- Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland von 2000 bis 01/2010 - eine kritische Betrachtung
- Selbstständigen- und Arbeitslosenquote, Exportwirtschaft und Mindestlohn im europäischen Vergleich
- Selbstständigkeit - für viele begabte Menschen wird es die einzige berufliche Perspektive sein
- Gründerzuschuss und Einstiegsgeld - eine differenzierte Untersuchung nach ihrer Wirksamkeit
- Kleinunternehmen und Nebenerwerb - Chancen & Risiken von Existenzgründungen nach Branchen
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Arbeitsmarkt
2.1 Arbeitsmarkt - eine theoretische Betrachtung
2.2 Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland
2.2.1 Entwicklung der Selbstständigen in Deutschland ab 1995
2.2.2 Entwicklung von Existenzgründungen ab 1997
2.3 Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Jahren 2000 bis Januar 2010
2.4 Eine kritische Betrachtung der Arbeitsmarktentwicklung
2.4.1 Entwicklung der Reallöhne und Kaufkraft
2.4.2 Lohndifferenz Ost- und Westdeutschland
2.4.3 Niedriglohnanteil
2.4.4 Zeitarbeit
2.5 Gewinner der Arbeitsmarktpolitik
2.6 Verlierer der Arbeitsmarktpolitik
2.6.1 Gesellschaft - Staatsverschuldung
2.6.2 Selbstständige und Verbraucher - Verlust an Kaufkraft
2.6.3 Selbstständige und Verbraucher - Insolvenzen
2.6.4 Familien - wegen Binnen- und Auswanderung
2.6.5 Familien - wachsendes Armutsrisiko
2.7 Öffentliche Wahrnehmung-Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit
3 Existenzgründungen
3.1 Vergütungen von Selbstständigen und GmbH-Geschäftsführern
3.2 Neuanmeldungen von Unternehmen nach Unternehmensgrößen
3.3 Aktuelle Rahmenbedingungen - Einstiegsgeld und Gründerzuschuss
3.3.1 Einstiegsgeld für Bezieher von Hartz IV - Leistungen
3.3.2 Gründungszuschuss für Arbeitslosengeldbezieher
3.3.3 Existenzgründung als Nebenerwerb - aus ALG I und Hartz IV
3.3.4 Risiken für Existenzgründer bei Einstiegsgeld und Gründerzuschuss..
3.4 Gründung von Betrieben mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung
3.5 Chancen und Risiken bei Gründungen von Kleinunternehmen
3.5.1 Gründen im Direktvertrieb - Handelsvertreter und Makler
3.5.2 Gründen in Freien Berufen
3.5.3 Gründen im sozialen Bereich
3.5.4 Gründen im Einzelhandel
3.5.5 Gründen im Handwerk
4 Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft
4.1 Wann liegt nachweisbar Schwarzarbeit vor
4.1.1 Schwarzarbeit durch Arbeitnehmer
4.1.2 Schwarzarbeit durch Arbeitssuchende
4.1.3 Schwarzarbeit durch Unternehmer
4.2 Ursachen von Schwarzarbeit
4.3 Risiken für Existenzgründer und Unternehmen durch Schwarzarbeit
5 Fazit: Verbesserung von Rahmenbedingungen unaufschiebbar
5.1 Elementare Förderung von Existenz- bzw. Neugründungen
5.2 Folgen bei fehlendem politischen Handelns
5.3 Ergebnisse Online-Befragung - 100 Teilnehmer äußern sich
Anlagen
Literaturverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 2: Nettolohn - und Gewinnquote Deutschland 2000 - 2008 / 1. Hj
Abbildung 2.2.2: Gründungen und Liquidationen von Unternehmen 1997-2008
Abbildung 2.4: Verhältnis Arbeitslose und Bestand gemeldete Stellen 2000-2008
Tabelle 2.4: Berechnung tatsächlicher Arbeitslosigkeit - Gesamt 2008
Abbildung 2.4: Deutschland in Ländern der EU 2008
Abbildung 2.4.2: Monatseinkommen Brutto in Ost- und Westdeutschland 2007
Abbildung 2.4.3: Anteil am Niedriglohnsektor nach Qualifikation 1995-2006
Abbildung 2.5: Entwicklung der Brutto-Unternehmensgewinne 1991-2007
Abbildung 2.6.4: Binnenwanderung Ost- Westdeutschland 1991-2006
Abbildung 3.1: Nettoeinkommen nach sozialer Stellung
Abbildung 3.1: Jahresgesamtbezüge GmbH-Geschäftsführer 2005 und 2009
Abbildung 3.1: Klassifizierung von Unternehmensgrößen nach EU-Standard
Abbildung 3.4: Berechnung monetärer Verfügungsrahmen Gründerzuschuss
Abbildung 3.4: Gründe für Kreditablehnungen
Abbildung 3.4: Defizite bei der Unternehmensgründung
Abbildung 3.5.1: CDH: Warenumsatz nach Wirtschaftsbereichen 2006 - 2007
Abbildung 4: Entwicklung der Schattenwirtschaft 1995 - 2009
Abbildung 4: Schattenwirtschaft nach Sektoren 2010
Abbildung 4.2: Wechselwirkung von ökonomische Faktoren
Abbildung 5: Gerechtere Verteilung von Einkommen und Arbeit
Abbildung 5.2: Rentenzahlbetrag in Ost- und Westdeutschland bis 2020
Abbildung 5.3: Ergebnis Online-Befragung zum Arbeitsmarkt
Abbildung 5.3: Ergebnis Online-Befragung zu Schattenwirtschaft in Deutschland53 Abbildung 5.3: Ergebnis Online-Befragung zu Existenzgründung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Hat Deutschland die cleversten Unternehmer oder die faulsten Arbeitslosen?
Verfolgte man in den ersten Tagen dieses Jahres aufmerksam die aktuellen Nachrichten, stieß man, abgesehen von den Beiträgen zu den Folgen und Ursachen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise, unweigerlich auf weitere lebhaft diskutierte Themen und Schlagzeilen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten1 2 3 4 5
Deutschland ist in den Jahren von 2003 bis 2008, ohne eine Unterbrechung, Exportweltmeister gewesen, in 2008 weit über Eintausend-vierhundert Mrd. Dollar. Die Gewinne der Unternehmen stiegen kontinuierlich in den letzten Jahren, 2008 wurde die höchste Rendite seit 1997 realisiert.
Wurden in Zeiten des industriellen Booms durch Investitionen in Betriebsstätten tausende von Arbeitsplätze geschaffen, verdreht sich dieser Faktor im Zeitalter des Wandels zur Dienstleistungsgesellschaft und des technologischen Fortschritts, wo im Vergleich zu den Investitionen nur noch wenige, dafür jedoch hochqualifizierte neue Arbeitsplätze entstehen. Letztendlich hat die industrielle Entwicklung mehr Arbeitnehmer als Unternehmer hervorgebracht, die gegenwärtig in der Lage wären, ein adäquates Arbeitsplatzangebot anbieten zu können.
Problematisch dabei ist: Indem lediglich ein äußerst reduzierter Teil der tatsächlichen Arbeitsmarktdaten veröffentlicht wird, wird der Bevölkerung und den Wählern ein völlig verzerrtes Bild der tatsächlichen Arbeitsmarktsituation suggeriert. Zieht man in diesem Kontext die Gewinnentwicklung der Unternehmen und die positive Exportwirtschaft bis 2008 hinzu, entstand bei den Arbeitslosen der Eindruck: Nicht mehr lange, dann wird wieder alles besser, jeder partizipiert an der positiven Entwicklung, viele neue, gutbezahlte Jobs seien in Aussicht. Raffgier und Verantwortungslosigkeit von Banken und Spekulanten hat letzten Endes die Hoffnung auf ihren persönlichen Aufschwung von Millionen Menschen auf Jahre zerstört.
Laut Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichem Institut (WSI), der Hans-Böckler- Stiftung, erlebte Deutschland in den letzten Jahren dagegen eine anhaltende Verteilungsdramatik. Die Agenda 2010 kennt nur wenige Gewinner, die Verliererseite beschreibt: Die selbe hohe Arbeitslosigkeit, anwachsender Niedriglohnsektor und Leiharbeit, steigende Armut, Verlust an Kaufkraft, exorbitante Staatsverschuldung, permanent leere Kassen der Kommunen - die Glaubwürdigkeit politischer Eliten wird nicht nur dieser Tage in Frage gestellt. Betrachtet man dabei die Entwicklung Deutschlands im europäischen Vergleich, darf und muss man sich die Frage stellen:
- Welche Chancen haben die Menschen, ganz speziell die über 5 Millionen tatsächlich von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen, in Deutschland dieser Tage?
- Gibt es zu viele Arbeitslose oder zu wenig Unternehmer?
2 Arbe its markt
Die politischen Entscheidungsträger verbuchten den bis vor kurzem andauernden konjunkturellen Aufschwung als ihren Erfolg. Während auf der einen Seite satteste Nettogewinne der Kapitalgesellschaften von 29,8 % in 1991 bis 2008 mit 35,8 % zu verzeichnen waren, haben sich die Gewinne der Selbstständigen eher moderat, die Nettolohnquote am gesamten volkswirtschaftlichen Einkommen sogar zu Lasten der Arbeitnehmer negativ entwickelt. Zu den Ursachen der negativen Nettolohnentwicklung zählen die geringe Reallohnentwicklung im Kontext steigender Verbraucherpreise, der massive Ausbau der Leiharbeit und des Niedriglohnsektors sowie eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland im letzten Jahrzehnt.1 (siehe Anlage 1: Entwicklung Verbraucherpreisindex 1992)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Nettolohn - und Gewinnquote Deutschland 2000 - 2008 / 1. Hj.
2.1 Arbeitsmarkt - eine theoretische Betrachtung
Auf dem Arbeitsmarkt stellt sich, bei flexiblen Löhnen, nach der klassischen Volkswirtschaftslehre stets der Vollbeschäftigungs-Reallohnsatz und die gleichgewichtige Arbeitsmenge ein.
Eine bedeutende Rolle wird dabei dem s.g. Lohnmechanismus beigemessen, welcher besagt, dass bei bestehender Arbeitslosigkeit, die Konkurrenz unter den Arbeitslosen den Lohnsatz so lange sinken lässt, bis sich Vollbeschäftigung einstellt. Entgegengesetztes gilt, solange die Nachfrage nach Arbeitskräften anhält.2
Folgt man dieser Theorie, hätten nur wenige Anbieter von Arbeit ein Interesse daran, über dem was absolut notwendig ist, ein Mehr an Arbeitsplätzen anzubieten. Weniger Konkurrenz unter den Arbeitslosen würde steigende Löhne nach sich ziehen, was wiederum weniger Gewinn bedeuten würde.
Nach der Theorie des Lohnmechanismus kann man dem Problem einer verfestigten und hohen Arbeitslosigkeit, in der Löhne durch andauernde Konkurrenz zwischen den Arbeitssuchenden gegen Null gehen, nur dann wirksam entgegenwirken, wenn das Angebot an Arbeit gesteigert würde. Bleibt scheinbar als einziger Ausweg nur dieser, dass ein bestimmter Anteil von jenen, die bisher Arbeit nachgefragt haben, selbst zu Anbietern von Arbeit werden und somit die Nachfrage an Arbeitskräften steigt.
2.2 Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland
2.2.1 Entwicklung der Selbstständigen in Deutschland ab 1995
Selbstständige sind Personen, die einen Betrieb oder eine Arbeitsstätte gewerblicher oder landwirtschaftlicher Art leiten. Dazu gehören Handwerker, freiberufliche Tätigkeiten, Hausgewerbetreibende und durch die BA geförderte Selbstständige. (siehe Anlage 2: wichtige Definitionen Arbeitsmarkt)
Während der Anteil der Selbstständigen an allen zivilen Erwerbstätigen der Europäischen Union von 17,9% in 1995 auf 15,9% in 2007 abnahm, nahm in Deutschland der Anteil von 10,7% in 1995 auf 12,05% in 2007 kontinuierlich zu. Dennoch liegt die Selbstständigenquote in Deutschland rund 4%-Punkte niedriger als im europäischen Durchschnitt. (siehe Anlage 3: Ländervergleich Selbstständigenquote)
Gab es 1995 über 3.7 Mio. Selbstständige, so waren es im Jahr 2007 über 4.451 Mio. Selbstständige inklusive unbezahlter Familienangehörige. Dieser Trend setzte sich ebenfalls in 2008 fort. Hier wurden in Deutschland inklusive der Neuanmeldun- gen 4.465 Mio. Selbstständige registriert.3
2.2.2 Entwicklung von Existenzgründungen ab 1997
Im Jahr 2009 wurden insgesamt 538.200 Neugründungen registriert. Davon waren:
- Betriebe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung 116.500 21,6 %
- Kleinunternehmen 222.400 41,4 %
- Nebenerwerbsbetriebe 199.200 37,0 %
Dem gegenüber mussten jedoch 428.200 Aufgaben registriert werden, was bereinigt einen Zuwachs von 110.000 Unternehmen ergibt, das entspricht 20,4 %. (siehe Anlage 4:
Neugründungen von Unternehmen und Aufgaben 2009)
Die Bundesregierung unterstützt seit Jahren mit wechselnden Programmen die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit für Arbeitslose. Dabei können Existenzgründer in der Vor- wie Nachgründungsphase verschiedene Gründerprogramme in Anspruch nehmen. Gefördert werden wirtschaftliche, finanzielle und organisatorische Inhalte die zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen. Das betrifft die gewerbliche Wirtschaft wie Handel, Handwerk, Industrie, Gast- und Fremdenverkehrsgewerbe, Handelsvertreter und -makler, sonstiges Dienstleistungsgewerbe, Verkehrsgewerbe und Angehörige der Freien Berufe.
Dennoch scheint es in Deutschland schwierig zu sein, ein neues Unternehmen nachhaltig am Markt zu etablieren. So haben laut Institut für Mittelstandforschung in den Jahren 1997 bis 2008 lediglich 790.000 Unternehmen von 5,766 Mio. Neugründungen "überlebt".
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.2.2: Gründungen und Liquidationen von Unternehmen 1997-2008
2.3 Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Jahren 2000 bis Januar 2010
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland hat sich seit dem Jahr 2000 sehr wechselhaft entwickelt. So waren im Jahr 2000 ca. 3,9 Mio., 2004 ca. 4,4 Mio. und im Jahr 2008 ca. 3,3 Mio. Personen offiziell als Arbeitslose registriert.4
Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte für Januar 2010 folgende Arbeitsmarktkennzahlen:5
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dem gegenüber wurde ein Bestand an offenen Stellen gemeldet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bundesweit kamen somit 7 Bewerber auf einen offenen Arbeitsplatz.
2.4 Eine kritische Betrachtung der Arbeitsmarktentwicklung
Die Arbeitslosenquote errechnet sich aus dem Verhältnis: Anzahl Arbeitslose (Alter 15 bis 64 Jahre) bezogen auf das zivile Erwerbspersonenpotenzial (Abhängig Beschäftigte + Selbstständige und mithelfenden Familienangehörigen abzüglich Soldaten). Von diesem zivilen Erwerbspersonenpotenzial wird eine s. g. Stille Reserve, auch verdeckte Arbeitslosigkeit genannt, abduziert.
Zu der bereits vorhandenen "Stillen Reserve” werden seit Mai 2009 zusätzlich jene Personen aus der offiziellen Arbeitsmarktstatistik heraus gerechnet, die mittels Vermittlungsgutscheine über private Arbeitsvermittler in eine neue Beschäftigung vermittelt werden sollen. Daraus ergibt sich für den Januar 2010 eine tatsächliche Arbeitslosigkeit von 5.161.373 Personen, die keiner Beschäftigung nachgehen können, mit derer sie ihre Existenz sichern. Die Arbeitslosenquote liegt demnach nicht bei 8,6 %, sondern bei schätzungsweise 13 %. Eine ausführliche Berechnung kann erst mit Vorlage des abschließenden Arbeitsmarktberichtes 2009 der BA erfolgen.
Zu diesen rund 5,2 Mio. Arbeitslosen kommt noch jene nicht genau definierbare Gruppe hinzu, die arbeitsfähig ist aber nicht als Arbeitslose registriert sind bzw. diejenigen, die die Arbeitsuche entmutigt aufgegeben haben, aber bei guter Arbeitsmarktlage Arbeitsplätze nachfragen würden. Schätzungen zufolge liegt die tatsächliche Arbeitslosenzahl um 5,5 Mio. Arbeitslose.
Zu den genannten 465.000 offenen Stellen sind der BA weitere 222.000 Stellenangebote aus der JOBBÖRSE und 137.000 aus dem Job-Roboter der privaten Arbeitsvermittlung bekannt, so dass den rund 5,2 Mio. Arbeitslosen 815.000 verfügbare Arbeitsplätze gegenüber stehen. Auf jedes Stellenangebot kommen somit im Januar 7 Bewerber und ein Mangel oder Minderangebot von rund 4,4 Mio. benötigten Arbeitsplätzen! Betrachtet man die Arbeitsmarktsituation inklusive der verdeckten Arbeitslosigkeit, so ergibt sich aus den Jahren 2000 - 2008 ein Mittelwert von 5.938.853 Mio. Arbeitslosen, denen gegenüber im Schnitt 475.000 offene Stellen standen, bundesweit kamen somit 12,5 Bewerber auf eine offene Stelle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.4: Verhältnis Arbeitslose und Bestand offen gemeldete Stellen 2000 - 2008
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2.4: Berechnung tatsächliche Arbeitslosigkeit - Gesamt 2008
Bewertet man die Stellung Deutschlands in Europa mit Bezug zur Arbeitslosenquote, Exportquote und Mindestlöhne, liegt Deutschland nur auf Rang 21 der Arbeitslosenquote bei 1.465 Mrd. $ Exportvolumen - Ostdeutschland würde mit Abstand das Schlusslicht bilden!6 (siehe Anlage 5: Top 20 der Exportländer weltweit)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.4.1 Entwicklung der Reallöhne und Kaufkraft
Für Arbeitnehmer wie auch für Unternehmen ist der Reallohn entscheidend, da er ausschlaggebend für den Konsum ist. Heißt also, wie viele Güter bzw. Dienstleistungen können sich Erwerbspersonen von ihrem Lohn leisten, welcher letztendlich Ein- fluss auf die gesamte Kaufkraft und Binnennachfrage hat.7
Während im Zeitraum 2000 - 2008 z. B. in Österreich die Löhne um + 2,9 %, in Frankreich um + 9,6 % in Großbritannien um + 26,1 % gestiegen sind, hat sich die Lohnentwicklung in Deutschland um - 0,8 % negativ entwickelt. (siehe Anlage 6: Veränderung Reallöhne 2000 - 2008)
Bei der Reallohnentwicklung in Deutschland gehören seit 1990 Ärzte mit ca. - 50 % bis Wachleute mit - 19,2 % bzw. Grafiker und Designer mit + 86 % bzw. Kfz- Mechaniker mit + 19,8 % zu den Verlierern bzw. Gewinnern.
2.4.2 Lohndifferenz Ost- und Westdeutschland
Im Jahr 2007, Jahr 17 deutscher Einheit, besteht nach wie vor ein Lohnunterschied von monatlich - 530 € bis - 1.025 € bei einer geleisteten Arbeitszeit von + 1,5 Std. zum Nachteil der Arbeitnehmer in Ostdeutschland.8
Das sind Lohnunterschiede, die im Jahr - 6.360 € bis - 12.300 € pro Beschäftigten ausmachen. Produzierende Unternehmen mit 100 Beschäftigten in Ostdeutschland hätten im Jahr - 1.230.000 € bei einer Mehrarbeitszeit von + 1.800 Std. Personalkosten gegenüber anderen Regionen eingespart. Selbst diese massiven Unterschiede haben, mit wenigen Ausnahmen, nicht dazu beigetragen, dass sich in Ostdeutschland ausreichend neue Unternehmen aus den alten Bundesländern oder aber auch aus dem Ausland ansiedelten, um somit ein äquivalentes Arbeitsplatzangebot nach der De-Industrialisierung Ostdeutschlands seit den 1990er Jahren zu schaffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.4.2: Monatseinkommen Brutto in Ost- und Westdeutschland Stand 2007
2.4.3 Niedriglohnanteil
Während 1995 alle EU-Staaten mit einer hohen anhaltenden Langzeitarbeitslosigkeit tiefgreifende Reformen der Sozialsysteme zu mehr Eigenverantwortung vorgenommen haben, ist dieser Reformprozess an Deutschland und Griechenland seinerzeit partiell vorbei gegangen. Vor allem Finnland*, die Niederlande*, Großbritannien* und Dänemark* konnten ihre Langzeitarbeitslosen zum Teil drastisch reduzieren.9(* siehe Abbildung 2.4, S. 9)
In Deutschland wurden erst 2003 die mittlerweile umstrittenen Hartz-Gesetze eingeführt mit dem Ziel, bisherige Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger in einer Behörde zu vereinigen und somit allen eine aktive Arbeitsvermittlung zu gewährleisten und darüber den Sozialhilfeempfängern eine Rückkehr in den 1. Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Seither werden drei Arbeitsverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt unterschieden:
- Minijob (Bruttoverdienst bis 400 Euro/Monat)
- Niedriglohn-Job (Bruttoverdienst von 400,01 bis 800,00 Euro/Monat)
- reguläres Beschäftigungsverhältnis (Bruttoverdienst ab 800 Euro/Monat).
In Deutschland wurde ganz bewusst ein Niedriglohnsektor geschaffen, um ursprünglich geringqualifizierten Personen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen. Gegenüber 1995 ist dann der Niedriglohnanteil in Deutschland um gut 43% gestiegen, 2006 wurden rund 6,5 Mil. Personen in diesem Bereich beschäftigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.4.3: Anteil am Niedriglohnsektor nach Qualifikation 1995-2006
Bemerkenswert ist jedoch, dass im Jahr 2006 nur 26,4% geringqualifizierte Arbeitskräfte beschäftigt waren aber der Anteil mit abgeschlossener/qualifizierter Berufsausbildung von 58,6% in 1995 auf 67,5% im Jahr 2006 deutlich angestiegen ist, sogar Beschäftigte mit einem FH - / Uniabschluss haben einen Anteil von 6,1 bis 7,5 Prozent.10
Im Januar 2007 konnten 1.093.000 Arbeitnehmer trotz Vollzeitbeschäftigung nicht einmal mehr das Mindesteinkommen erzielen um ihre Existenzen zu sichern und mussten vom Staat zusätzlich Leistungen nach SGB II beziehen. Durchschnittlich lag das Brutto-Einkommen lediglich bei 617 Euro im Monat.11
2.4.4 Zeitarbeit
Bei der Zeitarbeit werden Arbeitnehmer von einem Zeitarbeitsunternehmen, bei dem sie angestellt sind, an ein anderes Unternehmen entliehen, welches vorübergehend Arbeit anbietet (auch Arbeitnehmerüberlassung, Leiharbeit, Personalleasing, Leiharbeit genannt) - die Arbeitnehmerüberlassung war bis 1971 verboten.
Dieses Verbot wurde mit den Hartz-Gesetzen 2003 aufgehoben, seither dürfen geliehene Beschäftigte zeitlich unbegrenzt eingesetzt werden und auch der Umfang, in dem Leiharbeit genutzt wird, ist jedem Unternehmen selbst überlassen! Während die Leiharbeit zunächst dafür gedacht war, in geringem Umfang Personalausfälle auszugleichen, wurde sie im weiteren Verlauf wegen ihrer flexiblen Beschäftigungsmöglichkeit zu Lasten von gebräuchlicher Beschäftigung erheblich ausgeweidet.
Laut Hans-Böckler-Stiftung wird Leiharbeit mittlerweile verstärkt von Unternehmen im strategischen Sinne eingesetzt um Renditen zu stabilisieren. Rund 900.000 Menschen waren laut IG-Metall 2008 bei Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. Leiharbeiter verdienen bei gleicher Arbeit, gleicher Qualifikation bis zu - 40% weniger Lohn gegen- über festangestellten Mitarbeitern im selben Unternehmen.12
In Phasen des Konjunkturabschwungs ist die Situation von Leiharbeitnehmern besonders schwierig, sie sind die ersten, die in Krisen ihre Arbeitsplätze verlieren. So haben im Herbst 2008 430.000 Leiharbeitskräfte innerhalb der letzten 12 Monate ihren Job verloren. Jeder achte (12,4 %) Zeitarbeitnehmer in Deutschland verdient nach Angaben des DGB so wenig, dass er ergänzend Hartz IV-Leistungen erhält.
Der DGB geht davon aus, dass von den in 2006 556.202 Beschäftigten Leiharbeit- nehmern etwa 69.000 zusätzlich staatliche Unterstützung beziehen mussten.13
2.5 Gewinner der Arbeitsmarktpolitik
Die politischen Entscheidungsträger selbst können im wesentlichen keine Arbeitsplätze schaffen, das ist Aufgabe der Unternehmen. Politik kann bei Bedarf konjunkturelle Maßnahmen einleiten, die durch die Vergabe von staatlichen Aufträgen an die Wirtschaft Einfluss auf die Konjunktur nehmen können. Ansonsten haben sie jedoch die Aufgabe, gesetzliche Rahmenbedingungen so zu schaffen, dass nach Möglichkeit Einkommen und Arbeit gerecht verteilt wird. Dies geschieht im Wesentlichen durch die Lenkung mittels Steuer- und Abgabenregelungen bzw. mittels arbeitsmarktpolitischer Gesetzgebung.
Anhand der Bruttogewinnentwicklung im Sinne der VGR ist zu erkennen, dass insbesondere Produktionsunternehmen sowie Banken und Versicherungen zu den uneingeschränkten Gewinnern zählen. Die Gewinne der Produktionsgesellschaften machen laut Statistischem Bundesamt einen Anteil von 63% des gesamtvolkswirtschaftlichen Gewinns in 2007 aus, Mitte der 1990er Jahre lag diese Quote noch unter 50 %! Die Umsatzrenditen stiegen seit 1997 auf das höchste Niveau, der Mittelzufluss einschließlich Außenfinanzierungen und Neuemissionen nahm um 34 % zu. Der Gewinnanteil der Banken schwankt seit 1991 zwischen 12 % und 16 %.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.5: Entwicklung der Brutto-Unternehmensgewinne 1991 - 2007
Im Jahr 2006 wurden lediglich 10 Prozent des Mittelzuflusses in Sachwerte investiert, 90 Prozent flossen in die Geldvermögensbildung der Unternehmen - unter normalen Umständen hätten eigentlich neue Arbeitsplätze entstehen können.14
2.6 Verlierer der Arbeitsmarktpolitik
Wissenschaft und Politik sind sich nicht einig darüber, ob der Niedriglohnsektor gewohnte sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze eher verdrängt. Eines ist jedoch erwiesen, die Anzahl prekärer Arbeitsplätze hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen.
2.6.1 Gesellschaft - Staatsverschuldung
Zu den Verlierern gehören vor allem die Gesellschaft im Ganzen und folgende Generationen dazu. Trotz permanent ansteigender Staatsverschuldung mit Stand von 1.720 Mrd. € Ende 2009, lassen es die politischen Entscheidungsträger weiterhin zu, dass Unternehmen, gesetzlich rechtmäßig, ihren Beschäftigten so niedrige Löhne zahlen können, dass die Gesellschaft aus Steuergeldern für deren Lebensunterhalt aufkommen muss und Unternehmen satteste Gewinne einstreichen.
2.6.2 Selbstständige und Verbraucher - Verlust an Kaufkraft
Der Gewinnanteil am volkswirtschaftlichen Gesamtgewinn von Selbstständigen und Einzelunternehmern im Bereich Private Haushalte, einschließlich Wohnungsvermietungen, ist im Zeitraum von 1997 von 38 % auf rund 22 % im Jahr 2007 gesunken. Darin liegt eine der Ursachen der hohen Anzahl von Geschäftsaufgaben und der daraus resultierenden geringen Selbstständigenquote in Deutschland.15
Nicht nur, dass die Frage nach gerechten und fairen Löhnen und Arbeitsplatzschaffung grundsätzlich neu beantwortet werden muss, redliche Unternehmen mit fairen Löhnen können dem Lohndumping anderer Unternehmen nicht mehr beikommen, sie verlieren Aufträge auf Grund der Marktverzerrung, die Lohnspirale dreht sich weiter abwärts und Insolvenzen sind die Folge.
2.6.3 Selbstständige und Verbraucher - Insolvenzen
Auf Grund hoher und verfestigter Arbeitslosigkeit, Ausweitung des Niedriglohnsektors und Leiharbeit sowie sinkender Reallöhne der letzten Jahre, kann man eine dramatische Überschuldung von privaten Personen und Haushalten, wie auch Unternehmen beobachten. Wurden 1995 rund 28.700 Insolvenzen noch im Ganzen gemeldet, waren es 2007 über 164.000 Insolvenzen, ein Zuwachs von 82,5 %! (siehe Anlage 7: Anzahl der Insolvenzen ab 1950)
2.6.4 Familien - wegen Binnen- und Auswanderung
Familien werden getrennt: Ursache der Abwanderung, von überwiegend jungen Menschen ganzer Regionen, sind wirtschaftlich nachteilige Verhältnisse.
Binnenwanderung: Ausdruck dieser Entwicklung ist letztendlich eine anhaltende Binnenwanderung von Ost- nach Westdeutschland: Bereits zwischen 1949 und dem Mauerbau 1961 sank die Einwohnerzahl der ehemaligen DDR kontinuierlich. Mangel an Demokratie und Freiheit, aber auch das ständig zunehmende West-OstWohlstandsgefälle waren die wichtigsten Motive der Massenabwanderung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.6.4: Binnenwanderung Ost- Westdeutschland 1991 - 2006
Von 1990 bis 2006 (ab 1991: ohne Berlin) wanderten insgesamt rund 2,8 Millionen Personen in die alten Bundesländer aus, vor allem die Aussichten auf einen Ausbil- dungs- bzw. Arbeitsplatz waren dabei die Hauptmotive.16
Auswanderungen: Laut Statistischem Bundesamt haben im Jahr 1970 lediglich 50.000 Menschen Deutschland verlassen. In 2006 waren es über 155.300, die Deutschland den Rücken gekehrt haben, das ist die höchste Zahl deutscher Auswanderer seit dem Jahr 1954. Über 50 % davon sind Führungskräfte der Privatwirt- schaft und Wissenschaftler, das Durchschnittsalter lag bei 32,2 Jahren.17
Motive für die Abwanderungen sind mit 29,9 % die Einkommens- und Beschäftigten- situation, 26,6 % Berufs- und Einkommensperspektiven, 19,9 % Steuern und Abgaben, 11,8 % höherer Lebensstandard und weiteres. (siehe Anlage 8: Hauptgründe der Abwanderungen aus Deutschland)
2.6.5 Familien - wachsendes Armutsrisiko
In Deutschland machen sich 85 % große Sorgen um Armut, am höchsten ist das Armutsrisiko in den ostdeutschen Bundesländern. In Mecklenburg-Vorpommern war die Armutsgefährdungsquote 2007 mit 24,3 Prozent deutschlandweit am höchsten. Gemäß der Definition der Europäischen Union ist die Armutsgefährdungsquote der Anteil der Personen, die mit weniger als 60% des mittleren Einkommens (Median) der Bevölkerung auskommen müssen. Wer in Deutschland weniger als 9.370 Euro (781 €/Monat) im Jahr verdient, gilt als armutsgefährdet. Weltweit ist Armut das größte Problem überhaupt, sagen 76 % der Deutschen.18
2.7 Öffentliche Wahrnehmung-Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit
Der Staat versucht mit erheblich finanziellem Steueraufwand mit verschiedensten Bundesprogrammen, geregelt in den Sozialgesetzbüchern SGB II und III, wie Einstiegsgeld, Beschäftigungszuschüsse, Förderung der Berufsausbildung, Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, Berufsausbildung Benachteiligter, Einstiegsqualifizierungen, Ausbildungsbonus etc. Unternehmen zu animieren zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen bzw. bestehende zu halten und Erwerbspersonen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen.
Andererseits wird in den Medien regelmäßig ein Leistungsmissbrauch von Hartz-IV- Empfängern beklagt, wir erleben ein nie dagewesenes und unüberschaubares Ausmaß an Steuerhinterziehung, Korruption, Verlust an parteilicher Glaubwürdigkeit und sinkenden Wahlbeteiligungen und seit Jahren einen rasenden Anstieg der Schwarzarbeit von 241 Mrd. € in 1995 auf rund 360 Mrd. € in 2010.
Im Januar 2010 wurden 17.532 Gründungen geförderte, das ist die höchste Zahl an Zugängen durch den Gründungszuschuss seit seiner Einführung im Jahr 2006. Inwieweit es sich hierbei um Mitnahmeeffekte handelt um den Einstieg in Hartz-IV noch etwas zeitlich hinaus zu verzögern, bleibt abzuwarten.
Auch wenn kurzfristig die höchsten Zugänge von Gründerzuschüssen registriert werden, verzeichnet Deutschland in der Gesamtbetrachtung einen erheblichen Rückgang des Gründungsgeschehens seit Jahren. Grund dafür sind die oft unüberschaubaren Risiken die Selbstständigkeit mit sich bringt. Missglückten Existenzgründern bleibt oft nur die Insolvenz und der Weg in erneute Arbeitslosigkeit oder Schwarzarbeit.
Welche Chancen sich Existenzgründern aus der Arbeitslosigkeit heraus tatsächlich bieten und welchen Risiken sie ausgesetzt sind bzw. ob die Programme Einstiegsgeld und Gründerzuschuss, unter Betrachtung geringerer Nachfrage und hoher Liquidationsquoten noch Zeitgemäß sind, soll im weiteren evaluiert werden.
3 Existenzgründungen
Die Motive für die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit können unterschiedlicher nicht sein. Einige Personen neigen zu selbstständiger Tätigkeit, um ihre Chancen am Markt zu testen und ihr Leben frei von fester und abhängiger Angestelltentätigkeit zu verwirklichen.
Möchte man Folgerungen aus der wirtschaftspolitischen Arbeitsmarktentwicklung der letzten 30 Jahre in Deutschland ziehen, so muss man zu dem Ergebnis gelangen, dass es für viele geschickte Menschen, die vergebens auf Arbeitssuche sind, es derzeit nur einen Ausweg aus der Arbeitslosigkeit gibt, der Weg in die Selbstständigkeit.
3.1 Vergütungen von Selbstständigen und GmbH-Geschäftsführern
Im besten Fall führt Selbstständigkeit zu dauerhafter wirtschaftlicher Unabhängigkeit, was sich auch in den Einkommensverhältnissen widerspiegelt. Nach Abzug von Steuern, Sozialabgaben und existentiellen Kosten, wie Miete, Lebensmittel u.s.w., verbleibt nach dem Rheinisch Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung 2009 ein s.g. verfügbares Nettoeinkommen. So ergeben sich monatliche Nettoeinkommen von Personen im Kontext ihrer sozialer Stellung.(Anlage 9: Vergütung GmbH-GF und verfügbares Nettoeinkommen nach sozialer Stellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3.1: Nettoeinkommen nach sozialer Stellung
Bei Geschäftsführern von GmbHs und Unternehmergesellschaften, wo die Gehälter Betriebsausgaben sind und somit unmittelbar die Steuerlast der Gesellschaften verringern, ist die Höhe der Gehälter abhängig von der Unternehmensgröße. Geschäftsführer mit bis zu 10 Beschäftigten verdienten im Bezugsjahr 2009 im Median 83.000 €, bei Unternehmen mit 10 bis 50 Beschäftigten verdienten sie über 140.000 € und bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten verdienten die Geschäftsführer mehr als 256.000 € im Jahr.
Betrachtet man die Entwicklung der Geschäftsführervergütungen von Industrie bis Dienstleister aus den Erhebungsjahren 2005 und 2009, so haben sich die Bezüge der Geschäftsführer in diesem Zeitraum im Median um 22,3 % erhöht.
3.2 Neuanmeldungen von Unternehmen nach Unternehmensgrößen
Seit mehr als 10 Jahren werden Gründungen aus EU - Mitteln, dem Bund und den Ländern mittels regionaler Förderprogramme unterstützt. Auf diese Weise soll die wirtschaftliche Entwicklung benachteiligter Regionen angekurbelt werden und Arbeitssuchenden eine berufliche Neuorientierung ermöglicht werden.19
Die Europäische Kommission hat mit Wirkung ab 01.01.2005 Unternehmen nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gegliedert. Diese Empfehlung betrifft alle Politikberei- che der Gemeinschaft innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums.20
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3.1.2: Klassifizierung von Unternehmensgrößen nach EU-Standard
Neuanmeldungen insgesamt: Im 1. - 3. Quartal 2009 haben sich von 538.200 Neugründungen nur 110.000 Unternehmen am Markt durchsetzen können, das sind gerade mal 20,4%.
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Im Saldo der Zugänge und Abgänge ergibt sich somit ein Unternehmenszuwachs in den einzelnen Kategorien: (Anlage 3: Neugründungen von Unternehmen und Aufgaben 2009)
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Betriebe mit größerer Wirtschaftlicher Bedeutung sind Unternehmen, die auf Grund ihrer Rechtsform und deren Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. Der Anteil innovativer Gründungen, die gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten so wichtig sind, liegt lediglich bei knapp 15 %. Dazu zählen im wesentlichen Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitern und einem Umsatz größer als 2 Mio. €/Jahr. Diese Art von Unternehmen werden überwiegend aus Universitäten und Hochschulen heraus gegründet bzw. sind es Ausgründungen aus bereits bestehenden Unternehmen.
Mit rund 116.000 Neuanmeldungen von Januar bis September 2009 ist das der geringste Teil der Neuanmeldungen, was sicher auch auf einen erhöhten Kapitalbedarf zurück zu führen ist. Im Jahr 2009 wurden durch die KfW-Bank 27.000 Unternehmen mit einem Finanzierungsvolumen von 4,1 Mrd. € unterstützt, das ist eine durchschnittliche Finanzierungssumme von über 151.000 € je Vorhaben.21
Kleinunternehmen: Das breite Gründergeschehen wird weiter von kleinen und kleinsten Gründungsprojekten dominiert. Laut EU-Klassifizierung sind damit Betriebe gemeint, die weniger als 10 Mitarbeiter beschäftigen und weniger als 10 Mio./Jahr Umsatzvolumen aufweisen.
Im verarbeitenden Gewerbe machten sich lediglich 4 % der Gründer selbstständig. Drei von vier Gründern (72 %) hatten keine Mitarbeiter, der Bruttobeschäftigungseffekt je Neugründung betrug 1,6 vollzeitäquivalente Stellen. Mit 86 % Prozent ist der Dienstleistungssektor besonders ausgebildet, somit setzt sich die Umwandlung einer Industriegesellschaft in eine Dienstleistungsgesellschaft weiter fort.2 Dazu gehören im wesentlichen Einzelunternehmer, Freie Berufe, hauptberufliche Handelsvertreter im privaten und gewerblichen Bereich, Makler, Handwerksbetriebe, Einzelhandel, Einrichtungen der Gastronomie und kleine GmbHs.
Gerade Kleinunternehmen mit einer Zuwachsquote von - 3,6 % haben es offensichtlich besonders schwer sich am Markt dauerhaft zu positionieren.
Nebenerwerbsbetriebe sind Betriebe, die neben einem bestehenden Arbeitsverhältnis betrieben werden und weniger als 50 % des Gesamteinkommens ausmachen, wie z. B. landwirtschaftliche Familienbetriebe im Weinbau. Mehr Geld, Freude an der eigenen Arbeit, das Hobby zum Beruf machen aber auch Kurzarbeit, sinkende Gehälter oder Stundenreduzierungen sind die Hauptmotive für Gründungen neben der festen Arbeit.
[...]
1 Vgl. Zeit ONLINE 28.01.2010, http://www.zeit.de/wirtschaft/2010-01/siemens-stellenabbau- deutschland
2 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (BA), http://statistik.arbeitsagentur.de/statistik/index.php
3 Vgl. Zeit-ONLINE 09.02.2010, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-02/hartz-iv-urteil
4 Vgl. Wirtschaftswoche, Heft 4/2010 vom 25.01.2010, Seiten 22-24
5 Vgl. Welt Online, 18. Januar 2010, http://www.welt.de/wirtschaft/article5898107/Krise-treibt- Schattenwirtschaft-weiter-an.html
1 Vgl. Hans-Böckler-Stiftung, WSI-Verteilungsbericht 11+12/2008, S. 587-588
2 Vgl. Baßeler/Heinrich/Utecht Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006, S. 299
3Vgl. Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch, Arbeitsmarktdaten 2009, Seiten 81
4 Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Jahresabschlussberichte 2000-2010, http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/interim/arbeitsmarktberichte/jahresamb. shtml
5Vgl. Bundesagentur für Arbeit, Monatsbericht Januar 2010, http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/000000/html/start/monat/aktuell.pdf
6Vgl. BA für Arbeit, Arbeitsmarktbericht 2008, Seite 197
7Vgl. DGB, http://www.mindestlohn.de/meldung/wsi-mindestloehne-in-europa, 01.03.2010
8Vgl. http://www.wirtschaftslexikon24.net/cl/preisinclex/preisinclex.htm
9 Vgl. Hans-Böckler-Stiftung, WSI Mitteilungen 11+12/2008, S. 590-591
10Vgl. Baßeler/Heinrich/Utecht Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, Stuttgart 2006, S. 789
11 Vgl. Forschungsergebnisse aus dem Institut Arbeit und Qualifikation 2008-01, Thorsten Kalina und Claudia Weinkopf, Universität Duisburg
12 Vgl. Monitor Arbeitsmarktpolitik, Erwerbstätige im SGB II-Leistungsbezug, Oktober
2007, S. 5
13 Vgl. Hajo Holst: Disziplinierung durch Leiharbeit? Neue Nutzungsstrategien von Leiharbeit und ihre arbeitspolitischen Folgen, in: WSI-Mitteilungen 3/2000
14 Vgl. http://www.dgb.de/presse/pressemeldungen/pmdb/pressemeldung_single?pmid=2953
15Vgl. Hans-Böckler-Stiftung, WSI-Verteilungsbericht 2008, S. 588-589
16 Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: http://www.bib demographie.de/nn_750732/DE/ DatenundBefunde/Wanderungen/binnenwanderung.html sowie ARD Tageschau, www.tagesschau.de/binnenwanderung100.html, 03.10.2009
17 Vgl. http://www.bib-demografie.de/cln_099/nn_749852/DE/DatenundBefunde/Wanderungen/ deutsche_ wanderer.html#mitte,-text
18 Vgl. Statistisches Bundesamt, Armut in Deutschland, http://de.statista.com/themen/120/armut-in- deutschland
19 Vgl. Haufe-Verlag, Index 710213, Studie BBE media GmbH "Welche Vergütungen GmbH- Geschäftsführer erhalten", 2005 und 2009
20 Vgl. http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/factsfigureanalysis/sme%20definition/index_en.htm
21 Vgl.KfW Gründungsmonitor,http://www.kfw.de/DE_Home/Presse/Pressearchiv/2009/20090604.jsp
- Arbeit zitieren
- Mathias Tretschog (Autor:in), 2010, Chancen und Risiken bei Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155880
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