Das Verstehen von Texten (“Comprehension”) ist ein vielfältig untersuchtes Teilgebiet der Psycholinguistik, welchem allerdings erst seit ein paar Jahrzehnten Aufmerksamkeit geschenkt wird. Beim Lesen eines Textes muss z.B. die Syntaxstruktur analysiert und der semantische und morphologische Inhalt der Äußerung dekodiert werden. Danach folgen Inferenzbildungen, die die Wörter sinnvoll zusammenfügen und für uns auf Satz- und Textebene verstehbar machen.
Zunächst soll kurz erklärt werden, was im Folgenden mit dem Begriff „Text“ gemeint ist.
Text (lat. textum: Gewebe, Text) bezeichnet eine abgegrenzte, zusammenhängende Äußerung in geschriebener Sprache, im weiteren Sinne auch die nicht geschriebene, aber schreibbare Sprachinformation.
(de.wikipedia.org/wiki/Text, letzte Änderung am 04.07.2009)
Es handelt sich hierbei also um eine schriftliche oder mündliche Äußerung, die zumindest zwei Sätze umfassen sollte. Texte können natürlich durchaus auch einen weit größeren Umfang annehmen. Umschreibungen wie „der Leser“ sind exemplarisch gemeint und beziehen sich genauso auf den möglichen Zuhörer.
Um Äußerungen verstehen zu können, wird Weltwissen benötigt, welches sich von Person zu Person unterscheiden kann. Der kulturelle Hintergrund, der Bildungsgrad, das Alter und persönliche Interessen eines Menschen haben einen sehr großen Einfluss auf das Weltwissen. So weiß ein Kind unseres Kulturkreises von der Existenz des Weihnachtsmannes und ein afrikanischer Stamm huldigt seiner Gottheit. Dieses Wissen wird auch Vorwissen genannt, da es in einer bestimmten Situation von vornherein eingebracht wird und das Verstehen eines Textes dadurch meist vereinfacht, aber auch verkomplizieren kann.
Es sei noch angemerkt, dass sich in der Literatur durchaus verschiedene Begrifflichkeiten für einzelne Phänomene finden lassen, welche aber notiert sind. In Ermangelung von deutschen Äquivalenten wurden zur Sicherheit die englischen Begriffe beibehalten.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Inferenz und Kohärenz
- Bridging Inference
- Elaborative Inferenz
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen der Inferenzbildung im Kontext von Textverstehen. Es wird erörtert, wie Leser und Hörer durch die Verbindung von Weltwissen und sprachlicher Information neue Propositionen bilden, um Texte kohärent zu gestalten. Die Arbeit beleuchtet zudem die Rolle von Kohärenz als einem zentralen Element der Inferenzbildung.
- Inferenzbildung als kognitives Grundprinzip
- Rolle des Weltwissens und Vorwissens im Textverstehen
- Kohärenz als spezifische Form der Inferenz
- Unterscheidung zwischen Bridging und Elaborative Inferenz
- Automatisierung von Inferenzbildungsprozessen
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Der einleitende Abschnitt beleuchtet die Bedeutung des Textverstehens in der Psycholinguistik und stellt den Begriff "Text" im wissenschaftlichen Kontext dar. Er betont die Rolle des Weltwissens und Vorwissens für die Interpretation von Texten und erläutert die Verwendung englischer Fachbegriffe aufgrund fehlender deutscher Äquivalente.
Inferenz und Kohärenz
Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und Bedeutung von Inferenzbildung als kognitivem Prozess. Es werden unterschiedliche Ansätze zur Beschreibung von Inferenzen und ihre Rolle im Kontext von Kohärenz diskutiert. Der Abschnitt erörtert auch die Frage nach der automatischen Bildung von Inferenzen und beleuchtet die enge Verbindung zwischen Inferenz und Kohärenz.
Bridging Inference
Das Kapitel widmet sich der Bridging Inference, einem Typ der Inferenzbildung, der die Verbindung zwischen verschiedenen Äußerungen im Text mithilfe von Weltwissen und Erfahrungen herstellt. Die Bedeutung der Kohärenz für die Bridging Inference wird hervorgehoben und die Rolle des Senders bei der Gestaltung des Textes zur Unterstützung der Inferenzbildung analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen Textverstehen, Inferenzbildung, Kohärenz, Weltwissen, Vorwissen, Bridging Inference, Elaborative Inferenz und logische Inferenz. Der Text analysiert die Zusammenhänge zwischen diesen Begriffen und ihre Bedeutung für die Interpretation und Kohärenz von Texten.
- Quote paper
- Regina Schultze (Author), 2009, Inferenzen - Verstehen von Texten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156020