Die Vieldeutigkeit, Vielschichtitigkeit und Komplexität der Europäischen Identität lässt sich in
unzähligen Ausführungen belegen (z.B. Lepsius 2004: 3, Münch 1999: 249) und es gibt
zahlreiche Vorstellungen darüber, was Europäische Identität sein kann, sein sollte, bzw. nicht
sein kann und nicht sollte (vgl. dazu Liebert 2009: 90). Fest steht, dass sich durch die
Entstehung der Europäischen Union „ein institutionalisierter Herrschaftsverband“ ausgebildet
hat, „der einer europäischen Identitätsbildung als Bezugsobjekt [im Sinne der politischen,
kollektiven Identität] dienen kann" (Lepsius 2006: 111). Daher behandelt diese Arbeit die
Europäische Identität vor allem im Sinne kollektiver, politischer Identität.
Im ersten Teil wird die theoretische Konstruktion kollektiver und politischer Identität
untersucht und es wird versucht die Fragen zu beantworten, wie sich kollektive Identität
definiert und was unter politischer Identität zu verstehen ist.
Des weiteren soll im zweiten Teil der Arbeit analysiert werden, in welcher Form die
Europäische Identität am ehesten vorstellbar ist, d.h. auf welcher identitätsstiftenden Grundlage
sie konstruiert werden kann: Dem geteilten Glauben an eine gemeinsame Geschichte,
Grundwerte, Religion etc. oder der Realisierung eines politischen Funktionssystems auf
Grundlage einer geteilten politischen Kultur (z.B. in From von Partizipationsrechten). Auf
diese Weise kann dann vergleichend überprüft werden, welches Konzept der europäischen
Gemeinschaft grundsätzlich fruchtbarer und treffender wäre:
‚Europa als Erinnerungs- oder Diskursgemeinschaft‘?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begrifflichkeiten und Definitionen
- Kollektive Identität
- Politische Identität
- Überlegungen zur Europäischen Identität
- Europa als Erinnerungsgemeinschaft?
- Gemeinsame Geschichte und geteilte Werte
- In Vielfalt geeint
- Zwischenfazit: Europa als Erinnerungsgemeinschaft
- Europa als Diskursgemeinschaft?
- Verfassungspatriotismus
- Partizipationsrechte, Bürgeridentität und Zivilgesellschaft
- Zwischenfazit: Europa als Diskursgemeinschaft
- Europa als Erinnerungsgemeinschaft?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Europäische Identität im Kontext der Kopenhagener Konferenz von 1973 und der darauf folgenden Entwicklungen, insbesondere der „Feierlichen Deklaration der EU“ von 1983. Ziel ist es, die vielschichtigen Aspekte der Europäischen Identität zu beleuchten und ihre Konstruktion als kollektive und politische Identität zu erforschen. Die Arbeit analysiert verschiedene Ansätze und Konzepte, die die Europäische Identität als Erinnerungs- oder Diskursgemeinschaft verstehen.
- Konstruktion kollektiver und politischer Identität
- Europäische Identität als historische Konstruktion
- Europa als Erinnerungsgemeinschaft und die Rolle gemeinsamer Geschichte und Werte
- Europa als Diskursgemeinschaft und die Bedeutung von Verfassungspatriotismus und politischer Kultur
- Bewertung der Konzepte der Erinnerungs- und Diskursgemeinschaft für die europäische Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die historische Entwicklung des Begriffs der Europäischen Identität vor und beleuchtet den Kontext der Arbeit. Sie stellt die zentrale Frage nach der Herausbildung einer politischen Identität in der „postnationalen Konstellation“ der EU.
Das zweite Kapitel untersucht die theoretischen Grundlagen der kollektiven und politischen Identität. Es definiert den Begriff der kollektiven Identität als eine symbolisch konstruierte Gemeinschaftlichkeit, die durch Rituale und Institutionalisierungen befestigt wird. Dabei werden die konstruktivistische Natur der kollektiven Identität, ihre Funktion zur Abgrenzung von „ingroup“ und „outgroups“ sowie ihr Exklusions- und Inklusionspotenzial beleuchtet.
Der dritte Teil der Arbeit analysiert die verschiedenen Konzepte der Europäischen Identität. Er stellt die Europäische Identität als Erinnerungsgemeinschaft vor, die auf einem gemeinsamen historischen Bewusstsein und geteilten Werten basiert. In diesem Zusammenhang werden Themen wie die gemeinsame Geschichte und geteilte Werte sowie die Herausforderungen der „Vielfalt in Einheit“ beleuchtet.
Daneben werden verschiedene Ansätze zur Konstruktion der Europäischen Identität als Diskursgemeinschaft präsentiert. Dieses Konzept basiert auf der Idee des Verfassungspatriotismus und einer geteilten politischen Kultur, die durch Partizipationsrechte und Bürgeridentität geprägt ist. Die Argumentation umfasst Themen wie die Entwicklung einer gemeinsamen politischen Kultur, die Bedeutung von Partizipationsrechten und die Rolle der Zivilgesellschaft.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit umfassen: Europäische Identität, kollektive Identität, politische Identität, Erinnerungsgemeinschaft, Diskursgemeinschaft, Verfassungspatriotismus, Partizipationsrechte, Bürgeridentität, Zivilgesellschaft, postnationale Konstellation, gemeinsame Geschichte, geteilte Werte, politische Kultur.
- Quote paper
- Milena Tmava (Author), 2010, Europa als Erinnerung- oder Diskursgemeinschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155844