer Bezugnahme auf die im dritten Kapitel aufgeführten psychologischen Positionen zur Angstentstehung, vorgestellt. Dabei konzentriere ich mich besonders auf Interventionsmöglichkeiten, die im schulischen Bereich einsetzbar sind.
Da Lehrer auf Angstgefühle ihrer Schüler als Ursachenfaktor für Lern- und Prüfungsprobleme achten sollen, ist es deshalb notwendig, sich mit dem Phänomen der Angst im Kontext der Schule zu befassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition grundlegender Begriffe
- 2.1 Definition von Angst
- 2.1.1 Angst und Furcht
- 2.1.2 Die Trait- und State-Komponente der Angst
- 3. Theorien der Angstentstehung
- 3.1 Psychoanalytische Theorie
- 3.1.1 Freuds Theorie der Angstneurose
- 3.1.2 Freuds Signaltheorie der Angst
- 3.2 Lerntheoretische Angsttheorie
- 3.2.1 Klassische Konditionierung von Angst
- 3.2.2 Operante Konditionierung von Angst
- 3.2.3 Zwei-Faktoren-Theorie von Mowrer
- 3.2.4 Die Trieb-Habit-Theorie von Spence und Taylor
- 3.2.5 Modellernen
- 3.3 Kognitive Angsttheorien
- 3.3.1 Die Angstverarbeitungstheorie von Lazarus
- 3.3.2 Die Angstkontrolltheorie von Epstein
- 3.4 Neurobiologische Modelle der Angstentstehung
- 4. Klassifikation von Ängsten
- 5. Prüfungsangst
- 5.1 Definition von Prüfungsangst
- 5.2 Diagnostische Einordnung der Prüfungsangst
- 5.3 Symptomatik der Prüfungsangst
- 5.3.1 Körperliche Symptome
- 5.3.2 Seelische Symptome
- 5.3.3 Geistige Leistungsfähigkeiten
- 5.3.4 Verhaltensstörungen
- 6. Ursachen von Prüfungsangst
- 6.1 Prüfungsangst und elterlicher Erziehungsstil
- 6.2 Prüfungsangst und frühere Erfahrungen
- 6.3 Schulische Einflusse
- 6.4 Sozio-kulturelle Bedingungen
- 6.5 Einstellungen der Hoch- und Niedrig-Prüfungsängstlichen
- 6.5.1 Einstellung der Hochängstlichen
- 6.5.2 Einstellung der Wenig-Prüfungsängstlichen
- 7. Prüfungsangst und Leistungen
- 7.1 Yerkes-Dodson-Gesetz
- 7.2 Der Ansatz von Mandler und Sarason
- 7.3 Der Ansatz von Wine
- 7.4 Erklärungsansatz von Jacobs und Strittmatter
- 8. Bedingungen für die Beeinträchtigung bzw. Förderung der Leistung durch Prüfungsangst
- 8.1 Kompetenz
- 8.2 Angststärke
- 8.3 Schwierigkeitsgrad von Aufgaben
- 8.4 Prüfungsroutine
- 9. Messungen von Prüfungsangst
- 9.1 Die Selbsteinschätzung
- 9.2 Die Fremdeinschätzung
- 9.3 Die apparativen Messungen
- 10. Empirische Befunde
- 11. Präventions- und Interventionsmöglichkeiten bei Prüfungsangst
- 11.1 Angstbewältigung nach psychoanalytischer Theorie
- 11.2 Angstbewältigung nach verhaltenstherapeutischen Ansätzen
- 11.2.1 Systematische Desensibilisierung
- 11.2.2 Modeling
- 11.3 Coping - Angstbewältigung aus kognitionstheoretischer Sicht
- 11.3.1 Die Rational-Emotive Therapie von Ellis
- 11.3.2 Selbstinstruktionen
- 11.3.3 Mentales Training
- 11.4 Entspannungstechniken
- 11.4.1 Progressive Muskelentspannung
- 11.4.2 Autogenes Training
- 11.5 Optimale Prüfungsvorbereitung
- 11.5.1 Planung des Lernprozesses
- 11.5.2 Arbeitsorganisation
- 11.5.3 Effektive Lernmethoden und Lerntechniken
- 12. Schulische Präventions- und Interventionsmöglichkeiten
- 12.1 Lehrerverhalten und Lehrer-Schüler-Interaktion
- 12.2 Unterricht
- 12.3 Kooperation und Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern
- 13. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Prüfungsangst bei Kindern und Jugendlichen. Sie verfolgt das Ziel, die Entstehung, die Ursachen und die Auswirkungen von Prüfungsangst zu beleuchten, wobei ein Schwerpunkt auf den Zusammenhängen zwischen Prüfungsangst und schulischen Leistungen liegt.
- Definition und Klassifikation von Angst und Prüfungsangst
- Theorien der Angstentstehung, insbesondere im Hinblick auf die Entstehung von Prüfungsangst
- Ursachen von Prüfungsangst, einschließlich individueller, familiärer und schulischer Einflüsse
- Auswirkungen von Prüfungsangst auf schulische Leistungen, einschließlich verschiedener theoretischer Modelle
- Präventions- und Interventionsmöglichkeiten zur Bewältigung von Prüfungsangst, sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Lehrkräfte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt das Thema Prüfungsangst ein und stellt die Relevanz des Themas in der heutigen Leistungsgesellschaft heraus. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Entstehung, die Ursachen und die Auswirkungen von Prüfungsangst zu untersuchen.
Kapitel 2 befasst sich mit der Definition von Angst und Prüfungsangst. Es werden verschiedene Ansätze und Theorien zur Entstehung von Angst vorgestellt.
Kapitel 3 widmet sich der Klassifikation von Ängsten, wobei verschiedene Arten und Erscheinungsformen von Angst erläutert werden.
Kapitel 4 beschreibt die Symptomatik der Prüfungsangst und geht auf die verschiedenen Formen der Ausprägung ein.
Kapitel 5 analysiert die Ursachen von Prüfungsangst und stellt verschiedene Faktoren wie familiäre Einflüsse, schulische Bedingungen und sozio-kulturelle Einflüsse heraus.
Kapitel 6 untersucht den Zusammenhang zwischen Prüfungsangst und schulischen Leistungen und stellt verschiedene theoretische Modelle vor.
Kapitel 7 befasst sich mit verschiedenen Messmethoden zur Erfassung von Prüfungsangst und erläutert die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden.
Kapitel 8 präsentiert empirische Befunde zu Prüfungsangst und ihren Auswirkungen.
Kapitel 9 befasst sich mit verschiedenen Präventions- und Interventionsmöglichkeiten zur Bewältigung von Prüfungsangst, wobei unterschiedliche psychologische Ansätze und Methoden vorgestellt werden.
Kapitel 10 widmet sich der Rolle von Lehrkräften und Eltern bei der Vorbeugung und Behandlung von Prüfungsangst und bietet praktische Tipps und Strategien.
Schlüsselwörter
Prüfungsangst, Angst, Kinder, Jugendliche, Schulische Leistungen, Theorien der Angstentstehung, Ursachen von Prüfungsangst, Auswirkungen von Prüfungsangst, Präventions- und Interventionsmöglichkeiten, Lehrerverhalten, Elternrolle
- Arbeit zitieren
- Marina Lindekrin (Autor:in), 2010, Prüfungsangst bei Kindern und Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155742